„Meinen Sie nicht, dass Sie ein wenig übertreiben?“ „Nein, durchaus nicht. Ich sehe es als meine Pflicht, diesem Treiben… ach,. was rege ich mich auf, die Mehrheit scheint es doch zu akzeptieren.“ „Dass der Mann nun mal eingekauft wurde, das werden wir nicht ändern können.“ „Darum geht es nicht.“ „Dass er ein Parteisoldat ist, den die Kanzlerin in die Wüste schickt, wussten wir vorher. Bei Koch hat es weniger Leute gestört als bei Merz, Althaus und Rüttgers zusammen. Wo ist das Problem?“ „Dass wir anscheinend bald doppelt Papst sind.“ „Das ist doch nicht schlimm.“ „Denken Sie!“
„Stört es Sie ernsthaft, dass unser neuer Bundespräsident Katholik ist?“ „Es stört mich ernsthaft, dass dieser Katholik Bundespräsident wird. Wenn man dem Amt die Würde abspricht, dann mit diesem Geschacher.“ „Es ist doch noch gar nicht raus. Vielleicht wird’s ja Gauck?“ „Und selbst, wenn es Gauck im ersten Wahlgang schaffen sollte – diesen Mitläufer auch nur zur Wahl zu stellen ist eine Instinktlosigkeit, die selbst bei Merkel noch erwähnenswert ist.“ „Sie haben Vorbehalte gegen Wulff?“ „Ich habe Vorbehalte gegenüber einem Saubermann, der nicht besser ist als die anderen, auf die er mit dem Finger zeigt. Ein Pharisäer.“ „Die Sache mit den Flugscheinen in der Businessclass? Das war keine Vorteilsnahme.“ „Man bricht das Recht nicht, man verbiegt es nur. Korruption mit menschlichem Antlitz.“ „Na, wenn Sie ohne Sünde sind, sollten Sie aber den ersten Stein werfen.“ „Nur stelle ich mich nicht hin und sondere salbungsvolle Reden ab. Die Parteien als Rückgrat der Demokratie, Gottchen! was haben wir plötzlich Mitleid mit diesem Apparat, der uns jahrelang mit Filz und ideologischer Verbohrtheit bis tief in den kleinsten Ortsvorstand hinein entnervt und ausbremst!“ „Sie können den Mann doch nun nicht dafür verantwortlich machen, dass er die Wirklichkeit so nicht ändern kann.“ „Ich kann ihn nur dafür verantwortlich machen, dass er die Wirklichkeit als solche weder kennt noch kennen will – und ich mache ihn dafür verantwortlich!“
„Und es wäre nun echt so schlimm, wenn wir ein christlich-konservatives Staatsoberhaupt bekämen? Bedenken Sie, Gauck ist Theologe, und er macht von seiner Fähigkeit zur Kanzelrede auch eifrig Gebrauch.“ „Dieser Unionspappkamerad von Angelas Gnaden ist nicht nur ein miserabler Grüßaugust, peinlicher, als es Köhler in seinen schlimmsten Momenten nie hätte sein können, ein unerträglicher Propagandalautsprecher all dessen, wofür man diese Religionshardliner nur verachten sollte.“ „Sie kritisieren doch wohl nicht die Kirche dafür?“ „Das wäre ja noch schöner – die hat als Körperschaft des öffentlichen Rechts immer noch ein Bedürfnis, das Grundgesetz wenigstens an Sonn- und Feiertagen zur Kenntnis zu nehmen.“ „Was stört Sie dann?“ „Dieses pastorale Gefasel: ‚Die Zukunft gehört den Sanftmütigen.‘ Ich frage Sie: welche Zukunft?“ „Er hat eben eine christliche Vorstellung von Moral, da kann man schon mal eine gewisse Rhetorik…“ „Was reden Sie hier für einen Quark, ist der Mann als Gandhi-Darsteller gebucht worden?“ „Es ist eben christliche Ethik, wenn man…“ „… beispielsweise das hier: ‚Und sie kamen gen Jerusalem. Und Jesus ging in den Tempel, fing an und trieb aus die Verkäufer und Käufer in dem Tempel; und die Tische der Wechsler und die Stühle der Taubenkrämer stieß er um, und ließ nicht zu, dass jemand etwas durch den Tempel trüge.‘ Das ist die Sanftmut der Geduldigen? Das ist ihr Zorn, den Sie fürchten sollten!“ „Sie zitieren da allerdings ein extremes Beispiel.“ „Mit dem sich Förderer des Extremismus auskennen sollten.“
