Der Abstieg

28 02 2010

Wohlan! die Luft weht frisch und rein!
Kein Wölklein kratzt die Wipfel,
da kraxelt über Stock und Stein
der Held herab vom Gipfel.
Er kam ja selbst nicht ganz hinauf,
er ließ den Dingen ihren Lauf
und wartet da, wo er’s noch kennt
    bei zehn Prozent.

Schon wird die Strecke schräg und steil,
dass er am Abhang stolpert;
bald sitzt er auf dem Hinterteil,
bald sieht man, wie er holpert.
Er kreischt und geifert, knurrt und zischt,
dass nicht ein Steinschlag ihn erwischt,
zwar leise noch, doch permanent
    bei acht Prozent.

Und runter. Nieder. Talwärts. Ab.
Der Weg geht unbefestigt.
Und dunkel wird’s – da grinst ein Grab.
Vom Gegenwind belästigt
steht er am Rand – es gähnt der Schlund,
der ihn verschluckt. Er zaudert und,
wie man’s von ihm erwartet, flennt.
    Noch sechs Prozent.

Jetzt tastet er schon an der Wand.
Geröll kippt ab vom Kogel.
Nimm ruhig den Schotter in die Hand,
da krächzt der Totenvogel.
Du Mondgesicht im Nadelstreif
sprangst gut dressiert durch jeden Reif,
jetzt sieh Du zu, was um Dich brennt:
    nur vier Prozent.

Dann ist es aus. Nun, gute Nacht.
Verlacht. Verhöhnt. Verraten?
Das hat der Held doch selbst vollbracht,
er und die Kleptokraten!
Wenn’s brenzlig wird, wohlan: zur Flucht,
mehr kann er nicht, und in die Schlucht,
ins Nichts, in sein Verderben rennt…
    (Zwei, drei Prozent.)





Den Abgehobenen

27 02 2010

für Johann Wolfgang von Goethe

Wer hoch zu Ross das Volk durchreitet,
der klagt wohl übers Schlechte.
Wer absteigt, da er besser schreitet,
erblickt auch das Gerechte.

Da ihm die Welt gering erscheint,
so führt der Große Klagen.
Sie ist nicht böse, wie er meint,
sie hat ihr Los zu tragen.





Gernulf Olzheimer kommentiert (XLVI): Bürgerbevormundung

26 02 2010
Gernulf Olzheimer

Gernulf Olzheimer

Mein Name ist Gernulf Olzheimer und dies ist das Weblog aus dem Land der Bekloppten und Bescheuerten.

Ja, das Leben stellt uns vor Herausforderungen. Man muss Bananen schälen, bevor man sie sich via Startpunkt des Verdauungstrakts – und genau hier beginnt schon eine Diskussion, die mehr Nerven kostet, als eine Horde Hasenhirne hat – in die Figur drischt. Der döschige Primat schafft’s unfallfrei, ab einem gewissen Bildungsgrad sollte man davon ausgehen können, dass Jetztzeitler sich eine Schlauchbeere ebenso reinpfeifen. Doch wir haben nicht mit den Bekloppten gerechnet, die aus allen Löchern kriechen, Maden in Germany und sonst wo, geschaffen einzig, uns zu bevormunden. Sie hocken in verschmalzten Hinterzimmern und brüten über den Bananenschalenentfernungsverordnungen, Kauvorschriften, Schluckbestimmungen, damit bloß kein Bürger mit dem Zeugs tut, was ein unmündiger Säugling täte: die Nummer, die auch der Affe hinkriegt, weil ihn der Beknackte mit seiner Dienstanweisung nicht kümmert.

Der Bürger, kurz: das doofe Subjekt, das sich einbildet, handelnder Souverän zu sein, muss vor sich selbst geschützt werden. Der Weg beginnt mit dem Einzelfall; wenn jährlich dreizehn Kinder beim Verzehr von Hotdogs in den Vereinigten Staaten von Amerika ihr Leben lassen (hier kann man leicht unterscheiden: schaffen diese Kinder es ohne fremde Hilfe, so kann man ihren Eltern wegen Vernachlässigung der Aufsichtspflicht eins auf die Birne möllern – sind die Eltern an der Erstickung ihrer Blagen beteiligt, sollte man ihnen noch extra die Nase tiefer legen), so muss es unbedingt eine nationale Initiative geben, um eine nicht lebensgefährliche Wurst im Brötchen zu entwerfen. Die Annahme, dass eventuell Dropouts im Genpool zu einer Grundblödheit führen, mit der für Pudel gedachte Aufgaben von Zweibeinern nicht gelöst werden können, ist für manche Aufsichtsführer kaum erträglich. Sie meinen es gut mit uns.

Und genau das ist das Problem. Längst haben die Kontrollfetischisten ihre Erfüllung gefunden und überziehen die Wehrlosen mit Instruktionen, Normen, Gesetzen zum Aufblasen von Luftballons, sie legen den Krümmungsgrad von Karotten fest und reglementieren den Glibbergehalt in Napfsülze, auf dass die Gallerte global gleich wabbelt und nicht in Albanien anders als in Nepal vom Teller suppt. Eine naturbelassene Banane ist dem Homo sapiens aus humanitären Gründen nicht mehr zuzumuten, und immer öfter munkelt man, eine derart massive Hirnverdübelung sei ein sicheres Zeichen dafür, dass es erstens eine Weltregierung gebe und dass sie zwotens aus den dämlichsten Arschlöchern dieses beknackten Planeten bestehe. Offenbar hat diese aus Illuminaten, EU-Schergen und Kindermädchen zusammengeschusterte Truppe sich dem Ziel verschrieben, den Bürger praxisnah in seine Komplettverdeppung zu überführen. Kein besserer Haushalt mehr, in dem nicht auf dem Heißluftgebläse stünde, dass es – so schröcklich kann’s gehen – Heißluft bliese. Kein Schuhlöffel mehr ohne Warnhinweis, dass das Verschlucken auf eigene Gefahr geschehe, generell aber nicht zum Standardprogramm gehöre. Nur noch wenige Jahre, dann haben wir den paradiesischen Zustand erreicht und erhalten grell blinkende Botschaften mit Sirene und Böllerschüssen, sobald wir dem Wasserhahn nahe kommen – damit wir bloß nicht vergessen, dass Wasser nass ist.

