Den Eigenmächtigen

31 07 2011

für Johann Wolfgang von Goethe

Und ist die Welt, wie sie sich zeigt,
die Sonne, die zum Himmel steigt,
nicht glückhaft zu entdecken?
Ist nicht des Menschen Lebensspur
inwendig teilhaft der Natur
und will sie wieder wecken?

Gesegnete, die immerdar
des dankbar sind, was wandelbar,
und Ewiges bedachten.
Verdammt ist, wer zu bald begeht
die Sünde, was man nicht versteht,
nur für gering zu achten.





In fünf Zeilen um die Welt. Limericks (LII)

30 07 2011

Herr Krause, der deckte in Lech
die Hütte im Garten mit Blech –
zum Ohrenzerquetschen,
drauf trommeln die Zwetschen
andauernd vom Baum. Das ist Pech.

Abdelkader spielt in Tan-Tan
Roulette um viel Geld dann und wann.
Was alle empörte
und an ihm so störte,
ist, dass er auch meistens gewann.

Wenn Okkert in Somerset West
im Garten die Blumen benässt,
wird wenig verbessert,
doch sehr viel verwässert –
den Rosen gibt er noch den Rest.

Antonio, den sah man in Banes
schon an als ein Opfer des Wahnes.
Er suchte im Gehen
im Spiegel zu sehen
Spinat an der Spitze des Zahnes.

Mahamadou suchte in Zinder
den Schrank ab. Wo war nur der Binder?
Dass statt der Krawatte
den Strumpf er nun hatte
am Hals, nun, das sah auch ein Blinder.

Khobinder, der schlich in Vempalle
zum Kirschbaum, zum Sichten der Falle,
sich leis anzupirschen –
doch weg sind die Kirschen.
Die Vögel verputzten sie alle.

Als Salivaluti in Ba
das Auto vorm Haus nicht mehr sah,
so seufzte er stille:
„Sie taugt nichts, die Brille.“
Wobei es im Schuppen nur war.





Gernulf Olzheimer kommentiert (CXIV): Körpermodifikationen

29 07 2011
Gernulf Olzheimer

Gernulf Olzheimer

Mein Name ist Gernulf Olzheimer und dies ist das Weblog aus dem Land der Bekloppten und Bescheuerten.

Sanftmütig ist das Rind, wie es uns muhend Milch gibt, Fleisch und die Haut, aus der unzählige Handtaschen und Schuhe entstehen, ohne die das Gespons des Hominiden die wichtigen Dinge durch kontinuierliche Lautabgabe verdürbe, Fußball, Motorsport oder die Pendelhubstichsäge. Das edle Hornvieh will also umworben sein, gefestigt in seiner Beziehung zum Menschen, ganz in Besitz genommen durch Nasenring und Brandzeichen, die da sagen: ich habe Dich bei Deinem Namen gerufen, Du bist mein.

So auch der Bekloppte. Längst ballert er sich die Abfälle der metallurgischen Industrie in sämtliche unvorteilhaft den Körperumriss verbeulenden Ausstülpungen, peikert die Fibroblasten mit schwiemeliger Gebrauchsgrafik voll und pumpt sich Silikon in die Regionen, die definitiv besser entwickelt sind als sein Kalotteninhalt. Schaudernd sieht der geistig gesunde Jetztzeitler, wie sich vollgekritzelte Gliedmaßen mit immer derselben Individualität aus dem Katalog des Tätowierers vor ihm an der Supermarktkasse winden, als hätte sich ein volltrunkenes Kleinkind an der Werkbank des nichts ahnenden Vaters mit Schnitzmesser und Stempelkissen aufgehübscht. Adipöses Welkfleisch umschwallt zu erahnende Bauchfalten, deren Speck in Maschendrahtmaterial eingefassten Zirkonia ein klebrig-verschwitztes Heim bieten, auf dass die Trägerin der Schmiernippeldurchdübelung mit einem bauchfrei geschnittenen Einmannzelt in geblümter Waschseide dem Betrachter jegliche Hoffnung raube, seinen Chymus bei sich zu halten, der doch spätestens dann brüllend emporsprudelt, wenn der Gedanke an das Raumzeitkontinuum sich einstellt: auch dieses Bindegewebe wird dereinst die Gravitation höhnisch in die Tiefe zerren.

Wie die naturnah lebenden Völker, so verspürt auch der Bescheuerte früher oder später den Drang, sich fingerdicke Holzpflöcke in die Ohrwascheln zu dengeln und die Zunge spalten zu lassen; kein postmodernes Schnitzelkind aus der Kulturnation, deren Präsident sich über Konflikte an der polnisch-schweizerischen Grenze auslässt, würde bei genug finanzieller Deckung länger als nötig auf eine nach dem Durchschnitt geknetete Nase warten – schnell noch das Gesäuge ins Bolzenschussgerät, den kleinen Finger abgesägt, die Rübe mit Teflon auf Marsmännchen getrimmt, die Bindehaut mit Feilspänen unterfüttert, fertig ist die authentische Dutzendfresse, genauso einmalig wie alle anderen.

