Muttchen

19 06 2010

Lange hat man sie erduldet,
ihr die Bummelei verziehn,
auch dem Amt Respekt geschuldet.
Doch jetzt ist die Sache hin.
Muttchen übt nur Trug und Schliche,
was aufs Haar dem Dolchstoß gliche.
Wo sie hobelt, fallen Späne.
    „Macht doch Euern Dreck alleene!“

Zürnt das Volk? muss hungern, frieren,
wer schon darbt? Ist das gerecht?
Muttchen tut nichts. Vom Taktieren
ist ihr schwummerig und schlecht.
Drum geht sie heute früh zu Ruhe,
Michelmütze, Filzhausschuhe,
putzt die Ohren und die Zähne –
    „Macht doch Euern Dreck alleene!“

Ach, was treibt die Gurkentruppe,
die aus Dünkel knufft und pufft –
Muttchen ist das alles schnuppe,
sie guckt Löcher in die Luft.
Denn sie findet, dass man zaudern,
zögern kann, die Zeit verplaudern,
ist am Nichtregiern das Schöne.
    „Macht doch Euern Dreck alleene!“

Mittlerweile brennt die Hütte,
lodernd kracht es im Gebälk –
Muttchen hockt noch in der Mitte,
lächelt säuerlich bis welk,
denn sie weiß: es ist gelaufen,
jetzt schmeißt man sie auf den Haufen,
denn das Volk hat andre Pläne.
    Und fegt diesen Dreck alleene.