Am Bettelstab

31 03 2009

Schnee, Eis und Hagel überwehten die Republik. Ein Mitglied aus dem Millionenheer der nicht in den Erwerbsprozess Integrierten hatte die Initiative ergriffen und sich vor einen Supermarkt gesetzt. Bei Wind und Wetter harrte er der Besucher des Konsumtempels. Mancher von ihnen hatte ein freundliches Wort übrig, mancher gab verstohlen Pfandbons. So kam mancher Cent zusammen, den der Bettler aus der Blechdose klaubte. Und es war nur logisch, dass ein Bediensteter der Wohlfahrt, die Mittagsstunden an der frischen Luft der sozialen Kälte nutzend, den Almosenempfänger aufmerksam betrachtete. Nach grober Schätzung der Büchse eilte er in seine karg möblierte Amtsstube und rechnete für den Rest des Tages hoch, bis seine Ärmelschoner glühten. 120 Euro im Monat kamen zusammen. Die kürzte der Sachbearbeiter von des Bettlers Stützgeld. Und hatte damit Schlimmeres verhindert durch reine Gewissenhaftigkeit.

Natürlich habe das keiner gewollt. Dies sei, wand sich der Sprecher der Stadtverwaltung, eine bedauerliche Einzelfallentscheidung, die keinesfalls Kreise ziehen dürfte. Man einigte sich gütlich, dass nur ein Teilbetrag zu verrechnen sei, da für eine andere Berechnung die Gesetzesgrundlage fehle.

Vorerst. Denn in der Stadt, die Wissen schafft, war nun guter Rat teuer. Fieberhaft überlegte die Behörde am Hiroshimaplatz, wie man die Kunst des Abzwackens perfektionieren könne. Zwar fand der Vorschlag der befreundeten Unternehmensberatung, die Lichtenberg-Statue aus Gründen der Moral als Altmetall in Zahlung zu geben, zunächst einigen Beifall, konnte sich aber nicht durchsetzen; kaum einer wusste, wer Lichtenberg war. Man beschloss, eine Arbeitsgruppe einzurichten. Ihre Ergebnisse konnten sich sehen lassen.

Man tat sich schwer mit der Abwrackprämie – vornehmlich konnte man nicht davon ausgehen, wie Sozialhilfeempfänger flächendeckend zum Erwerb von Neuwagen überredet werden sollten – und verwarf auch, die Bezüge des Prekariats ganz auf Flaschenpfand umzustellen. Doch bald ergaben sich Ansätze aus der Neudefinition des Einkommens. So schlug man zunächst vor, Lotteriegewinne unter die Lupe zu nehmen. Zur Maximierung des Geldsegens führte man als Nebenerwerb für Erwerbsunfähige das Lottospiel ein. Zwangsweise. Die Tippgebühren freilich konnte man den Nutznießern der sozialen Hängematte nicht auch noch erstatten. Dies sei, so der Tenor der Rechtsprechung, letztlich auch eine Frage der Eigeninitiative.

Die Unionsparteien griffen die Sache alsbald auf, um auch Preisausschreiben als Verdienstquelle zu aktivieren. In den Zeiten der Rezession gab es nun kaum noch Gewinnspiele, doch seien Hartz-IV-Empfänger aus der Bewerbungspraxis längst an das aussichtlose Verschicken zahlreicher Postsendungen gewöhnt, so dass ihnen diese zwar unsinnige, dabei doch höchst motivierende Aktion zumutbar sei. Ausgenommen waren Spirituosen und Tabakwaren, deren Hersteller man keinesfalls noch weiter ins Blickfeld gewisser Element rücken wolle, wie Philipp Mißfelder verkündete; man bringe mit derart sozialer Marktwirtschaft das Land noch an den Bettelstab.

Ein weiterer Vorstoß kam aus dem Paritätischen Wohlfahrtsverband, hatten die Sozialdienstleister doch über die Anzahl von Suppenküchenbesuchern geklagt. Bei einem üppigen Arbeitsessen tüftelte die Arge unter Beratung zweier Sterne-Köche und des Ernährungswissenschaftlers Thilo Sarrazin aus, dass eine Portion Erbseneintopf nicht unter sieben Euro zu bewerkstelligen sei. Diese Naturalleistung sei auf die Wohltätigkeiten anzurechnen.

Aber es blieb die leidige Frage der Kontrolle. Zwar war dies keine Frage des Arbeitsaufkommens, da die Dienststelle sich bis dato nur nebenbei um ihre Aufgaben gekümmert hatte, doch man war auch in der Not, Arbeitsplätze zu schaffen. So ersann die Kommission den Ein-Euro-Job des Betteleikontrolleurs. Überdies wurde auch dieser eine Euro auf die Regelsätze angerechnet, so dass keine weiteren Kosten zu befürchten waren.

Auf seiner Vorwahlkampftour nutzte der Vorsitzende der Neoliberalen die Gunst der Stunde, um ein markiges Wort zur Gesellschaftspolitik zu äußern: Transferleistung müsse sich wieder lohnen. Auch Schmarotzer, so sprach der Säulenheilige des Turbokapitalismus, hätten ein Recht darauf, Abgaben zu leisten. Die Investmentbanker gaben ihm Recht; schließlich hatte er sie nicht auf der Abgabenseite erwähnt. Die Bundespolitik sah das Beharrungsvermögen der Behörde mit Wohlwollen. Die Zahlen besserten sich; seit Monaten gab es Hoffnungen auf Ermäßigung von Erbschafts- und Spitzensteuersätzen. Auch die Vermögenssteuer war nun vom Tisch. Und nicht länger mussten verarmte Manager ihre Boni vom Vorjahr anbrechen, um dem Hungertod standesgemäß zu entgehen.

Günter Wallraffs lang erwartetes Opus Ganz am Arsch stieg schnell in den Bestsellerlisten. Für seine Undercover-Berichte hatte sich der Reporter ein gerichtspsychologisches Gutachten besorgt, das ihm eine abnorme Persönlichkeit bescheinigte. So fand er Einlass bei der Arge und konnte monatelang im orangefarbenen Häkelpullover hinter seinem Schreibtisch Anträge ablehnen, ohne in der Verwaltung aufzufallen.

Und dann traf es den Verursacher. War der Sachbearbeiter doch bei einer kleinen Unredlichkeit ertappt worden, als er die Barspende, die er seiner Nichte zum Geburtstag hatte zukommen lassen, nicht ordnungsgemäß in ihrer ALG-II-Akte vermerkte. Die Prozesskosten fraßen den Rest seines Vermögens, das nach dem Verkauf des Einfamilienhäuschens entstanden war. Bei seiner Qualifikation war an eine Eingliederung in den regulären Arbeitsmarkt nicht zu denken. Seine Pensionsansprüche hatte er verwirkt. So musste er schweren Herzens den Gang zu seinen ehemaligen Kollegen antreten.

An einem milden Frühlingstag – er hatte sein Gewerbe als Bettler ordnungsgemäß angemeldet und ins Register eintragen lassen, die Umsatzsteuervorauszahlung auf planbare und kontinuierliche Einkünfte aus der Bettelei bereits für ein Jahr im Voraus geleistet, die Terminanfrage für die Steuerprüfung lief, die Buchführungsbeihilfe war ihm allerdings nicht gewährt worden, obschon er eine achtmonatige Existenzgründungsberatung absolviert hatte – legte ihm der Sachgebietsleiter eine Liste mit offiziellen Stellen vor, wo der gute Mann hinfort milde Gaben, Kleider, Speise und Unterschlupf zu gewärtigen habe, und händigte ihm einen Bescheid über 976,65 Euro im Monat ein. Da er dabei übersah, dass die Differenz aus Hartz IV und den mutmaßlichen Mildtätigkeiten ein Negativbetrag war, geriet er schon Wochen später ins Visier der Steuerfahndung. Man sah ihn dann vor einem Discounter, mit einem Pappbecher in der Hand. Er ließe sich, so eine Nachbarin aus besseren Zeiten, letztens doch etwas gehen.





