„Sie sind wohl nicht ganz bei Trost? Offensive? Sie werden jetzt eine Offensive gegen Anfeindungen in der Öffentlichkeit starten? Sie werden auch in der Schweiz darstellen, dass Sie den nötigen Respekt vor Ihrem Amt – haben Sie noch alle Tassen im Schrank? Schnauze! Und reißen Sie gefälligst die Knochen zusammen! Ich will Ihr dämliches Gefasel nicht mehr hören, verstanden? Ob wir uns verstanden haben!?
Absatzweise! Wörtlich! Am Stück! Nicht einmal im Literaturverzeichnis wurden die Autoren genannt, teilweise haben Sie sich nicht entblödet, die Zeichensetzungsfehler aus dem Original zu übernehmen! Was ist das für eine Peinlichkeit, und das als Rechtswissenschaftler? Sie wagen es, von Leistungsgerechtigkeit zu schwafeln? Ausgerechnet Sie, der in seinem ganzen Leben noch nichts auf die Kette gekriegt hat und durch Unkenntnis brilliert, wo immer man Sie nicht rechtzeitig aus dem Weg räumt? Ein faltig gewordenes Pomadenjüngelchen, das sich bis in die höheren Riegen durchschleimt und plötzlich Gegenwind kriegt?
Ja, natürlich – der Minister fällt nicht einfach um, wenn mal der Wind von vorne bläst, was? Der Minister nimmt Bombenangriffe auf Tanklaster und ein Narrenschiff unter vollen Segeln zur Kenntnis und zupft dann im Unterstand die Krawatte zurecht, was? Der Minister geht in Deckung, wenn er versehentlich ertappt wird, wie eine Lüge mit einer anderen zu vertuschen versucht, was? Der Minister feuert aus allen Rohren, und am liebsten feuert er Untergebene, was? Haben Sie sich schon überlegt, wen Sie diesmal entlassen? War Ihnen wieder einer im Weg? Ruinieren Sie hier auch wieder einem Oberst die Laufbahn, weil er die Frechheit besessen hat, nicht von Ihnen informiert gewesen zu sein?
Ach, und jetzt geben wir uns lax, als sei eine kleine Nachlässigkeit passiert, Petitessen, nichts von Bedeutung, nicht der Rede – was? Dass Ihrer Rede nichts wert ist, brauchen Sie keinem zu sagen, das wusste man. Aber Verantwortung? Dass man zur Klärung den Kopf hinhält? Den eigenen auch? Sie markieren einen aufgesetzten Glamour, als sei die ganze Welt von Rechts wegen Schlachtfeld, Sündenpfuhl und Kothaufen, aus dem Sie sich mit Ihrer Beistellblondine zum Retter der Nation erheben können? Ihre Zackigkeit ist Fassade, hinter der sich gähnendes Nichts verkriecht.
Aha, Peanuts. Eine, vielleicht, vergessene Fußnote. Sie machen wieder einmal den Fehler, Ihr Publikum für minderbemittelt und chloroformiert zu halten, dass Ihre Laienrhetorik jeden Schnitzer rausreißt. Sie haben die Dissertation vor der Abgabe nicht gegengelesen? Sie haben die Zitate zwar streckenweise verändert, aber die sind alle so in den Text reingerutscht, dass man sie nicht mehr als Zitate erkennen konnte? Ein Dutzend verschlampter Fußnoten? Ein Dutzend Nachweise, dass Ihre geistige Befähigung für die Sekundärtugenden der Offizierslaufbahn nicht ausreicht. Genug, um Ihrem gottverdammten Bürgerlichkeitsgefasel den Boden unter den Füßen wegzuziehen.
Was kommt als Nächstes? Ihr Ghostwriter hat Sie hinters Licht geführt? Und Sie glauben, wenn Sie Ihre Schmonzette auf den Markt werfen wie Sarrazin, dann hat Sie wieder jeder lieb und Sie dürfen weiter mitspielen? Haben Sie sich da oben etwas wundgedacht?
Jetzt werden wir also dasselbe tun wie bei der Bundeswehr-Reform: erst lange nichts, dann ein paar Wortspenden in die Boulevard-Mikrofone, damit wenigstens das Volk merkt, dass Sie nicht mehr im Koma liegen – und dann ein hektischer Ausbruch an unsinnigem Gehampel? Reduzieren der Truppe für mehr Kampfflugzeuge? Eine Freiwilligenarmee für Unterqualifizierte und Ausländer? Hatten Sie nicht über irgendetwas Verfassungsrechtliches promoviert werden wollen? Und jetzt, jagen Sie jetzt Ihren Redenschreiber vor die Tür und hoffen, damit sei die Angelegenheit schon ausgestanden?
Wahrscheinlich werden Sie sich als Sparpaket-Minister aus dem Fenster hängen und Ihre nächste Dissertation zum Schnäppchenpreis als chinesische Raubkopie einkaufen, richtig? Was hätte man von Ihnen auch anderes erwarten können als einen Abklatsch. Kam von Ihnen schon mal irgendwas Originelles, abgesehen vom Lebenslauf? Wenn man den ersten Fettnapf mit dem Kopf erwischt, dann merkt man natürlich vom Rest nicht mehr viel.
Also alles absurde Vorwürfe, denen Sie gelassen entgegentreten – möchte mal wissen, warum Sie es dann gleichzeitig als kämpferische Gegenwehr bezeichnen? Haben Sie vielleicht dieselben PR-Heißdüsen wie Berlusconi auf Ihre Frisur losgelassen? Warum wirft Ihr politischer Laden der deutschen Justiz politisch motivierte Angriffe auf Ihre Person vor? Sollte das der nackte Neid auf die Kleinwüchsigen aus Frankreich und Italien sein, die es sich gerade mit den Richtern verderben? Kritik ab diesem Staat, der die offenbar links infiltrierten Juristen allesamt nicht mehr – hoppla, wer sitzt denn in der Regierung?
Es wäre sicherlich hübsch, wenn Sie jetzt den Presseoffizier bemühten, weil die Frankfurter Allgemeine Ihnen eine Abmahnung reindrückt. Sie als Spitzenjurist ohne Zweites Staatsexamen werden ganz bestimmt schneidig mit denen umspringen, schuldlos und unerschrocken – und spätestens in einer Woche kommen Sie bei BILD angekrochen und flennen, dass in einer Demokratie jeder tun darf, was das öffentliche Recht hergibt – sollten wir da geschwänzt haben?
Und was Ihr erfolgreiches kleines Familienunternehmen betrifft: ein deutscher Offizier weiß sich zu benehmen. Ein deutscher Offizier sollte auch ganz genau wissen, wann es schicklich ist, sich mit dieser Dreigroschenfresse Kerner im Fernsehen zu zeigen, und vor allem: wann nicht. Sie spielen Fotografierstunde für den Zaren, während die Truppe in Masar-i-Scharif den Arsch hinhält. Wollten Sie fürs Dschungelcamp üben? Sie werden genug Zeit dazu haben, schneller jedenfalls, als Ihnen lieb sein dürfte.
Sie hatten genug Gelegenheit zum Rückzug. Nichts war. Truppe schießt nicht auf Truppe. Jetzt kommen Sie gefälligst selbst damit zurecht, dass jeder weiß, wer Sie sind: ein erbärmlicher Feigling. Und ich will nichts mehr davon hören. Wegtreten!“
Satzspiegel