Es ist natürlich, und wie könnte es anders sein, der ungeheure Distinktionsgewinn, wenn die urbane Vollbrezel sich einen Ascher in die Unterlippe schiebt, während die übrigen Hipster noch Handgriffe zum Wegschmeißen am Steiß tragen. Schnell noch etwas Stahlschrott unter die Epidermis geschoben, damit in der Resonanzröhre der Schädel schneller platzt, und zur Vorsicht ein Sonnenbrillen-Tattoo geordert, weil sich das Augapfelpiercing sonst entzündet. Und es ist ja auch dialektisch unheimlich tricky, sich mit den Insignien der sozial Ausgestoßenen zu schmücken, um deren Rolle als dekonstruierte Bohémiens des Neuen Primitiven mit radikaler Opposition zu füllen, praktischerweise als materialistische Mainstream-Arschlöcher und von Papas Kohle. Der transkulturelle Habitus wird denn auch bloß wie ein Einkaufswagen im Tran vor sich hergeschoben, allenfalls lässt man sich in asiatischer Kalligrafie Mindestens haltbar bis: siehe Enddarminnenseite ins Nierenrevier stanzen. Wer da en vogue sein will, müsste seine Physis ohnehin als Baukasten benutzen, Arm ab, Beule dran, hier ein Loch in die Fußsohle, dort eine Hautverschnipselung für die Ewigkeit, die nach spätestens einer Saison wieder weg muss. Das ganze Branding, Amputating, Hirnwegpusting ist nur das Torkeln auf dem schmalen Grat zwischen Knallverdeppung aus Eitelkeit und ausgelebter Dysmorphophobie: wenn die angeborene Physis das bisschen Grütze im Schädel überfordert, weil Selbstbewusstsein nicht auf dem Stundenplan stand, macht man ein Date mit der Änderungsfleischerei und pimpt die Reste vor der Gesichtsrückgabestelle wieder auf Gebrauchswert.

Denn das ist das von jeglicher Rücksicht auf Verluste befreite Motto der geschmacksverkalkten Readymade-Ästheten: Wanst und Waden werden aufgepimpt, als gälte es einen Wettbewerb um die übelste Homo-sapiens-Parodie zu gewinnen, die im Karneval mit Bravour noch als Zombie-Imitat durchrutscht. Selbstverständlich eitert das vielfarbig misslungene Schmierakel als blumenkohlesker Keloid irgendwann wieder aus den Halsfalten, mit Sicherheit entzündet sich der Stahlstift im Gemächt, ohne Zweifel wird die aufgemotzte Zahnspange einem bunten Cocktail an Bakterien trautes Heim sein, bis das Blut aus dem Zahnfleisch rauscht und Kollege Karies aus den Beißern jodelt. Die Zeit naht, da die Seniorenheime sich füllen mit den Opfern des Kevinismus, gezeichnet von schlecht weggelaserten Tribals auf Arsch und Armen, schlaffe Haut, daran die Pfleger sich mit den eigenen Widerhaken verfangen, verknorpelte Wülste, für die das Krematorium eine Abwrackprämie kassiert. Höchstwahrscheinlich zahlen sie die mit dem Schrottwert der Herzschrittmachers. Er wird das einzige Originalteil an ihnen sein.





Blech

28 07 2011

„Die PS-Zahl? Die ist richtig. Mehr schafft er nicht. Dreiunddreißig hätten wir gerne, aber das gibt er einfach nicht her. Er ist sonst ja einigermaßen gut, aber dreiunddreißig – das ist keine Frage der Einstellung. Das ist eine Frage der Leistung. Und da ist er nun mal, naja, einigermaßen schlecht konstruiert. Obwohl er ja auch seine guten Seiten hat, der Thilo Sport.

Ja, er ist ein wenig schwach auf der Brust. Keine 850 Kubikzentimeter, deshalb wird der Thilo ja auch gerne von Leuten gefahren, die nichts von Autos verstehen und eigentlich gar keins bräuchten. Er ist halt mehr so ein, wie sagt man, pragmatisch angeschaffter Gebrauchsgegenstand von Leuten, die auch mal mitreden wollen. Es ist halt nicht das klassische Herrenfahrerklientel, die stellen sich so ein Gelump nicht vors Haus, es sind die zu kurz Gekommenen. Die sagen sich dann: Hauptsache, Du hast ein Auto in der Garage, ob’s fährt, da schauen wir mal. Für einmal um den Block zum Zigarettenautomaten, da langt’s, aber andererseits frage ich Sie, braucht man da ein Auto?

Spurweite vorne ist 1.206 Millimeter, hinten sind’s 1.164. Konstruktionsbedingt, Sie sehen es ja. Vorne großspurig, und dann kneift er ihn hinten zusammen, der Thilo. Das macht angeblich etwas stromlinienförmiger, etwas beweglicher. Laut Unterlagen kommt er besser durch damit. Weil vorne der Motor sitzt und hinten der Kofferraum. Ist ja auch logisch, vorne reißen Sie die Klappe bis zum Anschlag auf – läuft öfter mal heiß, da die Maschine nicht besonders viel drauf hat, Sie kennen das ja – und hinten stellen Sie dann fest, dass da nicht viel Inhalt rein passt. Also falls Sie sich mit dem Ding mal so richtig in der Scheiße festfahren, immer erst wenden, vorne Klappe auf, warten, bis er überkocht, und den restlichen Schmadder abwischen. Wobei Sie mit dem Thilo Sport aus jeder Scheiße heil rauskommen. Das Ding hat ja kaum Tiefgang.

