
Gernulf Olzheimer
Mein Name ist Gernulf Olzheimer und dies ist das Weblog aus dem Land der Bekloppten und Bescheuerten.
„Hallihallo und guten Tag, hier spricht Ihre gesamtgesellschaftliche Betroffenheit. Bitte machen Sie sich kurz bewusst, dass die kleine Pilar (6) aus Manila noch nie in ihrem Leben Black Cardamom Spicy Flavored Chai Latte mit Cherry Hazelnut Syrup getrunken hat, da ihre drei minderjährigen Schwestern, mit denen die Vollwaise die Blechhütte am Rande der Mülldeponie teilt, der Prostitution nachgehen und ein Großteil des Haushaltsgeldes für Heroin draufgeht. Echauffieren Sie sich kurz über die Klimakatastrophe. Seien Sie solidarisch mit Tibet oder dem, was davon übrig blieb. Danke für Ihr Verständnis.“ So oder ähnlich knarzt es beim Booten der Birnen, wenn die Alleinerziehende sich voller Anklage gegen die Schlechtigkeit dieser Welt aufmacht, aufs Neue in ihrer dünn aufgegossenen Mitleidsplörre zu rühren. Es ist der Typus junger Mütter, die nach subjektivem Empfinden mindestens ein Fernsehprogramm bräuchten, um der wehrlosen Welt mitzuteilen, wie beschissen ihre nutzlose Existenz verläuft: Opfer aus Berufung.
Sie sind aus Eitelkeit einmal mit der Wand kollidiert, als sie den Erzeuger ihrer Jeremykevins und Sophielauras so massiv in paranoide Wahnvorstellungen trieben, bis der es vorzog, für den Rest des Lebens knapp die Hälfte seiner Abteilungsleiterkohle der Schuhschrankbewohnerin in den Rachen zu stopfen, statt sich konstant auf niedermolekularer Ebene mit Puderzuckerpüppchen zu unterhalten. Ihr Lebensmittelpunkt, eben noch zwischen spießbürgerlichem Halbbildungskanon und postdemokratischem Shoppingwahn pendelnd, wird unerbittlich in die tiefste Stelle der Existenz eingehauen: da, wo Naivität schmerzhafte Flecken hinterlässt, wenn die Wirklichkeit im Dunklen dagegenrumpelt. Statt sich selbst als Individuen wahrzunehmen und dementsprechend die Historie einen Gang höher zu schalten, nagelt sich das im Bausparerghetto aufgewachsene Volk am Zeitstrahl fest, schwuppt nach hinten und landet zielsicher auf dem Altar der leidvollen Selbstanbetung. Während sich das politische Bewusstsein der Beschränkten offenbar mit einer Hacke noch im neoliberalen All-you-can-beat verfangen hat, verstaucht sich die blind schleichende Schnarchschlange den anderen Fuß bereits in der Lücke zwischen nachindustrieller Personalflexibilisierung und Wärmeerzeugung durch Heizen mit Humanmaterial – ihr Gejammer wäre tragbar, hätte das allein verziehende Weibchen nicht durch ihr überzogenes Egogejodel maßgeblich dazu beigetragen, in die abschüssige Ecke zu driften, in der sie jetzt hockt, flennend und immer einen laktosefreien Macchiato am Start, der auf die Blahniks tropft, die sie sich noch leisten konnte, als sie nicht dafür morgens aufstehen musste.
Denn nichts anderes fällt der pseudoelitären Mittelbauschnepfe ein, als die Schenkelklappmoral des bildungsfernen Blondinendrittels nachzuturnen: wenn weder Sinn noch Perspektive mit langfristiger Anwesenheit drohen, wird erst einmal reproduziert, um hinterher für nichts mehr Zeit zu haben. Wer hätte das gedacht angesichts der mühsam auf Post- oder sonst welchen Feminismus geschwiemelten Zopfmuster, mit denen die allein auf Egolepsie geeichten höheren Töchter im Niedergang ihr Emanzengebläh nachholen und, Überraschung! zum hermanesken Synapsenkompott verköcheln, das man durch geschickte Realitätsfilterung ausblenden kann. Es ballt sich an den Rändern der Zivilisation, in den hippen Gentrifizierungsgeschwüren der Metropolen, wo man eine Hälfte des Minimallohns für Brot und Schmierkäse braucht, um mit der anderen Hälfte via Geltungskonsum den anderen Fassadenkletterinnen zu demonstrieren, dass es einem so supi wie allen anderen auch geht – durchaus gute Partien, könnte man meinen, wäre man nicht mit dem Schädelinhalt einer Grabwespe ausgestattet, die nach dem Copypasten ihrer DNA bereits ihre existenzielle Sollbruchstelle in Sichtweite hat.
Jetzt also Redesign. Was die Dumpfralle am Stammtisch schnattern hört, nämlich, dass zur Bewerkstelligung eines jeden bürgerlichen Lebens auch ein Broterwerb gehört, schwatzt das Mamatier brav nach, mehr noch: die Bescheuerte fuchtelt zu gerne damit herum, dass jeder, so er Arbeit suche, auch Arbeit fände, Qualifikation, ein drittes Bein oder das Bernsteinzimmer. Und es ist das Ende der Illusion, wenn die Bekloppte beim Kontakt mit dem Transferleistungsträger sieht, wie sie den anderen Waffen gegen sich in die Hand gedrückt hat.
Soll man mittelalterliche Mütter jener Couleur mit zusätzlicher Barmherzigkeit abpolstern, wenn sie ihre in Designerklamotten aus zweiter Hand verpackten Kids auf den Spielplatz schleppen, auf dem man Migranten noch mit demonstrativ akzentfreier Lautung wegpikiert? Beim Nagen auf Reiswaffeln zusehen, dabei sich vorstellen, wie das Aufstände macht, um vor den zu Psychobälgern mutierenden Welpen zu verheimlichen, dass die Kohle immer noch von Papa kommt, weil Mama bis auf Wehklagen und Nabelschau sonst nichts auf die Reihe kriegt? Ein Trost bleibt, denn freiwillig wird eine Bescheuerte aus diesem Sortiment keinen mehr zur Vermehrung anstiften, und sie wird mit ihrer Hybris da bleiben, wo sie hingehört: im sperrig möblierten Reservat gleichartig gelagerter Nervensägen, die dermaleinst alle gut zu entsorgen sein werden, ausgetrocknet und an den entscheidenden Stellen hohl.
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