Gernulf Olzheimer kommentiert (XLVI): Bürgerbevormundung

26 02 2010
Gernulf Olzheimer

Gernulf Olzheimer

Mein Name ist Gernulf Olzheimer und dies ist das Weblog aus dem Land der Bekloppten und Bescheuerten.

Ja, das Leben stellt uns vor Herausforderungen. Man muss Bananen schälen, bevor man sie sich via Startpunkt des Verdauungstrakts – und genau hier beginnt schon eine Diskussion, die mehr Nerven kostet, als eine Horde Hasenhirne hat – in die Figur drischt. Der döschige Primat schafft’s unfallfrei, ab einem gewissen Bildungsgrad sollte man davon ausgehen können, dass Jetztzeitler sich eine Schlauchbeere ebenso reinpfeifen. Doch wir haben nicht mit den Bekloppten gerechnet, die aus allen Löchern kriechen, Maden in Germany und sonst wo, geschaffen einzig, uns zu bevormunden. Sie hocken in verschmalzten Hinterzimmern und brüten über den Bananenschalenentfernungsverordnungen, Kauvorschriften, Schluckbestimmungen, damit bloß kein Bürger mit dem Zeugs tut, was ein unmündiger Säugling täte: die Nummer, die auch der Affe hinkriegt, weil ihn der Beknackte mit seiner Dienstanweisung nicht kümmert.

Der Bürger, kurz: das doofe Subjekt, das sich einbildet, handelnder Souverän zu sein, muss vor sich selbst geschützt werden. Der Weg beginnt mit dem Einzelfall; wenn jährlich dreizehn Kinder beim Verzehr von Hotdogs in den Vereinigten Staaten von Amerika ihr Leben lassen (hier kann man leicht unterscheiden: schaffen diese Kinder es ohne fremde Hilfe, so kann man ihren Eltern wegen Vernachlässigung der Aufsichtspflicht eins auf die Birne möllern – sind die Eltern an der Erstickung ihrer Blagen beteiligt, sollte man ihnen noch extra die Nase tiefer legen), so muss es unbedingt eine nationale Initiative geben, um eine nicht lebensgefährliche Wurst im Brötchen zu entwerfen. Die Annahme, dass eventuell Dropouts im Genpool zu einer Grundblödheit führen, mit der für Pudel gedachte Aufgaben von Zweibeinern nicht gelöst werden können, ist für manche Aufsichtsführer kaum erträglich. Sie meinen es gut mit uns.

Und genau das ist das Problem. Längst haben die Kontrollfetischisten ihre Erfüllung gefunden und überziehen die Wehrlosen mit Instruktionen, Normen, Gesetzen zum Aufblasen von Luftballons, sie legen den Krümmungsgrad von Karotten fest und reglementieren den Glibbergehalt in Napfsülze, auf dass die Gallerte global gleich wabbelt und nicht in Albanien anders als in Nepal vom Teller suppt. Eine naturbelassene Banane ist dem Homo sapiens aus humanitären Gründen nicht mehr zuzumuten, und immer öfter munkelt man, eine derart massive Hirnverdübelung sei ein sicheres Zeichen dafür, dass es erstens eine Weltregierung gebe und dass sie zwotens aus den dämlichsten Arschlöchern dieses beknackten Planeten bestehe. Offenbar hat diese aus Illuminaten, EU-Schergen und Kindermädchen zusammengeschusterte Truppe sich dem Ziel verschrieben, den Bürger praxisnah in seine Komplettverdeppung zu überführen. Kein besserer Haushalt mehr, in dem nicht auf dem Heißluftgebläse stünde, dass es – so schröcklich kann’s gehen – Heißluft bliese. Kein Schuhlöffel mehr ohne Warnhinweis, dass das Verschlucken auf eigene Gefahr geschehe, generell aber nicht zum Standardprogramm gehöre. Nur noch wenige Jahre, dann haben wir den paradiesischen Zustand erreicht und erhalten grell blinkende Botschaften mit Sirene und Böllerschüssen, sobald wir dem Wasserhahn nahe kommen – damit wir bloß nicht vergessen, dass Wasser nass ist.

Die Weltregierung, oder wie auch immer diese Ansammlung intellektueller Lackschäden auch heißen mag, liebt uns. Genau das ist das Problem. Die Schimmelhirne schwiemeln sich ins Leben des geistig gesunden Bürgers hinein wie anstrengender Körpergeruch in ein Großraumbüro. Nachdem sie über die Luftverschmutzungsverordnung reguliert hat, welche Umweltgifte legal in den Standardapfel gelangen dürfen, klatscht sie aufgepumpte Balken in die Autowerbung, um kundzutun: Achtung, beim Erwerb eines Fahrzeugs mit Verbrennungsmotor entstehen Folgekosten wegen Benzinverbrauchs. Wer derlei Dünnsinn den flach gebauten Bratzen auf die Denkhaut schmaddert, kann nur von der Hoffnung getragen sein, dass der bevormundete Bürger im Schnelldurchgang verblödet oder aber sofort und unwiderruflich in Schockstarre verfällt, weil er sonst die Prozedur durchschaut und mit Waffengewalt jede Diskussion darüber abkürzt. Ob wir uns wehren, wenn das Internet Sendezeiten und die Tageszeitung verschiebbare Balken hat für Tittenbilder am Katholikenkiosk? Man müsste dazu ja den Rasen betreten.

Und da sind wir auch schon. Willkommen in einer Welt, in der Schnaps ab 21 verkauft wird und daher kindersichere Flaschen braucht. In einer Welt, deren letztes Abenteuer es sein wird, Wetten abzuschließen, wann Reißnägel nicht mehr lose in der Plasteschachtel, sondern einzeln in Anti-Pieks-Hüllen im Baumarkt lagern. In einer Welt, in der Zigarettenschachteln als großes Contra gelten und der Raucher als die Verkörperung des Asozialen schlechthin – und in der die letzten Freien einem quarzenden Altkanzler zusehen, wie er die Fluppen im Gesicht eines faselnden Moderatorenbübchens ausdrückt. Selbst Schuld. Keiner hat den Döskopp zum Passivrauchen gezwungen.


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2 responses

26 02 2010
Donkys Freund

Momentchen mal! Bananen können wir Amok-Läufe missbraucht werden. Zwar nur vereinzelt, aber immerhin medientauglich. „Amok-Drama: Herzinfakt nach Bananen-Überfall“ Da ist schon Vorsicht geboten! Die Mündigkeit der Bürger ist kein Mehrheitsbeschluss. Jeder muss mitmachen!

(Apropos: Was ist eigentlich aus diesen Schützenvereinen geworden? Gibt es die noch?)

26 02 2010
bee

Ha, völlig übersehen! Die kriminelle Energie, die hinter Obst und Gemüse steckt, muss viel genauer ausgelotet werden – gut, dass wir wenigstens den Genmais noch rechtzeitig verbieten konnten…

Schützenvereine kommen wieder; momentan machen die Biathlon-Medaillen genug Werbung für Schusswaffen, da kann man sich in den Medien wieder mehr auf die verrohende Wirkung von Filesharing stürzen. Die Schlagzeile Er tötete für Shakira wird nicht auf sich warten lassen.

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