Guckindieluft

Schau an, schau an – Herr Präsident
wird freundlich unterstützt?
Von wem wohl? einer, den man kennt?
Dem das zufällig nützt?
Die eine wäscht die andre Hand.
Solange keiner spricht,
ahnt niemand dort im ganzen Land,
wer wen warum besticht.
Und jeder weiß, die Sache stank,
der Zahn war schon von Anfang krank –
er kann nicht widerstehen.
    „Ich habe nichts gesehen!“

Ach was, ach was – Gesetz und Recht,
die sind fürs Personal.
Für Deutschland reicht es, schlicht und schlecht,
mit Muttchens dritter Wahl.
Das maßt sich jeden Vorteil an,
das rafft und reißt und nimmt,
die Zeche zahlt der kleine Mann –
nur, dass die Rechnung stimmt.
Spricht sich von allem Diebstahl frei,
verzeiht sich Augenwischerei
und gibt sich noch empört.
    „Ich habe nichts gehört!“

So denn, so denn – es kümmert ihn
die Presserfreiheit wenig.
Zum Emir paradiert er hin,
der kleine Aushilfskönig,
stolziert und gockelt, gickt und kräht,
und pickt nach jeder Gabe,
was ihm die dünne Hose bläht
vor Imponiergehabe.
Ihm schwillt der Kamm. Vorbei die Frist.
Die andern kratzen’s aus dem Mist.
Er fühlt sich noch bestärkt.
    „Ich habe nichts gemerkt!“

Nun gut, nun gut – das Volk verlangt,
dass er sich schnell erkläre,
wo ihm das güldne Sternlein prangt.
Und man greift in die Leere,
denn mehr als Nebel gibt er nicht,
ein laues, blaues Lüftchen,
und wenn er auch von Wahrheit spricht,
das ist ein mattes Düftchen,
das ihn, das Amt und uns umweht.
Schon schweigt er wieder still. Zu spät,
er hat genug verbrochen.
    „Ich habe nichts gerochen!“

Wohlan, wohlan – der Weg wird schwer,
dem Volk platzt längst der Kragen.
Es würde jeden Amtmann, der
dies wagt, zum Teufel jagen.
So selbstverliebt der Herrscher sich
im trüben Wasser spiegelt,
und im Parteibau sicherlich
wird auf- und abgewiegelt.
Noch während man die Messer wetzt,
guckt in die Luft er bis zuletzt –
um sich selbst lobzupreisen.
    „Das muss man mir beweisen!“