Pflaumenpfingsten

23 05 2010

für Kurt Tucholsky

Fünf Jahre geht das. Feiner Herr,
der Krause – schreit und säuft und prahlt
und wohnt ansonsten Hochparterre.
Dass der die Miete pünktlich zahlt,
das haben wir noch nie erlebt,
viel eher, dass so dann und wann
der Kuckuck an der Türe klebt.
Das ficht ihn aber auch nicht an,
wenn Du in seinem Schnaps drin liegst –
gib Ruh, mein Herz – dann trinkst’n.
Und er beteuert, dass Du’s kriegst
    an Pflaumenpfingsten.

Der Hasenfuß, gut eingeölt,
er trieft schon überm Oberstübchen.
Er hat gelogen. Soviel zählt.
Doch sei’s drum, das Ministerbübchen
vergibt sich alles, denn er weiß:
der Rest ist noch viel übler dran.
Er bleibt gelassen. Zahlt den Preis.
Wer für ihn fällt, das ist der Mann.
Nur ja nicht: Krieg, das klingt nicht fein!
Da weinen seine Jüngsten!
Herr von und zu, der lässt sich ein
    zu Pflaumenpfingsten.

Jetzt hat sich’s endlich ausgesiegt.
Das kommt davon, wenn man blasiert
sich in die eigne Tasche lügt –
wer fünf Prozent kriegt, ist kuriert.
Das kauft sich bald den eignen Schneid
nur noch auf Pump, und lernt doch nicht,
weil es vor Überheblichkeit
beharrlich von sich selber spricht.
Dass Du die Konsequenzen ziehst
und um die Ecke bringst’n…
Es reicht, wenn man’s genau besieht,
    für Pflaumenpfingsten.

Die Schlacht tobt weiter, Zahl um Zahl
zerbröckelt uns derzeit das Geld.
Vorbei, vertan, versiebt die Wahl –
das letzte, das uns aufrecht hält,
ist ganz bestimmt nicht der Verstand,
der unser Parlament durchweht.
Den hat’s in diesem Vaterland,
wenn überhaupt, nur noch zu spät.
Die Kanzlerin als Leerverkauf?
Das stört nicht im Geringsten,
das hält nicht mal den Laden auf
    bis Pflaumenpfingsten.