Du bist nicht Deutschland

22 09 2010

„Nein, das kann ich mir überhaupt nicht vorstellen. Das sagen Sie jetzt so, weil bei Ihnen immer noch dieses 68-er Multikulti-Gewirr im Hirn umherspukt, aber das wissen Sie doch, dass das alles nicht gut gehen kann. Das ist ja alles…“ „Jetzt regen Sie sich doch nicht so auf, wozu führt denn das? Natürlich muss man einiges verlangen für die Integration, und natürlich ist das eine Bringschuld. Gebe ich Ihnen ja alles zu. Aber man darf das doch nicht derart mit Pessimismus überziehen – jetzt seien Sie doch mal ein bisschen zuversichtlich! Ein Mensch ist doch wie der andere, steht auch so im Grundgesetz, und wir sollten uns bemühen, die Gemeinsamkeiten zur Grundlage unseres Handelns zu machen. Jeder ist zur Integration fähig!“ „Jeder? Nein, ich lasse mir das nicht einreden. Die Bayern ganz sicher nicht!“

„Lassen Sie doch mal die Kirche im Dorf – es gibt doch wohl Schlimmeres als Bayern.“ „Das sagen Sie! Ernsthaft, diese ethnische Minderheit will sich einfach nicht integrieren, die sind nicht dazu in der Lage. Das ist vermutlich auch irgendwie genetisch bedingt. Inzucht oder so.“ „Also bitte, Ihnen ist der Sarrazin wohl zu Kopf gestiegen!“ „Na, was haben denn die Bayern da oben in ihren Alpentälern, da kommt für Jahrzehnte keiner raus und jeder ist mit jedem verwandt, das ist doch klar, dass Sie da mit der Zeit deppert werden!“ „Meine Güte, Sie übertreiben ja maßlos!“ „Nichts da, das ist die reine Wahrheit – haben Sie den Oberbayern da mal reden gehört? Diesen Stoiber, der keinen ordentlichen Hauptsatz innerhalb eines Quartals auf die Reihe kriegt? Was der sich da mit dem Bahnhof zurechtgestammelt hat? Das tut doch kein geistig normaler Mensch!“ „Jetzt werden Sie mal nicht ausfällig, der Mann hat halt ein besonderes Naturell und ist leicht aus der Fassung zu bringen.“ „Ach was, die haben lauter solche Kasper zum Häuptling gewählt, Beckstein und Strauß und…“ „Der hatte ein Problem mit dem Bier.“ „Bah, das haben die in Bayern doch alle. Die sind eben so!“

„Es mag ja sein, dass da eine kleine Minderheit unter den Bayern etwas anstrengend ist, das gebe ich auch gerne zu, aber deshalb können Sie doch nicht gleich alle über einen Kamm scheren.“ „So, kann man nicht? Und weshalb weigert sich dann dieser Volksstamm, Deutschkurse zu besuchen?“ „Aber die sprechen doch alle Deutsch.“ „Dass ich nicht lache – das nennen Sie Deutsch? Das hat doch die Gerichte schon beschäftigt, was diese Leute da für einen Dialekt von sich geben. Sie haben da einen Autofahrer, wahrscheinlich wieder mal volltrunken…“ „Jetzt hören Sie doch mal mit Ihren billigen Vorurteilen auf, das führt doch zu nichts!“ „… weil in Bayern die Promillegrenze ja doch eher lax gehandhabt wird und man im Vollsuff einen Mann totfahren kann, um danach Verkehrsminister zu werden, geschenkt! Und dieser Autofahrer, 1,75 Promille wird er haben, und vor dem Staatsanwalt wird er sagen, er hat ‚gebremst‘, aber er hat nicht ‚derbremst‘ – jetzt wollen Sie mir erzählen, dass die ordentliches Deutsch sprechen? Ich glaub es nicht!“

„Jetzt kommen Sie doch mal wieder runter, Sie holen sich hier ja noch einen Herzfehler!“ „Was, das interessiert Sie wohl gar nicht? Gehen Sie doch mal nach Bayern, wenn Sie sich das nicht vorstellen können. Wie die Leute da herumlaufen, das ist nicht zu glauben!“ „Na, schlimmer als Burnus und Burka wird’s wohl nicht sein.“ „Haben Sie eine Ahnung, mein Lieber – nackt laufen die da herum, halb nackt!“ „Also bitte, was denn jetzt, halb oder ganz nackt?“ „Die Männer ohne ordentliche Hosen, nicht einmal Kniestrümpfe können die sich anziehen. Und die Frauen, Herrschaft! die tragen – das kann man ja keinem erzählen. Das geht zu weit!“ „Sie meinen das Dirndl? Bitte, was soll denn daran nun bitte unanständig sein?“ „Diese Fleischbeschau, das ist ja einfach widerlich!“ „Nur, weil es eben ein bisschen weiter…“ „Widerlich! Alles sieht man, das ist widerlich!“ „Wenn sich die Frauen verhüllen, dann passt es Ihnen auch nicht. Können Sie sich vielleicht für eins entscheiden?“ „Sie lenken bloß ab, diese Bayern wollen sich einfach nicht anpassen und boykottieren die individualistische Uniform, die der Bundesbürger braucht, um sich als Subjekt dieses staatsbürgerlichen, dieses… na! Staates eben halt zu dingsen, zu… Sie wissen das doch, Mann!“

„Haben Sie auch noch echte Argumente auf Lager?“ „Was meinen Sie, was das bisher war? Ich rede mir hier den Mund fusselig seit Jahr und Tag und keinen interessiert’s, aber Sie werden das schon sehen beim nächsten Ehrenmord.“ „Ehrenmord?“ „Ja haben Sie denn geglaubt, nur weil das in der bayerischen Gesellschaft ‚Erbschaftsangelegenheit‘ heißt oder ‚Familiendrama‘, das sei nicht genau dasselbe wie ein Ehrenmord? Und Sie denken, dass es genau das, Scheidung, Streit um die Vaterschaft, Getuschel und Gezänk in einem kreuzkatholischen Dorf, fünf Liter Bier und eine Schrotflinte, dass es das in Bayern nicht gäbe?“ „Das kann man doch gar nicht vergleichen, das ist ja albern.“ „Das fragen Sie doch bitte mal jemanden, den sie aus seinem Heimatort herausgemobbt haben, weil einer von seinen drei Söhnen schwul ist. Vielleicht haben sie dem gleich noch den Hof angezündet und der Herr Bürgermeister, der auch der Chef der Sparkasse ist, hält die Versicherung für den Wiederaufbau zurück, damit man diese Leute nicht mehr unter sich hat. Und das nennen Sie nicht Parallelgesellschaft?“ „Aber die gehören doch zu Deutschland!“ „Pah, das wollen die doch gar nicht! Dieses ewige ‚Mir san mir‘, Bayernpartei! Freistaat! Wenn ich das schön höre!“ „Okay, das hatte ich jetzt nicht bedacht. Separatismus geht natürlich gar nicht. Wir sollten uns diese Richtlinie nochmals sehr genau ansehen. Möglicherweise müssen dann die Bayern innerhalb ihrer Landesgrenzen bleiben, man kann das mit der Integration ja auch zu weit treiben.“ „Gut so, gut so. Äääh, was ich Sie fragen wollte, haben Sie noch einen Moment? Wir hätten da noch die Sachsen.“


Aktionen

Information

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..




%d Bloggern gefällt das: