Klarmachen zum Kentern

6 10 2011

„Und jetzt den Kopf einziehen – der Mastbaum, Angela. Ja, der ist immer in der Höhe. Nein, das können Sie nicht gesetzlich regeln. Nein, dazu brauchen wir auch kein Gesetz, das man beschließt und nicht anwendet. Auch nicht auf Vorrat.

Jammern Sie nicht, das haben Sie sich selbst zuzuschreiben. Sie denken wohl, zwei Jahre mit der Leichtmatrosentruppe auf dem Feuerwehrteich herumzurudern sei Seefahrt? Dann willkommen an Bord, Angela, und falls es Ihnen entgangen sein sollte: Sie sind der Kapitän. Sie wollten hart segeln, jetzt haben Sie die Bescherung. Immer hübsch mit den Ideologen Schwimmwesten anlegen geübt, aber nie auf dem Wasser gewesen. Und dann fluchen, weil die erste Bö Sie aus den Latschen haut?

Vorsicht! Schon wieder fast gekippt – macht Ihnen das eigentlich noch Spaß, Angela? Eine Patenthalse nach der anderen? Erst den Kahn fast quergelegt wegen der Wehrpflicht, jetzt bricht der Baum aus, weil Sie unbedingt gegen den eigenen Wind von der Kernkraft weg wollen. Was soll das hier werden? Sie haben die Leitung auf diesem Schiff, verdammt – mal etwas aufschricken, und dann mal sehen, wie lange sich das Ding noch über Wasser hält? Hat Ihnen der Klabautermann ins Hirn gehauen?

Da haben wir den Salat – der Kahn krängt nicht, der Schwerpunkt liegt viel zu weit unter der Wasserlinie. Völlig steif. Das nennen Sie also eine seetüchtige Bildungspolitik. Schuten, wie? Viel Ladung, wenig Tiefgang? Und damit wollen Sie Deutschland retten? Sie haben das Problem nicht begriffen.

Die anderen Parteien haben es gerade so schön bewiesen im Superwahljahr, wie man mit den Wählern umgeht: immer schön draufkloppen, dann bringt man das Volk an die Urne. Nur stimmt es für die andere Partei. Beschweren Sie sich nicht, wenn Sie die Piraten aufpäppeln mit Ihrem Personal, die sparen sich einfach den Wahlkampf, weil den Ihre Leute besser können. Und zugleich labern Sie Ihre Leute ins Koma, damit sie ja nicht mehr zur Wahl gehen. Windstille? So wollen Sie vorankommen?

Also geistige Windstille. Eine marktkonforme Demokratie – sonst haben Sie keine Schmerzen? Befindet sich Ihr staatsrechtliches Denkvermögen gerade in zerlegtem Zustand? Hoch und trocken? Eine anonyme Teilhabe am politischen Meinungs- und Willensbildungsprozess ist also abzulehnen? Und Sie wundern sich, dass sich nicht einmal im Maschinenraum etwas bewegt? Na dann, Klarmachen zum Kentern!

Großartig, Angela. Sie haben es begriffen. Erst die SPD, jetzt die CSU und die FDP gleichzeitig mit deren tätiger Mithilfe. Seit sechs Jahren dicht am Wind, und dann alles andere totgesegelt. So kriegt man nicht das eigene Schiff auf Grund, so kriegt man die Schifffahrt zerstört, Sie Landratte! Was haben Sie sich eigentlich dabei gedacht?

Obacht, da geht gleich einer über Bord! Keine Ahnung, könnte der Bosbach sein, oder die Junge Union hat die Kauders schon über die Reling gekippt. Ihre Mannschaft mustert ab nach Gefühl und Wellenschlag, und Sie kriegen das höchstens aus der Zeitung mit? Von der Brötchentüte, was?

Kommunikation, Angela! Es nützt nichts, wenn die Mannschaft rätselt, was der Kapitän will. Es ist nicht besonders klug, in den Wind zu gucken und sich mit dem Steuermann Witze zu erzählen, wenn der Erste Offizier Bericht abstattet. Es ist auch keine Zeichen von Intelligenz, der Mannschaft Seemannsgarn zu erzählen, wenn Sie genau wissen, dass die Mannschaft es weiß. Ihre Kommunikation ist ein schlechter Scherz, und Sie sollten auf die Grundregel einer vernünftigen Kommunikation hören: Klappe halten und zuhören. Aber das hat sie ja nicht nötig.

Und dann das Übliche: das hat sie schon so gesagt. Natürlich hat sie das schon so gesagt. Der Kapitän war gegen den Atomausstieg, der Kapitän war dafür. Der Kapitän war gegen die Berufsarmee, der Kapitän war dafür. Der Kapitän war gegen die Griechenlandhilfen, deshalb ist der Kapitän jetzt so was von dafür, dass er jeden kielholen lässt, der auch nur wagen sollte, öffentlich dafür zu sein. Der Kapitän hat alles schon einmal so gesagt, weil der Kapitän schon immer für und gegen irgendetwas war. Weil der Kapitän immer schon keinen Kurs hatte und alle anderen daran schuld waren. Nur mal so als kleine Stilkritik, Angela: die Augenklappe sieht bescheuert aus. Lassen Sie die weg. Dass die CDU auf dem rechten Auge blind ist, wussten wir schon vorher.

Vorsicht – wollen Sie das Schiff etwa in die Klippen setzen? Warum lassen Sie dann direkt auf die Küste zusteuern? Wen haben Sie da ans Ruder gelassen, etwa Pofalla? Meine Güte, das muss Ihnen doch einer verklickert haben, dass der Mann nichts taugt. Auf Küstenklatsch geben Sie wohl gar nichts?

Reise reise! Wollen Sie nicht oder können Sie nicht, Angela? Soll ich Ihnen helfen? Wollen Sie der christlichen Seefahrt wirklich noch einen Dienst erweisen? Dann lassen Sie sich als Richtungsanzeiger patentieren. Ein Kompass, der nach Süden zeigt. Damit man weiß, wohin man zu steuern hat.“