Die Weltregierung, oder wie auch immer diese Ansammlung intellektueller Lackschäden auch heißen mag, liebt uns. Genau das ist das Problem. Die Schimmelhirne schwiemeln sich ins Leben des geistig gesunden Bürgers hinein wie anstrengender Körpergeruch in ein Großraumbüro. Nachdem sie über die Luftverschmutzungsverordnung reguliert hat, welche Umweltgifte legal in den Standardapfel gelangen dürfen, klatscht sie aufgepumpte Balken in die Autowerbung, um kundzutun: Achtung, beim Erwerb eines Fahrzeugs mit Verbrennungsmotor entstehen Folgekosten wegen Benzinverbrauchs. Wer derlei Dünnsinn den flach gebauten Bratzen auf die Denkhaut schmaddert, kann nur von der Hoffnung getragen sein, dass der bevormundete Bürger im Schnelldurchgang verblödet oder aber sofort und unwiderruflich in Schockstarre verfällt, weil er sonst die Prozedur durchschaut und mit Waffengewalt jede Diskussion darüber abkürzt. Ob wir uns wehren, wenn das Internet Sendezeiten und die Tageszeitung verschiebbare Balken hat für Tittenbilder am Katholikenkiosk? Man müsste dazu ja den Rasen betreten.

Und da sind wir auch schon. Willkommen in einer Welt, in der Schnaps ab 21 verkauft wird und daher kindersichere Flaschen braucht. In einer Welt, deren letztes Abenteuer es sein wird, Wetten abzuschließen, wann Reißnägel nicht mehr lose in der Plasteschachtel, sondern einzeln in Anti-Pieks-Hüllen im Baumarkt lagern. In einer Welt, in der Zigarettenschachteln als großes Contra gelten und der Raucher als die Verkörperung des Asozialen schlechthin – und in der die letzten Freien einem quarzenden Altkanzler zusehen, wie er die Fluppen im Gesicht eines faselnden Moderatorenbübchens ausdrückt. Selbst Schuld. Keiner hat den Döskopp zum Passivrauchen gezwungen.





Der böse Hirte

25 02 2010

„Weil nämlich die Chinesen auch so gelbe Haut haben, nicht wahr, und das weiß doch auch ein jedes Kind, gell? Dann danke ich recht schön für Ihr Interesse, gnädige Frau – setzen Sie sich da hinten hin, aber stoßen Sie mir die Aktenordner da nicht um, hören Sie? Wir machen diesen Schmarren hier nicht zum Spaß, damit Sie’s wissen, wir denken uns etwas dabei, und das kommt dann letztlich über die staatsbürgerliche… also wenn Sie das vom Staat her aus betrachten tun wollen, dann haben Sie da auch eine Betrachtungsweise, nicht wahr. Und jetzt lassen Sie mich gefälligst in Ruhe, ja, ich habe hier genug zu tun!

Katholische Beratungsstelle für unchristliches und anderweitig widernatürliches Gedankengut, Ketzinger am Apparat, womit kann ich Sie auf den Pfad der Tugend – um Gottes Willen! Haben Sie schon einmal daran gedacht, dass Sie Ihren Buben in ärztliche Behandlung geben? Verstehen Sie mich nicht falsch, Frau Kreuzpointner, so war doch der Name, manche Menschen im Ausland, also da, wo man nicht primär der katholischen, also überhaupt keiner vernünftigen Glaubensform nicht anhängt, da finden sie, dass das als eine Übergangsphase im Leben mit Schmerzen, mit Zähneknirschen, ja mit einer gewissen Toleranz für diese Verirrung – Sie wissen, was das ist? Toleranz? wenn nicht, sagen’s das nur frei heraus, die komplizierteren Begriffe erkläre ich gerne noch mal gründlich, damit hier auch ja kein Missverständnis entsteht – also dass das geduldet werden muss. Man muss das dann gemeinsam durchstehen. In der Familie, mit leichtem Druck von Seiten der Arbeitsstelle, etwas größerer Belastung vielleicht durch Ihren Herrn Pfarrer, das ist jetzt… also Psychoterror würde ich es jetzt nun nicht direkt nennen, aber Sie wissen ja, weil der Gottlose Übermut treibt, muss der Elende leiden, Psalm 10, Vers 2, da sind wir schon vor, das soll’s bei uns gar nicht erst geben. Also sagen’s nur Bescheid, wenn Ihr Bub wieder auf den Gedanken kommen sollte, etwas anderes als die CSU zu wählen, wir sind dann natürlich für Sie da, Frau Kreuzpointner – Heberbachstraße 23, ist recht? Ja, sehen Sie mal, was wir alles wissen. Wiederhören!

Erlauben Sie mal, ich muss mir doch von Ihnen nicht in mein Weltbild hineinreden lassen! Das ist ja wohl die Höhe! Was wollen Sie eigentlich, einen gottlosen Sozialismus? Das hätte man sich ja denken können – alle, die mich hassen, raunen miteinander wider mich und denken Böses über mich. Psalm 41, Vers 8. Wenn’s Ihnen etwas…

Katholische Beratungsstelle für unchristliches und anderweitig widernatürliches Gedankengut, Ketzinger am Apparat, womit kann ich… diese vielen Verirrungen, dass man die kleinen Knaben – nein, das sehen Sie falsch, das geht ja anatomisch nicht, man muss die schon in den… also ja, das ist, ääh, das ist die so genannte sexuelle Revolution, in deren Verlauf von progressiven Moralkritikern…

Natürlich, das ist vollkommen unbedenklich. Wir haben unser Weltbild rechtzeitig strafrechtlich schützen lassen. Wir dürfen das.

Katholische Beratungsstelle für unchristliches und anderweitig widernatürliches Gedankengut, Ketzinger – nein, hängen Sie freitags bloß keine Wäsche im Freien auf, das könnte die Heiligen erzürnen, und dann haben Sie einen Typhus in der Verwandtschaft. Oder Schweinegrippe. Da müsste ich erst im Erzbischöflichen Ordinariat nachfragen, was gerade gilt. Nichts zu danken.

Ach, und das wollen Sie jetzt auch anprangern? wenn wir uns nicht mehr gefallen lassen, dass solche Schweinereien der Jugend vorgeführt werden? Shakespeare und Goethe und Heine und wie diese ganzen Teufelsanbeter heißen, Sie, das ist mir egal, der Shakespeare soll ja noch nicht einmal einen Nobelpreis gewonnen haben! Wenn Sie immer alles wissen wollen, anstatt mal daran zu glauben, was wir Ihnen hier sagen, dann muss es Sie doch auch nicht wundern, wenn Sie irgendwann überheblich werden und ein Fanatiker!

Katholische Beratungsstelle für unchristliches und anderweitig widernatürliches… Bitte bewahren Sie jetzt Ruhe, es muss noch nicht zu spät sein. Eine schwarze Katze ist natürlich prinzipiell vom Teufel besessen, Sie können den Schadzauber aber bannen, indem Sie das Tier in einen Haushalt verbringen, in dem entweder Protestanten oder ähnlich gottloses Volk haust, oder Sie suchen jemanden, der jemanden in der Familie hat oder wenigstens in der Nähe wohnt von jemandem, der einen kennt, der vielleicht sozialdemokratisch gewählt haben könnte. Das ist genauso schlimm. Und dann natürlich Finger waschen. Falls Sie den Sozialdemokraten angefasst haben.

