Emigrationshintergrund

31 01 2011

„Sagen Sie mal, können Sie nicht woanders herumstehen? Sie sehen doch, dass hier Umzug ist! Oder glauben Sie, wir stellen den Möbelwagen da zum Auslüften auf die Straße? CDU? Ja sicher, der ist von der CDU. Hier ist ja schließlich auch die CDU. Also hier war sie bis eben noch. Abwicklung. Geschäftsaufgabe. Ist in Ihrem Land nicht mehr verfügbar, wenn Sie wissen, was ich meine.

Angela allein zu Haus. Sie sieht zu, wie der Rest das Feld räumt. Anscheinend wollte sie es ja so. Aber dann muss sie sich auch nicht wundern, wenn ihr die Hütte hier zu groß wird. Die Kinder sind alles aus dem Haus, na gut, ihr Gerümpel haben sie auf dem Speicher zurückgelassen, das arbeiten die Untersuchungsausschüsse und die Staatsanwälte die nächsten paar Jahre noch auf, und dann ist hier endgültig Ruhe. Ja sicher, was denken Sie denn? Der Koch ist doch nicht in diese Bauschrottbude gegangen, weil er da endlich mehr Verantwortung übernehmen kann! Dem wurde einfach der Boden unter den Füßen zu heiß. Und die anderen? Auch nicht besser. Ungezogen. Man kann es denen nicht recht machen. Alles wollen die haben, alles wollen die anfassen. Hier, der Müller! Präsident kann er nicht mehr werden, reicht ja immer nur für einen – obwohl, man könnte die auch umschichtig, und dann den Ehrensold, und die Dienstwohnung, na egal – also will jetzt Verfassungsrichter spielen. Ist man da als Mutter froh? Ich frage Sie!

Gut, nicht ihr Ole. Dem war das eigentlich alles immer schon ziemlich egal. Der wollte nur Erster Bürgermeister werden, weil die Jungs im Club das so schnieke finden. Aber sonst? Muttersöhnchen. Hotel Mama. Den Wulff musste sie sogar eigens aus dem Haus raustragen, sonst wäre aus dem nie etwas geworden. Ist doch so! Da zieht man den Jungen groß, besorgt ihm eine Lehrstelle als Schleimer, und dann will er einfach nicht weg von der Mutti. Undankbar, das meine ich aber auch. Nehmen Sie den Oettinger. In der Schule nicht aufgepasst, in Englisch immer eine bombenfeste Fünf, dann kriegt er eine Sprachreise spendiert, und was macht der Junge? Zieht einen Flunsch. Glauben Sie, dass sie so Nachmieter kriegt?

Die Reaktion frisst auch ihre Kinder. Christlich-demokratischer Untergang ist das jetzt. Da kann man schon mal verzweifeln. Aber sie hat es vorher alles besser wissen wollen. Einpersonenhaushalt, kaum Energieverbrauch – gucken Sie Merkel ins Gesicht, das Doppelkinn sagt doch alles – und dann kauft sie sich eine komplette Atomindustrie. Wenn Sie mich fragen, rausgeworfenes Geld. Oder hier, als die Rettungsschirme im Sonderangebot waren, hat sie gewartet, und wann hat sie gekauft? Richtig! Führt man so einen Haushalt?

Gucken Sie mal, Sitzmöbel. Sitzmöbel! Als ob die regelmäßig eine Party feiern, ich sag’s Ihnen – wir haben vorhin eine Stunde lang nur Klappstühle rausgetragen, da fragt sich doch der normale Mensch, wozu braucht man die? Ist hier ein Nest?

Ach was. Die tut doch nichts, die will nur regieren. Deshalb hat sie sich auch nach diesem Herbst der Entscheidungen voller Elan in den Wahlkampf gestürzt und gibt Schützenhilfe für diesen Tumor mit Segelohren. Endlich wieder ein klares Parteiprogramm: dagegen sein! Die sind so dagegen, die sind schon wieder dafür. Doch, hat sie ja gesagt. Wer zu viel hin und her überlegt und immer alles ganz genau wissen will, bevor er sich entscheidet, der macht nämlich die Demokratie kaputt. Deshalb hat sie den Mappus wahrscheinlich auch so lieb. Der denkt ja nicht nach. Womit auch.

Aber hier, gucken Sie mal: Armleuchter. Was meinen Sie, was wir aus dem Haus schon für Armleuchter rausgeschleppt haben. Jeder halbwegs normale Mensch hat Energiesparlampen, Birnen kriegt man ja heute keine mehr, nicht mal mehr in der CDU. Aber intelligentes Leben hat in dieser Partei keine Chance. Man spricht ja sogar schon von einer ethnischen Säuberung. Die bürgerliche konservative Intelligenz, die noch vor Jahren gelobt wurde, wird zum Demokratiefeind aufgeblasen, weil sie Mappus nachweisen, wenn er gelogen hat.

Das? Das ist das Arbeitszimmer von Röttgen. Spanplatte mit Furnier in Echtholzimitat. Das kann er sich jetzt in Düsseldorf zwei Legislaturperioden angucken, dann fällt es auseinander. Falls bis dahin die CDU noch nennenswert zulegt, kann er die Überreste gleich an seinen Nachfolger vererben.

So ist das mit den verzogenen Kindern. Die, die am tiefsten im Schlamassel stecken, liebt man am meisten. Diese Hasardeure machen sich ja nicht einmal mehr die Mühe, ihre krummen Geschäfte so geschickt abzuwickeln, dass man nicht genau sieht, wohin die Kohle fließt. Wie sagt man doch gleich: die Eule der Minerva beginnt ihren Flug erst bei Beginn der Dämmerung? Ich würde eher sagen, der Letzte macht das Licht aus.

Sie spricht halt nur mit Gefolgsleuten. Kritik gibt es für sie nicht, denn Kritiker lässt sie sich vom Hals halten. Wissen ja, den Sozialismus in seinem Lauf. Sie hat ihre Familie so geführt, wie sie es aus der DDR kannte: wer nicht rückschrittlich genug war, galt nicht als fortschrittlich. Hier, halten Sie mal eben. Nicht fallen lassen, der Rahmen ist rechts schon ziemlich morsch. Wollen Sie das haben? Diese Großvatersprüche, die hat man sich ja seinerzeit überall hingehängt. Noch sitzt Ihr da oben, Ihr feigen Gestalten / Vom Feinde bezahlt, dem Volke zum Spott! / Doch einst wird wieder Gerechtigkeit walten / Dann richtet das Volk, dann gnade Euch Gott! Sagen wir mal so: für die CDU ist es gerade noch hell genug, dass sie sehen, dass es ganz schön schnell dunkel wird.“





Verwünschtes Glück

30 01 2011

für Erich Kästner

Im Himmel ist jetzt Jahrmarkt. Für die Reichen,
die täglich Himmel haben, ist das nett,
weil ihre Tage sich so schrecklich gleichen.
Nie hungern sie. Nie frieren sie im Bett.

Wie traurig ist das, wenn man Zuckerwatte
und Karussell und immer Sonntag hat.
Man sehnt sich nur herbei, was man nie hatte.
Und findet man es dann, weint man anstatt.

Was gäben diese Kinder, sie besäßen
nur einmal täglich Armut, Not und Leid!
Dann gingen sie nach Hause und vergäßen.
Vorbei das Mitgefühl, vorbei ihr Neid.

Es geht ja alles weiter, auch das Leben.
Das streift man ab, wie man die Schuhe putzt.
Am nächsten Tag hat man sich schon vergeben.
Wozu der Himmel, wenn man ihn nicht nutzt.





In fünf Zeilen um die Welt. Limericks (XXVI)

29 01 2011

Herr Temmermans, den man in Gent
als strebsam und pünktlich nur kennt,
vergaß nach vier Hellen
den Wecker zu stellen.
Darum hat er heute verpennt.