Pardon wird nicht gegeben

30 03 2009

Die Argumentation des rheinischen Klerikers war außergewöhnlich schlüssig. Die Bundeskanzlerin, so Joachim Kardinal Meisner, habe sich schleunigst beim Papst zu entschuldigen. Ihre Kritik an der Praxis, Holocaust-Leugner wieder in den Schoß des Katholizismus zu führen, sei völlig unangemessen gewesen. Schließlich sei Merkel Protestantin. Zudem solle sie sich als CDU-Vorsitzende nicht in theologische Fragestellungen einmischen; seine Organisation, so der Hardliner, schere sich ja auch nicht um politische Randbegriffe wie Christentum.

Eine ganze Nation stand sehr betroffen vor dem moralischen Spiegel. Nichts Gutes blickte heraus, als sie hereinblickte. Sünden und Laster, Missetat, Ruchlosigkeit und Frevel standen in solchem Maß zur Disposition, dass ein einzelner Bußtag gar nicht würde gutmachen können, was sie sich geleistet hatten. Sie krochen kollektiv zu Kreuze, ihre Verfehlungen öffentlich zu bekennen und Gnade zu erflehen im Bewusstsein ihrer Verantwortung.

Geständnisse auf Pressekonferenzen leiteten die Reise in den Sündenpfuhl ein. Hartmut Mehdorn und Klaus Zumwinkel erschütterten das Empfinden der Deutschen; sie hätten gelogen, getäuscht, beschissen und betrogen – noch beim Auspacken vor dem Volk kannten sie kein Maß.

In langen Schlangen kroch alle Welt zu Kai Pflaumes Beichstuhl Bitte verzeih mir, der hastig aus dem Boden gestampften Weinshow für moralresistente Wiederholungstäter. Während Karl Moik und Stefan Mross sich die Haare rauften und Barbara Salesch sich auf die Brust schlug, bettelten Sonja Zietlow, Dieter Bohlen und Margarethe Schreinemakers mit Angelika Kallwass und Oliver Geissen um die Wette und um Vergebung. Auch Eva Herman und Jürgen Fliege schlossen sich dem allgemeinen Mea culpa an; diese allerdings mit dem Hinweis, es sei ja nicht alles schlecht gewesen, jener mit dem ausdrücklichen Hinweis, er sei außerordentlich dankbar, dass er nicht so ein Sünder sei wie die anderen alle. Es war ein Riesenerfolg.

Das Feuer schien schon zu verglimmen, da legte der Kölner Erzbischof nach. Er bedauerte öffentlich, dass viele Katholiken deshalb aus der CDU ausgetreten waren – eine so nicht erwünschte Wendung der Sache. Dass etliche Mitglieder der CDU der Katholischen Kirche den Rücken gekehrt hatten, entzog sich allerdings seiner Kenntnis, wie man ja stets nur weiß, dass man nichts wisse.

Einem Erdrutsch kam die Botschaft gleich, Helmut Kohl sei zur öffentlichen Abbitte bereit. Es erwies sich als Ente; der Einheitsarchitekt ließ hernach verlautbaren, er habe offensichtlich einen Blackout gehabt.

Denn auch der deutsche Qualitätsjournalismus erwachte und bekannte Farbe. Man habe seinerzeit falsch gehandelt, ja, man sei möglicherweise zu leichtgläubig gewesen, durchaus, und es habe auch die eine oder andere vielleicht unverantwortliche Art der Berichterstattung gegeben, dochdoch. Sie suhlten sich in ihren eigenen Bekennerschreiben. Die Öffentlich-Rechtlichen veranstalteten schnell noch ein paar Sondersendungen – Quotenrenner unter ihnen wurde Brennpunkt Sünde: Müssen wir die Gesellschaft verbieten? – und n-tv twitterte die Selbstgeißelungen aus den deutschen Redaktionsstuben in alle Welt, was den SPIEGEL veranlasste, das aktuelle Heft mit dem Titel Killer-Journalisten zu schmücken. Es zeigte Kai Diekmann und Franz Josef Wagner, die einander die Stachelpeitschen um die Ohren knallten, was ihnen ein erhebendes Gefühl von Anstand verschaffte – eine gänzlich neue Erfahrung für die beiden.

Die BILD-Schlagzeilen waren ungünstigerweise schon besetzt, da Dieter Althaus in einer mehrteiligen Serie über den Begriff der Schuld meditierte. Exklusives Fotomaterial, das ihn in Gedanken versunken zeigte, durfte nicht fehlen.

Öffentliches Grübeln vollzogen auch Jan Ullrich und seine Mannen. Dabei blieb es auch. Insgesamt zeigte sich die Sportwelt wenig kooperativ. Die Inkompetenz-Damennationalmannschaft mit ihren Spielführerinnen Ulla Schmidt, Ursula von der Leyen und Brigitte Zypries schoss noch schnell ein paar Eigentore und verwies auf den kommenden Meisterschaftserfolg. Auf eine Stellungnahme des sattsam bekannten Zahlenspielers und Demagogen Christian Pfeiffer wartete die politische Nation vergebens. Er hatte die Irrtumswahrscheinlichkeit noch nicht in die richtige Richtung gebogen.

Lippenbekenntnisse aus dem Finanzwesen führten die Debatte jedoch schnell wieder ins Gesittete zurück. Zaghaft gestanden die Manager ein, es habe möglicherweise Pannen gegeben, die zu nicht vorhersehbaren Folgen geführt hätten. Man einigte sich im Qualm der Friedenspfeifen, die Sache auf die höhere Gewalt abzuschieben. Das Schicksal, so der allgemeine Tenor, müsse nun um Pardon bitten. Und so sitzen sie noch heute und schieben sich die Verantwortung zu.

Als der Kirchenvorsteher aus der Stadt der Jecken in einem seiner doch seltenen Momente als Staatsbürger bekannte, die Deutschen würden sich mit ihrer Papstmäkelei lächerlich machen, war der allgemeine Friede wieder hergestellt. Meisner hatte die Lächerlichkeit seiner Nation, die Staat und Kirche trennt, vor Gott und den Menschen geteilt und bekam Absolution.

Der Vatikan äußerte sich dazu allerdings nicht. Man blieb dort dem Vorsatz treu, sich nicht in politische Fragen einzumischen.





Von der Erhabenheit des Kreatürlichen

29 03 2009

für Robert Gernhardt

Ich wäre schrecklich gern erhaben,

(Nein! nicht, dass Sie jetzt denken: Eben,
der will sich doch nur selbst erheben!
Das fiele mir im Traum nicht ein!
Das ist es nicht! Nein, ehrlich! Nein!)

voll Gnade und voll großer Gaben,

(Ach was, das ist es wirklich nicht!
Gehn Sie mit mir nicht ins Gericht,
ich meinte das nur einfach so!
Ich wär auch gnadenlos noch froh!)

wie, beispielsweise: Küchenschaben.





Aufforderung zur Reform des Deutschunterrichts

28 03 2009

Ich wär dafür, das Heer der Pädagogen
nach Umfang zu entlohnen. Wer nur Goethen
und Schiller kann und nur in höchsten Nöten
zu Brecht greift, dem bin ich nicht mehr gewogen.

Dass dieser Lehrplan nützt, ist glatt gelogen.
Hat man gesehn, wie die sich je erböten,
den Geist zu lehrn, anstatt ihn abzutöten?
Wer klug ist, hat sich längst von dort verzogen.

Denn der Verdacht bleibt: keiner dieser Meister
hat viel gelesen. Was sich niederschlägt.
Statt Heine: Bravo, und statt Kleist gibt’s Kleister.

Bald haben sie’s geschafft. Dann wird das Lesen
der pure Luxus, den kein Mensch verträgt.
Die Bücher: weg. Und keiner war’s gewesen.





