Die Letzte macht das Licht aus

28 02 2011

„Wie meinen Sie das: tot?“ „Ja, wie meine ich das wohl? Hm? Woran denken Sie denn, wenn Sie das hören? Na?“ „Also ich denke daran, dass dann etwas – nein, das kann doch nicht sein! Das ist doch alles Blödsinn! Das nehme ich Ihnen nicht ab!“ „Und was verstehen Sie jetzt darunter?“ „Tot? Ja, dann ist etwas, wie soll ich sagen? tot? Richtig tot? So ganz richtig? So – tot? Im Sinne von: tot?“ „Lassen Sie es mich so sagen, mein Guter. Sie scheinen das langsam zu kapieren.“ „Aber ich weiß nicht, was das mit Angela Merkel zu tun haben soll. Oder mit der CDU. Oder mit beidem.“

„Sie hat die endgültige Zersetzung der Union zur Chefsache gemacht. Ich meine, mit Abwicklung kennt sie sich ja aus.“ „Sie können doch diese linke Hetzkampagne…“ „Nicht Sie auch noch! Bin ich denn hier von Idioten umgeben?“ „Jetzt ist aber mal langsam gut, Sie müssen nicht übertreiben. Der Herr von Freiherr und zu Minister hat seine Strafverfehlungstätigkeit doch längst zugegeben, dann kann man es doch auf sich beruhen lassen.“ „Das wird der Staatsanwalt ganz sicher ähnlich sehen. Der wird die Frau Bundeskanzlerin anrufen, vielmals um Verzeihung bitten und vorschlagen, dass man die ganze Opposition zu drei Tagen Karzer wegen Gotteslästerung verknackt.“ „Geht das denn überhaupt?“ „Meine Güte, Sie sind echt ein schwieriger Fall…“

„Das reicht doch nicht aus, wenn jetzt alle Doktoranden plötzlich SPD wählen. Außerdem sind die ja auch gar nicht wichtig.“ „Nein, sicher nicht. Die paar Leutchen.“ „Dann ist ja jetzt alles wieder in Ordnung.“ „Sobald die deutschen Universitäten wieder einigermaßen zufrieden sind, weil die Alte den Frisiercremelutscher rausgeschmissen hat. Dann wird hier wieder alles nett und freundlich.“ „Wegen der paar Doktoranden?“ „Wegen ein paar zehntausend Wissenschaftlern. Professoren, Dozenten, Assistenten, Bibliothekare. Studenten nicht zu vergessen. Lehrer, Schüler, Eltern, die haben ab und zu auch etwas mit Bildung zu tun.“ „Aber Deutschland besteht doch nicht nur aus Professoren!“ „Dann überlegen Sie sich mal, was passiert, wenn die Max-Planck- und die Fraunhofer-Gesellschaft gemeinsam beschließen, auf die Regierung zu feuern.“ „Das kann ich mir nicht vorstellen.“ „Und denken Sie mal nach, was die Pharma-Industrie sich ausdenken könnte, wenn sie begreifen, dass man die Wissenschaft hier nicht mehr ernst nimmt.“ „Oh!“

„Aber das ist ja lange noch nicht alles. Der wertkonservative Flügel, oder wie man zu sagen pflegt: die zehn Prozent, die im Kern der CDU sitzen und die Partei sowohl für christlich als auch für demokratisch halten, und zwar nicht aus Altersdemenz. Und vergessen Sie nicht den öffentlichen Dienst, Richter, Staatsanwälte, die im Gegensatz zur Law-and-Order-Fraktion wissen, wovon sie reden.“ „Das ist doch abstrus!“ „Sie haben keinen blassen Schimmer, was ein sadistisch veranlagter Landrichter mit diesem Kerl anfangen könnte.“ „Aber was kann die Merkel dafür?“ „Sie weiß nicht, was um sie herum passiert, also hält sie die Füße still. Mitgefangen, mitgehangen.“