Was wollen Sie denn eigentlich? Können Sie mir das vielleicht mal sagen? Gott hat die Menschen nicht als Heilige geschaffen, sondern mit einem freien Willen. Jeder Mensch kann sich deshalb zwischen Gut und Böse entscheiden und hat persönlich für die Konsequenzen seines Handelns gerade zu stehen. Sie spielen natürlich nur auf die eine Sache an – die Täter versündigen sich an der Psyche ihrer Opfer und sie versündigen sich auch gegen die Kirche. Und wie Sie wissen, sind wir ja dafür bekannt, dass wir Sünden stets schnell und unbürokratisch vergeben. Katholische Beratungsstelle für unchristliches und anderweitig widernatürliches Gedankengut, Ketzinger am Apparat, womit kann ich Sie auf den Pfad der Tugend zurückbringen?“





All inclusive

24 02 2010

„… doch sehr angenehm, dass wir mit dem Herrn Ministerpräsidenten am Tisch zu sitzen kamen. Kaczielski meinte, die 20.000 Euro seien auch gut angelegt gewesen. Spätestens auf dem nächsten Landesparteitag könne sich dann Herr Rüttgers (wir hatten das jetzt zum dritten Mal gebucht) an Karl-Theodor erinnern, und hätte er trotz seiner Vorstrafe doch noch Chancen, als Schatzmeister zu…“

„… mit allen Mitteln zu verhindern. Dieser Zahnbürstenfabrikant ist zwar ein ausgebufftes Schlitzohr, typischer Rheinländer, aber wir hatten die besseren finanziellen Mittel. Gutes Timing, Herr Wüst schickte uns die Pressevertreter just in dem Moment an den Stand, als das Fernsehteam kam – Winkel und Söhne hatten also fünfzehn Minuten zu 6.000 gebucht, aber es hat sich nicht besonders…“

„… schon für Aufsehen gesorgt – dass der Herr Außenminister wieder eine Stunde lang über die staatsbürokratische Bevormundung schimpft, war ja klar, doch hat er es meines Erachtens diesmal doch deutlich übertrieben. Schön und gut, unsereins muss seine Gelder auch zusammenhalten, da hilft einem Liechtenstein ja kaum noch, aber dass Westerwelle jetzt zwei Werbeunterbrechungen in seinen Vortrag macht und diese Prospekte verteilen lässt, das ist in meinen Augen nun wirklich keine…“

„… wenigstens tofte amüsiert! Pro Nase 6.000, aber wir haben zusammengelegt, heißt: noch 4.000 Euro, und dann ihm Fragen gestellt. Meine Herren! da steht diese Nulpe, der quatscht und quatscht: ‚Ja Wirtschaft, pff, weiß nicht‘ und ‚Innenpolitik, keine Ahnung‘ oder ‚Sozialhaushalt, äääh, ist nicht mein Tisch‘ – war das ein Spaß! Der Rüttgers hat sich da zum Affen gemacht, wir so gelacht, und diesen Blödian sollen wir im Mai…“

„… keinerlei rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Die Veranstaltung, die laut Protokoll gar nicht stattgefunden hat, hielt sich streng an die gesetzlichen Vorschriften, insbesondere legte der Herr Wüst als Generalsekretär der CDU Nordrhein-Westfalen Wert darauf, dass von Beratungs- oder gar Einflussnahmegesprächen keine Rede sein könne; gleich nach dem Redebeitrag zur Eröffnung der Landwirtschaftsmesse habe Herr Rüttgers schon gar nicht mehr gewusst, wo er sich aufhielte, so dass von einem vorsätzlichen…“

„… wir Ihnen gerne ff. Politiker zur Verfügung stellen. Ab Juli können Sie ebenfalls Roland Koch mieten, garantiert zweimal verfassungsfeindliche Äußerungen, gegen geringen Aufpreis auch jeweils einmal Ausländerpack, Hartz-Abschaum und ähnliche…“

„… noch sehr gut weg. Als beispielsweise in der letzten Saison Sarrazin und Sinn ihre Thesen zum Einfluss von Mangelernährung und Infektionen auf den Wohnungsmarkt vorgetragen hatten, war noch ein verhältnismäßig anständiges Publikum im Saal, Bankiers, Philanthropen, mehrere Bischöfe sogar, aber jetzt? Mag sein und wir sind inzwischen zu sehr aus der Zeit gefallen, mein teurer Freund, aber unter den ganzen Parvenüs zu sitzen, um diesen rheinischen Juristen über ein paar Banalitäten etwas Luft machen zu lassen, das war kein Genuss, zumal wir ins Parkett sahen, wo sich zwischen ein paar Schnöseln, laut, naseweis, in gelber Krawatte, kaum Kandidaten wohl, höchstens erstes Staatsexamen, doch schräg vor uns Sloterdijk setzt. Stein von Stein hatte den ganzen Abend dann die grässlichsten Kopfschmerzen. Wir werden diese Gesellschaft in Zukunft meiden, denn…“

„… und nach dem zwölften Mal auch einfach stinklangweilig ist. Aber trotzdem ist neulich ein Ding passiert, ich sag’s Dir! Hat doch der Rüttgers auf der Bestattermesse aus Versehen in den falschen Koffer gegriffen, ich sehe das noch hinten, im Schminkzelt, wie Hendrik Wüst ihm die Pappnase anmontiert, und da stürmt der Trottel doch johlend in den Saal rein, wo die Särge stehen und die Urnen und will zum x-ten Mal die verschissene Büttenrede wider den tierischen Ernst abkaspern – Junge, ich sag’s Dir, wir haben uns bepisst, und der Wüst…“

„… passend, kongenial sogar! Hatten uns unter dem Thema Der Nationalstaat und seine überfällige Säuberung genau eben diese Stoßrichtung versprochen zur Eröffnung von Schloss Trebnitz – dass Vorsitzender Voigt einiges klarstellen würde in Bezug auf Wehrmacht, das war zu erwarten gewesen, aber dann Westerwelle! Hat man früher immer gespottet, er sei nur ein kleiner Kläffer, wir fanden, Goebbels hätte keine schönere Hetzrede über Abschaffung des Parasitentums im deutschen Volkskörper halten können – glänzend, wie er das machte, zwar spuckte er bisschen viel, aber insgesamt wollen wir das wieder, wenn zur Gedenkfeier für Kameraden Rieger…“