Lineare Regression

27 03 2009

Natürlich hatte ich mich für Breschkes gefreut. Sechs Richtige im Lotto, das hat man ja nicht alle Tage. Mit einem kleinen Sektempfang für Nachbarn und Freunde wurde der glückliche Zufall begossen, dann verkündete Herr Breschke seine Pläne für die Zukunft: während einer längeren Erholungsreise in den Schwarzwald sollte der Bungalow der Eheleute einer Komplettrenovierung unterzogen werden. Das nötige Kleingeld sei ja nun vorhanden, und es solle für die verbleibenden Jahre seines Ruhestands – hier zwinkerte der pensionierte Finanzbeamte mir zu – etwas Ordentliches sein. Nicht dieser neumodische Quatsch, sondern durable Qualität. Es sollte schließlich noch ein paar Jahre halten und Freude machen.

Was zunächst hieß, dass ich mich mit Breschkes Tochter um Bismarck stritt. Der Hund musste ausgeführt werden. Eine gewisse Affinität hatte dieser außerordentlich blöde Dackel zu mir entwickelt. Dennoch kam die Angelegenheit zu einer einvernehmlichen Lösung. An geraden Tagen holte ich den Hund bei Breschkes Tochter ab, die dann genügend Zeit für ihre Besorgungen hatte, an ungeraden pausierte Breschkes Tochter, damit ich den Dackel ausführen konnte.

So kam ich eines Tages, Breschkes atmeten schon seit vier Wochen die würzige Luft der Fichtenwälder im deutschen Mittelgebirge, an dem Anwesen vorbei. Ein Möbelwagen parkte in der Einfahrt. Bismarck wickelte wieder einmal die Leine um meine Füße und ich nutzte die Pause, um auf den Gartenweg zu treten. Vor der Tür stand der alte Beußelmann, ein unwahrscheinlich dicker Mensch mit Spiegelglatze, der beständig schwitzt. Doch er versteht etwas von Mobiliar und hatte mir schon einige schöne Stücke verschafft. „Na, junger Freund“, begrüßte er mich, „wie geht’s, wie steht’s?“ Schon witterte er meine Frage. „Ich hätte da für Ihre Schleiflackanrichte just zwei hübsche Hocker. Stahlrohr, Marcel Breuer, Sitze natürlich frisch bezogen. Würde ich Ihnen für 1700 pro Stück, was sag’ ich denn: 2500 für alle beide, abgemacht?“ Wenn er mich auch etwas überschätzte in Betreff meiner finanziellen Mittel, Geschmack hatte er. „Na, gehen Sie mal rein. Aber wundern Sie sich über gar nichts, ja?“ Bismarck zog an der Leine. Ich betrat das Haus.

Die Blümchentapete im Flur ließen mich schon Schlimmeres erahnen. Neu sah sie nicht aus, allerdings war ich mir sicher, dass bis vor einigen Tagen da noch Raufaser in Altweiß geklebt hatte. Was war hier geschehen? Ich tastete mich durch muffige Dunkelheit bis zur Tür und blickte hinein. Das Blut in meinen Adern gefror schlagartig.

Die Kücheneinrichtung sah aus wie die surreale Interpretation eines Heimatfilms, der unter der Oberfläche des Silbersees gedreht worden war. Eine weiß lackierte Anrichte mit Aufsatz, Scheibentüren mit Gardinen, Brotfach und einem ausziehbarem Geschirrtischchen stand da, wo bisher noch die Einbauschränke gehangen hatten. Der Elektroherd mit Umluftofen und integrierter Mikrowelle war einem Kohlenherd gewichen – einem emaillierten Monstrum mit umlaufender Messingstange. Ich rang erst nach Luft und dann nach Worten. „Gelungene Überraschung?“ Beußelmann war unbemerkt hinter mich getreten. „Breschke wollte das originalgetreu. Alles aus den Fünfzigern. Sie ahnen nicht, was ich unternommen habe, um diesen prähistorischen Schrott aufzutreiben. Na, kommen Sie mal weiter.“ Und mit diesen Worten zog er mich am Arm aus der Küche ins benachbarte Bad.

Nun war Breschkes Nasszelle nie ein Hort der Entspannung für Körper, Geist und Seele gewesen. Die blauen, mit stilisierten Orchideen überkitschten Kacheln standen in aufreizendem Kontrast zur Badewanne, deren Braunton – Frau Breschke hatte mir beständig ihr Leid geklagt – zudem mit dem weinroten Handwaschbecken disharmonierte. Dies alles war Herrn Breschkes Geiz geschuldet, der die Einzelteile seinerzeit der Konkursmasse eines Baustoffhändlers kostengünstig entnommen hatte, ohne Rücksicht auf Verluste oder das Urteil der Nachwelt. Und doch, ich sehnte dieses seltsame Ensemble zurück, denn meinem Auge bot sich zwar reines Weiß, aber es war aus lackiertem Metall in Gestalt einer frei stehenden Badewanne sowie eines Badeofens, der schätzungsweise zur Zeit des Reichskanzlers Caprivi konstruiert worden war. Die Kacheln waren – ein einziger Bruch, und nicht nur ein historischer – von mattem Grüngrau mit einem Stich ins Ockerfarbene, was man hinter der neu eingesetzten Milchglasscheibe im Fensterrahmen jedoch kaum bemerkte. Ich musste mich am Türrahmen festhalten. Beußelmann warf mir einen fatalistischen Blick zu. „Wenn Sie meinen, das sei schon alles, dann machen Sie sich auf die Krönung gefasst. Ich hoffe, Sie haben gut gefrühstückt.“ Und wir betraten das Wohnzimmer.

Zunächst sah ich Häkeldeckchen in rauen Mengen, die Chaiselongue und das nierenförmige Rauchtischchen nebst einigen an Scheußlichkeit nicht zu überbietenden Cocktailsesseln in Rostrot und Erbsengrün. Die dreiflammige Tulpenlampe schien alle Bestialität hämisch zu überstrahlen. „Und jetzt drehen Sie sich ganz langsam um. Ganz langsam!“ Ich tat, wie mir geheißen – wer beschreibt den Stoß in meinen Magen, als ich ein Büfett aus poliertem Edelholz entdeckte, dessen Formen gewaltig aus der Kurve getragen wurden. Gelsenkirchener Barock in seiner reinsten Form. Gewissermaßen der natürliche Widerpart zur linearen Regression.

Meine Brillengläser beschlugen von innen. „Tja, da sehen Sie, womit ich die letzten Wochen zugebracht habe. Breschke wollte und wollte unbedingt Originalstücke haben. Wissen Sie, wo ich das gefunden habe? Bei einem Sammler in Ecuador.“ Ich starrte auf das Möbel wie auf ein bizarres Insekt. Ungerührt fuhr Beußelmann fort: „Und zu einem Preis, ich sag’s Ihnen! Dafür bekommen Sie glatt zwei neue Stutzflügel.“ Ich fragte ihn, was in Herrn Breschke gefahren sei, und er antwortete mir prompt: „Ich weiß es nicht. Wenn Sie mich fragen, der Alte pickt längst am Vollmeisenknödel.“ Und plötzlich sah er ganz elend aus. „Ich kann das nicht mehr! Das ist mein letzter Auftrag, ich halte das nervlich nicht mehr aus!“ Er packte mich in höchster Verzweiflung an den Armen, wie ein Ertrinkender Rettung sucht. Schon wollte ich ihn fragen, was in ihn gefahren war, doch da kam schon einer der Möbelpacker hinein. „Chef, wo stell’ ich das ab?“ Er rollte eine Beistelletagère hinein, dreistöckig, dreieckig. Im dritten Stockwerk stand ein Gartenzwerg. Steingut in Farbfassung, um 1951. Und ich verstand.