Herr Kukučka klagte in Hoste,
sein Kopfweh, das machten die Moste.
Was halfen die Worte
dem Winzer im Orte –
es wollt sein Metier, dass er koste.

Es aquarellierte in Hattem
der Frans auf Papier – meist auf glattem,
was vor allen Dingen
ihm beim Pinselschwingen
mehr half als auf rauem und mattem.

Am Sonntag aß Rasmus aus Vidsel
zu Mittag bereits Wiener Schnitzel.
Nicht, dass man das rügte,
denn werktags genügte
ihm Graubrot schon als Gaumenkitzel.

Man wählte da jüngst in Kernavė
den Amtmann geheim im Konklave.
Als nach altem Brauche
entquoll das Gerauche
dem Schlot, schrie das Volk: „Ave, ave!“

Zum Plausch band der Josip in Brlog
zwei Ziegen im Gärtlein am Pflock.
Und hat sie vergessen.
So täten sie fressen
den Garten. Na, das war ein Schock!

Herr Dahlquist fuhr nächtlich durch Kloten
mit Hundertundzehn – streng verboten!
Nur eins war possierlich:
er hielt ganz manierlich
an Ampeln, besonders an roten.





Gernulf Olzheimer kommentiert (XC): Horoskope

28 01 2011
Gernulf Olzheimer

Gernulf Olzheimer

Mein Name ist Gernulf Olzheimer und dies ist das Weblog aus dem Land der Bekloppten und Bescheuerten.

Wenige Vorurteile halten sich trotz erwiesener und offensichtlicher Blödheit derart hartnäckig wie die vollkommen aus der Luft gegriffene Annahme, die Zufallsgeburten dieser Gesellschaft besäßen und benutzten einen Verstand, woher auch immer der stammen möge. Der gemeine Bekloppte hat das mit der selbstverschuldeten Unmündigkeit noch nicht ganz kapiert, macht aber nix, er orientiert sich dann geistig mal am Nordic-Walking-Modus: um so richtig scheiße auszusehen, braucht man Krücken. In diesem Falle das Horoskop.

Ohne Horoskop kommt der Beknackte weder durch den intellektuellen Prozess des Einatmens noch hat er seine Restlaufzeit auf diesem Planeten einigermaßen im Griff. Kommt dies leuchtende Ding hinter der Nachtschicht wieder hoch? Ist das Mammut auch wirklich platt und schickt nicht seinen großen Bruder vorbei? Werde ich im Lotto gewinnen und kann Doktor Schmittenfelder einmal so richtig die Frontpartie kaltverformen? Ohne das nötige Vorherwissen um die Zukunft fühlt sich der Standardtrottel einfach nicht für die Fährnisse des Daseins gerüstet und kippt um wie die FDP.

Sorgfältig geordnet nach Ressorts: Beruf, Geld, Partnerwahl, schwiemelt sich der Dummlurch mit feuchten Fingern durch die Gebrauchsanweisung für den Tag, wie sie die Nanny aus bedrucktem Papier liefert. Er wälzt mangels Hirnrinde die Verantwortung für das bisschen Entropiestörung vor dem Übergang in die Biomasse ab und wirft sie dem Schicksal vor die Füße – woher soll er auch wissen, dass seine logisch niederschwellige Denke im vorsintflutlichen Raster hakt und jeden noch so nebensächlichen Müll zu kosmischer Bedeutung aufbohrt? Die Koordination von Ist-Zustand und kognitiver Entschlüsselung stellt den Behämmerten vor unlösbare Aufgaben, er braucht die Schubladen. Und genau so pfropft er sich selbst und die anderen Überbleibsel der Hominisation in einen von zwölf Containern, auf dem Stier steht, da den babylonischen Esoterikern Nachttopf nicht einfiel. Hat sich der Bescheuerte einmal in der Schublade Steinbock wiedergefunden – über Aszendenten und ähnlich sachzwangreduzierte Doofheitskonzepte schwatzen nur fortgeschrittene Rumpelbregen – so sieht er auch locker über die Unschärfen der Realität hinweg. Charakterliche Defizite, Lebensprobleme, typische Gebrechen und mutmaßliche Lieblingsmordwaffen, alles popelt der Bekloppte fürsorglich in eine Typologie, die an Trennschärfe der mittelalterlichen Kasuistik nicht nachsteht, an Dämlichkeit tut sie’s erst recht nicht.

So viel zur europäischen Zeitzone; wer jetzt noch diverse Doppelungen mit Metall-Büffeln und Holz-Ratten im chinesischen Jahres-, mit Weide, Krüppelkiefer und Bonsaibuche im keltischen Baumhoroskop quersummt (bei vollem Karma-Ausgleich!), wird ehrenhalber zum linksdrehenden Quarktäschchen im peruanischen Keksorakel ernannt, Aszendent Zimtstern, und darf das Rätsel lösen, warum sich die Ekliptik in zwölf gleich große Sonnensegmente teilen lässt, während für die indische Mondmystik 27¾ Haltestellen reichen.

Zwar in der Gewerkschaft des Anorganischen, doch bewegt sich der Kosmos und sorgt mit Hilfe der Präzession für regelmäßiges Verschieben der Tierkreiszeichen: gestern noch Jungfrau, heute schon Krebs – das geht nach der Gesundheitsreform auch anderen so, aber daran ist nicht die Erdachse mit ihrem Gekippel schuld. Kaum haben sich im galaktischen Leuchtmittelhaufen ein paar Birnen leicht verschoben, schon quarrt der Boulevard: Astro-Schock! Alle Horoskope falsch? Sischer datt, denn richtig waren sie noch nie. Dass nun aber jeder, der vorher als sozial verträglich und selbstlos galt (es sei denn, er war ein egozentrisches Arschloch), plötzlich ein rücksichtsloser Drecksack wird (bis auf die, deren Menschenfreundlichkeit das Verhalten eher relativiert), dass auch jeder, der bis dato montags Glück in der Partnerschaft und eine gute Hand in Geschäftsdingen hatte, nun mittwochs ganztägig auf die innere Stimme hören muss – der IQ-Fußraum wird unübersichtlich, wenn der im 21. Jahrhundert durchs All bretternde Planet keine klag- und fraglos gültigen Instant-Denkhilfen mehr im serienmäßigen Lieferumfang haben. Man müsste die Sache an die astronomische Realität anpassen, was angesichts der Wirksamkeit von Horoskopen so viel Sinn hätte wie Regentanz rund um einen Haufen Globuli, oder man könnte, kurzer Prozess statt langer Schmerzen, die Party für beendet erklären. Und zur Aufklärung übergehen.

Denn das ist das wahre Schreckbild, das der Verdeppungsbranche und samt gefügigen Opfern droht: dass die Bindung ans Metaphysische sich verflüchtigt, dass Herumgedeute und Sinngebung, wo nichts war, ist, noch je sein könnte, irgendwann als aufgeblasener Popanz mit gewaltigem Getöse zerbirst und Sir Isaac sich gelangweilt im Grab umdreht, weil noch keine messbare Wirkung der Planeten auf terrestrische Schwerkraftverhältnisse herrscht. Sie werden irgendwann alle erwachen, es ist Murmeltiertag und die Sonne steht hoch am Horizont, sie werden weder Jupiter im dritten Haus noch einen kritischen Mars-Venus-Aspekt für bare Münze nehmen und mit den restlichen Glückskeks-Überresten im Orkus des Okkulten entsorgen. Die Erde eiert weiter, sie tat das schon im Silur, lange bevor der Bekloppte ihr Antlitz verpickelte. Und wenn sich der humanevolutionäre Dropout noch mal einen schönen Nachmittag machen will bei Allotria und Narretei, besucht er im Jahrmarktszelt die Wahrsagerin mit der Glaskugel oder geht zum Investmentbanker. Denn wenn man sich schon bescheißen lässt, will man’s wenigstens wissen.