„… künftig Abstand nehmen von Ihrer Firma. Unser Seniorchef fühlte sich vom Auftritt Ihres Herrn Rüttgers peinlich berührt und hatte spontan den Eindruck, im Tingeltangel fünfter Ordnung zu sitzen, wo Rex Gildo auf die Bühne tritt, um dann volltrunken geschmacklose Scherze zu…“

„… bodenlose Schweinerei zu bezeichnen! Wir fanden das hip, den ehemaligen FDP-Vorsitzenden zu unserem Kindergeburtstag einzuladen, nach der Haftentlassung braucht er ja auch jeden Euro, und wir wissen, dass ALG-II-Bezieher wirklich auch für kleine Sachen dankbar sind. Aber es fing gleich mit der Torte für Shaleen an: Westerwelle wollte die für sich selbst. Er meinte ganz dreist, die Kinder hätten doch noch gar nichts geleistet! Als auch Cara-Elea und Lennja-Malin heulten, sagte er: lasst Euch von der Mutti doch ’nen Gutschein geben! Da sind bei Jochen die Sicherungen durchgebrannt und er hat dem Westerwelle derart eins in die Fresse…“





Der Prozess

23 02 2010

„Das werden Sie noch bitter bereuen! Meine Anwälte werden Sie fertig machen, das schwöre ich Ihnen! Sie werden sich noch umgucken!“ Ein unartikulierter Schrei ließ mich zusammenzucken. Die Tür flog auf. Stadtbaurat Klarwasser taumelte auf den Flur, die Hand vor das Gesicht gepresst. „Kommen Sie bitte“, erscholl die bekannte Stimme aus dem Amtszimmer. Ich trat ein.

„Ein Stück Kandis oder zwei?“ Blume goss Tee in die Tassen. Er lächelte verkniffen. „Nicht, dass man uns noch spätrömische Dekadenz vorwirft.“ Der bullige Mann mit dem kahlen Schädel knetete die Finger. „Gehen Sie nur“, ermunterte der Beamte ihn, „machen Sie eine halbe Stunde Pause. Sie sind ja schon den ganzen Tag im Einsatz.“ Der Boxer stand schwerfällig auf und schlurfte zur Tür. „Herr Kagalin übernimmt bei uns die unzufriedenen Kunden. Sie verstehen?“ „Man sagte mir“, gab ich zurück, „dass Ihre Klienten oft nicht einverstanden seien.“ Er lächelte wieder. „Ja, so kann man das auch ausdrücken. So auch.“

Die Zustände hatten ein Einlenken erforderlich gemacht. Immer neue Datensätze waren auf der Bildfläche erschienen, die Steuerzahler waren kaum mehr nachgekommen – da hatte der Gesetzgeber plötzlich beschlossen, dass auch eine Selbstanzeige nicht vor empfindlicher Strafe schützen dürfe. „Die Regierungsparteien haben nicht schnell genug reagiert“, erinnerte sich Blume, „und stereotyp eine Strafverschärfung beschlossen – und den Rest musste dann das Verfassungsgericht erledigen.“ „Wie immer eigentlich“, bestätigte ich. „Dann kam die Regelung, dass die Straftäter zum Bezug von Transferleistungen verurteilt würden.“ „Wir hatten auf einmal sehr viel zu tun.“ Blume schilderte die Entwicklung durchaus lebhaft. „Besonders, dass auf einmal die Bankangestellten kleine Boni erhielten, wenn sie Steuerhinterzieher gemeldet haben. Das brachte uns natürlich jede Menge neuer Fälle.“

Drüben gab es einigen Lärm. Holz splitterte. Ein unterdrückter Schrei. „Das war unser Kollege. Da sitzt mal wieder der Doktor Göllesheimer aus der Finanzberatung Göllesheimer Hunneberg Lücksen. Ein unangenehmer Zeitgenosse, sage ich Ihnen.“ Die Tür öffnete sich. Der Athlet steckte fast schamhaft den Kopf herein. „Juri Wassiljewitsch macht Nase kaputt“, grunzte der grobschlächtige Mann. „Gut, gut!“ Blume blätterte in einer Akte. „Dann schicken Sie ihn nach unten und vergessen Sie ihn im Wartebereich.“

„Sie haben sich wohl auf Verfolgungsbetreuung spezialisiert?“ „Nicht ganz“, wehrte Blume ab. „Einen Großteil unserer Maßnahmen bestreiten wir mit einer perfektionierten vertreibenden Hilfe.“ Darunter konnte ich mir nun so gar nichts vorstellen. „Denken Sie sich einen Kandidaten wie den Doktor Göllesheimer: vollkommen weltfremd, kann nicht einmal einen Überweisungsträger ohne fremde Hilfe ausfüllen, und der soll nun für ein kompliziertes Antragsformular innerhalb eines Tages einen Stapel Unterlagen beibringen. Kann er natürlich nicht, schafft er auch gar nicht, weil die meisten dieser Unterlagen für die Ausfertigung mehrere Wochen benötigen. Er muss nun also jeden Tag hier ankommen, sich in die Warteschlange stellen, dann hat er ungefähr eine halbe Stunde, um einen Tag Fristverlängerung zu erbetteln, das macht er täglich – sechs, acht Wochen lang. Ist er fertig, stecke ich das ganze Konvolut vor seinen Augen in den Reißwolf und teile ihm mit, dass ich alle diese Unterlagen bis zum folgenden Tag wieder auf dem Tisch liegen haben will. Dreimal hintereinander, und der Mann ist durch.“ Ich schüttelte mich. „Wissen Sie, woran ich denke?“ Blume lächelte wieder sein harmloses Lächeln. „Kafka? Ja, durchaus. Das ist auch Sinn der Sache. Damit die Delinquenten begreifen, worauf sie sich einlassen, besser: einzulassen haben. Da ihnen ja keine andere Wahl bleibt. Wir reden hier nicht über einen absoluten Strafzweck, negative Spezialprävention, es soll wehtun. Sie werden ins Getriebe geworfen, sie wissen, dass sie absolut nichts tun können, um dem Gesetz zu genügen, aber: sie müssen es weiter versuchen. Wir nehmen unseren Opfern vorher auch noch die geringsten Dinge, sie sollen ja auf dem Stand sein, wie ihn ein Almosenempfänger erlebt. Sie haben nichts mehr, und sie wissen, dass es hier ums nackte Überleben geht.“

Er hatte immer noch das hintergründige Lächeln im Gesicht. Mich fror. Wieder und wieder blätterte er in der Akte hin und her, als fände er eine Antwort zwischen zwei Seiten. „Sie werden plötzlich in die Mühlen der Verwaltung geschmissen. Man sagt ihnen, sie seien verurteilt – allerdings nicht, was der Sinn des Urteils sei. Sie sind zwar noch auf freiem Fuß, aber sie müssen unsinnigen, sinnlosen, vor allem: völlig beliebigen Repressalien gehorchen. An einem bestimmten Wochentag lässt man sie ein Papier aus einem weit entfernten Amt holen und in einer anderen Dienststelle abstempeln, obwohl das alles auch hier in jedem Schreibtisch liegt. Am Ende geht es nicht anders, dann zahlt man ihnen die Miete und gibt ihnen ein bisschen Geld, damit sie nicht verhungern – sie sind inzwischen schwer magenleidend, es gibt keinen Grund mehr für sie, anständig zu essen – aber dann sind sie schon nicht mehr dieselben. Sie sind gebrochen. Wir brechen sie.“ Ich stellte die Tasse ab. „Damit sie beschädigt sind? traumatisiert und entwürdigt?“ Blume klappte den Aktendeckel zu. „Damit sie merken, dass das System mehr Macht hat – und nicht sie die Macht über das System.“ Er goss Tee nach. Und lächelte.