Aber vorsichtig, Radaufhängung vorne ist ein Querschläger. Noch so ein Konstruktionsfehler. Die anderen Modelle haben ab und zu mal einen mehr oder weniger deutlichen Rechtsdrall – zieht einfach so rüber, da müssen Sie gegensteuern, immer gut gegensteuern, sonst geht’s ab in den Graben. Mit etwas Übung kann man damit umgehen, und dann ist das natürlich auch nicht die einzige Modellreihe. Aber der Thilo ist absolut tückisch, der reißt einfach nach rechts aus. Eben noch in der Spur, kurz vom Gas runter, kuppeln, zack! haut die Kiste voll nach rechts ab. Das kostet Sie Kopf und Kragen, ehrlich!

600 Kilogramm, mehr ist nicht. Leichtgewicht. Dafür wendig. Spurtschnell, idealer Fluchtwagen, wenn Sie mal Probleme mit der Realität – kann mal vorkommen, die ganze Serie ist schon so komisch verbaut. Na, er ist eben ein Winzling. Immer in jede Lücke, hinten schräg, vorne haben wir an der Knautschzone auch schon gespart – Sie, das ist aber ungerecht! Der Thilo hat eine schiefe Schnauze, das stimmt, aber jetzt stellen Sie sich mal vor, Ihnen semmelt einer so richtig vorne rein. Sehen Sie? Das sagen alle, dass es nicht schade wäre darum.

Auf das Getriebe lassen wir nichts kommen. Beste Technik, vier Gänge. Ab dem zweiten alles synchronisiert, verstehen Sie – lahme Ente kann er von alleine, der Rest ist nachgemacht. Bodenprofil vom Goebbels Cabrio, der Thilo ist ja oben auch ohne, und die Schaltung mit Knüppel. Obwohl er ihn sonst den anderen überlässt. Scheibenwischer gibt’s nicht, den können Sie nur ohne Durchblick fahren. Bis zur Wand reicht’s ja meistens.

Ach so, die Federung wollte ich Ihnen noch zeigen. Sieht aus wie Eisen – deutsche Ware, alles vom Besten, so sieht das aus? Sieht das so aus? Das sieht so aus. Ist übrigens Gummi, falls Sie fragen. Vorne und hinten. Falls Sie mal einen Stoßdämpfer brauchen, da landen Sie überall weich. Bundesbahn, Bundesbank, egal. Führerisches, fahrerisches meine ich, fahrerisches Können nicht mehr notwendig!

Und die Karosserie, sehen Sie mal: Blech. Nur Blech, etwas anderes ist vom Thilo Modell S nicht zu erwarten. Reinstes Blech. Modell SS kriegen Sie gegen Aufpreis, der hat dann sogar Profilbleche. Aber ich wollte ja über die Karosserie reden, aus der Godesberger Serie noch. Selbsttragend. Da muss Eigenleistung nicht mehr erbracht werden. Dank des Hilfsrahmens – der lässt einen auch nach dem dritten Mal nicht mehr hängen. Und natürlich in richtigem Rot, nur echt in diesem rassischen, rassigen, wollte ich sagen, Rennrot. Sieht nur bei schlechter Beleuchtung braun aus, das täuscht. Da ist noch Rot dran.

Und dann: der Motor. Wenn Sie hohe Drehzahl wollen, und in dieser Baureihe brauchen Sie das unbedingt, dann bleibt Ihnen nur der Zweitakter. Vor, zurück, vor, zurück. Die anderen SPD-Modelle wankeln ja. Immer exzentrisch unterwegs, und am rechten Rand nicht ganz dicht. Na, dann lieber so ein Kleinzeugs, nicht wahr? Sage ich auch immer. Den Thilo Sport, wenn Sie so gar keine Ansprüche an Qualität und Inhalt haben, sondern einfach nur ein Trittbrett, um unter die Räder zu kommen, dann kann man den empfehlen. Wirklich! Und stellen Sie sich vor, wenn Sie den mit Benzin betanken aus Öl, das in islamischen Ländern gefördert wurde – der fängt sofort an zu stottern. Na, was sagen Sie jetzt?“





Jeder Schuss ein Treffer!

27 07 2011

Hatte es etwas mit Ballermann zu tun, sind es drei Grazien, die gerade zielen? Oder Probeaufnahmen für die Piratenversion von Two and a Half Men? Arbeitet der freundliche Herr in der Mitte als Eyecatcher? Gab es wieder Glühwein mit Schuss? So vieles, was man nie erfahren wird. Dieser Freitagstexter birgt in sich eins der letzten Geheimnisse unserer Zeit.

Und darum werfe ich jetzt auch nicht die Flinte ins Korn, das soll ja dann das blinde Huhn von alleine finden – her mit dem Pokal nach diesem Schützenfest!

Auf Platz 3 ein glatter Blattschuss, mit dem Frau Dinktoc auf eine alte südländische Tradition zielt. Und trifft.