Generallala

27 01 2011

05:30 – Die Weckuhr piepst. Sekunden später klappt Karl Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz Joseph Sylvester Freiherr von und zu Guttenberg senkrecht in seiner Bettstatt hoch und ist zu allem bereit.

05:31 – Der Bundesverteidigungsminister marschiert im Gleichschritt durch den Flur und spielt dabei zur Motivation den Fränkischen Füsiliermarsch auf einer Kindertröte (K-T72, taktisch, verlastbar). Auf halbem Weg stolpert er und tritt in Johannes B. Kerner. Der TV-Angestellte war beim Säubern des freiherrlichen Schuhwerks eingeschlafen.

05:44 – Von und zu beiden Seiten sieht es im Spiegel wie ein Pickel aus. Guttenberg erschrickt: hat Westerwelle ihn angesteckt? Er beschließt, die Stelle nicht zu untersuchen, da Ausschuss droht.

06:01 – Guttenbergs Adjutant ist nicht rechtzeitig mit dem Frühstück fertig. Der Minister ist sauer. Weicheier kann er jetzt gar nicht vertragen. Er erwägt, sein Personal auf mögliches Fehlverhalten untersuchen lassen.

06:12 – Der Adelsspross wird sich immer klarer darüber, dass er heute nicht zurücktreten wird, auch wenn ihm der Wind nicht ins Gesicht bläst. Er drückt rasch einem Mitarbeiter seine Papiere in die Hand und beschließt, auf eine objektive Klärung von Detailfragen zu verzichten.

06:34 – Während der Staatsminister schon zu seinem Dienstwagen eilt, ertönt hinter ihm lautes Poltern. Johannes B. Kerner ist mal wieder auf der Ölspur ausgerutscht. Guttenberg macht sich eine kurze Notiz: für den nächsten Pressekontakt wird er Springer-Stiefel einpacken.

07:03 – Der Hauptstadtverkehr ist wieder einmal besonders dicht. Während eines riskanten Überholmanövers streift Fahrer Hajo P. einen anderen Wagen. Guttenberg ist empört, dass ihm jemand am Lack kratzt.

07:13 – Stephanie ruft an. Der Stabsunteroffizier plaudert ein bisschen mit seiner Gattin, die ihm mitteilt, er habe sein Lieblings-AC/DC-T-Shirt zu Hause vergessen.

07:57 – Ankunft vor einem großen Haus mit ganz vielen Fenstern. Der Bundesbaron ist wie immer perfekt informiert. Er weiß ganz genau, dass dies das Verteidigungsministerium sein muss.

08:20 – Das Geschrei lässt nicht nach. Er lärmt herum, bis es den Sicherheitsleuten zu bunt wird: sie lassen Johannes B. Kerner aus dem Kofferraum.

08:32 – Beim flüchtigen Blick in eine Glastür entdeckt Guttenberg, dass möglicherweise seine Frisur verrutscht sein könnte. Unverzüglich diktiert er ein Memorandum und verlangt weitere 1,2 Milliarden Euro für seine Attraktivitätssteigerung.

08:44 – Stephanie ruft an. Die Beistellblondine hat eine supertolle Idee: sie hat ihren Karli zur Bayerischen Meisterschaft im Bierhumpenheben angemeldet und dabei festgestellt, dass der Termin mit den Sicherheitsgesprächen in der iranischen Botschaft kollidiert. Jetzt will sie die Bierfässer mit zu den Iranern nehmen.

09:02 – Es hält sich hartnäckig das Gerücht, vom Schreibtisch des Bundesverteidigungsministers sei eine Büroklammer gefallen. Der Pomadenbaron handelt entschlossen. Mit einem Abzählreim stellt er fest, wer schuld ist, und entlässt Ressortleiter Tilo W.

09:15 – Der Pressereferent reicht eine Anfrage rein, ob das Ministerium den Bundestag über die näheren Todesumstände eines Soldaten am 17. Dezember bewusst unzureichend oder gar falsch informiert habe. Guttenberg widerspricht energisch; eine bessere Live-Berichterstattung sei seinerzeit nicht möglich gewesen, da Johannes B. Kerner an diesem Tag nicht greifbar war.

09:28 – Die Hauspost kommt. Gutti ist höchst erfreut über die Rechnung, die ihm Johannes B. Kerners Sender stellt. Die zu Weihnachten in Afghanistan aufgezeichnete Talkshow kostet den Steuerzahler nur 17.000 Euro. Er beschließt, die Summe aus dem Reptilienfonds zu begleichen und gibt telefonische Anweisung, den Posten Masar-i-Scharif umgehend zu liquidieren, da ihn dies preiswerter komme als eine genaue Untersuchung.

09:50 – Meuterei! Es ist im ganzen Haus kein Würfelzucker aufzutreiben. Der Generalissimus denkt nach, wie die Lage taktisch einzuschätzen ist, erinnert sich blitzschnell, dass er selbst vor einer Woche die Verpflegung zur Chefsache erklärt hatte, und schmeißt Fuhrparkleiter Jens T. raus.

10:07 – Das Telefon klingelt. Diese Zivilistin mit dem Doppelkinn ist dran. Der fränkische Freiherr kommt nicht auf ihren Namen. Macht aber nichts, er hört ihr ja auch nicht zu.

10:32 – Neuerliche Kritik veranlasst den obersten Landser, die Finanzierungspläne der Bundeswehr zu durchleuchten und nachzurechnen, wo sich Einsparpotenziale ausmachen ließen. Ihm fällt auf, dass Bundeswehrangehörige sich des öfteren mit versehentlich abgefeuerten Projektilen töten, und beschließt, den Angehörigen die Kosten für den unsachgemäßen Munitionsverbrauch in Rechnung zu stellen.

10:43 – Die Aufstellung zu den Treibstoffkosten des Afghanistan-Einsatzes ist nicht verfügbar, da ein Fotokopierer defekt ist. Guttenberg warnt vor einer Vorverurteilung.

10:44 – Nach reiflicher Überlegung setzt er den Südamerika-Experten Sandro I. an die frische Luft.

10:59 – Stephanie ruft an. Sie berichtet, dass eine der beiden Töchter eine Zwei in der Mathearbeit geschrieben hat. Karlchen nimmt es zur Kenntnis und beschließt, den Lehrer rauszuwerfen.

11:22 – Der Schneidigkeitsminister studiert die aktuellen Werte des Politiker-Rankings. Nach wie vor ist er das am wenigsten unbeliebte Kabinettsmitglied. Er knöpft die Hose wieder zu.

11:32 – Der Mann mit den zehn Vornamen wird von der Vergangenheit eingeholt. Tatsächlich wird seine aktuelle Inszenierung als Verteidigungsminister von den überaus schlechten Kritiken seines Gastspiels im Wirtschaftsressort verdunkelt. Er beschließt, alle zu feuern, die ihm schaden könnten; sein persönlicher Referent weist ihn darauf hin, dass er dies bei Opel schon umfassend erledigt hat.

11:47 – Immer dieser Ärger mit der Journaille! Der Redakteur eines nicht bei Springer verlegten kommunistischen Hetzblattes weigert sich, Karl-von-und-Theodor-zu als „Deutschlands Heiland, den uns die göttliche Vorsehung geschickt hat“ zu bezeichnen. Der Reserveoffizier denkt angestrengt nach: kann man diesen Schmierfinken zum Teufel jagen? Und würde BILD diese prima Idee von Johannes B. Kerner aufgreifen, der Kalles Monsterpickel für ein Einhorn hielt?

11:57 – Krisentelefonat mit Kai Diekmann. Wie soll man eine politische Qualitätszeitung leiten, wenn nicht ständiger Nachschub an weltbewegenden Fakten herrscht. Guttenberg besinnt sich auf seine unternehmerischen Qualitäten und schafft welche, indem er zwei wissenschaftliche Mitarbeiter aus dem Amt entfernen lässt. Diekmann verspricht, die Nachricht sofort zu veröffentlichen.

12:16 – Diese komische Zivilistin nervt schon wieder am Telefon. Dafür ist sie jetzt aber mal so richtig freundlich, wie es der Guttenberg gerne hat. Sie ist froh, dass ihre Verteidigungsmarionette im Amt bleibt und sich inzwischen ein gutes Dutzend Rücktritte erspart hat – eine tolle Bilanz für das Sparpaket und ein Grund mehr, den Arbeitslosen die Regelsätze zu kürzen.

12:23 – Stephanie ruft an. Sie teilt ihrem Guttilein ganz aufgeregt mit, dass sie sich gerade eben selbst im Fernsehen gesehen hat. Er beruhigt sie. Es war wieder nur eine Barbie-Reklame.

12:48 – Der Aktenkurier hat versehentlich einen Stapel Dioxinuntersuchungen ins falsche Amt gebracht. Um heute auch einmal etwas richtig Produktives zu tun, beschließt der Superminister, auf der Gorch Fock alle Mast-Schweine zu untersagen.

13:02 – Das neue Sturmgewehr für die Infanterie ist da. Die Gesandtschaft des Waffenherstellers ist außerordentlich zufrieden, dass der Minister außerordentlich zufrieden ist. Er weiß, dass nach der Aussetzung der Wehrpflicht keine neuen Waffen mehr nötig sind, und ordert daher nur 125.000 Einheiten. Es wird vereinbart, dass der Stückpreis bis zur endgültigen Auslieferung höchstens dreimal höher sein wird als bei der Vertragsunterzeichnung. Guttenberg macht sich schnell mit der Feuerwaffe vertraut. Er warnt vor einem leichtfertigen Abzug.

13:13 – Der Minister empfängt Angehörige der Truppe. Er hat sich dazu rasch die Uniform des Oberbefehlshabers angezogen: sandfarbene Cordhose, melierter Kaschmir-Rollkragenpullover, Fullbrogues aus ungarischem Pferdeleder. Auf dem rechten Schuh entdeckt er Unregelmäßigkeiten. Er beschließt, Johannes B. Kerner vom Dienst zu suspendieren.

13:20 – Eine kleine Gruppe höherer Offiziere begleitet den Minister in die Kantine, wo sie gemeinsam aus der Feldküche getrüffelte Fasanenbrust an Safran-Risotto und Wolfsbarsch mit Pommes duchesse speisen. Die Frontkämpfer sind geblendet, welchen Eindruck Guttenberg aus seiner offensichtlichen Schlichtheit doch zu machen weiß.

13:45 – Versehentlich bestellt sich Major Ingolf von Sch. und G. eine Portion Karamellpudding. Als Bildungsbürger weiß Guttenberg sofort, dass es sich bei ihm um einen Deserteur handeln muss. Ob es sich hier um geheime Rituale handelt? Er greift entschieden durch und verabschiedet den Major.

14:15 – Stephanie ruft an. Sie hat gerade eine dufte Idee gehabt: für die neue Missbrauchs-Show auf RTL 2, dem intellektuellen Spartensender für spitze Zielgruppen, will sie die Gorch Fock mieten. Diesmal mache Ronald Schill mit. Geplant seien Propaganda für anlasslose Vorratsdatenspeicherung, Sicherungsverwahrung und die Abschaffung der Strafprozessordnung.

14:24 – Guttenberg liest in einem Handschreiben, der Feldwebel Moritz L. sei unehrenhaft entlassen worden. Der Militär hatte das Kabinettsmitglied im Zorn als korrupten Schlappschwanz bezeichnet und war wegen Geheimnisverrats angeklagt worden.

14:26 – Karl-Theodor schließt die Tür ab. Er will jetzt ungestört lesen. Die Feldpost ist da.

16:05 – Der Medienliebling beschließt, vor die Tür zu gehen und sich der aufdringlichen Zuneigung seiner zahllosen Bewunderer zu stellen. Die ekstatische Verehrung seitens der Menschen scheitert daran, dass sie nicht existiert. Der etwas zackig auf dem Gehsteig herumposierende Politiker erscheint als Hindernis im bodennahen Luftraum, etliche Passanten wechseln die Straßenseite. Zwei Touristinnen aus dem Hunsrück sind die einzigen, denen er Autogrammkarten aufdrängen kann. Sie sind bitter enttäuscht; eine von ihnen sagt, Lothar Matthäus sei alt geworden.

16:14 – Stephanie ruft an. Sie probiert gerade ein Shampoo gegen Haarbruch und ängstigt sich bei der Vorstellung, dass ihr Gatte sich die ganze Frisur auf einmal brechen könnte.

16:33 – Der Wehrdienstkiller knipst tief befriedigt seinen Taschenrechner aus: die Einsparungen der Bundeswehrreform werden derart kostspielig, dass der ganze Sozialstaat abgeschafft werden muss. Damit werden die Streitereien mit Westerwelle endgültig begraben sein. Als Zeichen seines guten Willens macht er einen weiteren Abteilungsleiter verantwortlich und zeigt ihm, wo der Zimmermann das Loch gelassen hat.

16:46 – Schlagartig fällt dem Jungpolitiker wieder ein, dass er heute noch kein richtiges Interview gegeben hat. Er sägt nur eben einen Leutnant ab, dann lässt er nach Johannes B. Kerner schicken.

17:00 – Dem Shooting-Star der Politszene entgleitet unvorhergesehen die Motivation. Das war so nicht geplant. Er entbindet rasch das Reinigungspersonal von seinen Aufgaben, dann geht’s gleich wieder.

17:10 – Der V-Minister wirft einen erschütterten Blick auf die Einladung der Alfred-von-Schlieffen-Kaserne zum Jahrestreffen der Heeresamtsabteilung Rückbildung. Brigadegeneral Ottokar G. lädt ein zu Würstchen mit Kartoffelsalat. Angewidert legt er das Schreiben beiseite; er mutmaßt, dass dies jene Ekelrituale in deutschen Kasernen sind, von denen die Opposition, der Generalinspekteur und andere Defätisten immer reden.

17:29 – Zur Stärkung gibt Guttenberg seinen parlamentarischen Staatssekretären eine Tasse Kaffee aus. Er zahlt seinen Kaffee selbst. Schließlich hat er sich fest vorgenommen, einmal im Quartal nicht auf Kosten seiner Untergebenen zu handeln

17:49 – Nachfrage aus Belgien: die Wutbürger der Frittenfressernation demonstrieren für mehr Regierung. Guttenberg sichert dem EU-Mitarbeiter zu, den Einsatz der Bundeswehr im Innern erst an den Belgiern zu erproben, bevor er Innenminister de Maizière mit theoretischen Einzelfragen nervt.

18:25 – Stephanie ruft an. Sie hat sich den Finger im Internet geklemmt.

18:55 – Zeit für ein kleines Abendessen. Karl-Theodor lässt sich einige Kleinigkeiten aus der Kantine bringen. Er wünscht dem Kellner für den weiteren Lebensweg alles Gute.

19:03 – Versonnen blickt der Hoffnungsträger der bundesdeutschen Haarlackindustrie in den Abendhimmel der Hauptstadt. Er denkt an den letzten Abend mit zwei Truppenkommandanten bei Panzerkeksen und Rotwein. Der Baron hat immer noch einen Schädel – Souvenir aus Kundus.

19:06 – Airbus lässt dem Verteidigungsminister als Dank für die Bestellung von 40 statt 53 Maschinen ein kleines Präsent überreichen: eine mit Blattgold belegte .44 Magnum mit seinem Namenszug in Schönschrift. Da freut sich aber einer!

