„Und das wird gekauft?“ „Aber ja, das muss ein Hit werden. Die Leute lieben das!“ „Weil das Internet da drin ist?“ „Wo ist Internet drin?“ „Na in den Briefen jetzt.“ „Ich dachte, dass das andersherum ist. Also nicht Internet im Brief, sondern Brief im Internet.“ „Beides. Das ist Brief, der wird über das Internet verschickt, darum hat er Internet drin, und dann ist das Internet drin in dem Brief, der da verschickt wird.“ „Dann verschickt sich der Brief also selbst?“ „Nee, das Internet, oder habe ich das auch falsch verstanden?“ „Leute, wie jetzt? Ihr habt das verstanden? Also ich ja nicht.“
„Also noch mal: das Internet ist in dem Brief, weil, wir verschicken ja den Brief… nee, halt mal, das ist dann doch etwa anders?“ „Auf jeden Fall kann man den Brief auch ganz normal schreiben.“ „Wie normal?“ „Ja wie man eben einen Brief schreibt. Am Computer halt!“ „Normal ist doch nicht der Computer, das wäre dann doch, wenn man den so… ja Schreiben halt, man schreibt…“ „Das ist dann doch aber kein Brief mehr?“ „Und was dann?“ „Weiß ich auch nicht. Ich schreibe meine Mails nämlich immer mit dem Computer.“ „Aber das ist doch ein Unterschied, wenn Sie… ach, ist j a auch egal.“ „War das denn mal anders?“
„Und das Leistungsangebot? Ist das denn schon ausgereift?“ „Ich finde, man müsste das noch ein bisschen besser machen.“ „Genau, viel sicherer.“ „Richtig, es sollte verschlüsselt werden.“ „Wie verschlüsselt?“ „Man sollte diesen e-Brief nicht einfach so über das Internet verschicken, sondern noch eine zusätzliche Sicherheitsstufe einbauen.“ „Was soll das denn sein?“ „Man könnte es zum Beispiel zwischendurch einmal ausdrucken – damit man es nicht lesen kann, könnte man es doch vielleicht seitenverkehrt ausdrucken und dann auch so per E-Mail verschicken?“ „Also rückwärts?“ „Wieso rückwärts?“ „Ja, das müssen Sie mir auch erklären.“ „Na, wenn man das von oben nach… nein, andersherum, sonst liest man das ja von oben nach unten, weil es auch von oben nach unten geschrieben wird, aber jetzt von unten nach oben, dann hieße das also – ich hab’s gleich, warten Sie…“ „Blödsinn, das meine ich doch nicht. Also wenn Sie jetzt – hier, spiegelverkehrt meine ich doch, spiegelverkehrt!“ „Aber wie wollen Sie das denn mit dem Internet verschicken?“ „Kann man das nicht? Das muss doch technisch machbar sein, das muss doch gehen, oder?“ „Natürlich geht das. Schauen Sie mal hier: das sind so Server, da haben die das Internet drauf.“ „Das ganze Internet?“ „Nein, vermutlich nur Deutschland und Österreich und einen Teil von der Schweiz.“ „Wieso das?“ „Der versteht doch nur Deutsch.“ „Ah so. Und das mit dem Spiegeln?“ „Steht doch hier. Da wird das Internet abends gespiegelt, oder irgendwie so. Das kann man dann doch mit den seitenverkehrten Briefen auch machen. Die tut man einfach auf den Server. Das machen unsere Techniker schon.“
„Man müsste die vielleicht ausdrucken oder auf eine andere Form irgendwie… ich weiß nicht…“ „Zeichensprache.“ „Sie meinen Gebärdensprache?“ „Ja, genau. Wir drucken das aus, dann übersetzt es ein Gebärdendolmetscher in Gebärdensprache, das wird dann von einem anderen gesehen und wieder zurück übersetzt…“ „… oder man könnte das auch auf Video aufnehmen und dann verschicken, damit das schneller geht, oder dann könnte man auch…“ „Und wie verschicken Sie das, wenn ich mal fragen darf?“ „Na übers Internet. Geht am schnellsten.“
„Semaphor fände ich auch nicht übel.“ „Oder Flaggenalphabet, das wäre schön.“ „Morsen?“ „Das geht viel zu schnell.“ „Auch wieder wahr.“ „Haben Sie noch dieses Buch über Buschtrommeln?“ „Ich müsste mal zu Hause nachsehen.“ „Und bieten wir auch Lektoratsservice an?“ „Rechtschreibkorrektur sollte doch auch möglich sein.“ „Und wenn man das für, ich sage mal: gesetzmäßig… also das ist ja nicht…“ „Dann sagen wir, dass sonst Arbeitsplätze verloren gehen könnten.“ „Welche Arbeitsplätze?“ „Die von denen, die die Briefe kontrollieren.“
„Aber mal etwas anderes, was macht man denn, wenn der Brief angekommen ist?“ „Ausdrucken natürlich.“ „Aber das wird doch schwierig. Stellen Sie sich mal vor, da hat jemand einen Dateianhang beigefügt. Was machen wir dann?“ „Mit ausdrucken.“ „Und wenn das Computerdaten sind?“ „Was sind Computerdaten?“ „Also so Daten halt. Programme. Wenn jemand Spam verschickt, ich meine natürlich: Postwurf, dann braucht man da ja auch diese Dateien, die man nicht öffnen soll, denn sonst würde man das ja nicht als Postwurf, also: Spam erkennen.“ „Man könnte die doch packen.“ „Dazu hat’s doch das Packset von der Post?“ „Das ist DHL, aber egal, das geht bestimmt auch.“ „Und wie groß darf die Datenmenge sein.“ „Lieber etwas größer. 500 Kilobyte.“ „Nein, 100 reichen völlig! Das wird doch sonst ein Verlustgeschäft!“ „Und wie werden die Daten ausgeliefert?“ „Brennen wir die einfach auf CD?“ „Oh, das kann sein, dass das nicht sein kann.“ „Ist 100 Kilobyte zu viel für eine CD?“ „Weiß ich nicht. Müsste aber.“
„Und sonst noch?“ „Was, sonst noch?“ „Ja, so servicemäßig. Was macht man denn sonst noch?“ „Ich wäre ja für Postkarte over IP.“ „Oder beliebige Stellen im Internet ankreuzen und den Ausdruck per Einschreiben verschicken.“ „Cool. Das müsste man mit Rückschein machen. Jemand ’ne Idee für einen Namen?“ „Was hieß noch mal ‚benachrichtigen‘? Ah ja, to mention. Nennen wir’s doch de-Ment.“ „Und die Rechnung heißt dann de-Bill.“ „Toll, dann können wir mit unserem Service ja durchstarten.“ „Und was machen wir, wenn’s nichts wird?“ „Warum sollte denn der elektronische Brief nichts werden?“ „Weil er Geld kostet?“ „Was nichts kostet, ist doch auch nichts wert.“ „Stimmt.“ „Und das glauben einem die Leute?“ „Müssen sie ja.“ „Und wenn nun nicht? Wirklich nicht?“ „Pfff! e-Gal!“
Satzspiegel