Eeeh … Luigi, Silvio, lasst uns das unter fünf Augen regeln!

Platz 2 gebührt einem Kunstschuss, durch die Niere rein und, stilhäschen sei Dank, zum Auge wieder raus.

Die drei Göttinnen Venus, Justitia und Diana gönnen sich gerne mal ein Verkleidungswochenende in ihrem Waldhäuschen.

Die Wahl fiel schwer, des Schwankens ward fast kein Ende. Den 1. Platz schießt sonst der Vogel ab, diesmal umgekrhrt und nach dem Motto „Dicht daneben ist auch vorbei“: , locker aus der Hüfte.

Ein klarer Fall von fUZI logic.

Herzlichen Glückwunsch! Der Texterpott wandert frisch gewienert in die Hände des Siegers, alle Mitmacher und -innen seien nochmals vielfach bedankt, und am Freitag, den 29. Juli, treffen wir uns. Wieder. Beim vielfrass nämlich. Ohne Gewehr.





Handarbeit

27 07 2011

„Sie haben das Buch bekommen?“ Er blickte mich skeptisch an. Eine merkwürdige Art der Begrüßung, zumal er keine Anstalten machte, sich von seinem Stuhl zu erheben. Ich setzte mich und nickte. „Anna Susanna Apfelkern, Einführung in die klinische Pathophysiologie. Dritte, vermehrte Auflage. Berlin 1999. Universitätsverlag Gröbler-Schlumpach. Auf Seite 37 war der Code versteckt.“ „Gut“, lobte er. „Sehr gut gemacht. Sie werden sicher einmal eins unserer besten Mitglieder.“ „Das will ich meinen“, gab ich zurück, „für das Geld kann man auch eine erstklassige Ausbildung erwarten. Wenn man schon einmal Terrorist werden will.“

Er rührte in seiner Kaffeetasse. Der Ober kam an den Tisch und nahm die Bestellung auf. „Wir hätten Ihnen die Botschaft auch in einer anderen Bibliothek zukommen lassen können. Unsere Organisation ist inzwischen so gut vernetzt, dass wir auch soziologische, astronomische oder kunsthistorische Literatur als Container verwenden können. Oder Kochbücher. Oder Klaviernoten.“ Er nestelte die Brieftasche aus seinem Jackett und öffnete sie umständlich. „Ich mache Sie gerne mit dem System vertraut, wenn Sie das wünschen. Es ist nur ein wenig komplizierter als unsere übliche Methode.“ Ich drehte mich um, doch der Ober ließ sich nicht sehen. „Verhalten Sie sich ruhiger“, mahnte er. „Sie sind viel zu auffällig. Oder wollen Sie ins Visier der Ermittlungsbehörden geraten, bevor Sie etwas Verbotenes getan haben?“

Ein Kärtchen nach dem anderen legte er auf den Tisch. „Sie sollten etwas von Chemie verstehen. Und Sie sollten wissen, wie Sie innerhalb einer Stunde diverse Gegenstände besorgen können.“ Ich runzelte die Stirn. „Waffen? Sprengstoff? Falsche Pässe?“ Er lächelte nachsichtig. „Viel schwieriger. Ein Schwingschleifer, kanariengelbe Socken, eine Rolle Himbeerdrops. Wir arbeiten professionell.“ „Lassen Sie mich deshalb auch den halben Busfahrplan auswendig lernen, einschließlich Streckennetz und Haltestellen?“ Er nickte. „Man muss hin und wieder improvisieren, und wir überlassen die Dinge nun mal ungern dem Zufall.“

Jetzt war auch der Ober gekommen. Er stellte ein Kännchen und eine Tasse samt Untertasse auf den Tisch, wechselte den Aschenbecher aus und ging wieder fort. „Man kann es ja auch etwas unterhaltsamer gestalten“, nahm der Mann den Faden wieder auf. „Man kann beispielsweise viele Buchstaben mit einer Stecknadel durchbohren, jede Menge Buchstaben.“ „Ich verstehe“, unterbrach ich ihn, „und wenn man sie aneinanderreiht, bekommt man die Botschaft.“ Wieder runzelte er die Stirn. „Sie wissen offenbar noch nicht besonders viel. Natürlich könnte man H-A-U-P-T-B-A-H-N-H-O-F anpieksen, aber würde das nicht jeder andere auch lesen können? Was wäre, wenn zwischendurch einige Ziffern durchbohrt wären, als erste eine Neun, zuletzt eine Zwei – dann würde nur jeder neunundzwanzigste Buchstabe überhaupt zur Botschaft gehören, und es gäbe dazwischen eine Menge Ziffern, die zusätzlich Verwirrung stiften.“ Jetzt war es an mir, skeptisch zu reagieren. „Ist denn das nicht viel zu viel Aufwand? Ich lese ein pathologisches Fachbuch, finde ein Wort mit elf Buchstaben und sehe im Schrankfach 11 der hiesigen Badeanstalt die mühsam in den Boden eingekratzte Adresse dieses Cafés. Und ich habe nicht einmal eine Vorstellung davon, warum ich hier sitze.“

