„Du, Angie?“ „Ja, Fipsi?“ „Angie, ich habe mir da mal was überlegt.“ „Hahaha! Der ist klasse, Fipsi! Haha, überlegt – Du! Hahaha!“ „Angie, jetzt hör…“ „Haha, den erzähl ich nachher Horst!“ „Jetzt hör mir doch mal zu, Angie! Wir haben noch eine Seite frei in der Kundgebung des Koalitionsausschusses. Da könnten wir ein paar tolle Ideen reinschreiben, oder?“ „Wollen wir den Atomausstiegsausstieg jetzt doch machen?“ „Nee, das ist viel zu kompliziert.“ „Würde aber Parteispenden bringen.“ „Wir machen doch schon das mit der Solarenergie.“ „Du meinst: das ohne Solarenergie.“ „Oder wir führen den Mindestlohn von einem Euro ein.“ „Da ärgert sich die Uschi, aber das bringt Euch auch nicht über die Fünf-Prozent-Hürde.“ „Wie wäre es mit einem bedingungslosen Grundeinkommen?“ „Fipsi, hast Du wieder was geraucht?“ „Doch nicht für diese – wie heißen die noch?“ „Steuerzahler?“ „Richtig. Nur für die Presseverlage, Angie.“
„Fipsi, das geht doch nicht.“ „Wieso soll das denn nicht gehen? Etwa, weil wir mit unserer Mehrwertsteuerabsenkung für die Hotels schon mal die Falschen bedient haben?“ „Das ist wieder so was mit Internet.“ „Und?“ „Davon verstehen wir doch nichts.“ „Aber Ihr macht doch ständig was mit Internet. Sogar Horst war da neulich mal drin, weil es sein Faxgerät nicht mehr tut.“ „Ja, aber wie das alles funktioniert – habt Ihr da Ahnung?“ „Wir haben die Sabine.“ „Und die versteht was davon?“ „Quatsch, die ist genau so doof wie Du.“ „Fipsi, wenn Du frech wirst, dann…“ „Nein, echt! Und das Tolle ist, die meisten halten sie immer noch für eine Art Bürgerrechtlerin.“ „Hahaha, Bürgerrechtlerin! Der ist wirklich gut! Hahaha!“ „Ist das nicht ganz große Klasse, Angie?“ „Bürgerrechtlerin, haha! in der FDP! Hahahahaha!“ „Angie!“
„Nein, sag doch mal: was wollt Ihr denn jetzt damit machen?“ „Mit diesem Leistungsschutzrecht? Wie immer. Umfallen.“ „Und wie soll das gehen?“ „Weißt Du doch, wir können das.“ „Klar, Fipsi. Aber wie und wozu?“ „Wir haben uns das nämlich so gedacht: als erstes ist Sabine dafür.“ „Weil Ihr in einer Koalition mit uns seid.“ „Blödsinn – dann müsst sie ja dagegen sein, schließlich seid Ihr die CDU.“ „Das verstehe ich jetzt wieder nicht.“ „Das ist wie mit Gauck. Wir kippen immer irgendwann zu der Seite, wo man’s nicht erwartet.“ „Und dann ist Sabine gegen das Leistungsschutzrecht?“ „Das macht uns gute Presse – damit schaffen wir wieder fünf Prozent.“
„Und diese Dings, diese – na!“ „Diese Bürger?“ „Bundesbürgerinnen und Bundesbürger, richtig. Die könnten doch protestieren, oder?“ „Sicher, Angie. Aber seit wann hat uns das gestört?“ „Und das wird auch ganz sicher funktionieren?“ „Jetzt reg Dich doch mal ab, Angie. Schau mal, damit haben wir endlich Rechtsunsicherheit.“ „Wirklich? Du hast doch aber immer das Gegenteil behauptet?“ „Das war im Wahlkampf, Angie. Außerdem sind wir die FDP, schon vergessen?“ „Fipsi, ich verstehe das alles nicht mehr.“ „Guck mal, die Leute können doch jetzt alle möglichen Sachen in dieses Internet reinschreiben.“ „Und das ist damit vorbei?“ „Wir sind dagegen. Als FDP, versteht sich.“
„Aber jetzt erklär mir doch mal, warum die Wirtschaft dagegen ist.“ „Woher soll ich denn das wissen, Angie?“ „Bist Du nicht Wirtschaftsminister, Fipsi?“ „Haha, Deine sind aber auch gut!“ „Wird das denn nicht viele Arbeitsplätze kosten?“ „Nicht, solange wir noch unbeschäftigte Anwälte haben, die Abmahnungen schreiben können.“ „Du meinst, damit kriegen wir diese Bürger da aus dem Internet raus?“ „Zumindest können wir ihre Privatmeinung ganz gut kontrollieren, wenn sie nicht immerzu Nachrichten über uns lesen.“ „Toll. Und das geht echt?“ „Klar, Angie. Wie alles, was wir machen.“ „Diese linken Zeitungen schreiben aber wieder, dass wir Arbeitsplätze in Deutschland abbauen.“ „Angie, das schreiben die immer.“ „Und, bauen wir Arbeitsplätze ab?“ „Nur in den kleinen Firmen. Die großen Konzerne interessieren sich doch nicht für die Rechtslage. Denen ist das herzlich egal, was Deutschland für Gesetze macht.“ „Und wenn ich die Ilse mal fragen würde, ob…“ „Angie, bitte!“
„Fipsi – ich kriege Gewissensbisse. Hätte man nicht lieber an die Bürgerinnen und Bürger denken sollen, die das alles bezahlen?“ „Hör mal, die Kohle für die Banken hat auch nicht der Papst gestiftet.“ „Müssen wir denn immer irgendwelchen Leuten helfen, die sich in die Scheiße reiten?“ „Angie, wir sind der Staat!“ „Du meinst, wir dürfen die Märkte nicht im Stich lassen?“ „Nein, Angie. Nur das Volk.“ „Hätten wir nicht lieber jemanden retten sollen, der systemrelevant ist und alternativlos?“ „Du meinst, diese Zeitungen sind Dir nicht wichtig genug?“ „Das sind doch gar keine Leistungsträger.“ „Doch, sind sie. Früher waren sie mal gut, heute sind sie leistungsträger.“ „Das darf aber keiner merken, Fipsi.“ „Jetzt reg Dich mal nicht auf, wir machen das wie mit den Griechen. Da weiß ja auch keiner, dass wir das Geld den deutschen Bänkern geben und nicht den Arbeitslosen in Athen.“ „Und wie machen wir es hier? Irgendwas mit Kindern ist doch dufte.“ „Hatten wir schon zu oft. Wir reden von den Urhebern.“ „Ist das denn nicht richtig, Fipsi? Geht’s denn nicht um die“ „Ach, Angie…“
„Du, die sagen ja in der Opposition teilweise, dass das Bundesverfassungsgericht die Sache sogar kippen könnte.“ „Sehe ich auch so.“ „Wie, das siehst Du auch so?“ „Angie, die richtig guten Juristen – nicht solche Knallköpfe wie die Sabine und der Guido – die sagen schon lange, dass das alles Schrott ist.“ „Weshalb denn das nun wieder?“ „Informationsfreiheit, Angie.“ „Und die kriegt man nicht weg?“ „Nur mit dem Grundgesetz.“ „Warum machen wir das dann? Das wird uns irgendwann alles um die Ohren fliegen?“ „Uns, Angie?“
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