für Kurt Tucholsky
Schäfchenwolken, laue Lüfte,
man geht aus mit Kind und Hund.
Süße, wohlbekannte Düfte
bleiben heut im Hintergrund.
Es ist Ostern! dort ersprießen
Blumen, hier ein Vögelein,
dessen Tschilpen wir genießen,
kurz: ein Lenz, sich zu erfreun.
Frühjahr fährt in die Gebeine,
Kinder lässt man von der Leine,
für sie gibt’s, zum Tag der Feier,
Ostereier.
Liebreiz will das Grün uns spenden
dort am Busen der Natur,
wo dem Spießer aus den Händen
Müll fällt, mitten in die Flur.
Zivilisationsgetöse
macht der dumpfe Biedermann.
Er liebt das Luxuriöse,
weil man damit protzen kann.
Ist man mäßig und bescheiden,
wer soll einem dann was neiden?
Dafür ist uns nichts zu teuer:
Ostereier!
Auch der deutsche Michel feiert.
Grimmig klagt er, was man nun
uns noch aus den Rippen leiert.
Sonst hat er ja nichts zu tun.
Optimismus? unbegründet,
seht nur, wie man uns mit Maut,
Sprit und Krankenkasse kündet:
Was Du hast, wird Dir geklaut!
Seht, sie leeren uns die Nester!
Jammert, weint, doch stehet fester!
Gebt uns statt der Mehrwertsteuer
Ostereier!
Ach, Berlin – Du meine Güte!
Größtenteils schon abgemäht
liegen Osterstrauß und Blüte.
Fraglich, dass man Euch versteht.
Schluchzt Ihr überm Festtagsbraten,
wackelt Ihr auf Euerm Thron?
Große Worte. Kleine Taten.
Nichts von Wirkung. Kennt man schon.
Bunt bemalt, doch dünne Schale.
Stammelt bloß ein Nationale.
Kurz gesagt: die alte Leier.
Ostereier.
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