Integrationskindergarten

26 03 2009

Letzten Donnerstag hatte das Bügeleisen noch tadellos funktioniert. Aber letzten Donnerstag war letzten Donnerstag und heute eben heute – da stand ich nun, einen Haufen Hemden im Waschkorb, und das einzige heiße Eisen war die Tatsache, dass ich schon anderntags ein frisches Hemd benötigen würde, um bei Kollauer & Seeck Consulting den Unternehmensberatern die Grundrechenarten möglichst schonend beizubringen. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es eng würde, wenn ich nicht auf der Stelle das Haus verließe, um ein neues Plättgerät zu besorgen. Und selbst das nur, wenn mein Elektrohändler am Ende der Straße noch ein solches vorrätig haben würde.

Hastig warf ich mich in den Mantel und rannte die Straße entlang. Die Leuchtreklame blendete mich. Da, wo noch vor einer Woche Elektro Sühlke sein Geschäft gehabt hatte, befand sich nun der Multifunktionsgeräteshop All in One. Da ich keine Wahl hatte, betrat ich den Laden. Ein Verkäufer begrüßte mich.

„Wenn Sie sich vielleicht einmal umschauen mögen? Wir führen eine reiche Auswahl an kleinen Helfern für Ihren Haushalt. Sie haben also Interesse an einem multifunktionalen Gerät?“ Wenn ich recht überlegte, hatte ich tatsächlich schon mit demselben Hammer Nägel in die Wand sowie versehentlich Scheiben eingeschlagen und mir mit dem Brotmesser Paprikaschoten, zähes Rinderfilet und in die eigenen Finger geschnitten.

Ich fragte ihn, was denn genau unter einem Multifunktionsgerät zu verstehen sei. Mir schwebte schon seit längerem eine neue Espressomaschine vor. „Was Sie meinen, ist ein Vollautomat – Kaffee mahlen, Kaffee brühen und Milch aufschäumen, das hat ja letztlich alles mit Kaffee zu tun, also handelt es sich nicht um ein multifunktionales Gerät, sondern eher um ein Gerät mit Zusatznutzen. Richtige Multifunktionsgeräte hingegen sehen Sie hier.“ Damit führte er mich an den Stand für Büroelektronik. Die Maschinen druckten, faxten, scannten, und manchmal kopierten sie auch. Ich fragte den Verkäufer nach dem Vorteil. „Nun, sie drucken, faxen, scannen und kopieren, nicht wahr?“ Man soll sich dem Evidenten beizeiten beugen, wenn es nicht zu leugnen ist, soviel war mir bewusst, allein ich sah den Sinn nicht ein. „Das fängt beim Platzbedarf an. Sie brauchen nicht mehr vier Geräte in Ihrem Büro, es reicht eines.“ Meinem Einwand, die technische Leistungsfähigkeit solcher Doseneintöpfe sei im Regelfall kaum mit einzelnen Geräten zu vergleichen, begegnete er mit einem schlagenden Argument. „Dafür sind natürlich auch die Stromkosten wesentlich niedriger. Sind Sie etwa nicht für Umweltschutz?“ Da seine Stimme einen leicht schnippischen Tonfall angenommen hatte, erinnerte ich ihn nochmals an meine Frage. Zur Illustration wählte ich Jonas’ Kompaktanlagen, vielmehr die Tatsache, dass er Plastebrüllwürfel im Jahreszeitenwechsel zu kaufen pflegte, die in seinem Wartezimmer nur selten die Garantiezeit überlebten. Was mir bedeutete, dass ich mit einem kaputten Scanner, der nicht mehr faxen will, auch keinen Drucker mehr hätte und als Dreingabe ein defektes Kopiergerät. Herablassend lächelte er. „Ich weiß, was Sie jetzt denken, und Sie haben Recht. Ist es da nicht wesentlich praktischer, wenn Sie im Falle eines Falles Ihre Garantieansprüche nur gegen einen einzigen Hersteller durchsetzen müssen? Und bedenken Sie, während Sie auf einen Apparat warten, sparen Sie vierfach Strom!“

Ich begriff. Ich war hier in einem Integrationskindergarten. Warum hatte er mir das nicht gleich gesagt?

„Schauen Sie zum Beispiel diese drei Geräte an.“ Er wies zu einer Konsole, auf der drei silberne Geräte ruhten. „Dies ist ein Mobiltelefon mit integrierter Videokamera und Musikspieler. Können Sie mir folgen?“ Ich versuchte es. „Dann passen Sie auf. Dies ist nämlich eine Videokamera, die auch Musik abspielt und ein eingebautes Telefon hat. Und das da ist ein Musikspieler, mit dem Sie Videos aufzeichnen – und jetzt kommt der Knaller – und zusätzlich telefonieren können! Ist das nicht unheimlich praktisch?“ Ein Wunder der Technik, nein: drei Wunder der Technik. Und dazu sehr entspannend. Ich ließe eins dieser Dinger wohl aus Versehen im Vorortzug liegen und wäre auf einen Schlag drei Sorgen los. Faszinierend.

Ich zog den Kauf eines Multifunktionshemds in Erwägung. Es müsste doch ein Hemd geben, das nicht nur zum schwarzen Anzug, sondern auch zu Freizeithosen passt. Dezent gemustert und trotzdem bügelfrei. Leider hatten sie keine Herrenbekleidung.

„Wie gesagt, das Bügeleisen…“ Er blickte sich hilflos um. „Sie könnten diesen Heizlüfter mit Kaltgebläse und integriertem Luftfilter verwenden.“ Ich fragte vorsichtig, ob nicht auch ein Nudelholz, das zugleich als Waffe benutzbar sei, zum Wäscheplätten dienen könnte, doch dies wurde mir abschlägig beschieden. Elektrische Nudelhölzer seien seit dem Preisverfall bei mechanischen Nudelmaschinen völlig vom Markt verschwunden, elektrische Nudelbereiter zwar inzwischen schon als Vollautomaten erhältlich, aber noch immer nicht mit Teigwalzen in Hemdenbreite. „Warten Sie mal“, unterbrach er, „ob das geht?“ Er fingerte an dem Multifunktionsding herum. „Wenn Sie das Fax vorher genügend aufheizen, könnten Sie unter der Scannerklappe vielleicht sogar Hemden bügeln.“

Ich würde einen Rollkragenpullover tragen. Und ich würde es Kollauer & Seeck Consulting vorsichtshalber faxen. Mit dem Brotmesser.





Die fremde Zivilisation

25 03 2009

„Jetzt komm schon! Immer muss man auf Dich warten!“ Krkl schwang das dritte Bein aus dem Transitator und sprang auf den Boden. Wie ein Gummiball hopste er auf und ab. Dabei gab er helle Quietschlaute von sich. Doch wer sollte sie schon hören, mitten in der Nacht auf dem Parkplatz.

Ungehalten verschränkte Xtrp die Vorderarme. „Hör jetzt auf mit dem Unsinn! Wir sind ja nicht zum Spaß auf diesem Planeten. Außerdem haben wir nur Zeit, bis der Stern wieder leuchtet. Jetzt komm endlich!“ Krkl beruhigte sich. Obwohl er ein bisschen beleidigt war. Man hatte ihn ausgewählt, den Planeten zu erkunden, und jetzt dufte er nicht einmal die Schwerkraft ausprobieren? Sie machten sich noch ein bisschen schmaler und schlüpften unter der Tür durch. Der Supermarkt bekam den ersten außerirdischen Besuch seit seinem Bestehen.