Sorgfältig steckte er die Kärtchen wieder in seine Tasche. „Wir könnten es auch ganz anders aufziehen. Sie bekommen einfach jeden Tag einen Reklamezettel in den Briefkasten geworfen.“ „Sie könnten die Botschaft auch ganz einfach in einen Brief schreiben.“ Er grinste linkisch. „Vermutlich hatte ich mich in Ihnen getäuscht, Sie sind doch noch nicht so weit. Natürlich bekommen auch alle anderen Anwohner in Ihrem Häuserblock den Werbezettel, sonst wäre es zu offenkundig. Oder wir schalten jeden Tag eine Zeitungsanzeige. Oder ich frage Sie ab sofort jeden Morgen nach dem Weg, wenn Sie Ihre Frühstücksbrötchen holen. Haben Sie es nun verstanden?“ „Sie meinen“, fragte ich zaghaft, „dieser ganze Aufwand dient nur dazu, die Schnüffler auszuschalten?“

„Das Problem ist, dass die Wirklichkeit für diese Typen viel zu kompliziert ist.“ Er zog zwei weitere Karten aus der Brieftasche, betrachtete sie kurz und steckte sie wieder zurück. „Sie sind mit allem, was ein bisschen komplexer ist, sofort überfordert. Das größte Geschenk, das man uns mitgegeben hat, ist unser Geist; er ist jederzeit in der Lage, ein Problem zu erkennen und die richtige Lösung dazu zu finden. Mönche brachten die Eier des Seidenspinners in ausgehöhlten Wanderstäben nach Europa, sowjetische Spione transportierten die Baupläne von Atomraketen im Schuhabsatz oder im Stiftzahn, die Griechen der Antike haben perfekte Geheimschriften ausgeklügelt, die Römer das Augurenlächeln kultiviert – nur von uns erwarten die Wächter, dass uns nicht mehr einfällt, als Ihren elektronischen Überwachungsfantasien zu folgen. Aber was ist damit schon getan. Wer einen kleinen Geist besitzt, denkt klein.“ Er stand auf und knöpfte sorgfältig sein Jackett zu; dann griff er in die Hosentasche, sortierte einige Münzen und legte zwei von ihnen vor mir auf den Tisch. „Wer glaubt, klüger zu sein als sein Gegner, hat den Krieg schon verloren.“ Bevor er die belebte Straße überquerte, drehte er sich noch einmal zu mir um. „Sie hören von uns.“





Irgendwie auffällig

26 07 2011

„Ob sich Ihr Sohn auf der Liste befindet? Liste? Welche Liste? Eine Liste für – hören Sie, gnädige Frau, diese Liste gibt’s ja gar nicht, die kann es nicht geben, weil es sie nicht geben darf, verstehen Sie, und außerdem habe ich wegen Datenschutz gar keine Sicherheitsfreigabe, um in die Liste zu…

Ganz recht, gnädige Frau, Datenschutz. Nur für die Presse machen wir ab und zu eine Ausnahme. Weil die Daten von denen, die gemeingefährlich oder irgendwann mal gemeingefährlich, das ist ja noch nicht raus, ob da wirklich eine Gefahr von denen ausgehen könnte, deshalb brauchen wir ja diese Liste jetzt schon. Damit man dann später sagen kann, dass man den Täter schon hätte kennen können. Wegen irgendwas. Das macht dann viele Dinge auch einfacher. Schuldzuweisungen an die Datenschützer beispielsweise. Oder die, die da jetzt der Ansicht sind, nur weil man da nichts wusste, hätte man nicht bei anderen irgendwas entdecken können. Darum auch diese Liste jetzt für Personen, die irgendwie auffällig sind.

Ja, irgendwie halt. Fragen Sie mich nicht, was jetzt ‚irgendwie‘ heißt. Oder ‚auffällig‘. Ihr Sohn ist zwei Meter groß? Das hat nichts zu sagen, gnädige Frau. Unsere Abteilung für Vererbungsforschung hält sich da raus. Der Datenaustausch funktioniert nämlich nicht immer. Wichtig wird es, wenn man feststellt, dass da mehrere einzeln nicht auffälligen Auffälligkeiten auffällig oft auffallen. Körpergröße zwei Meter, deutscher Staatsbürger, männlich – Ihr Sohn ist doch männlich? weiß man das heutzutage? – das ist ja einzeln so noch nicht schlimm. Aber wissen Sie, ob nicht in der Kombination irgendeine Gefahr lauern könnte, und sei es aus reinem Zufall? Ich meine, es ist rein theoretisch ja nicht auszuschließen, dass ein zwei Meter großer Mann irgendwie auffällig wird. Sogar als Deutscher!

Student, das heißt noch gar nichts. Gnädige Frau, dass Ihr Sohn studiert, ist zwar noch kein belastendes Indiz, aber man muss das natürlich in der gesamten Beweiskette berücksichtigen. Das ist jetzt vielleicht schon strafverschärfend, genau weiß ich das natürlich nicht, ob das für männliche Straftäter über zwei Meter schon automatisch gilt, wenn sie deutsch sind. Das ist doch die Schwierigkeit – als Deutscher war man nach der vorletzten Dienstanweisung automatisch auffällig, weil man als Deutscher in Deutschland ja irgendwie völlig unauffällig sei, und das sei ja auch irgendwie schon wieder irgendwie auffällig. Oder so.

