Tod? Sicher!

8 02 2012

„Sockenpflicht in Sandalen?“ „Poppt gar nicht.“ „Anschnallgurt in der Wahlkabine?“ „Dann doch lieber Helmpflicht beim Wählen.“ „Blödsinn, die meisten lassen doch eh ihren Kopf zu Hause.“ „Ja Leute, jetzt mal etwas voran – der Innenminister will morgen vor die Presse, da müssen wieder ein paar Vorschläge auf den Tisch, sonst kommt er nicht in die Schlagzeilen!“

„Man müsste ein Gesetz gegen Streuzucker…“ „Bei den klimatischen Bedingungen derzeit doch wohl eher eines für Streusalz.“ „… und für mehr Süßstofftabletten…“ „Aber das ist doch auch nicht gesund. Außerdem weint die Aigner wieder, wegen ihrer Zuckerrübenzüchter.“ „… im Kaffee.“ „Der ist doch eh gesundheitsschädlich, den sollte man auf der Stelle ganz verbieten.“ „Das macht aber der Gesundheitsminister.“ „Der macht doch nie etwas.“ „Ja, aber wenn er machen können würde, dann täte eben er, was er sollen müsste.“ „Jetzt lassen Sie den Kollegen halt mal ausreden!“ „Wenn man die Milch erst eingießt, und dann keinen Zucker, dann braucht man keinen Löffel und sticht sich auch nicht die Augen aus.“ „Entschuldigung, das würde Friedrich nie öffentlich sagen.“ „Zu beknackt?“ „Nein, aber keiner traut ihm derart komplexe Gedanken zu.“

„Keine scharfen Papierkanten mehr.“ „Müssen wir jetzt das Schreibpapier rund feilen?“ „Wie wäre es mit Klarsichthüllen?“ „Das schafft Arbeitsplätze, und es sieht auch so schön ordentlich aus.“ „Aber an den Klarsichthüllen kann man sich doch auch wieder schneiden, oder?“ „Heftklammern werden nur noch in gebogenem Zustand verkauft.“ „Und wenn man damit etwas heften will?“ „Sie wollen hier wohl zu terroristischem Fehlverhalten aufrufen, was?“ „Ist das schon Fehlverhalten, nur weil ich terroristisch unwirksame…“ „Sie wissen genau, was ich meine!“ „Büroklammern nur noch im aufgebogenem Zustand.“ „Aber dann kann man sich doch erst recht daran stechen.“ „Dann nur noch in zugebogenem Zustand.“ „Oder alles verlötet.“ „Dann kann man damit aber nichts mehr…“ „Dann nehmen Sie eben Reißzwecken, verdammt!“ „Sie wollen uns wohl alle umbringen?“

„Hier, Tapeten!“ „Kann man die denn mit Büroklammern anbringen?“ „Mit Reißzwecken vielleicht.“ „Die müssen doch irgendwie an der Wand halten.“ „Haben Sie mal von Tapetenkleister gehört?“ „Ist der nicht giftig?“ „Warum?“ „Dann ist er nicht kindersicher.“ „Wer würde denn auch seine Kinder tapezieren lassen?“ „Wahrscheinlich lecken bei ihm immer die Kinder die Tapeten ab.“ „Oder er klebt seine aus Versehen an die Wand.“ „Man muss doch die Tapeten – also falls man an denen leckt – meine Güte, denkt denn keiner an die Kinder!?“ „Sie lecken also an Ihren Tapeten und wollen, dass wir dabei an die Kinder denken?“ „Nein, das, äääh…“ „Warum kommen Sie uns dann mit so einem Unfug?“ „Falls Kinder an der Tapete lecken, dann muss man doch etwas tun!“ „Falls, ja. Aber warum denn vorher?“

„Sockenpflicht in Sandalen?“ „Das hatten wir schon.“ „Aber mit den Vorschlägen kann man einen Innenminister wenigstens eine ganze Woche lang beschäftigen.“ „Welchen Unterschied macht das?“ „Dann geht er einem sieben Tage lang nicht mit irgendwelchem Sums auf den Geist.“ „Gut, also Straßenverkehr?“ „Immer her damit.“ „Gurtpflicht beim Autowaschen?“ „Oder beim Staubsaugen im Wageninnern.“ „Wieso?“ „Weil’s der Innenminister sagt.“ „Oder Helmpflicht für Dreiradfahrer?“ „Wie wär’s mit Mindestlesedauer für Verkehrsschilder?“ „Oder: höchstens drei Verkehrsschilder pro Minute lesen.“ „Wie wird das bestraft?“ „Was bestraft?“ „Die Zuwiderhandlung.“ „Muss man die nicht erst einmal feststellen können.“ „Nö. Hauptsache, man kann alles unter Strafe stellen.“ „Blinkpflicht vor dem Stoppschild?“ „Blinken statt Stoppschild?“

„À propos Internet, hätte man da nicht auch eine Menge…“ „Man könnte beispielsweise Betrug im Internet verbieten.“ „Oder Verleumdung.“ „Das ist doch sinnlos, die sind doch außerhalb auch schon verboten.“ „Aber noch mal ist doppelt gut.“ „Und doppelt hält besser.“ „Und Friedrich wird den Unterschied merken?“

„Können wir nicht einfach alles, was verboten ist, verbieten?“ „Und das ist dann sicher?“ „Hat keiner behauptet.“ „Gibt es eigentlich ein Gesetz gegen Terrorismus?“ „Müsste man mal schauen.“ „Auch im Internet?“ „Anschnallgurte im Internet!“ „Lieber Schutzhelm.“ „Oder doch keine scharfen Papierkanten.“ „Wieso?“ „Lassen Sie sich ihr Internet nicht ausdrucken?“ „Diese Tapeten auf den Browserseiten, sind die selbstklebend?“ „Sie meinen die Bildschirmhintergründe?“ „Die lädt man doch auch runter.“ „Aber die sind nicht…“ „Immerhin lecken da keine Kinder dran.“ „Wissen Sie das auch sicher?“ „Kann man dieses Internet eigentlich auch in Klarsichthüllen verpacken?“

„Und die Terroristen?“ „Kann man denen das Papier wegnehmen?“ „Lieber die Klarsichthüllen.“ „Nein, die Reißzwecken sind gefährlich.“ „Wir brauchen sofort ein Gesetz, dass man Reißzwecken nur noch mit Schutzhelm und Sicherheitsgurt anfassen darf.“ „Und kindersichere Tapeten sind nur in Begleitung angeschnallter Büroklammern zulässig.“ „Großartig. Und die Terroristen?“ „Tragen die Sandalen?“ „Die werden uns bei einem so unfähigen Sicherheitsminister irgendwann alle in die Luft jagen.“ „Sicher?“ „Bombensicher.“ „Gut, das nenne ich eine echte Perspektive.“ „Wie verkaufen wir das dem Innenminister?“ „Irgendwas mit Tod. Und sicher.“