Sie wanderten die Regalfronten entlang. Xtrp schaute auf Marmeladengläser und Knäckebrot. Unterdessen hatte sich Krkl vor der Kondensmilch postiert. „Es scheint zu stimmen, sie haben jede Menge Rohstoffe.“ „Woraus schließt Du das?“ „Ganz einfach“, antwortete Krkl, „sie verpacken ihr Plasma in leichten und schweren, durchsichtigen und undurchsichtigen Behältern. Sie vergeuden ihre Ressourcen.“ Es stimmte also, was man den Erdbewohnern nachsagte: dass sie unvernünftig, verschwenderisch und nachlässig mit ihren Stoffen umgehen. Schon hatte sich Krkl eine Packung mit Milchportionsdöschen gegriffen und die Folie entmaterialisiert. Er wog eine der runden Schalen in der Hand und drückte leicht auf den Deckel. Mit einem Schwall schoss die Milch in die Höhe. „Meine Güte!“ Xtrp wischte sich die Spritzer aus dem Auge. „Was für eine beschränkte Rasse! Sie setzen alles daran, das Plasma möglichst hässlich und unpraktisch zu verpacken, aber die Hülle schützt es gar nicht. Das ist ja katastrophaler, als ich gefürchtet hatte.“ Er griff sein Aufzeichnungsgerät und gab die Nachricht ein: „Technologisch völlig zurückgeblieben. Mangelhafter Umgang mit Rohstoffen.“

Schon waren sie in einer anderen Regalreihe. Es war Sommer, und sie fühlten die Hitze noch in der dunklen Umdrehungszeit. Einladend präsentierte sich ein Kugelgrill. Daneben stand eine Batterie von Grillkohlesäcken – schließlich war dies ein deutscher Supermarkt. Xtrp schnupperte. „Das scheint also ihre Nahrung zu sein.“ Er öffnete einen Sack und schob sich ein Stückchen Kohle in den Schlund. Krkl tat es ihm gleich. Kaum hatten sie nur ein bisschen davon an ihre Gaumenplatten gerieben, schüttelten sie angewidert ihre Zungen aus. „Bäh! Das ist ja scheußlich! Dagegen war ja der infrarote Schleim aus dem Sombreronebel direkt eine Delikatesse!“ Xtrp gab die nächste Nachricht ein: „Ernähren sich von Abfall. Niedriges Kulturniveau.“ Währenddessen beroch Krkl die Grillanzünder. „Auch nicht viel besser. Ich fürchte, ihr hohes Aggressionspotenzial hängt mit ihrer Nahrung zusammen.“ Xtrp zog die Augenbraue hoch. „Warum sollte hier ein Zusammenhang bestehen?“ „Überleg doch mal“, antwortete Krkl, „wenn Du den ganzen Tag dieses ekelhafte Zeug essen müsstest, würdest Du auch durchdrehen.“

Sie litten unter der Hitze. Was kein Wunder war, denn sie fühlten sich eher bei 270 Kelvin wohl. Stöhnend schleppte Xtrp sich über den Boden. Da erblickte Krkl ein großes Reservoir, das kaltes Gas auszuatmen schien. Mit allen Beinen gleichzeitig hüpfte er hinein. Jauchzend wälzte er sich zwischen Fischstäbchen und Spinat. „Hier ist es angenehm, komm rein!“ Xtrp beäugte vorsichtig das Behältnis. „Offenbar ein Sicherungsschrank. Möglich, dass sie einige spezielle Substanzen nur in temperierten Gasgemischen aufbewahren. Allerdings scheint mir diese Sache nicht sehr durchdacht – der Inhalt ist nicht vor mechanischer Belastung geschützt und es gibt nicht einmal eine Sicherungsschranke. Sehr merkwürdig, das Ganze.“ Krkl öffnete eine Tüte Mischgemüse. „Sie sind alle standardisiert geformt. Vielleicht sind es Medikamente?“ Xtrp stöhnte auf. „Das hat uns gerade noch gefehlt. Guck Dir bloß mal die Mengen an. Entweder sind diese Erdlinge alle chronisch krank oder einfach nur ständig am Pillenschmeißen. Völlig degeneriert.“

Endlose Reihen von Flaschen wanderten die beiden entlang. Krkl drehte einige von ihnen auf. „Alles leicht entzündliche Flüssigkeiten. Sagte das Amt nicht, dass sie hier Verbrennungsmotoren und ähnlich antiquierte Technik anwenden?“ „Dann muss es sich um Energieträger handeln.“ Xtrp versuchte die Sorten zu zählen, gab es aber schon nach kurzer Zeit auf. „Das ist doch reiner Unsinn. Schau Dir das an! So viele Sorten Treibstoff! Jede Maschine verlangt eine eigene Zusammensetzung. Wer hat sich denn diese Technik ausgedacht?“ „Lauter niedermolekulare Substanzen“ – hier goss Krkl gerade eine Flasche Weizenkorn auf den Boden – „mit einem sehr schlechten Wirkungsgrad. Selbst antike Verbrennungsmotoren kommen mit den Zeug nicht zurecht. Es verdunstet, bevor man die Maschine auch nur auf Touren kriegt.“ Es war niederschmetternd. Sie hatten mit allem gerechnet, aber das war wirklich eine herbe Enttäuschung.

Da hatte Xtrp einen silbernen Kunststoffklotz entdeckt. Mit zwei Händen hielt er ihn, mit zwei anderen untersuchte er die Steuerelemente. „Sei vorsichtig“, ermahnte ihn Krkl, „möglicherweise ist sie geladen.“ Doch da war es schon zu spät. Xtrp war mit einem seiner sieben Finger versehentlich auf die falsche Taste geraten. Mit voller Lautstärke quoll Hansi Hinterseers Stimme aus dem Kasten. Sie stopften sich alle verfügbaren Hände in die Membranen. Hektisch fummelte Xtrp an dem Kasten, bis er endlich den Drehknopf fand. „Das war aber in allerletzter Sekunde!“ Krkl schlenkerte aufgeregt mit den Armen. „Unglaublich – sie lagern ihre Massenvernichtungswaffen einfach so in einem öffentlichen Depot! Das ist ja unverantwortlich!“ Er konnte sich gar nicht wieder beruhigen.

Verstört trippelten sie zum Ausgang und strebten dem Transitator zu. Krkl fischte mit der vierten Hand ein kleines blaues Zettelchen von der Sichtkuppel. „Was soll das sein?“ „Keine Ahnung“, sagte Xtrp, „wahrscheinlich eine primitive Art der Kontaktaufnahme. Oder wir sind aus Versehen in einer Sicherheitszone gelandet.“ Und er zeigte auf die weißen Striche, die den Parkplatz überzogen.

Sie stiegen in den Transitator und aktivierten die Sensoren. Krkl lauschte dem leisen Sirren des Vibrationsfühlers. Es konnte losgehen. Ein letzter Blick auf das schwach beleuchtete Gebäude, dann drückte er den Taster. „Frzw, wir kommen wieder hoch. Das lohnt nicht. Auf diesem Planeten gibt es keine Spuren von intelligentem Leben.“





Noblesse oblige

24 03 2009

„Kommen Sie am besten gleich zur ersten Sendung“, hatte mir Siebels geraten, „Sie werden staunen, wie authentisch das Format ist!“ Also fuhr ich ins Studio. Bisher war auf den alten Fernseh-Fuchs noch immer Verlass gewesen.

Annegret Noble kam gerade aus der Maske und setzte sich auf die Designercouch. Wo war der alberne Strohhut? Warum steckte die Therapeutin auf einmal im Hosenanzug und trug kostspieliges italienisches Schuhwerk? War sie am Ende selbst Opfer eines erlebnistherapeutischen Experiments geworden? „Wir passen uns dem Publikum an“, klärte mich Siebels auf, „die gepflegte Maske ist Teil der Strategie für das Premium-Publikum.“

Und schon schlurfte die erste Verhaltensgestörte rein. Wie ich dem Sendeprotokoll entnahm, war Noée-Shaleena (16) mehrmals volltrunken im Wagen ihrer Mutter aufgegriffen worden. Sie hatte mit dem Springmesser einen Polizeibeamten verletzt und schließlich ihren kleinen Bruder vom Balkon auf den Kiesweg geworfen; der Dreijährige liegt seit Monaten im Wachkoma.

