Grünzeug

14 03 2009

Man könnte freilich, wenn man denn mal wollte,
doch will man meistens nicht. Das ist das Ganze.
Das Leben, das an uns vorüberrollte,
    ist Pflanze.

Wie Kinder, die das Glück beim Jagen streift,
wenn sie sich an ein Ausgedachtes pirschen,
so langt man furchtlos durch den Zaun und greift
    nach Kirschen.

Danach ist man noch mutig abgehoben.
Doch werden sie uns Mut und Kühnheit rauben,
die doch zu süß und viel zu weit dort droben,
    wie Trauben.

Schon stopft man uns die kleinen Köpfe voll
mit Lesen, Schreiben, Rechnen. Den Gehirnen
bleibt kein Gedanke, was dies Reifen soll
    den Birnen.

Zwar manchen wird die Sache zu verdrießlich.
Sie glauben, dass sie Besseres verdienen,
und züchten aus den Jugendtrauben schließlich
    Rosinen.

Dann wird es endlich mühsam. Jeden Flitter,
den man im Leben will, muss man erbitten.
Hat man ihn dann, so ist er hart und bitter.
    Wie Quitten.

Nur selten wandert man in jenem hellen,
beglänzten Wald, wo unter blätterschweren
Geästen Sträucher bunt sich überschwellen
    vor Beeren.

Doch meistens wird es sauer. Alles Blühen
ist rasch vergangen. Nichts will uns verlohnen.
Wir ernten, wenn es hoch kommt, für die Mühen
    Zitronen.

Die Tapferkeit, sie weicht, je mehr wir streben,
je höher wir zum Licht der Wahrheit steigen.
In Wirklichkeit gehört das ganze Leben
    den Feigen.

Am Ende weiß man alles. Bleibt alleine.
Fast hat man es geschafft. Ist halb schon drüben.
Doch was uns bleibt, sind Sand, die Handvoll Steine
    und Rüben.