Im Vertrauen, es geht ja auch manches bei uns ganz schön schief. Allein diese Nachforschung nach kruden Gedanken – der Abteilungsleiter im BKA wusste gar nicht, was ‚krude‘ ist. Er meinte, er sei ein weltoffener und toleranter Mensch, und was man denen im Dritten Reich angetan hätte, das sei auch wirklich nicht mehr schön gewesen, aber wenn seine Tochter mit so einem ankäme, dem würde er, und zwar mit der Dienstwaffe.

Im Tischtennisverein? Studentengemeinde? Das könnte natürlich auch schwierig werden, Verstehen Sie mich nicht falsch, gnädige Frau, aber ich habe so den Eindruck, Ihr Sohn sucht Anschluss? Früher war er im Fanfarenzug? Das könnte jetzt irgendwie schon auffällig sein, dass er sich einfach so in die Gesellschaft begibt, wo da doch die Gefahren lauern. Stellen Sie sich mal vor, Sie lernen da Menschen kennen, die Sie noch gar nicht kennen – das ist doch irgendwie auffällig, oder?

Ganz falsch, ganz falsch. Wenn er jetzt den Kontakt zu den Vereinskameraden abbricht und sich auf sein Studium konzentriert, wird es früher oder später auch irgendwie auffällig sein. Einzeltäter, Sie wissen schon. Wenn man alles alleine tut, wird man nämlich zum Einzeltäter. Und das wollen wir doch nicht, gnädige Frau. Zumal der Ermittlungsansatz auch nicht so gut zu handhaben ist. Als Einzeltäter werden Sie zwar irgendwie auffällig oft in die Liste aufgenommen, aber es bringt ja gar nichts. Wir untersuchen nämlich vor allem die Kommunikation, und wenn Ihr Sohn mit niemandem kommuniziert, weil er ja eben ein auffälliger Einzeltäter ist, dann ist er für uns als Täter quasi irgendwie nicht gut brauchbar. Obwohl ihn das irgendwie auch schon irgendwie auffällig macht. Weshalb er dann ja auch in der Liste stehen würde, wenn er auf der Liste ist.

Wobei, etwas schwierig ist das mit der Studentengemeinde schon. Der von der Polizeigewerkschaft meinte, man müsse gleich jeden aus dem Verkehr ziehen, der eine Weltanschauung habe. Gesunde Menschen haben keine Weltanschauung, hat er gemeint, die sind geimpft und fertig! Und wenn jemand schon eine Ideologie hätte und ein Weltbild, das die anderen Weltanschauungen definitionsgemäß als falsch bezeichne, dann soll man dem so richtig eins in die – fand das erzbischöfliche Ordinariat auch nicht gut, und hätten Sie gewusst, wie schnell man exkommuniziert werden kann?

Ich kann Ihnen jetzt wirklich nicht sagen, ob Ihr Sohn da schon drinsteht, gnädige Frau. Das ist ja auch deshalb, weil wir diese Liste im Augenblick noch gar nicht brauchen können. Die wird erst aktiviert, verstehen Sie? Für später, nicht wahr, wie eine Videokamera: die kann zwar auch nichts verhindern, Straftaten sowieso nicht, auch keine Verbrecher fangen, aber man kann hinterher so tun, als wäre es für die Fahndung unverzichtbar. Wir brauchen diese Liste, wenn wirklich etwas passiert ist. Mord, Totschlag, Bombenattentate. Wenn wir dann sagen, wir hätten es ja längst wissen können, dann haben wir unser Ziel erreicht. Dann kommt die nächste Stufe. Kein Fernmeldegeheimnis mehr, kein Briefgeheimnis, und immer so weiter, weil es ja vorher noch nichts bringt. In jedem Keller ein Polizist, in jedem Raum ein Mikrofon. Weil wir ja alle irgendwie auffällig sind, gnädige Frau. Mehr oder weniger. Oder irgendwie auffällig werden könnten. Und wissen Sie was, gnädige Frau? Der Herr Innenminister und der Herr Sarrazin, der Uhl, der Wendt und der Ziercke, alle stehen sie auf der Liste – bei der Nachbarschaft, meinen Sie nicht, dass aus Ihrem Sohn noch mal was wird?“





Wissen ist Macht

25 07 2011

„… keine Besserung mehr in Sicht. Derartige Wolkenverhältnisse, so ZDF-Wetterexperte Hans Hulle, würden nicht sofort den Weltuntergang auslösen, wohl aber langfristig zum…“

„… nach dem Urteil des N24-Rechtsexperten Hans Hulle, dass man einen Bußgeldbescheid nur dann rechtsgültig unschädlich machen könne, wenn man ihn von einem staatlich anerkannten Voodoo-Beauftragten unter notarieller Aufsicht mit Nadeln aus mindestens 90%-igem…“

„… ein weit verbreitetes Fehlurteil – Hans Hulle, Börsenexperte des Hessischen Rundfunks, rechnet damit, dass viel mehr Aktien gekauft werden, als zum Verkauf an der…“

