„Oh sieh, oh sieh! wie hier im Stall
zu Bethlehem zur halben Nacht
ein Stückchen Nutzvieh, rund und drall,
der Bauerninnung Freude macht!
Das Tierchen zerrt und scharrt und brüllt,
ist pharmazeutisch gut versorgt,
der Lobby hübsch die Kassen füllt,
die’s ihrem Tierarzt gerne borgt.
Ach sieh, das Tier ist feist und keck,
steht bis zum Knie im eignen Dreck,
das Fleisch gibt es auf Krankenschein.“
„Das wird, mein Kind, der Ochse sein.“
„Ach schau, ach schau! die Bauern sind
vom Feld geeilt. Da liegen sie
so hingestreckt mit Weib und Kind,
gar lustig, denn sie schaffen nie.
Ein lieber Vater Staat ernährt
mit Trank sie, Geld und Gut und Speis,
nur leise, dass man’s nicht erfährt!
Dass niemand aus dem Volk es weiß!
Sie reden, und was ihnen quillt
heraus, die Scheun und Ställe füllt.
Darauf sie schlummern fest und fein.“
„Das wird, mein Kind, viel Stroh wohl sein.“
„Au weh, au weh! es tönt so grell,
es paukt und trombt die Engelschar,
dass mir das arme Trommelfell
vor lauter Krach erschüttert war!
Es blinkt und funkelt, scheußlich schön,
dass uns entgeht, ein Kindlein ist
in dieser Hütte nicht zu sehn.
Nur Ochs und Kuh und lauter Mist.
Für wen war diese heil’ge Nacht
mit Sang und Krach und Klang gedacht?
Wem fiel dies Durcheinander ein?“
„Du wirst, mein Kind, der Esel sein.“
Satzspiegel