Einkaufszettel

28 03 2010

für Kurt Tucholsky

Nun stehst Du da vor der Vitrine
und blickst so voller Herzeleid –
ganz blaugeblümt in Kreppdeschiene,
es wär Dein allerschönstes Kleid.

    Du liebe Güte! geh doch rein,
    wenn’s Dir nun mal gefällt?
    Probier es an, dann ist es Dein –
    das bisschen Geld!

Herr Schmitz sagt, seine kleine Hanne
wär durchaus Jungfrau noch bis heut
und nähme Dich sogar zum Manne –
schon, weil der Anstand dies gebeut.

    Du liebes Bisschen! lass das sein,
    das ist nicht Deine Welt;
    wasch Dir die Weste einfach rein –
    das bisschen Geld!

Dass Du bei Bleesemann & Duncker
nicht aufkippst – ja, das ist schon rar.
Nur glaubt Dir keiner Dein Geflunker,
am wenigsten der Justitiar.

    Mein lieber Mann! so mancher Schein
    den schönen Schein erhält,
    drum lass Dich auf den Handel ein –
    das bisschen Geld!

Er hat’s geschafft, er ist Minister.
An sich verdient er hübsch dafür,
doch dies vertraute Geldgeknister,
das öffnet Einfluss, Gunst und Tür.

    Ach was. Das geht. Er ist das Schwein.
    Pass Du nur auf: er fällt,
    denn seine Gier, die reißt ihn rein –
    das bisschen Geld…