„… jedenfalls nach Meinung des ARD-Terrorexperten Hans Hulle, der live bei der Bombenexplosion dabei war – man könne schon vor der Detonation an der Stärke der Vermutung feststellen, ob sich terroristische Terroristen an der Tat beteiligt…“

„… stellte Hans Hulle, arte-Modeexperte und langjähriges Mitglied im Bundesverband blinder Analphabeten, an der aktuellen Winterkollektion von Pompom de Tüdelü eine gewisse Farbenfreude fest, deren…“

„… keine genaue Aussage zu treffen, richtig sei aber auch, betonte ADAC-Medienexperte Hans Hulle. dass bisher ein wissenschaftlicher Nachweis fehle, linksliberale Zeitungen zum Einwickeln von Frischfisch gefahrlos nutzen zu…“

„… dass die dümmsten Kartoffeln laut des epd-Landwirtschaftsexperten Hans Hulle zwar nicht automatisch den dicksten Bauern…“

„… die Qualität des Programms auf keinen Fall mit der Höhe der gebührenfinanzierten Einnahmen in Korrelation gesehen werden dürfe, dies sei schon aus Tradition noch nie der Fall gewesen. KIKA-Korruptionsexperte Hans Hulle wusste zwar nicht, ob und warum…“

„… sei der Norweger an sich, so RBB-Gartenexperte Hans Hulle, schon ein freundliches Völkchen, da sei es um so erstaunlicher, dass an einem Freitagnachmittag so plötzlich eine solche Explosion…“

„… könne man dem Sat.1-Ethikexperten Hans Hulle zufolge überhaupt noch nicht sagen, dass die Öffentlichkeit, die ja überhaupt noch nichts sagen könne, weil die Öffentlichkeit ja überhaupt noch nichts sagen könne, noch nichts sagen könne, da die Öffentlichkeit ja überhaupt noch nichts…“

„… den plötzlichen Anstieg der Getreidepreise nicht auf eine Missernte zurückzuführen sei, wie Bibel-TV-Ballettexperte Hans Hulle zu bedenken gab. Möglicherweise sei der Islam als solcher…“

„… es sich nach Urteil des n-tv-Filmexperten Hans Hulle keineswegs um Außerirdische handeln könne, da diese, wie aus zahlreichen Hollywood-Produktionen inzwischen bekannt, immer im Feierabendverkehr über New York landen, aber nie die Voralpenregion in einer…“

„… sei es nur durch einen Übermittlungsfehler zu der Aussage des WDR-Societyexperten Hans Hulle gekommen, die norwegischen Behörden vermuteten einen islamistischen Hintergrund. In Wahrheit sei es so gewesen, dass der Sender vermutet habe, die norwegischen Behörden würden bereits Vermutungen angestellt…“

„… nicht ausschließen, dass die Regierung noch in dieser Legislaturperiode umgebildet würde. Andererseits hielt PREMIERE-Comedy-Kernphysikexperte Hans Hulle sein eigenes Urteil für eine vollkommen abseitige Einzelmeinung, die kein vernünftiger Mensch…“

„… reihte Jamba!-TV-Afrikaexperte Hans Hulle die aktuelle Euro-Krise ein in die größten islamistischen Bedrohungen wie die Mondlandung, Stachelbeerkompott und das sozialistische…“

„… gab MTV-Ernährungsexperte Hans Hulle zu, er habe zwar überhaupt keine Ahnung von Geländewagen, dennoch sei bereits zu diesem Zeitpunkt anzusehen, dass es keinen besseren Gesprächspartner als ihn geben könne, wenn es um die Einflüsse der norddeutschen Backsteingotik auf die niederländischen…“

„… stellte 3sat-Infotainmentexperte Hans Hulle fest, hätte die deutsche Frauenfußballmannschaft das Viertelfinale der Weltmeisterschaft gewonnen, so wären Sie im Finale gegen Schweden siegreich gewesen – zwar erst in der Verlängerung mit dem Treffer zum 5:4, dies jedoch befände sich außerhalb jeglicher Spekulation, da es erwiesenermaßen nicht als unmöglich und ausgeschlossen zu…“

„… bekräftigte Super-RTL-Extremismus-Experte Hans Hulle seine Ansicht, die Ereignisse in Oslo könnten nur als Reaktion auf den dänischen Karikaturenstreit gewertet werden. In diesen Tagen seien wir schließlich alle Isländer und müssten daher die schwedische…“

„… man die Verschlechterung der Job-Chancen auf dem deutschen Arbeitsmarkt nicht allein der Wirtschaft anlasten dürfe, dies sei eine einseitige Berichterstattung, die zu Lasten der Leistungsträger in Steueroasen und Untersuchungsgefängnissen gehe. RTL-II-Bildungsexperte Hans Hulle forderte eine entschiedene Abkehr von den…“

„… für den Astro-TV-Verkehrsexperten Hans Hulle außer Frage, dass labile Menschen im Internet radikalisiert werden können, obwohl das Fernsehen dafür viel besser geeignet…“





Eine Insel mit zwei Zwergen

24 07 2011

Wir waren zwar nicht im Urlaub, aber für die TV-Konsumenten durfte es durchaus so aussehen. Unsere Vorzeigekatholiken, Bundesgrüßchristian Wulff und die Diözesan-Journaleska Schausten, arbeiten sich am achten Gebot ab. Auf Kosten des Steuer- und Gebührenzahlers. Denn mit dem zweiten lügt man besser. Alle anderen Früchte der Desinformation wie immer in den Suchmaschinentreffern der vergangenen 14 Tage.

