„Die PS-Zahl? Die ist richtig. Mehr schafft er nicht. Dreiunddreißig hätten wir gerne, aber das gibt er einfach nicht her. Er ist sonst ja einigermaßen gut, aber dreiunddreißig – das ist keine Frage der Einstellung. Das ist eine Frage der Leistung. Und da ist er nun mal, naja, einigermaßen schlecht konstruiert. Obwohl er ja auch seine guten Seiten hat, der Thilo Sport.
Ja, er ist ein wenig schwach auf der Brust. Keine 850 Kubikzentimeter, deshalb wird der Thilo ja auch gerne von Leuten gefahren, die nichts von Autos verstehen und eigentlich gar keins bräuchten. Er ist halt mehr so ein, wie sagt man, pragmatisch angeschaffter Gebrauchsgegenstand von Leuten, die auch mal mitreden wollen. Es ist halt nicht das klassische Herrenfahrerklientel, die stellen sich so ein Gelump nicht vors Haus, es sind die zu kurz Gekommenen. Die sagen sich dann: Hauptsache, Du hast ein Auto in der Garage, ob’s fährt, da schauen wir mal. Für einmal um den Block zum Zigarettenautomaten, da langt’s, aber andererseits frage ich Sie, braucht man da ein Auto?
Spurweite vorne ist 1.206 Millimeter, hinten sind’s 1.164. Konstruktionsbedingt, Sie sehen es ja. Vorne großspurig, und dann kneift er ihn hinten zusammen, der Thilo. Das macht angeblich etwas stromlinienförmiger, etwas beweglicher. Laut Unterlagen kommt er besser durch damit. Weil vorne der Motor sitzt und hinten der Kofferraum. Ist ja auch logisch, vorne reißen Sie die Klappe bis zum Anschlag auf – läuft öfter mal heiß, da die Maschine nicht besonders viel drauf hat, Sie kennen das ja – und hinten stellen Sie dann fest, dass da nicht viel Inhalt rein passt. Also falls Sie sich mit dem Ding mal so richtig in der Scheiße festfahren, immer erst wenden, vorne Klappe auf, warten, bis er überkocht, und den restlichen Schmadder abwischen. Wobei Sie mit dem Thilo Sport aus jeder Scheiße heil rauskommen. Das Ding hat ja kaum Tiefgang.
Aber vorsichtig, Radaufhängung vorne ist ein Querschläger. Noch so ein Konstruktionsfehler. Die anderen Modelle haben ab und zu mal einen mehr oder weniger deutlichen Rechtsdrall – zieht einfach so rüber, da müssen Sie gegensteuern, immer gut gegensteuern, sonst geht’s ab in den Graben. Mit etwas Übung kann man damit umgehen, und dann ist das natürlich auch nicht die einzige Modellreihe. Aber der Thilo ist absolut tückisch, der reißt einfach nach rechts aus. Eben noch in der Spur, kurz vom Gas runter, kuppeln, zack! haut die Kiste voll nach rechts ab. Das kostet Sie Kopf und Kragen, ehrlich!
600 Kilogramm, mehr ist nicht. Leichtgewicht. Dafür wendig. Spurtschnell, idealer Fluchtwagen, wenn Sie mal Probleme mit der Realität – kann mal vorkommen, die ganze Serie ist schon so komisch verbaut. Na, er ist eben ein Winzling. Immer in jede Lücke, hinten schräg, vorne haben wir an der Knautschzone auch schon gespart – Sie, das ist aber ungerecht! Der Thilo hat eine schiefe Schnauze, das stimmt, aber jetzt stellen Sie sich mal vor, Ihnen semmelt einer so richtig vorne rein. Sehen Sie? Das sagen alle, dass es nicht schade wäre darum.
Auf das Getriebe lassen wir nichts kommen. Beste Technik, vier Gänge. Ab dem zweiten alles synchronisiert, verstehen Sie – lahme Ente kann er von alleine, der Rest ist nachgemacht. Bodenprofil vom Goebbels Cabrio, der Thilo ist ja oben auch ohne, und die Schaltung mit Knüppel. Obwohl er ihn sonst den anderen überlässt. Scheibenwischer gibt’s nicht, den können Sie nur ohne Durchblick fahren. Bis zur Wand reicht’s ja meistens.
Ach so, die Federung wollte ich Ihnen noch zeigen. Sieht aus wie Eisen – deutsche Ware, alles vom Besten, so sieht das aus? Sieht das so aus? Das sieht so aus. Ist übrigens Gummi, falls Sie fragen. Vorne und hinten. Falls Sie mal einen Stoßdämpfer brauchen, da landen Sie überall weich. Bundesbahn, Bundesbank, egal. Führerisches, fahrerisches meine ich, fahrerisches Können nicht mehr notwendig!
Und die Karosserie, sehen Sie mal: Blech. Nur Blech, etwas anderes ist vom Thilo Modell S nicht zu erwarten. Reinstes Blech. Modell SS kriegen Sie gegen Aufpreis, der hat dann sogar Profilbleche. Aber ich wollte ja über die Karosserie reden, aus der Godesberger Serie noch. Selbsttragend. Da muss Eigenleistung nicht mehr erbracht werden. Dank des Hilfsrahmens – der lässt einen auch nach dem dritten Mal nicht mehr hängen. Und natürlich in richtigem Rot, nur echt in diesem rassischen, rassigen, wollte ich sagen, Rennrot. Sieht nur bei schlechter Beleuchtung braun aus, das täuscht. Da ist noch Rot dran.
Und dann: der Motor. Wenn Sie hohe Drehzahl wollen, und in dieser Baureihe brauchen Sie das unbedingt, dann bleibt Ihnen nur der Zweitakter. Vor, zurück, vor, zurück. Die anderen SPD-Modelle wankeln ja. Immer exzentrisch unterwegs, und am rechten Rand nicht ganz dicht. Na, dann lieber so ein Kleinzeugs, nicht wahr? Sage ich auch immer. Den Thilo Sport, wenn Sie so gar keine Ansprüche an Qualität und Inhalt haben, sondern einfach nur ein Trittbrett, um unter die Räder zu kommen, dann kann man den empfehlen. Wirklich! Und stellen Sie sich vor, wenn Sie den mit Benzin betanken aus Öl, das in islamischen Ländern gefördert wurde – der fängt sofort an zu stottern. Na, was sagen Sie jetzt?“
Satzspiegel