Zunächst war alles normal. Das halbwüchsige Ding mit den zahlreichen Piercings und den Klamotten, denen man nicht sofort ansah, ob sie aus der Edelboutique oder doch von der Mülldeponie stammten, pöbelte die brünette Störungsstelle an, hörte nicht auf ihre Beschwichtigungsversuche und benahm sich überhaupt so, wie man es von ihr erwarten konnte: gar nicht. Plötzlich eskalierte die Situation. Das Mädchen hatte eine goldene Kreditkarte aus der Handtasche gezogen und versuchte, Annegret Noble die Arme aufzuschlitzen. Erst drei hinter der Sitzbank hervorhechtende Bodyguards rangen die blondierte Furie zu Boden. „Das büßt Du mir“, schrie sie, „das sag ich meinem Pappi! Der macht Dich fertig, Du blöde Sau! Du landest im Knast!“

Einigermaßen konsterniert blickte ich Siebels an. „Was geht denn hier ab? Pappi? Knast? Normalerweise droht man doch mit Schlägern?“ Er schlug sich vor die Stirn. „Ach so, Sie hatten ja das Exposé nicht bekommen! Hier geht’s ausschließlich um Kinder aus der Oberschicht. Die drohen natürlich mit dem Rechtsanwalt.“ Zwischendurch wurde Mandy (15) ins Studio geführt. Gefährliche Körperverletzung, Einbruchdiebstahl, dazu mehrere Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz. „Ich gebe zu“, flüsterte Siebels, „wir verlangen dem Zuschauer einiges ab.“ Ich war ganz seiner Ansicht. „Nein, Sie verstehen das falsch. Ich meine nicht diese ungehobelte Sprache, die Gewaltbereitschaft, ich meine damit, dass wir der Gesellschaft so schonungslos den Spiegel vorhalten.“ Ob das nicht auch die anderen Sendungen täten? „Ach was! Schauen Sie sich doch mal diesen Kram an, da wird die so genannte Unterschicht stilisiert, der unterste Rand, damit sich der Zuschauer darüber erheben kann. Ein total verkorkstes Modell von V-Effekt. Wir arbeiten mit der medialen Widerspiegelung. Das Publikum sieht, dass die Probleme aus den Umständen seiner eigenen Schicht entstehen, und begreift, dass es selbst daran Schuld ist. Die alten Mechanismen, Verdrängung, die Suche nach dem Sündenbock, das geht nicht mehr.“ „Sündenbock?“ „Sicher. Die angebliche Machtelite kann sich doch nur konstituieren, wenn sie für ihr Versagen die Unterschicht verantwortlich macht. Sie lenkt von ihrer eigenen Unfähigkeit ab, indem sie die Schuld für ihr Versagen nach unten abschiebt.“ Derweil agierte Mandy wie vorhergesehen ihre Aggression an der Sozialklempnerin aus.

„Außerdem“, fügte Siebels hinzu, „ist unser sozialpädagogisches Konzept viel wirksamer.“ Ich verstand nicht gleich. „Wir sehen es am familiären Umfeld. Seelisch verroht, Moralvorstellungen sind nicht mehr vorhanden oder werden nicht realisiert, manche wären dem Gymnasialbesuch zum Trotz eher für die Sonderschule geeignet, zu allem noch diverse Suchterkrankungen. Die Kinder sind dementsprechend.“ Ich zuckte zusammen. „Was haben denn Sie jetzt gedacht? Das Problem sind die Eltern. Man sieht es doch, selten mal Menschen- oder Waffenhändler, der überwiegende Teil stammt aus dem höheren Bankmanagement.“ Ich tupfte mir den Schweiß ab.

Kevin (17) betrat die Szene. Nach erfolgreicher Kokserkarriere schulte er derzeit auf Zuhälter um. Offenbar wies sein Elternhaus eine leichte soziale Mobilität auf, wofür auch das gerade anhängige Verfahren wegen Sprengstoffbasteleien sprach. „Wir haben einen bildungspolitischen Auftrag. Indem wir die Jugendlichen davon abhalten, die Biografien ihrer Eltern nachzuleben, werden wir unserer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht. Denn nichts ist verhängnisvoller, als die Fehler der Vergangenheit zu wiederholen.“

Etwas unterschied Kevin von den anderen. War es sein Fluchen? Dass er der Psycholorette die Brille zerknickte? Immerhin blieb die ihrer eigenen Predigt treu und hielt die Fehler ihrer Patienten aus. Sicherlich ließ sie sich auch nur aus Schafsgeduld ins Gesicht spucken.

Da stürmte der Schlacks auch schon auf uns zu. Siebels trat er so heftig in den Unterleib, dass der sich auf dem Boden krümmte. „Weg da, Du Schwuchtel“, brüllte mich der Grünschnabel an, „oder Du bist gleich tot!“ Ich muss ihn beim Ausholen ein wenig unglücklich erwischt haben. Er drehte sich, während er einige Meter weit in die Türme aus Stapelstühlen flog. Mit zitternden Fingern tastete er sein Gesicht ab, da stand ich auch schon über ihm. „Pass mal gut auf, Milchgesicht“, säuselte ich sanft, „das war Ernst. Und wir wollen doch beide nicht, dass der Onkel jetzt gute Laune kriegt, oder?“

Als ich Siebels aus der Klinik abholte – er war eine Nacht zur Beobachtung dort geblieben – frohlockte der Produzent. „Wir haben einen neuen Sponsor! Kevins Vater hat ein hübsches Sümmchen springen lassen. Sein Sohn ist noch am selben Tag zum Vorstellungsgespräch als Altenpflegehelfer angetreten. Freiwillig übrigens.“





Fragwürdig

23 03 2009

Der Wecker klingelte – ein ganz normaler Samstag begann. Nein, kein normaler Samstag, denn heute hatte ich frei. Niemand fragte mich, ob ich beim Umzug helfen könnte. Keiner bat, Gartenzäune zu streichen. Anne war verreist. Ich konnte mich dem Wochenende widmen, und das hieß: Frühstück.

Was leichter gesagt ist als getan, wenn weder Kaffee noch Eier im Haus sind. Marmelade? Fehlanzeige. Die Vorräte waren begrenzt auf eine Dose Katzenfutter. Es ließ sich nicht leugnen, ich würde das Frühstück verschieben und zuerst einkaufen müssen.

Geduldig wartete ich in der Schlange, bis ich endlich vor der Bäckersfrau stand. Sie nahm eine Papiertüte, zückte die Brötchenzange und fragte nach meinen Wünschen. Was mich verwunderte, schließlich kaufe ich seit gut zwanzig Jahren jeden Samstagmorgen zwei Brötchen. Ganz einfache Schnittbrötchen. Bei drohendem Erdbeben würde ich auf Knäcke mit Schmierwurst umsteigen, der besseren Haftkraft halber. Aber so weit waren wir ja noch nicht. Der Rauch aus Breschkes Garten, wo Laub und Plastikabfälle um die Wette kokelten, stieg kerzengerade auf. Marmeladenbrötchenwetter.

Sie atmete sehr tief ein. „Weizen, Roggen, Hafer, Dinkel, Schwarzbrot, Zweikorn, Dreikorn, Mehrkorn, Vollkorn, Sesam, Mohn, Kümmel, Ölsaat, Schinken, Käse, Glyx, Milchbrötchen, Franzbrötchen?“ Irritiert guckte ich sie an. Ich wollte nur Brötchen. Brötchen! „Kaiser, Knüppel, Schnitt, Einfache, Rundstück, Schrippe, Semmel?“ Was denn der Unterschied zwischen Schrippe und Knüppel sei. Ich wurde aufgeklärt. Eine Schrippe sei länglich geformt und geschlitzt, ein Knüppel dagegen geschlitzt und länglich geformt. Das leuchtete mir ein. Das Auge isst schließlich mit.

