Osterspaziergang oder Wie es wirklich war

12 04 2009

Spaziergänger aller Art ziehen hinaus. Faust und Wagner.

Faust.

Vom Eis befreit sind Strom und Bäche.
Der Spießer hebt beseelt den Blick.
Sein Hund scheißt auf die Spielplatzfläche.
Das nennt man dann wohl: stilles Glück.

Die Kinder kreischen wegen Eises
in Horden auf der grünen Flur;
sie ziehen auf dem Rasen weißes
Bonbonpapier zur Frühlingsspur.

Es regt sich Bildung, regt sich Streben
nach Farbe, Form und Blech und Bier;
will er zum Trunk die Dose heben,
schon schmeißt sie Vati ins Revier.

Sie quellen all aus den Gemächern,
hinaus aus dumpfer Stadt zu ziehn,
schon sind sie fern von ihren Dächern,
da lärmt ein Moped durch das Grün.

Wagner stopft sich unterdessen die Finger in die Ohren.

Sie feiern Auferstehungsfreuden,
sind selbst erstanden aus dem Rest
von Sessel, Sofa, Blasenleiden
mit Salzgebäck und Osternest.

Den Frühling führen sie im Wappen.
Der Jüngling wie die dicke Maid,
sie schlurfen aus auf Badeschlappen
in muntrem, buntem Trainingskleid.

Sie zwängen ihres Körpers Menge,
die aus der Gier entstand am Fraß,
in eine Polyesterenge
und watscheln darin übers Gras.

Wagner läuft grün an und beginnt hörbar zu würgen.

Ich höre schon des Dorfs Getümmel,
hier ist des Volkes wahrer Himmel,
zufrieden jauchzet groß und klein:
hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein.

Wagner.

Boah ey, kann mal jemand diese ganzen Spacken hier wegmachen? Mephisto! Ich kotz gleich!