
Gernulf Olzheimer
Mein Name ist Gernulf Olzheimer und dies ist das Weblog aus dem Land der Bekloppten und Bescheuerten.
Pest und Pocken, Bonnie und Clyde, Merkel und Westerwelle – die Welt ist voller unseliger Kombinationen, die sie uns besser erspart hätte. Denn Schlimmes droht überall, wo der Regen die Traufe, der Tod das Verderben im Huckepack gleich mitbringt und, wo man schon mal dabei ist, dem gebeutelten Erdenbürger in seine magere Existenz drückt. Schlimmer nur als derartige Kasperaden ist von den Beknackten selbst ersonnenes Dummzeug, allen voran die Auswüchse der politisch Korrekten, sich allen möglichen Ausweichschwurbel aus der Hirnrinde zu wringen, der dann auch nicht mehr ansatzweise den Tatsachen entspricht – aber darum ging’s ja auch gar nicht, Hauptsache, man sagt nicht mehr doof, wenn einer mit Objekten wie einer Banane überfordert ist. Diskriminieren mit Hilfe der Antidiskriminierungspeitsche – wer nicht schwarz, schielend, lesbisch, übergewichtig, plattfüßig, strunzdumm und taubblind ist und in seiner Kindheit nicht nachweislich von sozial benachteiligten Außerirdischen entführt wurde, ist und bleibt ein Arschloch.
Doch manchmal geht das alles nicht; kein Afroafrikaner, kein Geh- oder Sehbehinderter ist auf die Schnelle greifbar, man muss auf den letzten, nicht auszuräumenden Unterschied rekurrieren, der dann doch das Tagesgeschäft ausmacht: Gender Mainstreaming. Als Mann ist man ja sowieso Arsch ab Werk, als Frau entzieht sich das der Diskussion. Und weil man als gebrauchsfähiger Zellhaufen die fadenziehenden Diskussionen mit den Gut- und Bessermensch sowieso schon seit Vietnam satt hat, duldet man unter permanenter Gefahr für Netzhaut und Hirnrinde, womit das Abendland aus dem Kreis der Schriftkulturen ausscheidet: das Binnen-I, die Phallsucht der Gegendiskriminierung.
Generationen frauenbewegter Setzer und Leser haben die sinndunkle Sprachmeuchelei mit stoisch schweigender Fassung quasi aus dem Blickfeld gefiltert, um nicht permanent mit der Pupille an der typografischen Erektion festzuhaken, die mit keiner Berechtigung in den Texten herumhunzt und dort so viel zu suchen hätte wie ein Eimer Auswurf im Ballettsaal. So also leidet’s die deutsche Sprache, dass ein Gutteil ihrer Verwenderinnen innen nicht nachguckt und flott generisches mit genetischem Maskulinum verwechselt – bis in den letzten Spalt des bröselnden Sprachkäses hakt sich das I-Gitt und macht Zahnweh, wo keine Drahtbürste je hinkäme. Denn der orthografische Kollateralschaden erzeugt grammatischen Magerquark, wo immer sich die Realität nicht an die Fieberträume der Hasenhirne hält. Setzt doch die Anwesenheit von ÄrztInnen zwingend voraus, dass wenigstens ein Ärzt sich darunter befindet – es kann auch ein Anwält oder der/die gemeine sterbende Studierende sein, wo der trennende Schrägstrich schwillt, der zwar verbinden sollte, nun aber separiert in Bürger/innen, schnipp-schnapp kastriert, wozu ja nicht einmal Alice Schwarzer genug Eier in der Hose hätte.
Und da wäre die Beute des Majuskelkaters: keine. Die Sprache bestimmt das Bewusstsein? Das glauben nur FemistInnen (es müsste übrigens Feminist[inn]en heißen, da es ja nur Feministen, aber keine Feministnnen gibt, sondern grammatisch korrekt Feministen und Feministen, vulgo: weibliche und männliche Feministen, aber wer das sagt, outet sich sowieso als männlicher Scheißdrecksprachnazi) in ihrer aparten Heiterkeit, mit der sie gerade unseren MitbürgerInnen mit semitischem Migrationshintergrund die Ordnung eintrichtern: Kopftuch ab, sonst auf die Fresse. Selbstverständlich in gewaltfreier Sprache! Die Daumenschrauben der Diskriminierung werden in anderem Dekor überlackiert, und fröhlich geht’s weiter in den Abgrund der Totalitarismen.
Und was soll’s auch, dass wir eine Kollektion gesellschaftlicher Unterdrückungsmarker gegen ein verbessertes Nachfolgemodell tauschen, in dem der Bimbo als schwarzer Bruder eine Tüte Toleranz gut und ansonsten nicht mehr viel zu melden hat, ob antispeziesistische TierrechtlerInnen im humorfreien Kampf gegen nicht menstruierende Feinde stehen – Feinde, denn sexistische Korrektheit gebietet diese Sichtweise. Denn alle diese emanzipierten TerroristInnen, FaschistInnen, MassenmörderInnen, KinderschänderInnen, nie gedenkt man ihrer, nirgends kümmern sich Gleichstellungsbeauftragte um ihre geschlechtsspezifische Wahrnehmung als genuin weibliche Drecksäcke, damit MädchenInnen und andere KinderInnen sich schon frühzeitig und möglichst vor dem Hereinbrechen der queeren Schrägsicht daran gewöhnen können, dass ihre kommunikative Geschlechtsaufweichung der Popp- und PappkameradInnen nichts bringt als eine weitere Umdrehung in der Euphemismentretmühle. Alles Gender-Getue und Ungetue gerinnt zur Farce, wenn die Kampfhähninnen ihre interkulturelle Knallkompetenz auf Bengali, Afrikaans oder Persisch demonstrieren sollen, Sprachen, die bekanntermaßen keinerlei Geschlecht kennen – wie ja auch in den zugehörigen Kulturkreisen eine Unterdrückung der Frauen nie stattfand. Was wären wir nur ohne das ewig Weibliche.
Satzspiegel