„Und die Nahles?“ „Kann nichts.“ „Ist aber eine Frau.“ „Gut, das erhöht ihre Chancen natürlich. Da kommt einer wie Steinbrück nicht mit.“ „Kann man für den nicht eine Seniorenquote einführen? Der ist doch schließlich schon in dem Alter, wo ihn die SPD in Rente schicken würde?“ „Ich dachte, der käme über den Veteranenbonus rein? Hat doch schließlich schon unter Merkel gedient.“
„Sie müssen mir mal erklären, was das alles eigentlich soll mit den Quoten.“ „Das ist wegen der Repräsentativität.“ „Repräsentativität? Wenn Sie etwas Repräsentatives wollen, dürfen Sie nicht so einen Kahlkopf wie Steinbrück nehmen – da sehen ja Merkels Hosenanzüge mit dem Doppelkinn noch repräsentativer aus!“ „Quatsch, so ist das gar nicht gemeint! Eine repräsentative Bundesregierung, die – also die repräsentiert nun mal die deutsche Bevölkerung.“ „Sind wir so hässlich? Das möchte ich doch wohl in Abrede stellen.“ „Ach was, es geht doch darum, dass die uns eben repräsentiert, also so, wie wir als Deutsche nun mal – also nach außen hin, verstehen Sie?“ „Wie Westerwelle? als Außenminister?“ „Nein! So, wie wir Deutschen…“ „Der Westerwelle repräsentiert uns doch, oder etwa nicht? Auf dem Papier, wollte ich sagen – in der Realität macht er ja ganz andere Sachen.“ „Herrgott noch mal, hören Sie doch zu – repräsentativ, das heißt, dass er eben stellvertretend ist für die Deutschen!“ „Stellvertretend? Das ist doch jetzt aber dieser Rösler?“ „Oh meine Güte, Sie sind aber auch zu vernagelt! Stellvertretend! So, wie die Deutschen sind, so soll sich auch die Regierung –“ „Ich verbitte mir das! Westerwelle ist ein Trottel, aber das trifft doch nicht auf alle Deutschen zu!“
„Wie soll ich Ihnen das bloß erklären… also denken Sie mal an die Bundesbürger. Da sind doch soundsoviel Prozent soundso alt, verstehen Sie?“ „Sie meinen jetzt die Seniorenquote? Aber das ist doch, weil sie den Steinbrück sonst nicht mehr in die Politik kriegen?“ „Das auch, aber das ist nicht das Thema. Es gibt ja auch soundsoviel Prozent Frauen.“ „Ja, das verstehe ich zum Beispiel nicht. Es gibt mehr Frauen als Männer, wozu brauchen wir denn da eine Frauenquote?“ „Um eben eine repräsentative…“ „Nein, wenn das stellvertretend sein sollte für die gesamte Bevölkerung, dann müsste man doch mehr als die Hälfte der Politiker mit Frauen besetzen, oder?“ „Das haben Sie wieder falsch verstanden.“ „Ach ja, stimmt – das würde wohl dem Gleichheitsgrundsatz widersprechen, und deshalb sind nur genau die Hälfte der Minister Frauen, richtig?“ „Stimmt, Sie haben es…“ „Und warum wollen Sie mir gerade erzählen, dass die Hälfte der Kabinettsmitglieder Frauen sind? Habe ich da etwas verpasst?“ „Nein, das ist ja…“ „Und deshalb werden auch nur dreißig Prozent der Vorstandposten Frauen?“ „Das ist jetzt eine etwas komplizierte Angelegenheit – das ist Realpolitik, davon verstehen Sie nichts.“ „Dachte ich mir. Realpolitik ist also das Gegenteil von repräsentativ. Ich werde mir das merken.“
„Das haben Sie jetzt nicht ganz richtig eingeordnet. Diese Quoten waren nicht unbedingt gedacht, die tatsächlichen Verhältnisse abzubilden. Das würde gar nicht klappen.“ „Klar, man müsste sonst viel zu viel beachten.“ „Wie meinen Sie das?“ „Gibt es in der Politik eine Quote für Arbeitslose? oder wenigstens eine für Rentner?“ „Sie meinen den SPD-Bundesvorstand?“ „Wie auch immer, wenn ein Drittel der Deutschen im Altersruhestand ist, könnte man dem nicht entsprechend Rechnung tragen?“ „Sie stellen sich das zu einfach vor, diese Leute wollen doch von Politik gar nichts mehr wissen, die sind größtenteils auch ziemlich…“ „Sie meinen dement?“ „Schließen Sie nicht von Heiner Geißler auf die anderen, ja?“ „Dann liegt es daran, dass Senioren wegen der geringen Restlebensdauer keinen Grund mehr sehen, sich in der Politik zu engagieren?“ „Das mag durchaus so sein, aber…“ „Könnten wir dann nicht auch dafür sorgen, dass sich Studierende nicht mehr öffentlich äußern? Das Studentenleben hat ja schließlich auch irgendwann einmal ein Ende.“
„Schauen Sie, man muss sich auf die Kategorien beschränken, die unser gesellschaftliches Leben bestimmen.“ „Weil es mehr diskriminiert, als Frau in Deutschland zu leben, als arbeitslos zu sein?“ „Normalerweise werden Frauen ja auch bei gleicher Qualifikation weniger in Spitzenämter gewählt.“ „Und was spricht Ihres Erachtens mehr gegen diese These, die gute Versorgung von Frauen mit Ein-Euro-Jobs oder die Bundeskanzlerin?“
„Es muss aber doch einigermaßen ausgewogen sein.“ „Ausgewogen und für zu leicht befunden.“ „Man kann doch nicht jede Gruppe ins Kabinett bringen, das geht doch gar nicht aus.“ „Was spricht gegen Doppelbesetzungen? Nehmen Sie eine Frau mit Integrationsproblemen und einen arbeitslosen Ossi, so schwer wird das doch nicht sein.“ „Und einen besserverdienenden Migranten ohne Berufsabschluss und eine alleinerziehende Rentnerin aus einer strukturschwachen Region?“ „Beide natürlich ohne Haustiere, aber zur Hälfte mit Wohneigentum.“ „Und katholisch, verwitwet und kinderlos?“ „Nur ab einem Jahreseinkommen über 750.000 Euro, sonst müssten sie Grundbesitz und Kriegsbeschädigungen haben.“ „Verstehe. Gute Idee übrigens. Was meinen Sie, ob wir dafür eine vernünftige Kandidatenaufstellung für die nächste Bundestagswahl zustande bringen?“ „Eher nicht. Es fehlt etwas. Etwas ganz Entscheidendes, wenn Sie mich fragen.“ „Es fehlt etwas? Was denn?“ „Der ganz normale Deutsche.“
Satzspiegel