19:32 – Kurzer telefonischer Bildungsgipfel mit Ursula von der Leyen. Der derzeit beliebteste deutsche Bundesminister für Verteidigung erörtert mit dem Sozialfall des Kabinetts Integrations- und Schulungsmaßnahmen auf frühkindlicher Ebene, um durch einen möglichst kindgerechten Kontakt von sozial unerwünschtem Unterschichtspack und scharfem Gerät Synergieeffekte zu erzielen. Bereits jetzt, so Guttenberg, gehen die Kameraden in spielerischer Weise mit ihrem G36 um, so dass einer Kostensenkung bei den Transferleistungen nichts mehr im Wege stünde. Von der Leyen ist nachhaltig beeindruckt, und diesmal liegt es nicht am Adelstitel des Kabinettskollegen.

20:03 – Während einer internen Ausschusssitzung moniert der Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages, dass Dienstvorgesetzte innerhalb der Bundeswehr in vielen Fällen den Übergang vom sinnvollen Befehl zur entwürdigenden Schikane nicht kennten. Schläfrig nickt unser Karlchen, er fühlt sich dabei so angenehm an seine ersten Jahre in der CSU erinnert.

21:23 – In der Sitzungspause wird Guttenberg von zwei CDU-Abgeordneten angesprochen, die zur Kostendämpfung der Kreishaushalte wie auch zur Refinanzierung der Sparmaßnahmen nicht mehr benötigte Bestände der Bundeswehr aufkaufen wollen. Man wird sich schnell handelseinig. Um das Geschäft mit guter Provision abzuwickeln, will der Bundesminister zuvor auf einem Ortstermin die Wehrsportgruppe Emsdetten besuchen.

22:07 – Deutschlands bestangezogener Schmalzklumpen verlässt die Sitzung mit einer herben Niederlage: die Opposition wirft ihm vor, den Ausschuss nicht rechtzeitig über einen Todesfall in Afghanistan informiert zu haben. Er beteuert, schon wenige Minuten nach dem Telefonat mit Kundus die BILD-Redaktion in Kenntnis gesetzt zu haben.

22:55 – Müde kehrt der Selbstverteidigungsminister in seine kleine Abgeordnetenwohnung zurück. Im schummerig beleuchteten Flur stolpert er fast über Johannes B. Kerner, der sich beim Säubern des freiherrlichen Schuhwerks mit der Zunge in den Schnürsenkeln verfangen hat. Es besteht kein Anlass zu einer weiteren kritischen Durchleuchtung der Situation. Das letzte Einhorn geht ins Schlafzimmer und sinkt militärisch angemessen auf die Bettstatt. Er schläft alsbald ein – denn die Show muss weitergehen.





Einfach einfach

26 01 2011

Ein schönes kleines Lädchen hatte Frau Zickler sich da eingerichtet; hübsches Kaffeegeschirr, eine nett drapierte Socke und eine Kettensäge auf rotem Samt schmückten das Schaufenster, darüber klebte im Bogen, von stilisierten Blumen umschnörkelt, der Name: Einfach einfach. Ich öffnete die Tür, und kaum hatte das Glöckchen einmal gebimmelt, da trat schon Ingelore Zickler aus dem Hintergrund. „Haben Sie doch noch hergefunden“, begrüßte sie mich. Ich sah mich um. Das also war eine Geschenkboutique für Alleinstehende.

„Das Konzept ist, wie der Name schon sagt, recht einfach: sie müssen nicht immer alles doppelt und dreifach kaufen, wenn Sie in einem Single-Haushalt leben.“ Das leuchtete mir ein, zumal auf dem Tisch mit den Küchenutensilien ein Eierbecher stand. „Man sieht sofort“, kalauerte ich, „da passt nur ein einziges Ei rein.“ Sie nickte. „Allerdings, das ist der Punkt. Ein Becher für zwei oder mehr Eier wäre sinnlos, und den hat ja auch bisher noch keiner angeboten, wenn ich es richtig sehe.“ Sie räumte einige Kleinigkeiten zusammen auf das Podest. „Schauen Sie, das ist unsere Frühstücks-Kollektion: Teller, Tasse, Untertasse, Teelöffel, Esslöffel, Messer und Gabel und Müslischale. Wobei Sie natürlich das alles auch zusammen im Set erwerben können, dann kommt es auch noch etwas preiswerter.“ Ich stutze. „Aber wenn Sie es nicht mehr einzeln kaufen, ist es dann noch für Singles geeignet?“ „Natürlich“, entgegnete sie, „Sie kaufen ja immer nur ein einziges Set.“

Das Sortiment war reichhaltig. Allerlei bunt verpackte, fest verschweißte und eingedoste Lebensmittel befanden sich neben dem Frühstücks-Zubehör. „Besonders die Milchprodukte werden ja gerne genommen“, teilte die Patronin mit. Ich drehte Schmierkäse und Magerquark um und stellte alles auf den Kopf, aber ich konnte keine besondere Eignung derselben feststellen. „Schauen Sie doch genauer hin, es ist alles ohne Doppelrahmstufe.“ Ich blieb skeptisch. „Das frühstücken also Singles? Lassen Sie mich raten: Mehrkornbrötchen haben Sie auch nicht?“ Sie schüttelte entschieden den Kopf. „Keinesfalls, aber Einback kann ich Ihnen sehr empfehlen.“ „Einback?“ „Das ist“, sagte sie und hielt mir eine dicke Scheibe Hefebrot unter die Nase, „der Zwieback, wenn er noch kein Zwieback ist.“ Ich betastete das weiche Gebäck. „Vollkorn?“ Zickler nickte. „Allerdings nur eins. Also Vollkorn, aber kein Mehrkornvollkorn.“

Während ich mich noch fragte, ob sie analog zum Zwieback auch Zwiebeln aus dem Sortiment genommen hätte, präsentierte die Inhaberin mir eine Batterie mit den unterschiedlichsten Getränken. Ich staunte. „Sie haben einfach alles! Das ist jetzt der berühmte Einbock?“ Sie strahlte. „Eine ganz neue Sorte – bisher gab es ja vorwiegend Doppelbock, aber unser Bier wird eine Marktlücke schließen, von der die meisten Junggesellen vorher noch nicht einmal wussten, dass es sie gibt.“ Der Schnaps schien dazuzugehören. Allerdings war dem Etikett auf der Flasche nicht genau zu entnehmen, woraus das Zeug nun tatsächlich bestand. „Es handelt sich hier nämlich um einen Einfachkorn.“ „Aber wenn es nun Einfachkorn ist“, fragte ich, „warum heißt der dann nicht einfach Korn?“ Sie blitzte mich an. „Hatten Sie etwa erwartet, dass wir Doppelkorn verkaufen?“ Ich schwieg erschrocken.

Nach einer kurzen Unterhaltung bei den Medikamenten und dem ganzen Rest, der in ein Badezimmer gehört – inklusive einer Hausapotheke mit einzelkohlensaurem Natron gegen den halben Doppelkorn – waren wir glücklich in der kleinen Lifestyle-Ecke neben der Vitrine angekommen, wo ein Fenster an der Wand lehnte. Ich begutachtete den Rahmen. „Sie sind wohl noch nicht ganz fertig mit dem Einzug, nicht wahr?“ Ingelore Zickler lächelte verbindlich. „Das Fenster können Sie kaufen, wenn Sie möchten. Schauen Sie: hier!“ Und sie öffnete und schloss die Scheibe. „Wenn Sie einmal ein einzelnes Doppelfenster austauschen möchten. Als Single lebt man ja gerne stilecht, wenn man es sich leisten kann – besonders, wenn man sich erst an diese neue Lebensform gewöhnt.“ Mit einer leichten Handbewegung wies sie auf die Kettensäge in der Auslage. „So Sie beispielsweise ein Doppelbett in zwei einzelne zerlegen wollen…“

