„’türlich, machen wir alles. Gar kein Problem. Und wir richten uns da ganz nach den Wünschen des geschätzten Verstorbenen. Klar. Volles Programm, mit allem Drum und Dran. Was immer Sie wollen, wir erledigen das schon für Sie.
Ungewöhnlich? Och, finde ich jetzt nicht so. Ja, ist sicher ziemlich neu, aber auf der anderen Seite muss man auch mit der Zeit gehen, nicht wahr? Das Geld liegt nicht auf der Straße, da haben Sie mal Recht! Und ich komme nun mal aus dem Bereich, mein Vater hatte so ein kleines Bestattungsinstitut, Pietät Möckenburger, sagt Ihnen das was? Na, muss ja nicht. Also aus der Branche, und da dachte ich mir so, Erwin, dachte ich mir, da musst Du doch mal etwas machen. Neue Sachen? Da wird ja allerhand angeboten, wissen Sie, da gibt es Tierbestattungen und Weltraumbestattungen, und bunte Särge kriegen Sie jetzt und eine Urne, die wie ein Fußball aussieht, und Firmenbestattungen gibt’s inzwischen auch. Ja, können Sie sogar im Internet buchen, schwuppdiwupp, da ist der ganze Laden schon abgewickelt. Ja. Ist ja auch ganz praktisch, ich meine, wenn das Ding sowieso schon fast tot ist und… Nein, das machen wir nicht. Ausgeschlossen, also wissen Sie, als Bestatter macht man die alten Leutchen auch nicht… Da muss man schon warten können, bis so ein Laden insolvent ist.
Ach, schon eine ganze Zeit. Aber ging nicht mehr so gut, jetzt ist überall Kurzarbeit. Da mussten wir natürlich umsatteln. Und der Oskar, was mein Schwager ist, sagt er doch zu mir: Parteien. Ich wusste erst nicht, was er will, aber dann habe ich’s kapiert. Ja, und seitdem machen wir eben auch Parteienbestattungen.
Aber ja doch, das geht schon. Müssen Sie sich gar keine Gedanken machen. Ungewöhnlich? Wissen Sie, wenn eine Partei in die Jahre kommt, wenn’s nicht mehr richtig klappt – am Anfang werden sie alle etwas bockbeinig, passt dies nicht, passt das nicht, dann wollen sie nicht mehr hören, dann können sie auch nicht mehr hören – na, und irgendwann, wenn’s dann gar nichts mehr ist, nur noch eine Qual und wird und wird nicht, dann ist es ja wohl auch besser, wenn sie… Noch mal geregt? Ach, das sieht nur so aus. Manche denken ja, die sind dann nur scheintot, aber glauben Sie mir, das sind bloß noch Reflexe. Da ist nichts mehr.
Wie Sie das wollen. Kleines Programm, großes Programm, machen wir ja alles. Ich sag ja nur: der Kunde ist König, und gestorben wird immer. Ach was, das rechnet sich. Da machen Sie sich mal keine Sorgen. Wissen Sie, irgendwie muss man ja unter die Erde kommen, und wenn Sie dann so letzten Endes… Und ob Sie die Mahagonitruhe nehmen oder Schlichtsarg, verdienen tun wir doch.
Ja, man muss in Übung bleiben. Da machen wir natürlich so manches. Gerade haben wir da einen Trauerfall reingekriegt, also ein Trauerfall ist es jetzt nicht, aber immerhin… Deutschland AG, kennen Sie? Das ist natürlich eine große Nummer, da brauchen wir schon ein ganzes Gräberfeld. Familiengruft reicht da nicht aus. Und dann natürlich piekfein, Sie, das sage ich Ihnen! Alles mit Marmor. Und die Sargträger, das sollen Sie mal sehen, der Ackermann ist auch dabei. Lässt er sich nicht nehmen. Obwohl er ja schon einen Nebenjob hat. Als Totengräber.
Na, das mit dem Einbalsamieren ist eher so eine Mode. Haben sie früher mit Lenin gemacht. Mit den anderen Päpsten, glaube ich, auch. Und heute? Da bröselt er so vor sich hin. Wie die KPD. Wissen Sie, diese ganzen Sachen, die man heute so macht, Plastinieren, das ist ja alles nichts. Ich frage Sie, wer stellt sich das hin? Das ist ja auch nur fürs Museum. Oder wollen Sie diese Grauen Panther bei sich haben? Im Wohnzimmer? Ich bitte Sie, das muss doch streng riechen! Und dann bröselt das und Sie kriegen das nicht mehr aus dem Teppich…
Da haben Sie Recht, Verbrennen und gut. Da hat man nur einen kleinen Grabstein, oder Sie nehmen ein bisschen Bodendecker, so Gestrüpp, das man nicht ständig… Ach wo, das ist alles machbar. Wir haben da schon die neuen Dinger aus Salz und Maisstärke und Flüssigholz, die packen Sie einmal in die feuchte Erde und das Zeug gammelt wie… Für die NPD dürfte eine Kleinurne ausreichen. So viel Asche ist da ja auch nicht mehr zu erwarten.
Sie hatten die klassische Erdbestattung in Erwägung gezogen? Gute Wahl, das wird ja gerne genommen. Katafalk? Und hatten Sie schon eine Vorstellung vom Blumenschmuck? Ganz schlicht, natürlich, das muss man ja auch nicht übertreiben. Haben Sie ganz Recht, das macht Ihre werte Verstorbene auch nicht wieder lebendig, und dann hat man ja auch… Nelken, geht klar. Und bei den Schleifen haben Sie auch sehr großen Spielraum. Unvergessen, ach wissen Sie, man soll nicht schon da mit dem Lügen anfangen. Wie wär’s denn mit In dankbarer Erinnerung, das trägt nicht ganz so auf – eben, man muss sich ja nicht gleich festlegen, wie lange. Das hätte sie selbst bestimmt auch so gewollt, nicht wahr?
Kondolenzbuch, habe ich, Kandelaber, dann die Orgel, wollen Sie Kinderchor? Ja, Kinderchor ist immer so hübsch traurig, dazu kann man so gut weinen. Und alles ganz schlicht, aber furchtbar ergreifend. Trauerrede? Sind Sie konfessionell gebunden? Ich meine natürlich die Verstorbene. Nein, Sie brauchen sich wirklich keine Sorgen zu machen! Wir kriegen das schon hin. Lebendig begraben? Kann ich mir nicht vorstellen. Machen wir’s doch so: Sie rufen mich noch mal an, wenn die SPD wirklich hinüber ist, ja?“
Kondolenzbuch? Kandelaber? Komposthaufen!
Immerhin sollte man bedenken, dass der Laden elf Jahre lang hochdosiert mit Schröder und Merkel kontaminiert wurde, einfach in der Asse verklappen ist nicht drin. Mittlerweile gilt die SPD schon als Sondermüll.
Da empfehle ich den Aschenabwurf auf einen Schweizer Gletscher von einem Helikopter aus. Das lässt bei anhaltendem Gletscherschwund nach etwa 100 Jahren eine Reinkarnation des Verstorbenen zu.
Ob nach fröhlicher Urstände nicht trotzdem erst mal eine Runde Basteln angesagt wäre? Bei dem Fragmentierungsgrad würde sie sonst nur noch als Partei für Partikularinteressen taugen.
Ha, wir bieten sie Schmitdt-Spiele an, die vertreiben doch Puzzles.
„Beginnen Sie erst an den Rändern, versuchen Sie dann, dem Ganzen einigermaßen Kontur zu geben. Lassen Sie sich nicht durch die großen Hohlräume im Inneren irritieren. Das muss so.“