„Gut, gut. Wir werden da natürlich nicht gleich das optimale Ergebnis erzielen, aber darauf kommt es ja auch gar nicht an.“ „Sondern?“ „Auf den langfristigen Erfolg. Wenn wir die Partie gewinnen wollen, müssen wir taktisch sehr klug vorgehen. Aber wir schaffen das auf lange Sicht. Und darauf kommt es an, sonst bräuchten wir es gar nicht erst zu versuchen.“
„Haben Sie schon daran gedacht, welche Ministerien Sie an die Liberalen abtreten werden?“ „Auf jeden Fall brauchen wir deshalb einen sehr starken Innenminister. Einen Betonkopf. Einen, der auch durch Tatsachen nicht von seinem Kurs abgebracht wird.“ „Aber wer soll das denn werden? Hat denn die FDP überhaupt jemanden, der das leisten kann?“ „Wer spricht davon, dass wir der FDP freiwillig das Innenressort in den Rachen werfen?“ „Aber Sie haben doch gerade eben selbst gesagt, dass…“ „Gegen Westerwelle.“ „Was hat denn Westerwelle damit zu tun?“ „Weil er partout Außenminister werden will.“ „Ja und?“ „Dieser egozentrische Schwätzer wird die Bundesrepublik innerhalb kürzester Zeit außenpolitisch derart isolieren, dass wir aus dem Land nur noch einen Hochsicherheitstrakt machen können, ohne dass uns hier alles um die Ohren fliegt.“ „Ah ja, ich verstehe. Und wer macht das?“ „Schäuble wird alt und milde. Aber das Risiko können wir uns nicht leisten.“
„Ob Frau von der Leyen hier eventuell…“ „Dachte ich mir auch schon.“ „Allerdings muss ich zu bedenken gaben, dass sie keine Ahnung von der Materie hat.“ „Eben. Im alten Ministerium war sie auch schon eine gute Marionette, dann können wir sie auch vier Jahre hier zappeln lassen.“ „Genial!“ „Tja, wir haben eben die Kraft dazu.“
„Und neue Kräfte?“ „Schwebt Ihnen da jemand vor?“ „Ich dachte, Sie könnten… also wegen des Wahlausgangs…“ „Gibt es da etwas zu kritisieren?“ „Wir haben doch unser Ergebnis ganz gut verfehlt.“ „Und? Sind wir die stärkste Kraft?“ „Doch, schon. Aber die parteiinterne Kritik wird schon noch kommen, und dann müssen wir gerüstet sein.“ „Wie stellen Sie sich das vor?“ „Wenn man den Wulff als Wirtschaftsminister nehmen könnte. Oder den Koch ins Justizressort.“ „Sind Sie verrückt geblieben? Koch als Justizminister? Der erzählt doch mehr Unsinn, als man auf nüchternen Magen verträgt!“ „Weiß ich, aber dann schlagen Sie zwei Fliegen mit einer Klappe. Hessen hat endlich eine vernünftige Regierung, und im Justizministerium wird’s nicht groß auffallen. Nicht nach dem Müll, den Frau Zypries da vier Jahre lang verzapft hat.“ „Gut, so gesehen haben Sie schon Recht. Aber Wulff als Wirtschaftsminister? Was machen wir mit diesem CSU-Bübchen?“ „Nach Bayern zurückschmeißen und erwachsen werden lassen?“ „Hm. Ja, das klingt nicht übel. Und unter welchem Vorwand.“ „Weil er bei der CSU ist. Das hat in Personalfragen mit der Schwesterpartei noch immer gereicht.“
„Und Ulla Schmidt?“ „Was ist mit der?“ „Kann ich die so einfach … also kann man die entfernen oder ist das gesetzlich bereits so geregelt, dass die im Gesundheitsministerium sitzt?“ „Wer hat Ihnen das denn erzählt?“ „Hätte ja sein können. Vielleicht als eine Art Gewohnheitsrecht.“ „Quatsch! Weg mit der, das macht so eine FDP-Nase, die Koch-Mehrin vielleicht.“ „Wie kommen Sie gerade auf die? Weil sie die Arbeit auch nicht erfunden hat?“ „Zum Beispiel, weil… halt! Ich hab’s! Berufsschwanger, Aufmerksamkeitsjunkie, blond… na? Klingelt’s?“ „Gesundheitsministerin! Dass ich darauf nicht gleich gekommen bin!“ „Sie sehen, nach und nach kriegen wir das neue Kabinett gewuppt.“
„Aber auf Steinbrück kann ich nun wirklich nicht verzichten.“ „Warum denn nicht?“ „Er war irgendwie so unangenehm kompetent.“ „Hat er den Staatshaushalt saniert?“ „Das waren aber auch die Krisenfolgen, und er hat rausgelassen, dass wir uns die versprochenen Steuersenkungen gar nicht werden leisten können.“ „Egal. In drei Monaten erinnert sich keiner mehr an ihn.“ „Und wen machen wir da zum Nachfolger?“ „Waigel?“ „Wie? Den alten Sack soll ich wieder ins Kabinett nehmen? Kommt gar nicht in die Tüte!“ „Schäuble haben Sie damals auch exhumiert.“ „Der kam aber auch nicht von der CSU.“ „Pah! Erfahrung zählt.“ „Geißler?“ „Lassen Sie die Spekulationen. Das reißt sich sowieso die FDP unter den Nagel.“
„Und irgendwie muss ich den Pofalla auch noch abspeisen.“ „Abspeisen? Was hat der Ihnen denn getan?“ „Er könnte größenwahnsinnig werden.“ „Warum, der Wahlsieg war doch…“ „Wahlsieg, Wahlsieg, da hat ja Stoiber damals noch mehr gekriegt! Der Mann hat versagt und lässt sich jetzt auch noch dafür feiern, als ob er Ackermann wäre!“ „Und was machen Sie mit ihm?“ „Mal sehen. Irgendein Abstellgleis. Entwicklungshilfe oder Bildung.“ „Oder Kanzleramt.“ „Bloß nicht! Wenn ich den ständig sehen müsste, käme ich ja auf gar keinen klaren Gedanken mehr!“ „Dann entsorgen Sie ihn als Staatssekretär. Den Hintze sind Sie so auch losgeworden.“ „Könnte klappen.“
„Aber irgendwie…“ „Was?“ „Ich habe so das Gefühl, irgendwie wird es krachen. Mit der FDP. Die Innenpolitik, die Bürgerrechte, Sozialabbau, Steuererhöhungen, die Managergehälter, ich weiß nicht: wie soll das klappen?“ „Das klappt schon.“ „Aber Sie wollen sich doch nicht bei jedem Punkt in die Haare kriegen, sonst bekommen Sie nie eine Mehrheit hin. Woher soll das kommen?“ „Machen Sie sich da mal keine Sorgen. Dafür habe ich immer noch eine SPD in der Tasche.“
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