„Oder wollen Sie doch lieber den in Buche geflammt? Macht mehr her, ist aber trotzdem billig und verbrennt rückstandsfrei. Also genau das Richtige für die FDP.
Ging ganz schön schnell, nicht? Gerade noch ganz plötzlich das Ergebnis verdoppelt, bis knapp unter die Fünf-Prozent-Hürde, dann Wachkoma, und jetzt schon platt. Abgenippelt. Erlöst. In der ewigen Seligkeit. Kalt, steif und leblos. Obwohl, das war sie ja schon seit Jahren. Der endgültige Verfallsprozess war ja bloß noch eine Frage der Zeit. Und wenn man dann nicht mehr, Sie wissen schon, weil alles schwerer wird, und dann wäre es besser, wenn nun endlich –
Ganz diskret. Das kriegt keiner mit. Bei Nacht und Nebel. Einfach so raus, Klappe zu, fertig. Sehr taktvoll und ohne großen Lärm. Am nächsten Tag sieht es schon aus, als hätte es die FDP nie gegeben. Spurlos weg. Was danach kommt, geht nur noch die Hinterbliebenen etwas an. Falls es die überhaupt noch gibt. Nein, ich frage nur. Auf der Beisetzung zeigt sich sicher keiner gerne.
Sie bekommen hier ja alles. Kostenreduziertes Komplettpaket für Liberale. Frühstück für die Bestattungshelfer geht selbstverständlich zu halbem Mehrwertsteuersatz. Einschließlich Totenwaschung mit allen Wassern und Totenhemd mit Taschen. Begräbnis mit militärischen Ehren ist extra, wieso? Ach so, wegen Wulff. Nein, das haben Sie falsch verstanden. Nicht jedes korrupte Arschloch hat Anspruch auf einen kostenlosen Zapfenstreich. Den müssen Sie schon selbst bezahlen. Fragen Sie mal bei den Pharmakonzernen, vielleicht haben die noch ein paar kleine Scheine übrig.
Urnengrab? Gerne, das können Sie sich wohl noch leisten. Wegen der Grundstückspreise, meine ich. Sie sind ja nicht mehr so gut bei Kasse, habe ich gehört. Da bietet sich eine Einäscherung an. Mit Asche kennen Sie sich ja aus, habe ich gehört. Mit sehr viel Asche. Andererseits, so, wie die FDP in der letzten Zeit abgesoffen ist, könnte ich mir für Sie auch gut eine Seebestattung vorstellen. Das würde doch hervorragend zu den Liberalen passen: man weiß noch ungefähr, wo der ganze Kram lag, als man ihn versenkt hat, kommt jetzt aber nicht mehr dran, um noch etwas zu verändern. Abbaubare Urne selbstverständlich. Da bleibt nichts nach.
Kondolenzbuch? Dann schlage ich vor, dass Sie gleich eine eigene Spalte für Spenden einsetzen. Sonst können Sie sich die ganze Feier nicht leisten. Natürlich können wir bei Ihnen noch jede Menge sparen. Kein Thema, da lassen wir eben ein paar Extras weg. Brauchen Sie Kerzen? So mit Standleuchtern? Brauchen Sie nicht? Klar, stilvoll passt nicht zu Ihnen, dann lieber ohne. Also ohne Kerzen. Blumen müssen wir auch nicht haben. Vielleicht spendieren ja Ihre Freunde aus der Hotelbranche noch ein kleines Sträußchen? Nicht? Na, hätte ja sein können. Was Ausrangiertes, damit es in den Rahmen passt. Und Wurfblumen? Die, wenn das Grab offen ist? Zum Nachwerfen? Ach, Sie sind ja eher für Vorwürfe. Können wir sparen. Bisschen Sargschmuck sollte aber sein. Wissen Sie, das macht die Sache leichter. Wie finden Sie den Efeu hier? Plastik, abwaschbar. Spätrömisch. Statt Kranzspenden. Was sollte man da auch auf die Schleifen draufschreiben? ‚Ruhe unsanft‘?
Es gibt trotzdem Verwaltungsvorschriften, die wir einhalten müssen. Zweite Leichenschau vor der Einäscherung. Absolute Pflicht. Das muss sein. Ich meine, wer die FDP zuletzt gesehen hat, würde nie auf den Gedanken kommen, den Sarg noch mal zu öffnen. Tot ist tot, aber so tot, das ist – nein, ich mache das nicht. Aber es muss eben sein.
Möchten Sie eventuell Trauerbegleitung? Eine spezielle Abschiedszeremonie? Betreutes Heulen? Wir könnten den Sarg in ein Wahllokal schieben, dann machen alle noch mal ihr Kreuzchen, wir zählen die anderthalb Prozent aus, der Rösler hält eine tolle Rede, dass diese Sozialisten aus der CDU schuld sind, und dann karren wir den ganzen Mist ins Krematorium.
Brauchtumspflege? Ja, machen wir auch. An was hätten Sie da gedacht? Verfassungsfolklore mit der Justizministerin? Oder wollen Sie Westerwelles Autogrammkarten als Sterbebildchen verteilen? Ach so, ja. Das. Machen wir auch. Wir brechen ihr die Finger, damit sie den Sarg nicht mehr von innen aufkriegt. Und Bauchlage, damit sie sich nicht nach oben gaben kann. Sicher ist sicher. Ich schätze, Ihr Wirtschaftsflügel kennt sich mit Voodoo aus?
Das hören wir Bestatter häufig, dass wir alle nur geldgierig sind und die Leute bescheißen wollen. Insofern wundert es mich, dass gerade Sie mir das vorwerfen? Na? Weil die Leute eben kein Geld mehr haben. Dann sagen Sie uns das doch gleich, dass Sie blank sind, dann finden wir schon eine Lösung. Der Trend geht zur Sozialbestattung, und auf Kosten der Allgemeinheit Geld ausgeben dürfte Ihnen ja nicht ganz unbekannt sein, richtig? Dann machen wir hier ein Sonderangebot, einfachste Art, komplett ohne Luxus, sang- und klanglos unter die Erde, anonym verbuddeln und fertig ist der Lack. Und wissen Sie was, das ist doch so auch viel schöner. Oder denken Sie etwa, irgendwer möchte noch an die FDP erinnert werden?“
Satzspiegel