Quergelegt

9 09 2010

„… haben sich Deutsche Bahn und Bauherren nochmals gegen die Vorwürfe der Projektgegner gewandt und bekräftigt, dass das Vorhaben so durchgesetzt werde, wie es vor längerer Zeit schon beschlossen worden war. Zum jetzigen Zeitpunkt das gesamte Projekt noch zu stoppen, sei schon aus vertragsrechtlichen Gründen geradezu illusorisch, und da die Störer keine substanziellen Einwände gegen den Abriss des Kölner Doms mehr…“

„… seien die Baukosten von grob geschätzt zwei Milliarden Euro sowieso nicht zu halten, was auch der Bundesrechnungshof monierte. Bahn-Chef Grube fegte die Kritik vom Tisch; eine Verlegung des Kölner Hauptbahnhofs in die Tiefe unter der Domplatte sei alternativlos, die Pläne seien bereits vor Jahren beschlossen worden, vertragsrechtliche Gründe schließlich würden das Bauvorhaben gar nicht zur Disposition stellen lassen, so dass…“

„… kann der Zorn der Bürger nicht mehr länger vor der Öffentlichkeit versteckt werden. Zwar blieben die Demonstrationen der Projektgegner weitest gehend friedlich und fröhlich, einige jedoch schienen den Zorn der Ordnungskräfte geradezu herausfordern zu wollen: sie setzten sich am hellichten Tag vor das Südportal, um so zu…“

„… bemängelte das allgemeine Konzept, das dem unterirdischen Bahnhof weder Verkehrs- noch Architekturvorteile bescheinige. Als einziges Plus an dem unterirdischen Bahnhof hebe der Bauplan hervor, dass der Bahnhof unterirdisch sei. Damit verbunden seien Vorzüge für den oberirdischen Teil, den man dank der Neustrukturierung der Innenstadt von Köln neu strukturieren könne: die Domplatte solle nach dem Abriss des Doms an die Stelle des ehemaligen Hauptbahnhofs…“

„… aus geologischen Gründen als Wahnwitz bezeichnet – der Untergrund sei derart durchlöchert, da das Areal bereits zur Römerzeit besiedelt worden war, dass man von einer normalen Ausschachtung gar nicht sprechen könne. Auch sei das Areal viel zu dicht am Rhein gelegen. Die Tiefbau-Abteilung des Baukonsortiums beruhigte die Bauaufsicht nur wenig mit der Auskunft, alle Tunnelarbeiten seien zur Vorsicht an Bilfinger Berger…“

„… stellten die Bauherren nach einer längeren Tagung fest, dass das Projekt vollkommen legal, sinnvoll, zukunftsorientiert und außerordentlich wirtschaftlich sei. Dass sich die Kapazität der zu befördernden Personen um ein Drittel reduziere, sei als Kollateralschaden kaum einer…“

„… keine unerhebliche Steigerung, da auch mit Umsatzeinbrüchen der Tourismusbranche gerechnet werden müsse; aus den ca. 3,4 Milliarden könnten leicht 5 Milliarden werden. Der Baustadtrat wies diese Kritik entschieden zurück. Man könne diesen mittelalterlichen Krempel (er benutzte in der Tat diese Worte) doch nicht mit dem modernsten Bahnhof vergleichen, einem einzigartigen und alle Maßstäbe sprengenden Architekturdenkmal, dessen Jahrtausend-Potenzial Köln sofort zu…“

„… mit der Korrektur, dass natürlich nicht 5 Milliarden, sondern 5,7 Milliarden gemeint waren, was aber als Kleinsumme…“

„… sich erstmals mit einem genauen Lageplan an die Öffentlichkeit wagte: durch die Verlängerung und Begradigung der Schienenverbindung über den Rhein in nordwestlicher, später nur noch westlicher Richtung, sei man nicht mehr länger auf den Dom als Raumteiler angewiesen, sondern könne diese stadtplanerisch wertvolle Freifläche jetzt auch mit Bauvorhaben von kultureller Dimension…“

„… Versäumnisse in der Kommunikation, denen man mit einer kostspieligen Kampagne nicht mehr zielgruppengerecht begegnen könne. Die Berater bemängelten außerdem, dass Mario Barth, entgegen der ursprünglichen Idee von Das ist mein Bahnhof, lediglich die Message ‚Ihr stinkt doch alle‘ transportiere – seine Penetrationswerte seien bereits derart flau, dass man sich entschieden habe, kurzfristig auf Daniela Katzenberger zu…“

„… denn falsch ist, dass die Abbruchfirma, die auch die Reste des Kölner Doms zu verwerten habe, dem Bruder des Kölner Oberbürgermeisters gehöre. Wahr ist hingegen, dass jenes Unternehmen einem Bruder des Bruders des Kölner Oberbürgermeisters gehört, so dass von Korruption keine Rede…“

„… schaltete sich auch der Papst ein in die immer lauter werdenden Bürgerproteste. Benedikt XVI. forderte einen sofortigen Baustopp. Mit scharfen Worten griff der Pontifex die Bauaufsicht der Deutschen Bahn AG…“

„… nicht mehr an die Spielregeln gebunden fühlte. So gab der Oberbürgermeister deutlich zu verstehen, dass er sich den Nazimethoden der Bürger nicht mehr länger beugen und deshalb zu brutalen, demokratischen Maßnahmen greifen wolle, um den demokratisch gewählten Willen der demokratisch gewählten Inhaber demokratischer Posten demokratisch durchzusetzen. Sollte es ab sofort noch vorkommen, dass die sich immer weiter radikalisierenden, nicht demokratisch gewählten Bürger etwa durch Autoaufkleber mit faschistischen Parolen wie Mr loosse dr Dom in Kölle die Geduld der Einsatzkräfte auf die Probe stellten, so werde man mit demokratischstmöglichen…“

„… ob die knapp 9 Milliarden nicht besser investiert wären in ein Güterumgehungsgleis. Die Deutsche Bahn wies dies vehement zurück; auch eine Revision des Streckennetzes sei zum jetzigen Zeitpunkt unsinnig, die Projektverächter gingen ja selbst von erheblich verlängerten Fahrzeiten auf der Achse Rotterdam-Wladiwostok aus und könnten daher nicht auch noch erwarten, dass man Gelder in die maroden Schienenverbindungen…“

„… zu ersten Zugeständnissen bereit. Zwar wolle man weiter aus Furcht vor einer Eskalation, die nicht von ihnen selbst ausging, nicht mit den Projektgegnern reden, könne aber im Rahmen der gerade wegen unvorhergesehener Sicherheits- und Umweltauflagen gestiegenen Kosten andenken, von den 15 Milliarden Euro nicht mehr sechs, sondern dreizehn Blumenkübel für die freie Domplatte…“

„… konnten auch die bisherigen Befürworter des Projektes 21 nicht mehr nachvollziehen, warum man 21 Milliarden Euro ausgeben müsse für einen Bahnhof, der bei näherer Betrachtung nicht einmal die Fahrzeit nach Krefeld sonderlich verkürzen…“

„… sich als Planungsfehler herausstellte, da man schlicht versäumt hatte, den Dom auf dem Modell zu berücksichtigen – den ortsfremden Experten war der Fehler nicht aufgefallen, Bahn-Chef Grube lehnte eine Verantwortung ebenso entschieden ab wie seinen…“