„Aber jetzt werden Sie mal vernünftig, diese Doktorarbeit ist doch kein Weltuntergang.“ „Hatte ich gesagt, ich sei fertig mit diesem Schnösel? Dazu kämen dann noch die Offiziersdienstgrade der Bundeswehr. Je höher, desto vernichtender ihr Urteil. Und diverse Kollateralschäden bei der Abschaffung der Wehrpflicht, wenn plötzlich jede Menge Kasernen aufgelassen und das zivile Personal gefeuert wird, weil der Herr Baron auch mal eine Schnapsidee alleine durchziehen wollte. Macht sicher enorm populär.“ „Bitte, das hat die Kanzlerin nun wirklich nicht zu verantworten.“ „Sondern wer? Muttchen kommt eben langsam in das Alter, wo die Flinte beim Schuss langsam zittert. Immer vorausgesetzt, dass sie noch weiß, wie man die Knarre hält – kann ja auch ein Schuss ins eigene Knie gewesen sein, und dann war auf einmal ihr Kopf auf der Höhe, weil sie gerade ihrem Freiherrn in den Arsch gekrochen ist.“

„Es tut mir Leid, aber Ihr Urteil kann ich nicht nachvollziehen. Das ist doch der reine Neid auf einen Politiker, der endlich mal etwas verkörpert, was uns als Volk…“ „Tun Sie mir einen Gefallen, halten Sie einfach die Klappe. Der Markenkern hat sie schon kleingekriegt. Wie das wirkt, sehen Sie in Hamburg, wo eine Kaltblut-Version von Scharping auf den Bürgermeisterstuhl geschraubt wurde.“ „Das ist doch noch gar nicht raus, das war doch…“ „Und den Rest der Wähler verprellt sie, weil sie sich bis zum Ende des Wahljahres unter dem Tisch verkriecht. Wie einst im Mai.“

„Es mag ja sein, dass dieser Guttenberg ein paar Wähler verärgert, aber es sind doch nicht alle in Deutschland Professoren oder Richter.“ „Ach wo! das hat sie doch schon umfassend geregelt. Sie hat an alle gedacht. An die Wutbürger, die ihr nach dem Herbst der unsichtbaren Entscheidungen den Stuttgarter Wahnsinn um die Ohren hauen. An Leiharbeiter, die die Gier der Industrie durch ihre Dumpinglöhne füttern dürfen. An alleinerziehende Mütter sowieso. Und berufstätige Frauen werden durch die Quote degradiert – zumindest da, wo die Schröder mit ihrem Geseier noch nicht hinkommt. Ja, diese Regierungschefin denkt an alle. Sie will unbedingt die Letzte sein, die das Licht ausmacht.“ „Das ist doch alles nur eine Neiddebatte! Das sind doch alles Leistungsverweigerer, die…“ „Denken Sie an die Umweltbranche, die durch willkürliche Gesetzgebung auf der Hälfte ihrer Investitionen sitzen bleibt, weil die Klimakanzlöse der Atomschrott-Lobby Geschenke macht? Denken Sie auch an lokale Stromversorger, die Milliarden in den Sand gesetzt haben und den Vertrauensschutz verlieren, weil sie sich nicht mehr gegen die subventionierten Kernkraftbetreiber durchsetzen können? Das nennen Sie Leistungsverweigerung?“

„Aber man sieht es doch, wir werden uns auf eine deutlich stärker nationalkonservative Richtung innerhalb des bürgerlichen Lagers einstellen, und wenn der Herr Baron tatsächlich bliebe…“ „Die Nationalkonservativen? Gottchen, Sie sind mir ja vielleicht putzig! Das werden doch die ersten sein, die so einen Schaumschläger aus dem Weg räumen. Trottel gibt’s in dem Lager genug.“ „Und was wird dann aus der CDU?“ „Fragen Sie lieber, was aus Deutschland wird.“ „Dafür braucht es jedenfalls eine starke konservative Kraft!“ „Und? Merkel entleert die CDU wie ein Besoffener seine Blase an der Hauswand. Diese Partei ist tot. Und es war vorauszusehen. Wir gehen einer langen Phase der Agonie entgegen. Es sei denn…“ „Was?“ „Dieser Präsidentendarsteller schwatzt doch immer davon, der Islam gehöre inzwischen zum Land. Wenn man sich Tunesien und Ägypten ansieht und Libyen, dann denke ich: da muss doch was zu machen sein? In Deutschland?“