Eine Stellage mit Konfitüren fiel mir ins Auge. Richtig, ich wollte Marmelade kaufen. Ansatzlos stimmte sie die nächste Litanei an. „Kirsch, Pflaume, Erdbeer, Himbeer, Aprikose, Pfirsich-Maracuja, Orange, Heidelbeer, Dreifrucht, Mehrfrucht, Waldfrucht oder Apfelgelee?“ Als ich nach Erdbeermarmelade verlangte – im Vertrauen, ich hatte mir die anderen Sorten gar nicht gemerkt – hakte sie nach. Unbarmherzig. „Erdbeer, Erdbeer-Rhabarber, Erdbeer-Himbeer, Walderdbeer-Himbeer, Erdbeer-Wildhimbeer oder Diabetiker?“ Ob es inzwischen Marmelade für orthopädische Notfälle gibt? Oder Bananen-Kiwi-Konfitüre, die beim Öffnen des Schraubverschlusses automatisch Paganini geigt? Ich wählte Erdbeer, ganz normal. Ohne Paganini und Rhabarber.

Nachdem ich bar bezahlt hatte – Kreditkarte, Euroscheck, Lastschrift, Rechnung oder Abarbeiten kamen für mich nicht in Frage – griff ich die Brötchentüte. Sofort klappte die Bäckerin ein markerschütterndes Grinsen ins Gesicht: „Vielen Dank, dass Sie sich für die Bäckerei Prillwitz entschieden haben! Haben Sie jetzt noch einen wunderschönen Tag! Guten Tag, was darf ich für Sie tun?“ Der Rest der Sprachschleife wickelte schon die nächste Kundin ein. Also verließ ich die Bäckerei. War diese Schlange immer schon derart lang gewesen oder kam mir das nur so vor? Diese Service-Attacke machte mich jedenfalls stutzig.

Also zum Wochenmarkt. Eier. Am Eierwagen trug ich meine Bitte vor, wobei ich vorsichtshalber nuschelte und nur auf die Eier zeigte. Doch war mir das Glück nicht hold. „Weiß oder braun? Freiland, Bodenhaltung, Legebatterie oder Legebatterie, wo Freiland draufsteht?“ Ich fragte ihn, ob er auch Eier mit kleinem, großem, mittelgroßem oder nicht ganz so großem wie die mittelkleinen Dotter habe. Der Eiermann furchte die Stirn. „Werden Sie nicht frech!“ Feindselig blickte er mich an. „Sie glauben wohl, nur weil Sie dafür bezahlen, können Sie sich hier alles herausnehmen?“ Ich kam nicht umhin, dies vollumfänglich zu bejahen. Mit einem Papiertaschentuch wischte ich die Eireste aus dem Haar und wandte mich dem Wurststand zu. Schinken. Gekochter Schinken. Zweihundertfünfzig Gramm. Aber ach, der Fluchreflex, er wartete auch hier. „Wollen Sie Schweineschinken oder…“ Ich verließ panisch den Markt. Bitte nicht auch noch eine Diskussion um die Blutgruppe der Sau!

Jeglicher Gedanke an ein Frühstück war mir nun verleidet. Nur noch einen Kaffee wollte ich. Stark und schwarz. Und da man auch den auf dem Markt bekam, ging ich zur Kaffeebude.

„Wollen Sie Arabica, Robusta oder Stenophylla? Aus Äthiopien, Kenia oder Kolumbien? Wollen Sie eine kräftige, milde oder Medium-Röstung? Ganze Bohnen oder die fertig gemahlenen? Handgefiltert, French Press oder Espresso-Methode? Viel Crema, wenig Crema, noch weniger Crema, fast keine Crema, gar keine Crema? Wollen Sie Zucker?“ Ich hielt mich fest. „Ich will…“ „Würfelzucker, Streuzucker, Hagelzucker fein, Hagelzucker grob, Puderzucker, weißer Zucker, brauner Zucker, Rübenzucker, Rohrzucker oder Süßstoff flüssig oder Süßstoff als Tablette oder Süßstoff zum Streuen?“ Ich hieb mit der Faust auf den Tresen und schrie ihn an: „Ich will jetzt verdammt noch mal einen schwarzen Kaffee!“ „Wollen Sie Frischmilch, homogenisierte Milch, Kondensmilch mit vier, Kondensmilch mit sieben, Kondensmilch mit zehn Prozent Fett oder Kaffeeweißer auf Pflanzenbasis?“

Mein Schalter kippte um. Mit hektischen Bewegungen beförderte ich Kaffeeumrührstäbchen und Servietten in eine annähernd kreisförmige Umlaufbahn und griff den Standknecht am Kragen. „Ich will nicht! Kein Kaffee! Will nicht!“ Schon näherte sich der Marktaufseher. Mit einem Regen von Pappbechern samt Schnabeltassendeckeln überschüttete ich ihn und ergriff die Flucht. Schreiend lief ich davon. Erst hinter meiner Tür fand ich mich wieder. Ich lag auf dem Boden und zitterte am ganzen Leib. Doch der Schlüssel steckte. Die Brötchentüte war noch in meiner Hand. Und im Küchenschrank befand sich ein kleiner Rest Früchtetee.

Danke, dass Sie sich für mich als Kunden entschieden haben.





Schundbüro

22 03 2009

Guten Tag, hier ist Ihr Deponie-Beauftragter. Suchen Sie etwas? Links neben dem rechten Haufen könnte Ihre Antwort liegen. Sie müssten ein bisschen wühlen. Aber die Suchmaschinen haben Ihnen den einen oder anderen Weg in den vergangenen zwei Wochen schon etwas geebnet.