Was würde sie mir als Nächstes empfehlen? Einzeller als Heimtiere? Zickler beschwichtigte mich. „Wo denken Sie hin, unser Angebot ist doch durchaus normal. Nehmen Sie zum Beispiel das touristische Programm – wir haben hier einige Angebote für den anspruchsvollen Single. Möchten Sie einmal schauen?“ Die Prospekte empfahlen mir Urlaub im sonnigen Süden, in unberührter Berglandschaft oder im Betonbilligbunker mit Massengrillstrand. „Selbstredend alles nur im Einzelzimmer. Andere Angebote führen wir gar nicht erst. Und wenn Sie hier einmal bei den Schiffsreisen sehen, auch Kreuzfahrten bieten wir nur in der Einzelkabine an.“ „Und das Besondere?“ Sie zeigte auf das Kleingedruckte. „Sie fahren nicht einmal mit dem Doppelstockwagen!“

Die schwarze Socke im Schaufenster sah durchaus hochwertig und durabel aus; ich bat Ingelore Zickler um eine zweite (da ich ohnehin ein Paar ersetzen musste), doch sie lehnte entschieden ab. „Wo denken Sie hin? Es ist eine Funktionssocke in Einzelausführung, zu zweit würde sie ja für Singles nicht funktionieren. Und außerdem…“ „Außerdem?“ „Außerdem“, berichtete sie atemlos, „hat diese Socke einen Zusatznutzen: man kann sie in der Waschmaschine mitwaschen. Damit haben Sie auf jeden Fall eine positive Wirkung. Bleibt die Socke erhalten, so haben Sie immer noch Ihre Original-Single-Socke. Oder die Maschine frisst diese Socke – dann haben Sie automatisch eine gerade Anzahl von Socken! Das ist in der Tat eine doppelte Doppelfunktion, die…“ Sie biss sich auf die Unterlippe. Ich kicherte. „Liebe Frau Zickler“, beschied ich der Dame des Kaufhauses, „die Sache scheint mir doch noch nicht so ganz ausgereift. Ich werde auf Sie zurückkommen.“ Und mit einer Verbeugung ging ich aus der Tür. Das Glöckchen bimmelte, ich aber beschloss, jetzt einen Espresso zu trinken. Einen doppelten.





Heiter bis bedrohlich

25 01 2011

„Gehen Sie davon aus, dass sich nichts verändert hat: Deutschland ist im Fadenkreuz der Terroristen und kann quasi jeden Tag angegriffen werden. Daher haben wir uns entschlossen, die Polizei nun nicht mehr… also nicht mehr so sehr wie vorher, als Deutschland ja noch im Fadenkreuz der Terroristen stand und… jetzt begreifen Sie es doch endlich, es ist schwierig hier, wir sind alle entsetzlich bedroht, da können wir nicht auch noch etwas ändern!

Es ist ja doch so, dass die Terroristen quasi jetzt überall schon sind, weil sie theoretisch auch schon überall sein könnten – theoretisch! Und das müssen Sie auch mal begreifen, sehen Sie? das begreift der Bundesinnenminister schon nicht, wie sollen Sie das dann – verstehen Sie? Wenn es nämlich jetzt so ein mutmaßliches Anschlagsvorhaben gibt, so ein Vorhaben, wo mutmaßlich auch Terroristen daran beteiligt sind, die theoretisch auch einen Anschlag vorhaben könnten, mutmaßlich! und dann auch noch theoretisch! Ich sage Ihnen, das eröffnet ja wieder Möglichkeiten, das eröffnet ja auch wieder theoretische Möglichkeiten für Mutmaßungen über solche Anschläge! Da kann man dann doch nicht von einer einschätzbaren Gefahr sprechen?

Zuerst war es ja auch nur eine Warnung, also eine mutmaßliche Warnung, dass theoretisch bis Ende November etwas passieren könnte. Was da passieren könnte? Das weiß man noch nicht, das kann man theoretisch jetzt nur mutmaßen, weil man ja weiß, was da hätte passieren können – also bis Ende November. Deshalb haben wir ja dann auch ab Dezember die Weihnachtsmärkte alle so gut abgesichert, weil wir theoretisch schon Vorhaben hätten haben können, die dann mutmaßlich nach Ende November hätten passieren können – das muss man sich mal vorstellen! Das wäre ja dann eine mutmaßliche Planvorhabensdurchkreuzung im Dezember, weil die Anschlagsvorhabenspläne, die theoretisch schon im November hätten passieren können, nicht erst im Dezember nicht passiert sind. Da mussten wir doch sofort handeln!

Wir haben ja dann auch sofort gehandelt, als wir Ende November gemutmaßt, nein: gemerkt, wir haben das ja gemerkt, dass wir nichts gemerkt hatten bis Dezember, deshalb mussten wir auf diese Vorhabensgefahr natürlich sofort reagieren und haben überall Präsenz gezeigt. Überall da, wo die Gefährdung theoretisch hätte präsent sein können. Auf Flughäfen, Bahnhöfen und Weihnachtsmärkten. Was lachen Sie, das war ernst gemeint! Also von unserer Seite aus! Das wollen Sie jetzt nur wieder nicht wahrhaben, aber wo man Schweinswurst und Alkohol verkauft, da ist doch der Muslimist nicht weit, und am Ende bringt er noch Islamiker mit!

Ist ja dann auch sehr gut gelaufen. Wir waren da alle sehr präsent, vor allem deshalb, weil wir die Terroristen, die theoretisch ja wohl da gewesen sein dürften, abgeschreckt haben von den mutmaßlichen Anschlagsvorhaben. Die hatten das, was sie da theoretisch hätten tun können, also mutmaßlich gar nicht erst vor – das ist doch ein Erfolg, oder?

Das ist jetzt aber nicht ganz richtig. Ob diese theoretischen Anschlagsvorhaben nun mutmaßlich ausgeblieben sind, weil die Sicherheitsbehörden wegen der vielen Polizeipräsenz gar nichts tun mussten, oder ob die nun nichts getan haben, weil wegen der vielen nur theoretischen Vorhaben ein Anschlag gar nicht passiert ist, das weiß man nicht. Schauen Sie mal, das ist wie mit dem Schirm und dem Regen. Sie wissen nicht, ob es noch regnet, sondern nur, dass Sie einen Schirm haben. Und dann können Sie den mitnehmen oder nicht, und dann regnet es oder es bleibt trocken. Jetzt ist es natürlich so, dass wir Ende November, als von den mutmaßlichen Anschlagsvorhaben noch immer keins wirklich zu einem Anschlag geführt hatte, dass wir da diese Präsenz, die wir ja wegen der Nichtpräsenz der mutmaßlichen Terroristen auch überall zeigen mussten, wegen der theoretischen Gefahr, dass da wirklich gar keine Terroristen da sind, dass wir in dem Fall ja davon ausgehen müssen, dass die da erst recht Anschlagsvorhaben vorhaben, verstehen Sie? Wenn man schon weiß, dass es die vielleicht geben könnte, und man stellt da überall Polizisten hin, und es passiert rein gar nichts, dann muss man doch diese Präsenz auch weiterführen, wenn man sieht, dass man nichts mehr sieht, weil man ja weiß, dass das schon vorher gar nicht da gewesen sein könnte? Mutmaßlich? Da müssen Sie dann doch diese Präsenz, die dann auf den Weihnachtsmärkten überflüssig wird, weil es da keine Weihnachtsmärkte mehr gibt, verstehen Sie, diese Präsenz muss doch da, wenn Sie wissen, dass es diese Bedrohung, die mutmaßlich schon vorher nicht da war, dass die jetzt weg ist, dann müssen Sie doch diese Bedrohung durch die Polizei, nein halt: die Polizeipräsenz gegen die Bedrohungsvorhaben müssen Sie dann doch auch unsichtbar machen, damit dann ein mutmaßlicher Bedrohungsvorhaber sich denkt: jetzt ist die Polizei weg, also nicht mehr präsent, das heißt, präsent ist sie ja immer noch, aber eben nicht mehr so, dass man sie noch sieht, weil sie nicht mehr da ist, und deshalb ist die Bedrohung weg für die Anschlagssvorhaber, die in der Nichtbedrohung jetzt den schleichenden Prozess der Normalisierung sehen und bedrohlich werden, so dass man jederzeit wieder von mutmaßlichen Anschlagsbedrohungen ausgehen können muss, da theoretisch immer wieder Vorhaben geplant werden. Wie mit dem Schirm, wenn Sie den mitnehmen, kann’s gar nicht mehr regnen. Der de Maizière? Ach, der. Wissen Sie, der weiß gar nicht, was Regen ist, deshalb unser guter Rat für alle Bundesbürger: bleiben Sie am besten gleich zu Hause.“