Alte Kameraden

22 02 2010

„Und? Geht Sie das etwas an? Stecken Sie Ihre Nase eigentlich immer in Sachen, die Sie einen Scheißdreck… Schnauze! Jetzt rede ich! Haben Sie gedient? Ach, sieh mal an! Panzerbataillon? Sagen Sie das doch gleich, Herr Doktor, da können Sie – wollen sich Herr Doktor doch bitte keine Umstände machen, bewahre! Das muss Sie als Stabsarzt gar nicht kümmern. Regelt sich. Selbstverständlich!

Muss man das beanstanden? Gut, Loyalität vor Fachlichkeit zu setzen, das ist natürlich nur für den sinnvoll, der sich im Gefecht auskennt. Man kann dem Feind nicht in die Hände spielen, wenn man ständig diese Drückeberger zwischen den Beinen hat, die über jeden Befehl diskutieren wollen und vors Bundesverfassungsgericht… wie? Natürlich, Herr Hauptmann, das ist für den Staatsbürger in Uniform eine Selbstverständlichkeit. Da haben Sie Recht. Das ist so und das muss auch so bleiben in einem Staat, der seine Verfassung… ja. Doch. Ja.

Den Versorgungsgedanken ernst nehmen? Da haben Sie mal etwas gesagt, nicht wahr, kennen Sie nicht auch noch die alte Befehlsform: Versorgung, Nachschub, Verpflegung… ja, das hatte die Reichs… also die Bundeswehr, nicht wahr, die hatte das natürlich auch so im Programm, ja. Weil das bei unseren Geschäfts… also befreundete Nationen aus dem globalen Prekariat, nicht wahr, die wollen das ja auch so, dass man sich da psychologisch ein wenig einfühlt. Stellen Sie sich mal vor, da kommen Sie mit einer Horde Sozialpsychologen – die Bimbos lachen Sie doch aus! die nehmen Sie ja gar nicht ernst, diese Afroafrikaner, die holen uns doch ins Land, damit bei denen ordentlich wieder Aufschwung ist! Was soll denn das – das wird man doch wohl noch mal sagen dürfen!

Sicher ist das mit dem vor der Wahl und nach der Wahl so eine Sache. Ich meine, der Bürger an sich will ja in den ersten Monaten nach der Wahl gar nicht mit unschönen Sachen wie Politik und Ehrlichkeit belastet werden, es ist reicht, die… Ja, das sagen sie dann alle. Aber wollen Sie das den Niggern da unten sagen? Die warten darauf, dass man sie bescheißt. Da haben die ein Recht drauf!

Weil das klar war, dass wir unsere Ziele in diesem Jahr nicht erreichen werden. In dieser Legislatur übrigens auch nicht, damit wir uns hier klar verstehen. Zynisch? der Herr Niebel? Herr Hauptmann sind wohl in Sektlaune?

Aber mal im Ernst, was wollen Sie den Kaffern denn groß erzählen? Dass sie anständige Klamotten anziehen, wenn der dicke Mann aus Germany kommt? Dass sie die Klappe halten, damit er sich nicht blamiert? Na? Eben. Wir reißen uns doch hier nicht den Arsch auf – haben Sie das nachgerechnet? Für jedes Krankenhaus in den Negerländern müssten wir ein Promill Finanztransaktionssteuer anlegen – sollen wir unsere Einkommensmillionäre etwa gezielt in die Arme der volkswirtschaftlich nicht so sehr begrüßenswerten, aber moralisch doch sehr verständlichen Steuerhinterziehung treiben? Wollen Sie die Kongobongos zu Erfüllungsgehilfen des geistigen Sozialismus machen?

Natürlich werden wir nur noch mit jenen kooperieren, die der Obersten Heeresleitung, also dem Entwicklungshilfeministerium sich ohne den geringsten Widerstand unterwerfen. Die offizielle Blendgranate der Bundesrepublik, der Niebel… Nebelwerfer der internationalen Wehr… auf jeden Fall ist das hier der Beweis, dass wir nicht primär für Bundeswehreinsätze im Inneren sind. Wir wollen schon noch, dass die Jungs sich den Wind da draußen um die Nase wehen lassen.

Opportunismus? Das sind jetzt aber ganz schön harte Worte, finden Sie nicht? Verlogen? wegen der Abschaffung? Doch, wir wollten das Ministerium inhaltlich abschaffen – versprochen, gehalten!

Ach was, das ist doch keine soziale Hängematte. Das können Sie uns doch nicht… Herr Pinkwart ist übrigen auch noch nie bei uns gewesen, der muss sich um ganz andere Katastrophen… nein, Sie sind da auf dem ganz falschen Dampfer. Wir haben die eben von der Straße geholt. Da sehen Sie mal, was die FDP für eine soziale Verantwortung hat!

Das liegt am Fachkräftemangel, wissen Sie? Den gibt’s ja auf dem Arbeitsmarkt so gut wie gar nicht – warten Sie mal, ich weiß jetzt gerade nicht, on Herr Westerwelle nicht das Gegenteil… nein, ist noch so. Nur in der Entwicklungshilfe, da gibt es so gut wie keine Experten. Ist ja klar, wer würde schon freiwillig zu den Zulus fahren, nicht wahr? Eben. Da muss man mal sehen, wie man die Schreibtische hier voll bekommt. Die Mittelstandsförderung muss eben auch mal ganz andere Wege gehen. Sehen Sie, das ist das Problem. In so einem Entwicklungsland, da suchen Sie und suchen Sie: kein Mittelstand, nix. Was sollen Sie da groß fördern bei den Negern? Da müssen die Gelder eben anderweitig… Sicher, der Jahresetat muss weg, das ist so in der Armee. Wir liegen auch ganz gut in der Zeit. Die Staatssekretäre bauen wir schon ab, 2013 wird ja neu gewählt, und da sind die schon in Rente, nicht wahr. Und bis dahin sehen wir es als eine Win-Win-Strategie: wir zeigen den Schwatten da mal ordentlich, wie man Schulen und Krankenhäuser baut, das belastet deren Haushalte nicht mehr, die Staatschefs von den Lakritznasen können ihre Armeen nach Herzenslust ausstatten – und dann raten Sie mal, welcher gute Freund und Partner seine hübschen Prospekte aus der Rüstungsindustrie auf den Tisch des Hauses legt. So macht man das, Herr Hauptmann.

