Filmriss

6 07 2010

„Recht viel Spaß und beehren Sie uns bald wieder! – Es hat sich schnell herumgesprochen, und wir können nicht über mangelnde Auslastung klagen. Natürlich muss man einige gute Titel im Angebot haben, da haben Sie ganz Recht. Aber dank der Mittel der Bundesregierung haben wir unsere Videotheken im Nu mit einem umfassenden Sortiment ausgestattet, alles dabei: vom Klassiker bis zur aktuellen Hollywood-Produktion, Filme für Genießer – wenn Sie verstehen, was ich meine – und für die ganze Familie. Es fehlt an nichts!

Das ist ein Teil der Bespaßungsmaßnahme für das Volk, verstehen Sie? Die Fußball-WM wird nicht ewig dauern, aber wir werden weiter von… also bis auf Weiteres von dieser Regierung – ja, was denn eigentlich? verwaltet? Egal, wir müssen die halt ertragen, und ein bisschen Abwechslung und Unterhaltung ist da sicher nicht verkehrt. Vor allem eine breite Programmvielfalt, wie gesagt, damit man das thematische Einerlei von Merkel und Westerwelle dann im Kontrast wieder als richtig angenehm empfindet. So war das gedacht.

Wenn Sie mal hier schauen möchten? Das ist unsere FDP-Ecke. Gern genommen wird Was interessiert mich das Leben der Anderen, da spielt Guido Westerwelle sogar bei der Hauptrolle noch die Hauptrolle. Aber nicht enttäuscht sein, da ist nicht viel Action drin. Das sieht nur von außen so aus, ein äääh… etwas billiger Werbegag. Dann würde ich Ihnen lieber den hier empfehlen, der ist auch viel einfacher. Philipp Rösler ist Pain Man. Zugegeben, der Streifen ist ein wenig monothematisch, er erzählt eigentlich immer nur von der Kopfpauschale, man kennt die Handlung nach dem ersten Durchgang, aber die DVD hat ein Bonus-Feature: Sie können jede Rücktrittsdrohung einzeln überspringen. Toll, nicht wahr?

Für’s Gemüt… ja, da würde ich Ihnen doch die Angie-Reihe empfehlen. Alle Folgen, unbedingt alle Folgen, dann haben Sie’s wenigstens hinter sich, nicht wahr? Also Schicksalsjahre einer Kanzlerin und dann Angie könnte jetzt brauchen, wenn sie was gelernt hätte, das soll vorerst reichen? Gut. Und gucken Sie die nicht auf nüchternen Magen. Nur so als Tipp. Sonst gerne noch ein Märchen obendrauf? Ja, haben wir – wenn Sie da mal schauen mögen, genau… weiter, weiter nach links, weiter, weiter… ganz an die Mauer ran: Rotsöckchen und der böse Wulff.

Es ist ein bisschen wie mit dem deutschen Film, der wird ja auch größtenteils nur deshalb gehypt, weil Berlin die Hauptrolle spielt und keine Gage verlangt. Letztlich kann die Story noch so dünn sein, der Plot an den Haaren herbeigezogen, wenn Sie ein gutes Ensemble haben, dann nimmt man denen eigentlich alles ab. Na, fast alles. Schauen Sie mal, So was von gegen die Wand, das ist keine große schauspielerische Leistung – bei Seehofer nicht, bei Westerwelle könnt man schon wieder streiten, aber wer will das schon – und von Regie kann man hier nicht sprechen. Aber der Film hat was. Und dann Apocalypse jetzt gleich irgendwann, aber spätestens sofort oder so, ein Thriller ist das ja nicht gerade, alle paar Szenen Neustart, Neustart, und dann kommt doch wieder nur eine Vorankündigung, dass gleich bestimmt mal etwas passiert. Wenn Sie mich fragen: nicht gut.

Jürgen Rüttgers ist der Selbstdemolition Man. Die Story ist, ehrlich gesagt, dünn und nicht neu. Jetzt will er unbedingt eine Fortsetzung drehen, naja, man muss das wohl nicht sehen. Die Szenen mit dem Dienstwagen hatte er sich schon so schön vorgestellt – aber wen interessiert das noch? Na, SPD ist momentan schwierig. Wir haben noch irgendwo einen alten Free Willy in der Schublade, den können Sie im Bonussystem leihen, und vielleicht fliegt auch noch ein Exemplar von Drei Farben: Rot-Rot-Grün durch die Gegend, aber das sage ich Ihnen gleich, den wollen Sie nicht sehen. Mieses Drehbuch. Ganz schlecht.

Wissen Sie, das Problem ist ja, dass inzwischen die ausländischen Produktionen auch schon nicht mehr über das Budget verfügen, um einen richtig guten Film zu drehen. Schauen Sie sich die großen Thriller der letzten Jahre an, Wirtschaftskrimis –Männer, die auf Zinsen starren oder Casino Fatale – das ist doch auch alles mit der heißen Nadel gestrickt, einer ist wie der andere, haben Sie da noch Lust, an der Kinokasse Ihr sauer verdientes Geld auszugeben? Sehen Sie, die Zuschauer auch nicht. Man sollte diese Sachen aus dem Programm nehmen, keiner will sie, und wenn uns die Bundesregierung auch einredet, dass wir das in Wirklichkeit doch brauchen, dann hat sie sich gründlich geirrt. Meine Meinung!

Ja, nehmen Sie einen von diesen hier. Das ist ganz annehmbarer Durchschnitt, Kassenschlager sind es gerade keine, aber Sie schlagen Ihre Zeit mit dem Zeug tot. Besser als gar nichts. Etwas dumpf und dösig, sehr viel unmotivierte Gewalt, die Dialoge sollte man eigentlich gar nicht beachten: Vier Prozent für ein Halleluja, auch so ein liberaler Kintopp. Kann man gucken, muss man aber nicht. Wenn Sie wirklich ein bisschen Action haben wollen, dann würde ich Ihnen zu Stirb langsam 3.5 raten. In der Nähe von drei Prozent ist nämlich eine Menge los – wenn man den brutalen Splatter und die Parteitagsszenen abzieht, kann man den sogar ganz gut finden. Ach nein, jetzt weiß ich – den müssen Sie sehen! Der ist es! Spannung und Schicksal, Drama und Politik und der Niedergang eines geldgierigen, korrupten Egomanen: Lindners Liste!“