Zopfgeburten oder Die Deutschen sterben aus

11 04 2009

Da stehen alle auf dem Rasen,
doch schießen sie dabei kein Tor.
Dann wird zum Untergang geblasen.
Das kommt in diesem Land schon vor.
Denn wird der Deutsche auch nur Zweiter,
wähnt er sich in des Schicksals Fang,
gibt er die schlimme Botschaft weiter:
Geweiht sind wir dem Untergang.
Es scheint, die nationale Tugend
ist weniger der alte Trutz,
ist vielmehr, ganz im Stil der Jugend,
der Artenschutz.

Denn wahrlich, wie wir uns auch klammern
an Sittsamkeit und Schrot und Korn,
zuvörderst muss man tüchtig jammern.
So steht’s in Spießers Wunderhorn.
Was wäre Deutschlandland ohne seinen
Betriebsausflug ins Jammertal,
wo alle klagen, heulen, greinen,
wo Lust an Last ist und an Qual.
Es scheint, wir sind nur melancholisch,
damit uns Schund nicht fehlt noch Schmutz,
und pflegen deshalb schon symbolisch
den Artenschutz.

Man will nicht Glück und Grand mit Vieren.
Man will auch nicht Revolution.
Man will viel lieber lamentieren,
am Ende der Evolution,
da sitzt der Deutsche: eine Kröte,
die die Natur für zwecklos hält.
Er bläst’s auf seiner Trübsalsflöte.
Das ist’s allein, was ihm gefällt.
Das hört kein Schwein. Es ist nicht rührend.
Und ist er schon zu gar nichts nutz,
verbohrt er sich, weltweit schon führend,
im Artenschutz.

So sind im deutschen Nationale
nun Banken, Wurm und Schmetterling.
Er rettet statt sich selber Wale
und Auto, Witwe, Bahn und Fink.
Denn wenn er sich, sei’s auch verbissen,
am Schopf selbst aus dem Sumpfe hebt,
träumt er auf reinem Ruhekissen.
Das ist’s, wonach der Deutsche strebt.
Hält er sich streng an die Devise,
so haut er damit auf den Putz:
Wir brauchen, gerade in der Krise,
mehr Artenschutz!