Gute Verrichtung

3 07 2011

für Kurt Tucholsky

Die meisten wissen’s wohl noch aus der Schule:
es gibt ein Parlament dort in Berlin.
Das ist ein Märchen, das die Harfenjule
erzählt, wenn sie die Fahnen dort aufziehn.
Geredet? ach, Du Gott. Nicht, dass ich wüsste.
Man ist jetzt abgekommen von dem Ding.
Da sind zu viel Fassaden und Gerüste,
was der Regierung schon zum Hals raus hing.
Man macht die Sache heute lieber schneller.
Gesetze? Lieferanteneingang. Keller.
Im Erdgeschoss wird höchstens noch gepredigt –
    erledigt.

Man hat den Reichstag lächelnd ausgeschaltet,
es merkt ja keiner und will ihn zurück.
Die Trümmer rauchen nicht. Sie sind erkaltet.
Das hat ja funktioniert. Na, so ein Glück!
Der Apparat tut so, als ob er schliefe.
In Wahrheit stirbt daran Demokratie
und zieht den Anstand mit sich in die Tiefe.
Das Kabinett zieht Fäden als Regie.
Jetzt kann man Deutschland endlich durchregieren.
Wem’s nicht gefällt, den wird man abservieren.
Das Grundgesetz? gefleddert und beschädigt.
    Erledigt!

Jetzt wird gefeiert, durch die Bank – nur feste!
wiewohl man uns verkauft unter der Hand.
Zwei Jahre noch. Es wäre jetzt das Beste,
man schliche heimlich sich aus diesem Land.
Kein Haushalt und kein Wahlrecht. Ein Theater,
bei dem die Reden tönen im Parkett.
Hauptsache, man liegt flach vorm Heilgen Vater!
Der Alte spricht! Wie ist das furchtbar nett!
Wohlan zum Kreuzzug! Rosenkranz! Zum Beten!
Dann treibt man uns mit Weihrauch und Trompeten
den Rest noch aus, wie es barmherzt und gnädigt –
    erledigt.