„So ein richtig stockkonservatives Arschloch. Ganz recht, so einen bräuchten wir. Einen echten Macker, der den ganzen Drückebergern, Schlechtrednern, Leistungsverweigerern und Jammerlappen endlich mal ordentlich den Marsch blasen würde. Richtig authentisch. Knallhart, was sage ich: brutal. Das wäre eine echte Herausforderung – aber wenn wir so einen als Bundeskanzler hätten, mein lieber Scholli! Dann würde hier in Deutschland aber mal ein anderer Wind wehen!
Dieses richtungslose Geschwänzel von Merkel, das ist doch nicht zum Aushalten. Haben Sie ganz Recht, das ist alles ein erbärmliches Taktieren. Da braucht es klare Kante, Disziplin, und eherne Prinzipien, damit man auch mal etwas über Bord schmeißen kann. Da darf man sich nicht aus dem Konzept bringen lassen. Und vor allem, da muss Zug dahinter sein. Wenn man schon eine Koalition zum Regieren braucht, hat der Koalitionspartner auch die Hacken zusammenzuschlagen, wenn der Chef das Kabinett betritt. Diese Hampelmänner aus der FDP, die werden wir dann abschaffen. Das ist doch unwürdig.
Es war doch schon immer die Stärke großer Staatsmänner, ihr Land vor allem in den großen Gefahren nicht im Stich zu lassen. Noch haben wir keine Katastrophen zu fürchten, aber mit etwas Glück kann sich das ja bald ändern.
Was stellen sich die Leute denn so an? Was wollen die denn noch? Wir haben doch schon einen Aufschwung! Den muss man doch nun auch mal nutzen, schließlich brauchen wir das Geld, sonst weinen uns die Banken bald wieder die Ohren voll. Was stellen die Leute hier für Ansprüche? Man sollte die Regelsätze sowieso anders ansetzen. Es reicht aus, den Arbeitsunwilligen Essensgutscheine zu geben – nicht zu viel, sonst fangen die an zu tauschen, dann haben wir bald einen Schwarzmarkt und die Dinger gehen an die Börse – und die teuren Mieten muss man auch nicht subventionieren. Warum nicht Wohnheime? Wir haben nach dem Krieg ganz andere Sachen erlebt, die Deutschen sind ja inzwischen wirklich verweichlicht.
Kann man Demokratie essen? Sehen Sie, und deshalb ist es auch nicht die beste Staatsform, in der wir leben können. Weniger Demokratie wagen! Wir haben schließlich eine Vision – nein, ernsthaft! Es ist die Vision von unendlichem Wachstum, die Arbeit und Wohlstand schafft, bei wem auch immer. Wenn wir sehen, wie sich die Länder der Dritten Welt bis heute behauptet haben, dann ist es doch nur logisch, dass wir uns an ihnen orientieren. Außerdem ist dieser wirtschaftliche Niedergang und die Umgestaltung zur Billiglohnwirtschaft doch ein Garant für Stabilität. Wer nicht unbedingt sicher sein kann, ob er, seine Familie oder ein paar andere, die zufällig denselben Nachnamen tragen, den Tag überleben werden, wird auch weniger unangenehm auffallen. Und sind wir nicht alle für den Frieden?
Eben, einen der zupackt. Der unangenehme Wahrheiten aussprechen kann. So einen bräuchten wir hier. Dieses Genörgel ist nicht auszuhalten! Schließlich ist das hier eine Gemeinschaftsaufgabe, die uns alle etwas angeht! Ja, nicht alle – da hatte Sarrazin schon Recht. Wir müssen da auch etwas differenzierter herangehen. Das mit den Juden war übertrieben. So genau kann man sicher nicht herausfinden, wer nun echter Feind ist, das muss man dem gesunden Volksempfinden überlassen. Und natürlich ist es nicht so ganz korrekt, dass man sich seine Statistiken auf dem Klo auswürfelt. Das bringt einem nur Applaus von der Opposition, und das ist dann schlecht für die Umfragewerte. Wir müssen aber mehr die Unzufriedenen bedienen, die Stammtische und die Besserwisser. Wir brauchen eine entschiedene Linie, verstehen Sie?
Natürlich haben wir Fehler gemacht. In der Zuwanderungspolitik, in der Finanzpolitik, in der Steuerpolitik, bei den Renten, und das mit den Atomkraftwerken war auch überstürzt. Aber das ist ja das Schöne, dass wir nicht ewig leben. Es gibt da zum Glück eine Generation, die das ausbaden darf, und mit etwas Glück ist sie zu jung, um das zu kapieren. Oder noch nicht geboren.
Deutschland ist wieder – wer? keine Ahnung, das müssen Sie mich nicht fragen, ich halte mich aus den tagespolitischen Sachen ja größtenteils raus – und das sollte man in Europa auch zu spüren kriegen. Wenn wir nicht mit unserer Exportpolitik den ganzen Weltmarkt dominieren würden, dann hätte es doch Europa gar nicht bis in diese Krise geschafft! Das muss man doch wohl auch mal sagen dürfen! Und die Wüstenvölker, die Afghanen, diese Muselmanen da, natürlich muss man die wegbomben. Wofür werden unsere Soldaten denn ausgebildet, etwa zum Hütchenspielen?
Wir brauchen jedenfalls keinen Kanzler, der sich in den Talkshows mit Betroffenheitsadressen zu Wort meldet, das ist ganz richtig. Wir brauchen einen Kanzler, der in den Talkshows entschieden für die Politik der Bundesregierung eintritt – notfalls sollte er so tun, als hätte er sie verstanden.
Für die Krise besser rüsten. Die deutschen Arbeitnehmer auch an die Verhältnisse in anderen Volkswirtschaften gewöhnen – wir machen dieses ganze Theater mit der Globalisierung schließlich nicht zum Spaß, aber das müssen Sie uns nicht erst erklären – und sich dafür einsetzen, dass wir wieder eine klare Daseinsdefinition für die subelitären Kasten ins Bewusstsein bekommen: Rendite erwirtschaften, konsumieren, sozial verträglich abkratzen. Du bist nichts, Deine Währung ist alles!
Doch, wir hatten neulich mit seinem Hausarzt telefoniert. Helmut Schmidt ist noch ansprechbar.“
Satzspiegel