  • „auf der suche nach der verlorenen zeit“: Suchen Sie das kleine gelbe Mauerstück?
  • lungen facharzt: Husten Sie bitte nicht in meine Richtung.
  • sarah connor bettwäsche: Steigen Sie lieber auf den Geschäftsklimaindex um. Die Alpträume sind einfach besser.
  • abt udo spitzbart kurze haare: Sollten Sie Ihr Kloster vielleicht nicht ganz unter Kontrolle haben? Vielleicht suchen Sie mal ein Konvent weiter bei den Nonnen.
  • kotspiele: Müssen Sie mich jetzt jede Woche mit dem Scheiß nerven?
  • zerrspiegel kaufen: Aha, bei der Börsenaufsicht war keiner? Dann probieren Sie’s vielleicht mal im Kanzleramt.
  • lustig klingelton: Wie wär’s mit dem Jamba-Frosch im Mixer?
  • hanni nackt im Bett aufgewacht: Na wie gut, dass ihr das nicht im Baumarkt passiert ist!
  • banana gegen fensterscheibe geworfen: Wieder Fallobst gespielt, waswas?
  • buchstaben für einen grabstein: Nehmen Sie am besten die zum Abreiben, dann können Sie den Granit in 25 Jahren wiederverwenden.
  • gründung betriebsrat: Sie schon wieder? Gibt’s bei Ihnen keine Abenteuerspielplätze?
  • kleine katastrophen: Da könnte ich Ihnen die Verlautbarung von der Leyenspieltruppe zur aktuellen Geburtenrückgangsstatistik empfehlen. Kleine Ursache, aber katastrophale Wirkung.
  • hundeleine zugzwang: Gegenfrage: Ihr Hund oder Sie?
  • schlauchbeere: Gerade aus. Wollen Sie stattdessen eine Zonengurke?
  • weltoffenheit leider nur im kühlschrank: Also bei mir schon mal nicht. Da ist sogar tagsüber das Licht aus.
  • kupferarmband scientology: Wenn Sie sich nicht für eine Art von Verdummung entscheiden können, warum lassen Sie sich nicht gleich das Hirn absaugen?
  • namensgebung seniorencafe: Wie wär’s mit Correga Pub?
  • pressekonferenz liechtenstein 2009: Bedaure, ich habe keinerlei Verbindungen zum organisierten Verbrechen.
  • her mit den katastrophen von heinrich ko: Fragen Sie ihn mal nach seinen Pubertätserinnerungen.
  • arschgeweih tattoos: Stelle ich mir als Piercing auch etwas anstrengend vor.
  • ein puppenheim puppe freiheit: Jawoll, weg mit dem Kristallschloss! Free Barbie!
  • pocher intim: Der soll ja abgehen wie Schmidts Katze. Sagt man.
  • susan stahnke naked: War sie mit Pocher intim? Wissen Sie da Näheres?
  • seniorenfernbedienung: Wünsche ich mir auch häufig, z. B. in der Kassenwarteschlange. Und bitte mit ganz großen Tasten, damit man ihre Einkaufswagen schnell wieder aus den Hacken kriegt.
  • bananen vorm zermatschen schutz: Praxistipp: nicht draufsetzen.
  • rote haar verfärbung romano wort syndro: Sie sind sich ganz sicher, dass es nur Haarbruch ist?
  • klingelton murmeltier: Funktioniert nur um 06:59, aber wenn Sie so früh schon angerufen werden wollen, bitte.
  • putzfrau mit dicken dingern: Da könnte ich Ihnen vielleicht Sachen erzählen… meine hat einen Staubwedel, das glauben Sie gar nicht!
  • wenske-erfolg: Ist leider wegen des Hüppermann-Fiaskos ausgeblieben.
  • zeh gegen die treppe stoßen: Schaffen Sie das nicht ohne Gebrauchsanweisung?
  • ist deutschland schon eine bananenrepublik: Wenn es nach Schäuble ginge, gäbe es vermutlich nicht mal mehr Bananen.
  • fuß zeh gestoßen: Also ich stoße mir ja nur selten die Zehen an der Hand. Sehr, sehr selten.
  • sonja zietlow hochzeit: Und Sie wollen dabei sein, wenn das Festessen vom Teller krabbelt, was?
  • anrufbeantworter lustig: Wenn Sie Anrufbeantworter so komisch finden, machen Sie doch bitte den nächsten Termin mit meiner Anwältin, ja?
  • alexander klaws, nackt: Vergessen Sie es. Den würde ich nicht mal im Raumanzug für Sie raussuchen.
  • ficus stilles mineralwasser: Ich hätte da noch etwas Kakteentee, wenn Sie mögen.
  • rentnerband sauerland: Haben gerade ihre Europatour im Seniorenzentrum Soest beendet. Zu spät.
  • bundeswehr vokuhila: Ohne Oliba werden Sie sowieso nie Hauptfeldwebel.
  • das 1 mal vor der kamera film: Wenn Sie sich so schlecht Texte merken können, kommen Sie über die Probeaufnahmen vermutlich nicht hinaus.
  • was verdient man als kellner in der gehobenen gastronomie: Mitleid.
  • auf der suche nach der verlorenen zeit 2: Ah, Sie wollen an der All-England Summarize Proust Competition teilnehmen?
  • total recall erklärt: Arnie lässt sich die Birne aufsägen und bringt auf dem Mars verbrauchte Energie sofort zurück. Zufrieden?
  • bilder intim tattoo leiste bauch: Frau Kamps ihren Knöchel auch noch?
  • küchenhilfe mit bandscheibenvorfall: Als Stellenanzeige klingt es irgendwie suboptimal.
  • fotos von nackte kirk hammett schauen: Ich zeige Ihnen auch gerne mal meine Luftgitarre…
  • vertrauen gegen vertrauen: Solange es nichts mit meiner Kreditsachbearbeiterin zu tun hat: kann man machen.
  • aufkleber bananenrepublik deutschland: Sie haben seit zwei Wochen meinen Segen. Pappen Sie sich das Teil auf die Stirn, dann wird alles gut.
  • bela b: Steht im Telefonbuch. Unter F.
  • zahnschmuck kaufen: Dieser Wunsch wird ständig an mich herangetragen, und wie immer, so sage ich’s auch Ihnen: machen Sie es einfach. Und gehen Sie damit nicht mir auf die Plomben.
  • kupferarmband medizn: Wird gerne bei Denkschwäche verordnet.
  • klingeltöne plattdeutsch: Dumm Tüüch. Gifft dat nich.
  • klare ziele f. unternehmen: Fragen Sie mal bei der Bundesregierung nach. Die haben momentan den Durchblick, auch wenn sie es nicht so raushängen lassen.
  • schildmaid on the loose: Eine Tür weiter zu Hause.
  • praktikumsplatz im einzelhandel hamburg: Aber nicht wieder Pfandbons klauen, ja?
  • unterschiedsbilder mit lösungen aus zeitungsrätseln: Tasten Sie sich da mal ganz langsam ran. Fürs Erste dürfte das Tageshoroskop wohl eher Ihren Bedürfnissen entsprechen.
  • quecksilber preis: Wurde in diesem Jahr an den Bundesverband der Thermometerdesigner vergeben.
  • sport ist mord talkrunde: Würde ich auch gerne sehen, wenn ein paar Radfahrer dabei sind.
  • deutschland wurde eine bananenrepublik: Mehrmals…
  • schnitzeljagd für grundschüler: Wie gesagt, Pommes nicht zu hoch aufhängen.
  • egon krenz: Malzbier gefällig?
  • beim friseur halskrause: Wenn Sie das Schleudertrauma überwunden haben, würde ich Ihnen raten, beim nächsten Mal die Haare doch wieder konventionell zu trocknen.
  • obligate konversation: Ja, hallo erst mal! Suchen Sie was Bestimmtes?
  • das lied über locken: Meinten Sie das aus Hair? Singen Sie mal vor!
  • deutschland satire wiedervereinigung: Ja, das war eine. Leider nicht besonders gut geschrieben.
  • drogen aus dem haar mit dauerwellenflüssigkeit ausspülen: Gegenvorschlag, Herr Schill – warum trinken Sie das Zeug nicht einfach?
  • röstfein betriebsrat: Mein Verbindungsoffizier zweifelt daran, dass es den im VEB überhaupt gab.
  • gülcan fuss fetisch viva: Ach ja, hatten wir ja auch lange nicht mehr…
  • zeh gestossen: Schön, dass Sie das jetzt wenigstens ohne Gebrauchsanweisung schaffen.
  • kunstrasenmäher: Ich hätte hier noch eine Plastikblumenschere im Angebot.
  • spiele mit kot: Ach, Sie schon wieder. Können Sie bei der Gelegenheit die Sauerei von vor vier Wochen mal beseitigen?
  • unauffällig erfahren, ob jemand anderes: Unauffälligere Fragen wären schon mal ein guter Anfang.
  • ich bin marktleiter in einem discounter: Mein Beileid.
  • chewbacca verteidigung: Ich würde da noch mal genau nachfragen, wo Ihr Anwalt studiert hat…
  • nacktbilder von uta aus essen: Habe ich. Stapelweise. Wird natürlich nicht ganz billig.
  • sonja zietlow beine: Sie hat welche. Reicht das?
  • drehschwindel spargel: Vielleicht hilft’s wenn Sie ein paar Kartoffeln an den Boden nageln? zum therapeutischen Festhalten?
  • das glück des brüllenden lagers kurzgeschlossen: Acht Semester Lyrik, und dann solche Fragen!?
  • wo gibt es zerrspiegel zu kaufen: Soso, im Kanzleramt war auch keiner mehr? Dann würde ich es mal bei der Presse versuchen, die haben sich in den letzten Tagen fleißig bevorratet.
  • affen intim tattoo: Es gibt einige Dinge, bei denen Primaten minimal intelligenter zu sein scheinen. Im Vergleich zu Ihnen. Beispielsweise.
  • „sonja zietlow“: Die kommt aus der DDR? Wieder was gelernt.
  • bleistift: Suchen Sie mal hinterm Ohr.
  • illuminaten: Also ich bin seit letzten Mittwoch bei den… hoppala, fast verraten!
  • sowie auch der bursa subtendinea musculi: Welche jetzt? Die bursa subtendinea musculi bicipitis femoris inferior? Bursa subtendinea musculi gastrocnemii lateralis? Bursa subtendinea musculi gastrocnemii medialis oder etwa die bursa subtendinea musculi semimembranosi? Also etwas genauer hätte ich’s vor der Therapie doch schon gerne gewusst.