Bei Merkels unterm Sofa

21 02 2011

„Grau-en-haft! Sie machen sich keine Vorstellung, wie es da aussieht! Ich habe ja schon viel gesehen – eine Kellerwohnung mit tonnenweise Altpapier, eine Frau mit dreißig Hunden in der Bude, alles nur noch schrecklich – aber das war die Höhe. Das war nicht mehr mit anzusehen. Ich bin immer noch fix und fertig – ich sag’s Ihnen, ich setze keinen Schritt mehr in dieses Bundeskabinett!

Plunder, Müll und Abfall, kniehoch. Das war nicht mehr feierlich. Ein voll ausgeprägtes Messie-Syndrom, sämtliche psychiatrischen Anzeichen gut zu erkennen, oder um es kurz zu sagen: ein Dutzend Bekloppte sitzen bis zum Hals im Dreck. Wirklich, Sie würden das nicht glauben, wenn Sie es nicht mit eigenen Augen gesehen hätten. Schauen Sie auf die Bilder: ein einziges Chaos. Stapelweise. Hier ragt der Atommüll raus, wenn Sie sich nicht vorsehen, treten Sie glatt rein. Da sind Löcher, versteckte Subventionen, hier ist ein Aktenkoffer, in dem man später 100.000 Mark in gebrauchten Scheinen fand, das Gesetz zur Sicherungsverwahrung und das Tagebuch von Roland Koch. Da treten Sie einfach so rein, und dann sind Sie eine Etage tiefer. Obwohl das vom Niveau her schon schwierig ist.

Zwanghaftes Sammeln, das ist der Punkt. Sehen Sie mal hier, Schäuble. Jeder vernünftige Mensch hätte den längst entsorgt, aber Merkel stapelt alle alten Reste auf, bis ihr der Krempel über den Kopf wächst. Oder hier, Westerwelle – wenn Sie einen Luftballon als Werbegeschenk bekommen, der ein bisschen Getröte von sich gibt und beim Aufblasen birst, was machen Sie? Richtig, wegschmeißen. Merkel schafft das einfach nicht. Hauptsache, der ganze Kehricht bleibt da liegen, wo er immer schon war. Das nennt man dann konservativ.

Sehen Sie die Trittspuren da am rechten Rand? Ja, genau da. Trampelpfade. Sie kommen gar nicht mehr heil durch den ganzen Ramsch durch, Sie müssen diesen vorgezeichneten Wegen folgen, weil woanders gar kein Platz mehr ist. Das nennt Merkel dann ihren Entscheidungsfreiraum, weil sie sich um sich selbst auf der Stelle drehen kann, wenn es ihr gerade Spaß macht. Richtig, sie geht eigentlich immer nur im Kreis zwischen den Bertelsmann-Müllsäcken und den INSM-Pappkartons. Immer in eine Richtung. Ich nenne das Kreislaufstörung. Sie nennt das alternativlosen Fortschritt.

Oder nehmen Sie die exekutiven Funktionen – Entscheidungsschwäche, Impulskontrolle, das ist doch eine Katastrophe! Pathologische Zustände! Die Bahn ächzt in allen Fugen, das Schienennetz verrottet, weil Geld für den Börsengang gebraucht wird für absurde Protzbauten, und was tut der Verkehrsminister? schwadroniert über Klapprechner und Streusalz! Oder diese Gedönsministerin, die Schröder. Statt mal für Bildungsangebote in Kitas zu sorgen, lamentiert dieses Magermilchmädchen, dass Deutsche in Berlin als Kartoffel beschimpft werden – und lässt sich auch noch dabei ertappen, dass sie sich den ganzen Zimt nur ausgedacht hat. Haben die denn alle nichts Besseres zu tun als Nägelkauen und Nasebohren? Gibt’s diese Nulpen vielleicht auch in erwachsen?

Oder, ganz schlimm: Zeitmanagement! Meine Güte, das ist doch nicht zu fassen! Unsereins hat einen Wecker, eine Armbanduhr, das muss doch reichen – aber die? Es muss eine Entscheidung her für die Euro-Rettung, was passiert? Nichts. Es muss die Berechnung der Hartz-IV-Sätze auf den Tisch, was geschieht? Nichts. Inzwischen stehen die Dumpinglöhne der Arbeitnehmerfreizügigkeit zur Debatte, die Luft brennt, was kommt? Nichts und wieder nichts! Es ist denen nicht klarzumachen, dass eine Rechnung vom Herumliegen nicht vom Erdboden verschwindet. Sie nehmen sich alles Mögliche vor, gackern laut über ihre ungelegten Eier, und wenn es keine Eier gibt, dann werden sie wirklich aktiv und finden einen Grund, warum sie es ja gleich gewusst haben wollen.

Sie, das stellen Sie sich das nicht lustig vor. Sie kommen in dies unbeschreibliche Gerümpel, es stinkt wie auf dem Fischdosenfriedhof, Ungeziefer, wohin das Auge blickt, und dann hocken diese Figuren da. Antriebslos, apathisch, abgestumpft, die sind nicht mehr in der Lage, die Realität um sie herum zu bemerken. Sie haben sich in eine völlig abgespaltene Traumwelt eingeschlossen und wollen auch nicht mehr heraus. Glauben Sie, dass die überhaupt noch in der Lage wären, Alltagsaufgaben zu meistern? Ein Päckchen Butter im Supermarkt kaufen oder eine Dissertation schreiben? Wenn Sie die fragen, was fünf Euro sind, werden sie Ihnen vermutlich erzählen, davon bekäme man drei Flaschen Champagner.

Merkel ist doch selbst schuld. Rösler sitzt in der Ecke und spielt mit Pillenschachteln – Mutti guckt zu. Aigner lässt verlautbaren, dass sie bald etwas ankündigt – Mutti guckt weg. Brüderle stolpert im Vollsuff über de Maizière, der nichts Besseres zu tun hat, als ausgekratzte Joghurtbecher und benutzte Papiertaschentücher maschinenlesbar zu beschriften – Hauptsache, Mutti kann auf ihrem Stühlchen sitzen, sonntags wippt sie sogar und alle halten das für den Gipfel ihrer Aktivität. Dann stürzt sie sich plötzlich mit großem Getöse in irgendwelche Aufgaben, Herbst der Entscheidungen und so, aber was bleibt? Sie setzt sich wieder hin, wartet ab, bis der Anfall vorbei ist, und gibt den anderen die Schuld, dass es wieder nicht geklappt hat.

Aber das Schlimmste – nein, ich gehe da nicht mehr rein! Keine zehn Pferde bringen mich da hin! Das Schlimmste, wissen Sie, in diesem Unrat, wenn Sie darin herumlaufen… wenn Sie nicht wissen, wo die Leichen liegen…“