Kassiber

24 01 2011

Kein Taxi war an diesem Morgen zu bekommen. In vielen, die eilig Flughäfen und Bahnhöfe anfuhren, saßen sie mit dunklen Sonnenbrillen, als wäre es nicht Januar und kurz nach halb sechs, und die anderen Wagen standen in der Gegend herum; ganz Schlaue hatten sich zwei, drei Autos bestellt, teils, um nicht einem Feind in die Hände zu fallen, teils, um den anderen die Sache schwerer zu machen. Es gab viele dunkle Sonnenbrillen an diesem Morgen.

Einen von ihnen fand das Zimmermädchen, als sie die Hotelsuite betrat. Sie kannte ihn nur aus den Nachrichten, sein Gesicht hatte sie immer schon angewidert, fett und aufgedunsen, das schüttere Haar nach hinten gekämmt, doch sein Alter ließ sich auf Dauer nicht verbergen. So hatte er mit schneidender Stimme gehetzt und gestichelt, und jetzt hing er von der Türklinke herunter, erdrosselt mit dem Gürtel seines Bademantels, ein welker, unappetitlicher Körper, weinerlich noch im Tod. Er hatte keinen Abschiedsbrief hinterlassen. Bis die Polizei eintraf, stand sie mit dem Etagenkellner auf dem Flur. Sie lachten über einen ordinären Witz, hinter vorgehaltener Hand, auch wenn der Tote im Schlafzimmer es nicht mehr hörte.

Der Vorstandsvorsitzende saß schweißgebadet im Taxi. „Schneller“, trieb er den Fahrer an. „Jetzt fahren Sie doch zu!“ Der Chauffeur drehte sich entnervt um. „Wenn Sie bitte so freundlich wären, den Stau hier zu beseitigen.“ Der Mann zitterte am ganzen Körper, er fror und schwitzte zugleich. Als sie den Airport erreicht hatten, griff er sich an die Brust. Er sackte leblos zusammen.

Der Direktor telefonierte hektisch, das heißt: er versuchte es. Vor sieben war keiner zu erreichen, das hatte er geahnt, aber gegen halb acht wurde er wahnsinnig. Endlich meldete sich diese vertraute Stimme, die sonst so servil klang, so geschmeidig und willenlos, wenn er ihr Befehle in den Hörer bellte. „Wo stecken Sie denn? Wo wollen Sie hin? Wo können wir uns treffen? Wohin kann ich noch?“ Keine Antworten. Die Stimme war schneidend geworden, hatte mit wenigen Worten diese Geschichte zerschnitten und ihn allein ausgesetzt in einem Meer voller Zweifel.

Die Bundesvorsitzende ließ sich noch nichts anmerken, sie fuhr wie jeden Morgen ins Büro. Niemand sprach davon. Es gab keine Presseanfrage und keinen Ortstermin. Sie würde heute auf keinen Fall die Landesverbände informieren. Nichts würde geschehen. Sie ließ sich nichts anmerken, sie sagte kein Wort. Niemand erfuhr etwas. Sie konnte alles überspielen. Fast alles. Als ihr Referent sie nach dem Fernsehinterview für die kommende Woche fragte, brach sie in einen hysterischen Anfall aus.

Der Aufsichtsrat sollte um neun tagen. Keiner kam. Man wartete die übliche Viertelstunde, es war niemand ans Telefon zu bekommen – und man hatte alles versucht – und so räumte die Halbtagskraft, die für sechs Euro in der Stunde bei einer Firma arbeitete, die dem Unternehmen angegliedert war, einfach die Kaffeekannen wieder ab, schüttete das Gebäck in den Müllschlucker und goss den Kaffee ins Spülbecken. Nicht einmal freiwillig hätte sie davon getrunken.

Der Ministerpräsident verlor einfach die Nerven und durchwühlte noch in der Nacht das ganze Arbeitszimmer. Der verdammte Vertrag war nicht mehr zu finden – und er wusste nicht, ob er die Kopie damals im Safe eingeschlossen hatte. Die kompromittierenden Fotos aus Italien, von denen er jetzt schon nicht mehr wusste, warum er sie all die Jahre aufbewahrt hatte, die lagen noch immer in der Schreibtischschublade. Eine handschriftliche Notiz mit der Nummer, unter der er Chantal erreichen konnte. Das kleine Lederetui mit dem Glasröhrchen darin, das ihm der Professor damals beschafft hatte. Nur für den Fall der Fälle. Er nahm die kleine Gelatinekapsel aus dem Röhrchen. Es blieb ihm kein anderer Ausweg.

Der Weihbischof drehte sich um. Es musste ja so kommen. Irgendwann, das hatten sie ihm schon so oft gesagt, hatte es so kommen müssen. Er tastete mit der Hand nach dem Fläschchen auf dem Nachttisch. Ein kurzer innerer Kampf, dann gab er nach. Seufzend füllte er den Deckel und trank in einem Zug, zweimal, dreimal, schließlich setzte er die Flasche an. Seine Hände beruhigten sich allmählich, aber sein Herz schlug wild. Es hatte noch immer irgendwie funktioniert, notfalls mit der letzten, nicht auszuhebelnden Argumentation: es darf nicht sein, also ist es nicht. Aber jetzt?

Ihm würden nur Minuten bleiben, er wusste es genau. Der Minister raffte wahllos ein paar Kleider zusammen – grotesk, dass er ausgerechnet in diesem Moment nicht ein einziges Paar Socken in die Tasche stopfte, wohl aber ein gutes Dutzend Krawatten, und genau das hätte man von ihm, dem eitlen, aufdringlichen, unerträglich peinlichen Selbstdarsteller auch erwartet – und warf den Mantel über. Er rannte zum Hintereingang. Nur noch ein paar Meter über den Kiesweg. Es knirschte unter seinen Sohlen – da fuhr der Sicherheitsbeamte herum. Sofort riss der Minister seine Waffe aus der Manteltasche, er richtete sie auf den Bewacher, doch er, der ungeübte Schütze, kam gar nicht erst dazu, den Abzug zu betätigen. Reflexartig hatte der Personenschützer abgedrückt. Die Kugel hatte den Minister über dem linken Auge getroffen, seinen Schädel durchschlagen, war schräge am Hinterkopf ausgetreten. Er war sofort tot. Wie ein nasser Sack klatschte er auf den Kies. Erst eine Stunde später, als die Ermittler den Tatort durchsuchten, fanden sie in seiner Anzugtasche das Telefon, und keiner von ihnen konnte zu diesem Zeitpunkt schon etwas anfangen mit der Nachricht ALLES ENTDECKT SCHNELL FLIEHEN. Erst später, erst viel später würde sich herausstellen, dass er nicht der einzige war.





Eierpopeier

23 01 2011

Sieht aus wie eine Mutation, hört sich wie eine an und schmeckt sicher auch so: Eier mit komischen Bestandteilen. Deshalb etwaige Fette nicht in den Klapprechner schmieren, und lieber einmal bei den Suchmaschinentreffern der vergangenen 14 Tage nachschlagen, ob nicht etwas halbwegs Normales dabei war.