  • leichenstarre: Man nennt das jetzt Bundesregierung.
  • zahnfleischentfernung bei schwangerschaft machen lassen??: Lassen Sie sich am besten auch das Großhirn absaugen.
  • stapelgießkannen: Anbohren, stapeln, oben vollgießen, läuft bis unten durch. Praktisch!
  • dirk niebel käppi dachschaden: Er hat wohl mal was auf die Mütze gekriegt.
  • weltstusstag: Der Unsinn des Lebens.
  • klingeltöne nationalhymnen: Glüh im Glanze.
  • stricken ostharz: Wollen Sie nicht lieber ein paar Dolomiten klöppeln?
  • mittelalterliche schleuder bauplan: Die waren im Mittelalter fest in der Waschmaschine verbaut.
  • herstellung bärchenwurst lebensmitteltechnologie: Dazu brauchen Sie Bärchen, Nitritpökelsalz und Schafsdarm.
  • „barbara möllemann“ singen: Hatte nicht ihr Gatte den Smash-Hit?
  • lärmbelästigung kneipe gerichtsurteile: Wenn Sie eine Kneipe aufmachen, sollten Sie sich nicht auch noch über Lärmbelästigung beschweren.
  • berufskrankheit briefzusteller: Stimmt, dieser Beruf zeigt alle Züge einer Krankheit.
  • baumhoroskop 2011+partnerwahl: Wenn Sie eine Buche heiraten, vergessen Sie nicht, sie regelmäßig zu wässern.
  • drehsymmetrie mit klebepunkt: Pro-Tipp: in die Mitte kleben.
  • wachteleier heilwirkung helfen sie auch gegen hausstauballergi: Schaufeln Sie die ganze Wohnung kompress mit Wachteleiern zu, dann haben die Milben keinen Platz mehr.
  • holzschränkchen für globuli: Bei unserem Modell können Sie die Zuckerpillen in naturbelassene Astlöcher kippen.
  • weckgummi: Tut ein bisschen weh im Gesicht, macht aber garantiert wach.
  • gebraucht leichen wagen: Bedauerlicherweise sind unsere nur für ganz neue Leichen zugelassen.
  • kann man mit einem bandscheibenvorfall als küchenhilfe weiterarbeiten: Sollten Sie ihn an einem Rehrücken verursacht haben, kann Sie das den Job kosten.
  • maracuja himbeer marmelade kaufen: Gehen Sie zum Frisörbedarf, der ist preiswerter als der Gebrauchtwagenhändler.
  • stressfest, geschickt, verantwortungsvoll und sie sehen verdammt gut aus: Trifft alles zu. Wann soll ich bei Ihnen anfangen?
  • tragen gummischürze bei schwiegermutter: Schön, dass Sie sich so gut in die Familie einpassen.
  • mathiopoulos: Pleite-Griechen, wohin man schaut.
  • popelnde küchenhilfe: Alles kann der Chefkoch ja nun nicht selbst machen.
  • buddha „public domain“: Haben Sie Ihre Meditationslizenz nicht gezahlt?
  • stahnke suchmaschine: Abgerutscht.
  • schwatzarbeit: Dafür haben Sie den Euro erstmal für ein paar Wochen stabilisiert.
  • hampelmännchen dosierung: Einen durchschnittlichen FDP-Vorsitzenden bekommen Sie schon mit einer Kinderportion.




In fünf Zeilen um die Welt. Limericks (LI)

23 07 2011

Als Qasim in Bani Suwaif
die Ziege floh, hielt er den Schweif.
Da haarte die Hippe.
Mit einem Stück Strippe
ersetzt er es – allerdings steif.

Isayas verjagt in Senafe
die nächtlich laut blökenden Schafe.
Es tat ihn arg quälen:
was sollt er nun zählen?
Die Schlaflosigkeit war ihm Strafe.

Alicia tappte in Salta
im Dunkel – sie suchte den Schalter
und fasste, wo Dreck war,
zur Wand, da ein Fleck war.
Da saß aber nur ein Nachtfalter.

Maurice baute in Antony
ein Häuschen, dem Dom vis-à-vis.
Auf beider Dach Spitze,
dass es abwärts spritze,
ein Steinteufelchen Wasser spie.

Marcello rennt quer durch Dangriga.
Es floh aus dem Zoo dort ein Tiger,
der Beute schon wittert,
da man ihn karg füttert.
Bis auf den Laternenmast stieg er.

Man sagt, Sami aus Dekemhare
spart für einen Rundflug schon Jahre,
und während er spart an
gewinnt im Hasard dann –
zu spät. Er lag schon auf der Bahre.

Adele rennt wild durch Gargellen,
entnervt von den Hunden, die bellen.
Kaum legt sich die Grille,
zerreißen die Stille
die Nachbar, die an der Tür schellen.