Und wenn’s tatsächlich schief geht? Na, das versteht sich. Notfalls war der Herr Niebel mal Fallschirmspringer.“





Sättigungsbeilage

21 02 2010

Das ist das Zeug, das sich auf dem Teller immer so breit macht, dass der Braten fast hinten runterfällt. Man kommt aber nicht herum, der Kellner schleppt das mit an. Und dann isst man. Und denkt sich seinen Teil. Wie bei den Suchmaschinentreffern. Darum die schönsten Dinger der vergangenen zwei Wochen. Guten Hunger.

  • jamie oliver tschaka: Das ist das Entertainment, auf das deutsche Fernsehköche verzichten.
  • wie baue ich eine duftorgel: Am besten so, dass nichts aus Ihrem Keller nach außen dringt.
  • salzflecken auf marmor: Geben Sie sich Mühe, dann bekommen Sie den Rotwein einmassiert.
  • glücksbärchis anzieh spiele: Ja, ich fand die letzte Fashion Week auch gewöhnungsbedürftig.
  • werbung händewaschen schützt wie heißt d: Es war vermutlich kein Pharmakonzern.
  • käuzchenschrei klingelton: Kriegen Sie jetzt im Abo mit einer Eule.
  • selbstanzeige steuerschätzung: Ich hoffe, Sie vergessen einen kleinen Teil. Für später.
  • 3 männer im schnee: Meine Version war nicht im Hotel. Ich hatte gerade keine Million zur Hand.
  • küchengardine kariert: Ja, es gibt schlimme Menschen…
  • karnevalskostüme außerirdischer: Westerwelles Krawattenwahl driftet letztens etwas ab.
  • tierfallen selber bauen: Mal sehen, was die Bären dazu sagen, wenn Sie das Zeug in den Zoo mitbringen.
  • flugelaltar: Hatte Mixa wieder Höhenflüge?
  • homoeopathie chlorvergiftung: Pardon, wir arbeiten daran, die einzelnen Moleküle schonend auszufiltern.
  • brustwarze stanzen: Das muss aber spätestens beim zweiten Versuch klappen.
  • tante steckte ihn in stützstrümpfe: Das Leben ist grausam.
  • peter ramsauer: Hat’s bei Ihnen auch geschneit?
  • rentnermentalität: Gab es in Spätrom meines Wissens nach nicht.
  • bier flecken in die kirschen der freiheit: Dann saufen Sie gefälligst nicht beim Lesen.
  • unterschiedsbilder: Auf dem einen sind acht Prozent?
  • ratzinger fasching: Ganzjährig erhältlich, bei dem Mann grassiert der Synapsenkarneval.
  • we kann sich ein märchen ausdenken: Sollten Sie Westerwilli meinen?
  • altersschwacher hamster riecht nach verw: Für einen Job im Entwicklungshilfeministerium ist fortgeschrittene Demenz kein Hinderungsgrund.
  • sicherheitsfall synonym: Guido.
  • das darf doch nicht wahr sein seufzte di: Was meinen Sie, wie häufig ich das denke!
  • annegret noble, unfähig: Bei Privatsendern fällt das nicht so auf, da guckt Herr Koch selten zu.
  • fisch „gehirn verdauen“: Machen Quallen, obwohl: bei Ihnen hat’s ja auch geklappt.
  • cartonn suchhund: Bleibherhund, ja?
  • der schizoide mensch anthroposophie: Dazu müssen allerdings beide dieselbe Selbsterkenntnis haben, sonst gibt das wieder rechte Winkel.
  • kinderschnitte für anfänger: Zeigt Ihnen der Metzger Ihres Vertrauens.
  • terror tag der floristeninnung: 14. Februar. Sie haben vorerst Ruhe.
  • esel selber basteln: Das Außenministerium hat die Vorlage.
  • biene aus styroporbasteln: Die gibt’s dann im Kanzleramt.
  • ramsauer wetter: Leichter Nachtfrost. Für die Jahreszeit zu laut.
  • anne hülsenbeck: Max, gib Dich keinen Hoffnungen hin.
  • hypochonder umgang: Man sollte sie nicht unbedingt mit ‚Wie geht’s?‘ begrüßen.
  • lackbeschädigung durch streufahrzeug urt: Wenn Sie Gas geben, bekommen Sie vielleicht den ganzen Kotflügel neu.
  • sadistin in schürze: Frau Klönzmeyer ist jetzt nur noch mittwochs in der Kantine anzutreffen.
  • warum der leierkastenmann nicht: Weil er davon jedes Mal einen Affen kriegt.
  • karikatur westerwelle-maispflanze: Das Zeug verpufft zu schnell.
  • unterschied zwischen zucker und streuzuc: Wie bei Streuobst und Streubomben.
  • 12 freunde sollt ihr sein: Na, das wird den Schiri freuen.
  • instant getränkepulver: Man sieht dann das Grauen so schön auf sich zukommen.
  • slätthult übersetzen: Hässlichkeit kennt keine Sprache.
  • bäuerin sucht mann zum fasching: Hätten Sie mal bis Dienstag gefragt.
  • http://www.olzheim.de: Wir arbeiten daran.
  • blutspenden mit kaputter lippe: Wenn es gar nicht anders geht, haue ich Ihnen kurz eins auf die Nase.
  • lorrexm alle pferde in marokko: Ob da auch Araber sind?
  • „nur hingekriegt“ oberweite: Arbeitet Ihr Schönheitschirurg immer ohne Vorlage?
  • paranoia kino anfälle: Ich sag’s ja, diese Glücksbärchis sind fürchterlich.
  • kleinurne glaskugel: Damit Oma auch noch mal schön über die Landschaft schneit.
  • pressglas eichhörnchen: Sie sollten erst mal meine mundgeblasenen Warzenschweine sehen.
  • dosierspender marmelade: Kleckert auch, aber noch langsamer als sonst.
  • parallelwälzer nachteile: Ein Knie über der Latte sagt noch nichts.
  • ich möchte ein teilchen von dir sein lyr: Molekularromantik, hach!
  • körperlänge eines westies für pullover: Ab Größe 38 würde ich sowieso zu Pudelwolle tendieren.
  • kasper zum ausmalen und basteln vordruck: Den Tri-Tra-Trullala-Pinkwart hat die NRW-FDP in der Kategorie Winkelemente.
  • schweißerlaubnisschein problematik: Es gibt da Geruchsprobleme.
  • fdp-witze: In der FDP zu sein ist schon peinlich genug. Darüber macht man nicht auch noch Witze.
  • bleistift eigentum der luftwaffe: Die Marine steigt aus Kostengründen auf Wasserfarben um.
  • behaarte bulgarin: Wenn Sie nicht ruhig sind, schicke ich Ihnen Fotos aus der Sauna.
  • erfahrungsbericht selbstanzeige: Fragen Sie den Parteivorsitzenden, der hat täglich mit solchen Kreaturen zu tun.
  • kurzform eines beratungsvertrages: „Mach!“
  • horst und guido du: Pack schlägt sich, Pack verträgt sich.
  • fachwort für innenbandriss: Äh… Interruptus?
  • „Ärzte ohne grenzen“ krankenversicherung: Reisegepäck ist meines Wissens nicht inbegriffen.
  • wozu schweisserlaubnisschein: Weil’s ohne Schein nicht erlaubt ist?
  • dosenbier rauchen roland koch: Verlassen Sie sich darauf, der raucht ganz andere Sachen.
  • kripo klingelton: Wenn Ihr Telefon ständig Aufmachen! kreischt, bekommen Sie ja nie eine Verbindung.
  • duden kaltleiterwiderstände: Lernt Ihr Thermometer gerade Deutsch?
  • ave maria eier kochen: Für unterschiedliche Garpunkte empfiehlt sich gleich die Anschaffung eines Rosenkranzes.
  • lino trüb ist doof: Selber.
  • wendler lebenshilfe: Und Bohlen spricht das Wort zum Sonntag.
  • inferno „rettung“: Das praktizieren gerade unser Jugendschützer.
  • damencatchen ohne anmeldung: Samstags beim Frisör?
  • zwiebelmett stripperin: Sie leiden unter fleischlichen Gelüsten.
  • gedichte über einen rollator: Zwei? Gut. Sie fangen an.
  • was ist die backus beerdigung: Ziemlich selten.
  • bastelanleitung für papier türschild: Wie ein Bleistift funktioniert, wissen Sie aber?
  • barbies ken mit tirolerhut: Nur echt mit dem Jodeldiplom.
  • chlorvergiftung hund: Das passiert natürlich nicht im Brackwasser.
  • bleistiftknabbern: In Großbritannien gibt’s die jetzt vorgeknabbert. Das spart Arbeitszeit.
  • kniebandaschen: Asche zu Asche?
  • frank rennicke das blauhelm lied hören: Hauen Sie ihm lieber eins auf den Helm.
  • modellieren mit mett: Findet jetzt in Zimmer 23 statt und heißt Freihandformen mit Frischfleich.
  • vermögen karl moik: Dann haben wir ja noch Luft für Steuern.
  • wie kann ich den papst ratzi bitten, das: Vergessen Sie’s. Der Mann merkt nichts mehr.
  • ullas saumagen: Wurde in Spanien leider zweckentfremdet.
  • westerwelle arbeit macht frei: Gratulation. Sie haben es verstanden.
  • reizblase: Wenn Sie immer schön bauchfrei gehen, kriegen Sie’s bald.
  • büttenrede: Heißt heute Generaldebatte. Wird ganzjährig abgesondert.
  • hautpilz von solarium an waden kann man: Vorher sollten Sie das Solarium feucht aufwischen.
  • verkauf von ausrangierten rettungsbooten: Zu früh. Die nächste Krise kommt schon.
  • pfennigbaum in der esoterik: Längst nicht so gut wie der Ficus.
  • insm hintergrund: Ein paar Zocker kriegen mal wieder den Rachen nicht voll genug. Wie immer eigentlich.
  • warum passiermühle: Weil es nervt, gekochte Karotten mit den Fingern zu zerquetschen.
  • abschied raumpflegerin gedichte: „Da geht sie hin / und kehrt nicht wieder.“
  • westerwelle brettchen: Als Bezieher staatlicher Alimentierung sollte man dies Muttersöhnchen doch ein bisschen schonen.
  • hirntätigkeit fremdwort: Ja, das hatte ich mir bei Ihnen schon so gedacht.
  • woher kommt der name eric idle: Aus South Shields.
  • fussmatte umgedreht: Damit Sie immer genug Sand in den Schuhen haben.
  • der teufel ist ein eichhörnchen: Also halten Sie die Nüsse fest.
  • gelbes speed marzipan geschmack: Steigen Sie doch einfach wieder auf Pillen um, ja?
  • flaschenpfand als geburtstagsgeschenk: Bei Ihrem Verbrauch könnte sich das sogar lohnen.
  • blutverschmierte gummischürzen: Das klingt, als sei die NRW-Wahl schon fest auf dem Speisezettel bei Ihnen.
  • drei strichmännlein: Und sie duzen einander.
  • lakritz raubt manneskraft: Nicht, wenn Sie es sorgfältig befestigen.
  • schizoid autark: Das geht aber nur, wenn Sie sich beide auf vollkommen getrennte Bereiche einigen können.
  • sterilisation rückgängig machen beim man: Nanu? keine Eier mehr?
  • talibahncard: Auf der Fahrt nach Alzheim.
  • schwarzsauer vom schwein mit lebkuchen: Sagen Sie Bescheid, wenn abgeräumt wird.
  • schubidua ok ok: Bap, shoowadoowadoo.
  • hervortretendes auge hamster: Würgen Sie das Tier nicht ganz so stark.
  • klassensprecher-fresse westerwelle: Das ist Gernot Hassknecht. (Und ja, der Kollege Olzheimer hört das gerne.)




Homo homini lupus

20 02 2010

Der Mensch ist gut. Wenn man von sich ausginge,
wie viel an Gutem, Edlem wär zu finden
im Anderen. Es hülfe zu verbinden,
was Bild und Ideal im Sinn der Dinge.

Und doch, man glaubt nicht. Was auch zu ihm dringe,
will er nicht hören. Er gleicht einem Blinden,
der, um sich vom Gewissen zu entbinden,
den Kopf des Andern legte in die Schlinge.

Der Mensch hält sich für gut. Nur sich alleine.
Er glaubt nur einem: seinem Heilgenscheine.
Die Mitwelt hält er doch für ein Verbrechen.

Und wäre er so gut, wie er sich meine,
so hätte er die Größe, freizusprechen,
was er verdammt in Angst, Schuld, Scham und Schwächen.





