Der Abstieg

28 02 2010

Wohlan! die Luft weht frisch und rein!
Kein Wölklein kratzt die Wipfel,
da kraxelt über Stock und Stein
der Held herab vom Gipfel.
Er kam ja selbst nicht ganz hinauf,
er ließ den Dingen ihren Lauf
und wartet da, wo er’s noch kennt
    bei zehn Prozent.

Schon wird die Strecke schräg und steil,
dass er am Abhang stolpert;
bald sitzt er auf dem Hinterteil,
bald sieht man, wie er holpert.
Er kreischt und geifert, knurrt und zischt,
dass nicht ein Steinschlag ihn erwischt,
zwar leise noch, doch permanent
    bei acht Prozent.

Und runter. Nieder. Talwärts. Ab.
Der Weg geht unbefestigt.
Und dunkel wird’s – da grinst ein Grab.
Vom Gegenwind belästigt
steht er am Rand – es gähnt der Schlund,
der ihn verschluckt. Er zaudert und,
wie man’s von ihm erwartet, flennt.
    Noch sechs Prozent.

Jetzt tastet er schon an der Wand.
Geröll kippt ab vom Kogel.
Nimm ruhig den Schotter in die Hand,
da krächzt der Totenvogel.
Du Mondgesicht im Nadelstreif
sprangst gut dressiert durch jeden Reif,
jetzt sieh Du zu, was um Dich brennt:
    nur vier Prozent.

Dann ist es aus. Nun, gute Nacht.
Verlacht. Verhöhnt. Verraten?
Das hat der Held doch selbst vollbracht,
er und die Kleptokraten!
Wenn’s brenzlig wird, wohlan: zur Flucht,
mehr kann er nicht, und in die Schlucht,
ins Nichts, in sein Verderben rennt…
    (Zwei, drei Prozent.)