  • fremdwort obstschnitzen: Frugiplastik.
  • „das wird man doch wohl noch sagen dürfen“: Und ich spreche das aus.
  • religionsfreiheit zwangschristianisierung: Bevor Sie nicht frei sind für eine Religion, macht’s ja auch gar keinen Zweck.
  • blasphemie das abendmahl marilyn monroe: Haben Sie etwas gegen frisches Lämmchen?
  • wo finde ich rätselaufgaben mit verkehrsschildern?: In der theoretischen Führerscheinprüfung.
  • staubsaugergeschäfte in wien im 16.oder 17.bezirk: Liefert Amazon auch nach Ottakring?
  • +“ficus benjamini“ +tee +blätter +drogen: Rauchen Sie erstmal Ihren Blumenkohl fertig.
  • von trägheit und faulheit gegenwartsbezug narrenschiff: Die FDP wird Ihnen gerne bei der Interpretation helfen.
  • emaillespülen b ware: Zum Beispiel ohne Emaille.
  • flammendolch: Nicht gut, das kokelt die Briefe beim Öffnen an.
  • duschgestänge fürs schwimmbad: Am wichtigsten ist die Kordelseifenaufhängung.
  • essigessenz katzen hunde pfoten: Und wenn der Rottweiler sauer wird, was machen Sie dann?
  • die dem bildungsbiedertum anhängig sind: Trösten Sie sich, die CDU hat PISA auch nicht kapiert.
  • warum nennt man die wetterforscher auch wetter frösche: Weil Wetterhähne zu blöd klänge.
  • gendefekt dackel: Wenn sich der Teckel um sich selbst ringelt, stimmt mit der DNA etwas nicht.
  • woraus besteht waschseide: Aus Seide, der die Baumwolle quergeschossen kam.
  • verfallsdatum von dauerwellenflüssigkeit: Wenn es unangenehm schmeckt, einfach durch neue ersetzen.
  • wird leberwurst mit sägemehl gestreckt: Nur in erstklassigen Tischlereibetrieben mit Gütesiegel.
  • intimpiercing leif stechen: Ich nehme an, Leif ist einverstanden.
  • elektroscheren weinbau: Bundespromilleminister will gerade auf Handlese umstellen, damit mehr Arbeitnehmer über 50 beschäftigt sind.
  • gehirnerschütterung tuba posaune blasen: Dann gehen Sie halt nicht so nah ran.
  • grippeimpfung eiweißfrei: Wollen Sie vielleicht auch noch die kalorienreduzierte Fassung ohne Laktose?
  • verkauf und versand von stippgrütze: Plockwurstverleih liegt auch im Trend.
  • hampelmann aus holz bundesadler: Ich dachte, Westerwelle könne nur Freiheitsstatue und Kapitän?
  • aufblasbare colaflaschen-scherzartikel: Sie blasen eine Glasflasche auf, und dann reden wir weiter.
  • welche globulis bei nasenbeinfraktur: Keine eckigen, die hängen in der Schleimhaut fest.
  • paletti,malspaß mit wasser: Sie aquarellieren noch nicht so lange, hm?
  • leichenstarre bei bartagamen: Keine Sorge, die ist nur vorübergehend.
  • faschingskostüm woyzeck: Mehr gibt der Regelsatz auch nicht her.
  • grübelzwang bekämpfen: Treten Sie in die Union ein, da gewöhnt man Ihnen das lästige Selbstdenken schnell ab.
  • lobbyismus und korruption: Regen und flüssiger Niederschlag.
  • nudeltüten originell verpacken: Wollen Sie nicht lieber die Spaghetti einzeln einwickeln?
  • e-postbrief: Oder wie man in der Bundeswehr sagt: ein offenes Geheimnis.
  • steißprellung homöophathie: Beides gleich unangenehm.
  • pfälzer schweineteller: Die SPD wird mit Beck leben müssen.
  • grundausstattung gehirn kapern: Um Ihres zu übernehmen, dürfte ein Schraubenschlüssel reichen.
  • mittelalterlaterne bauanleitung: So ähnlich hatte ich mir Erleuchtung immer vorgestellt.
  • storch aus sperrholz: Das Schröder-Modell, richtig?
  • medizinschlauch schnitzen: Wenn Sie die Kerben senkrecht schneiden, rutscht das Beatmungsgerät nicht ab.
  • griffel stiege: Früher nannte man das Treppengeländer.
  • freundschaftsbänder yps heft: Vielleicht können Sie ihre Urzeitkrebse ein bisschen in die Länge ziehen.
  • bauanleitung für knalltüte aus ddr zeiten: Im Kanzleramt wird man Ihnen gerne weiterhelfen.
  • gemüse schockfrost zellen: Kontrolliertes Platzen. Wie bei der Knalltüte.
  • berlusconi wochenendhaus: Kontrolliertes Platzen. Wie beim jungen Gemüse.
  • wer leicht glaubt, wird leicht betrogen: Kontrolliertes Platzen. Wie Berlusconi.
  • warum hat die db im winter probleme und die sbb nicht: Die Schweizer verzerren den Wettbewerb, sie benutzen einfach ihren Verstand.
  • mit styroporflocken basteln: Einen Eiffelturm in Lebensgröße würde ich vorschlagen.
  • seehofer lobt ungarn wirtschaftspolitik: Sollte es nicht ungern heißen?
  • brüderle sprachfehler: Unter zwei Promille ist er manchmal etwas undeutlich.
  • +indien +zahnprothesen: Elfenbein wird ja auch immer teurer.
  • kuahbuam musik: Läuft dieses Castingzeugs wieder parallel mit dem Bauernkram?
  • jugendschmutz regeln: Haben wir aus Fraktionszwang aufgegeben.
  • rippenprellung mutterleib: Wenn man bis nach der Geburt wartet, kann man genauer zielen.
  • http://www.barbie sengen spiele die man nich kaufen kann: Wenn Sie gerade dabei sind, nehmen Sie bitte auch Ken unter Dauerfeuer.
  • geht mixa auf vortragstour: Nur an versaufsoffenen Sonntagen.
  • chloroform tüte: Und ich hatte schon gefürchtet, zwei Wochen ohne einen Wulff-Witz überleben zu müssen.
  • lohnvorschuss vom arbeitgeber auch als alg2 aufstocker: Natürlich, das Sozialministerium zahlt sogar an Arbeitsverweigerer. Allerdings nur solche im Ministeramt.
  • karneval kostüm kinder recyceln: Aus Aktualitätsgründen sollten Sie die Kostüme immer aus frische recycelten Kindern herstellen.




In fünf Zeilen um die Welt. Limericks (XXV)

22 01 2011

Der alte Jens Jensen aus Køge
schaut hoch, ob am Himmel was flöge.
Sonst ist mit dem Alten
nicht gut Unterhalten.
Sagt „Hm“ und sagt „Nö“. Ziemlich dröge.

Herr Huysmans, der schiebt quer durch Ath
sein Auto auf jeglicher Fahrt,
solang, bis er umfällt.
Doch nicht für die Umwelt,
er freut sich nur, was er dann spart.

Im Winter trinkt in Montpellier
Madame Cabanel schwarzen Tee.
Sie stöhnt in der Frühe,
denn dies macht ihr Mühe:
sie brüht ihren Tee nur mit Schnee.

Gennaro, Patron in Livorno,
servierte heut alles al forno –
Bestellung vergessen,
kein Gast will das essen,
so häufte sich Storno auf Storno.

Der Metzger Herr Pīks aus Olaine
kocht Würste: zehn grobe, zehn feine,
und eins, wohlgeraten
aus guten Zutaten.
Dies Würstchen, das isst er alleine.

Don Pedro zog um nach Mianos
mitsamt seines großen Pianos.
Der Flügel klang herrlich,
doch zahlte er’s spärlich.
Da ließ man ihn einfach vom Kran los.

’nen Spaß macht sich Radu in Blaj
und sprang ins Bassin – wie ein Hai
ließ er seinen Rücken
mit Flossen schön schmücken.
Im Freibad erscholl das Geschrei.