Gernulf Olzheimer kommentiert (XLV): Eliten

19 02 2010
Gernulf Olzheimer

Gernulf Olzheimer

Mein Name ist Gernulf Olzheimer und dies ist das Weblog aus dem Land der Bekloppten und Bescheuerten.

Wer immer seine Ware, Geschmeide, Baustoff oder totes Tier zu Verzehrzwecken, auf den Markt zu bringen versucht, sollte zusehen, das Produkt als besonders qualifiziert darzustellen: eng umrissen ist der Bereich, in dem sich der Kunde den Drahtkorb auf dem Weg zur Kassenschlange voll schaufelt, denn er weiß, das Gras jenseits des Zauns ist grüner und die Lebensspanne deutlich begrenzt, wenn man nicht gerade Johannes Heesters heißt. So versteigt sich die Werbung aufs Feine, Edle, kreiert Teewurst und Frischmilch und Exquisitplempe in bunter Vielfalt, auf dass der Konsument niemals kapiere, wie innerhalb der Knitterverpackung der übliche Gammel lauert. Dreht man die Schraube fester, landet man bei Premiumtierfutter, Luxuskotztüten und schließlich, wie sollte es anders sein, bei der Elite. Sie ist, der Name deutet’s an, die ausgesuchte Ware im Sortiment, doch ob ausgesucht gut oder ausgesucht beschissen, das erfordert genau den Kontext, der aus Sicherheitsgründen meist fehlt.

Was läge also ferner, als über Los zu gehen und gleich mit dem ersten Schritt im Fettnapf zu stehen – der Elitäre tut’s trotzdem, doppelt verbissen gar und hockt voll Wonne in der Wanne, um in sozialer Dimension sich selbst als Elite einordnen, mithin als bunt verpackten Sonntagsschrott abzuwerten. Chapeau, wir haben dem Pack auf der Kriechspur der Vasallen ja nicht das Auffahren verboten. Die soziale Stellung als Preisliste – warum nicht?

Elite scheint als Bezeichnung eng mit dem Konzept der politischen Korrektheit verwoben; denn so, wie man heute intellektuell eigenwillig operierende Menschen in kreativ herausgearbeiteten Teilbereichen der Gesellschaft anspricht, merkt das blöde Arschloch gar nicht mehr, dass es gemeint ist. Dummerweise hat sich in der Gesellschaft, die Postmoderne spielt, die Qualität erheblich verdünnt. Was seinerzeit noch als Schranzen besetzt werden konnte, rutscht heute durchs Sieb. Bildung ist nicht mehr hinderlich auf dem Weg ins Kellergeschoss, und so zeigt ein illustrer Flor aus Sackpfeifen auf Rütlischulniveau, wie das Volk zum Fremdschämen kommt. Warme Luft steigt nach oben, Hohlköpfe zuerst: Ministerpräsidenten brillieren durch erratisches Gestammel fremder Zunge, Bahnchefs sind nicht mehr in der Lage, Fahrkartenautomaten unblutig zu bedienen, Außenminister beweisen, dass Schlafen im Geschichtsunterricht (Latein findet in Elitehaushalten vorsichtshalber nicht mehr statt) einen schönen Teint macht – Stümper predigen Leistung, wie ebendiese zum Symbol des Elitären stilisiert wird, wenn man sich ganz sicher sein kann, dass die Waschlappen oben auf der Ungezieferstange im Leben noch nicht viel mehr hingeschwiemelt bekommen haben, als vom Kreißsaal über den Hörsaal direkt in den Plenarsaal zu glitschen – keiner repräsentiert die Blaupause dünn angerührter Daseinszwecke wie Politiker.

Denn sie sind das Musterbeispiel für kreativen Umgang mit der Realität; der eklatante Mangel an Moral, die Großtat, ihre Abneigung gegen sinnvolle Arbeit zur Kunstform zu erheben, ihre widerwärtige Unersättlichkeit, Überheblichkeit und Verlustangst, irgendwann auf das zurechtgestutzt zu werden, was sie sind: Wohlstandsmüll einer Deppengesellschaft im intellektuellen Sturzflug, alles das macht sie zu einer Herde von Zivilversagern, die nur in einem rege und findig sind, nämlich dem verschlagenen Versuch, sich mit Nichtwissen und Faulheit nach unten abzuschirmen, wo die harte Normalität droht.

Der Fehler pumpt sich auf und wird System; ein Dumpfschlumpf reicht dem anderen die schwitzige Hand, denn sie verstehen einander, Parvenüs, die das noch zu gut kennen vom Schulhof, wenn die anderen Kinder schon viele waren und immer mehr wurden: eine dicke Lippe verträgt sich nicht mit dem Umstand, keinen großen Bruder zu haben. Jetzt beten sie sich gegenseitig an, soziokulturell überforderte Fettarschbuddhas auf wirr genagelten Klappaltären, die Monstranz des Aufsteigertums, das sich unterwegs die Hohlbirne am Wahnsinn ankloppt, sich Genie attestiert und dann fröhlich der Korruption frönt, der Hauptursache für multiples Hirnarealversagen in derlei Kreisen.

Wer nun denkt, bis jetzt habe der Zoobesuch bei den hohen Tieren schon gefruchtet, täuscht sich. Nichts scheint attraktiver, denn als Ramschware auf den Markt gekotzt zu werden. Was sich Elite nennen kann, nennt sich Elite. Scheint’s hat sie niedrige Eingangsvoraussetzungen, zur Infoelite gehört man inzwischen schon, wenn man ohne Recherche aus anderen Zeitungen abschreiben und das Ergebnis als eigene Arbeit unterjubeln kann (siehe auch: Leistungselite). Logische Fortsetzung ist die alphabloggende Internetelite, die sich auf der Ausweichspur auch als digitale Bohème geriert, früher hieß das: „Der Junge, der hat ja 22 Semester studiert, jetzt verdient er manchmal etwas dazu.“ Inzwischen gibt es Elitenförderung an jeder Straßenecke, die ein Hund markieren kann, wobei der Gegensatz klar ist: Eliten- ist das Gegenteil von Begabtenförderung. Denn wozu müsste man die Elite, per se Spitze der Gesellschaft, noch anheben.

Allein, dieses System hat sein Gutes, unbestreitbar; wenn es denn dereinst soweit ist, können wir einfach das Dachgeschoss in Brand setzen, genau so, wie es interessierte Zeitgenossen dem guten alten Nero in die Schuhe schoben, um einen harmlosen Volltrottel ins Kostüm der degenerierte Bestie zu stopfen – und dann werden wir mit dem Dosenbier im Anschlag auf der Straße hocken und den quäkenden Vorzeigedeppen ein bisschen mehr Leistung empfehlen. Für die Allgemeinheit. Oder für die Geschichte. Wer macht da schon einen Unterschied.