„Zahlen Sie bar oder mit Karte? Ach, natürlich zahlen Sie bar.“ „Wie bitte?“ „Ja, natürlich zahlen Sie bar. Sie dürfen ja.“ „Ich verstehe immer noch nicht.“ „Das ist doch jetzt hier so. Wenn Sie Politiker sind – aber Sie sind ja kein Politiker, Sie sind ja ein ganz normaler, anständiger Mensch.“
„Jetzt erzählen Sie doch mal, was soll denn das Gerede mit der Karte?“ „Hatten Sie das nicht mitgekriegt? Ursula von der Leyen hat mal wieder gelogen und…“ „Was sollte daran neu sein?“ „… diesmal erzählt, dass die Kinder in Schweden total begeistert sind von diesen coolen Chipkarten, mit denen sie ihre Bildungsangebote kaufen können.“ „Also Sie meinen diese Stigmatisierungsausweise, bei denen jeder gleich weiß, das Drecksbalg kommt aus einem Haushalt von überflüssigen Parasiten, die in einem Arbeitslager besser aufgehoben wären?“ „Sie haben es erfasst. Und diese so großartigen, wundervollen, supertollen Karten, die wollten jetzt alle bei der CDU. Weil sie so unglaublich praktisch sind.“ „Und wo ist der Haken?“ „Es gibt sie nicht.“ „Vorhin haben Sie mich aber doch gefragt, ob ich eine habe.“ „Nein, ja, also: es gibt sie in Schweden nicht. Ursula von der Leyen hat mal wieder das Kabinett und die Kanzlerin und das Parlament belogen und noch dazu leichte Verstimmungen mit einem anderen Land hervorgerufen.“ „Sonst hat sie ja nichts gelernt.“ „Außer dem Führer ein paar Büblein und Maiden zu schenken“ „Meinetwegen, aber das hat ja nichts mit ihrer Karte zu tun.“ „Auch wieder richtig. Also die Karte – die gibt’s ja nun nicht. Und deshalb dachten wir uns, hier in der Wirtschaft, wir führen die ein.“ „Zur Erleichterung des Zahlungsverkehrs?“ „Als Stigmatisierung. Für unsere Regierungsparteien.“
„Jetzt verstehe ich es nicht mehr, dieses Ding wurde doch benutzt, um einzelnen Familien zu helfen, die nicht gut mit Geld umgehen können.“ „Eben. Schauen Sie mal hier.“ „Mappus? Wieso muss Mappus mit der karte einkaufen?“ „Stuttgart. Der Bahnhof. Diese unterirdische Penisprothese, die sich Oettinger ins Schwabenländle wollte bauen lassen und die jetzt Mappus das Schwimmen zwischen den anderen Fettaugen retten soll.“ „Sie meinen, er hat…“ „… jeden Kredit überzogen und unter Beweis gestellt, dass er nicht wirtschaften kann. Daher haben wir ihn unter Kuratel gestellt. Er kann jetzt nur noch mit der Karte finanzieren.“ „Und das hilft?“ „Er kriegt ja seinen Bahnhof, aber erst in 40 Jahren. Plötzlich will er ihn nicht mehr haben. Komisch, nicht?“ „Das ist ja interessant! Und sonst?“ „Unser Gutti, sehen Sie?“ „Was macht er?“ „Kauft Kriegsschiffe. Natürlich auf Pump. Und da muss er dann Sicherheiten bieten, weil seine Karte keinen Dispo vorsieht.“ „Lassen Sich mich raten: es gibt also keine Kriegsschiffe?“ „Es gibt keine Kriegsschiffe.“
„Hat eigentlich der Röttgen auch eine Karte?“ „Müsste er eigentlich, aber er benutzt sie wohl nicht.“ „Weil er die Geschenkpackungen an die Atomkraftwerker nicht mehr von der Steuer absetzen kann?“ „Nein, die sind jetzt zu Selbstbedienung übergegangen. Und sie lassen anschreiben.“
„Rüttgers hat aber eine.“ „Sicher. Wobei die nicht so gerne akzeptiert wird.“ „Woran liegt’s?“ „Überhöhte Spesen.“ „Der Dienstwagen, den er nach der Abwahl braucht?“ „Unter anderem. Aber er verleiht die Karte zu oft. Immer nur Kleinbeträge und kaum zu beanstandende Beträge. Meist sind es Personalkosten.“ „Krautscheid?“ „Und Berger. Wir müssen uns langsam mal überlegen, ob wir ihm ein Limit in die Karte einbauen, das wird ja peinlich.“ „Sowieso sollte man sich mal Gedanken machen, er ist doch nicht mehr im Amt.“ „Ach, das ist kein Grund. Koch und von Beust haben ja auch noch eine.“ „Bleibt die etwa erhalten?“ „Auf Lebenszeit. Nur eben werden sie nicht mehr ganz so schamlos benutzt.“ „Warum nicht?“ „Man sieht ja die Abrechnungen, weil sie gegengezeichnet werden müssen. Dann kann so ein Provinzgutsherr wie Koch nicht jede Menge Kohle in der eigenen Schatulle versickern lassen.“ „Interessant. Da wird sich Schäuble ja besonders ärgern, dass er jetzt keinen Schattenhaushalt mehr einrichten kann.“ „Schäuble? Wie kommen Sie auf das schmale Brett?“ „Aber ich dachte, er sei…“ „Unmöglich, der ist doch gar nicht durch die Bonitätsprüfung gekommen.“ „Wie konnte das passieren?“ „Er wollte partout seine Schreibtischschublade nicht öffnen. Und dabei wussten wir genau, dass noch ein Umschlag drinnen lag.“
„Und die Wirtschaft?“ „Brüderle zahlt seine Zechtouren selten selbst.“ „Quatsch – die Ausgaben im Ministerium!“ „Ach so. Die Anwerbeprämie für die ausländischen Facharbeiter haben wir erstmal gestoppt.“ „Weil das Ministerium keine Kohle mehr hat?“ „Die wollte Brüderle doch sowieso aus dem Sozialetat zahlen lassen, dann hätte er auch einen Grund gehabt, die Sozialhilfe und das Wohngeld kürzen zu lassen.“ „Und warum ging das nicht?“ „Seit wann fällt das in seinen Kompetenzbereich? Das ist klassischer Kartenbetrug.“
„Und sonst haben alle eine Karte?“ „So gut wie alle. Der Innenminister hat eine, bezeichnet sie als absolut sicher und benutzt sie…“ „… trotzdem nicht, weil er weiß, dass sie unsicher ist.“ „Richtig. Die Kanzlerin hat auch keine, aber aus anderen Gründen.“ „Sie ist geistig überfordert?“ „Sie steckt immer die Karte irgendwo hinein, geht weg und denkt, dass sich die Sache erledigt, wenn sie lange genug wartet.“ „Ja, das klingt logisch. Fehlt nur Westerwelle.“ „Um Gottes Willen – der Mann ist doch nicht geschäftsfähig!“
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