„Halten Sie es für gerecht, einen Politiker derart anzuprangern, nur weil er die Bibel zur Richtschnur seines politischen Handelns nimmt?“ „Erstens nicht des Handelns, sondern seiner Einstellung – und zweitens, ja, das hat mit dem Grundgesetz nichts zu tun. Seine Vorstellung von Ethik – verwechseln Sie das nicht mit Moral, die ist ihm nicht mit der Brechstange zu unterstellen – ist nicht diejenige der Feldrede, sondern eine alttestamentarische.“ „Sie meinen, dass er sich zu sehr mit Pro Christ eingelassen hat?“ „Das und seine unterwürfige Freundlichkeit gegenüber dem Arbeitskreis Christlicher Publizisten.“ „Aber das kann doch seine Privatmeinung sein.“ „Ein Präsident, der keine Berührungsängste vor homophoben und antisemitischen Privatmeinungen hat, der Abtreibung verbieten und Kreationismus zum einzigen Lehrinhalt an deutschen Schulen machen will, ist nicht suspekt, sondern ein Fall für den Verfassungsschutz. Und da haben wir sie – weil es ihnen nur darauf ankommt, die Verfassung an allen erdenklichen Stellen zu ramponieren, bis man sie wegwerfen kann.“ „Nur, weil Niedersachsen gerade mit einer Steuerdaten-CD…“ „Der Anlass ist egal. Sie zeigen uns, dass weltliches Recht für sie nicht gilt. Hier wird ein Papst installiert,der seinen Segen zu jeder Schweinerei zu geben hat, weil Merkel als Muttigottes über allem thront.“ „Sie sehen das viel zu…“ „Auf dem Stammbaum haben vermutlich Generationen von Kriechtieren gehockt, bis zuletzt eine Schlange vom Ast fiel – und Vorsicht, man zertritt derlei bereits in Genesis den Kopf!“ „… alttestamentarisch – mal ehrlich, was soll denn dieser Präsident mit der Macht des Wortes ausrichten?“ „Gegen das Volk? Alles! Und Sie werden nichts dagegen sagen können, schon gar nicht die Wahrheit. So, wie sich der Katholizismus seine Mixtur aus Gier, Allmachtsvorstellungen und sexueller Unreife strafrechtlich hat schützen lassen, schwebt dieses Papsterlapapp über dem Volk und darf nach Belieben pseudoreligiösen Stumpfsinn austeilen. Was haben diese Idioten nicht schon alles erzählt: Deutschland muss Weltmeister werden, wenn die FDP in der Regierung sitzt, ein schöner Sommer muss her – wir haben eine Bundesregierung, die sich vor Baal, dem Wettergott in den Staub wirft, um von ihrem Gehakel um Bürgerrechtsverletzungen und Sozialleistungsabbau ablenken zu können, bevor die Investmentbanken sich ein neues Päckchen Gesetze bestellen Wullf ist die Zwangschristianisierung zum Zweck der Gesundbeterei!“ „Sehen wir es doch mal von der anderen Seite: wir werden fünf Jahre lang diese Marionette von Merkels Gnaden vor der Nase haben, nicht religiös, höchstens auf eine peinlicher Art fromm, gemeinsam mit ein paar Fundis, die Bücher verbieten und alle Nichtchristen aus öffentlichen Ämtern drängen wollen, die sich anschicken, die Aufklärung zurückzudrehen, die die Religionsfreiheit nur sehen als die Freiheit, ihre eigene religiöse Vorstellung gegen jede Vernunft zu verteidigen, während sie Menschen- und Bürgerrechte einschränken und abschaffen, sich gegen jeden Fortschritt stemmen, immer bereit, Kriege zu führen, gegen andere Kulturen und Religionen, gegen Wissenschaft und Gesellschaft und immer wieder Krieg gegen das eigene Volk. Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, Amen.“ „Und was bringt uns das?“ „Dass nach diesen Jahren die CDU ein Schatten ihrer selbst sein wird. Was Merkel nicht mir ihrer entsetzlichen Inkompetenz verplättet, das macht diese Präsidentenpuppe kaputt.“ „Sie haben Recht! Genau das ist es! Beten wir, dass sie Wulff wählen! Im ersten Wahlgang!“ „Na dann – mit Gott!“
Satzspiegel