Auf den Putz

30 04 2012

„Und einen Industriesauger. Essig, rückfettende Schmierseife und Öl für die Holzflächen. Haben Sie vielleicht auch Politologen? Na, ich dachte, für die Möbel. Soll ja noch ein Jahr halten.

Wir hauen hier nämlich mal richtig auf den Putz im Kabinett! Auf den Frühjahrsputz, wenn Sie es genau wissen wollen. Das muss einmal im Jahr sauber und ordentlich aussehen. Realpolitik können wir danach immer noch machen.

Die Gardinen ab, und dann kräftig durchlüften. Hier hängt ja überall noch Mindestlohn herum – furchtbares Zeug, sage ich Ihnen. Furchtbar. Das treten Sie sich einmal rein, das kriegen Sie nie wieder raus. Oder hier, Finanztransaktionssteuer. Aus dem Urlaub mitgebracht. Souvenir aus Paris. Sie, ich sage Ihnen, das vermehrt sich wild! Das kriecht Ihnen unter die Fußleisten und unter die Fensterrahmen – wenn Sie nicht aufpassen, dann wuchert Ihnen das an der Fassade entlang und von draußen sieht alles nach Finanztransaktionssteuer aus. Mörderisch. Und das sieht wie echt aus.

Wir haben extra ein paar Kartons freigemacht. Aus der Oberfinanzdirektion Frankfurt. Und aus der Privatsammlung von Steinbrück. Irgendwo muss man ja die alten Sachen einlagern. Und da haben wir eben ein paar alte Akten entsorgt. Jetzt ist das hier ein bisschen staubig geworden, aber das ist nun mal so. Zieht man sich eben einen Kittel an. Und Kopftuch. Nein, doch kein Kopftuch, sonst fängt die Schröder wieder mit ihrer Anti-Deutschland-Debatte an, das kann ich gar nicht ab. Lieber so Plastikhauben. Für den Parteivorstand bitte nur je ein Paar Haushaltshandschuhe. Die machen sich nicht die Finger schmutzig. Und für Schäuble bitte Gummi. Der hinterlässt so ungern Spuren.

Stoßen Sie mir den Rettungsschirmständer nicht um, das gibt hässliche Flecke. Die sind vom letzten Mal noch nicht wieder weg. Da müssen wir nicht noch mehr haben.

Früher haben wir alles nass durchgewischt, aber davon nehmen wir inzwischen Abstand. Also aus rein versicherungstechnischen Gründen. Das Vizepersonal wird immer unbeholfener – erst dieser Westerwelle, zwischendurch Rösler, jetzt haben sie gerade Lindner aus dem Laufstall gelassen – das geht nicht gut. Abgesehen davon, dass die alle so furchtbar schlurfen, weil sie nicht hochkommen, wie stellen Sie sich das bitte vor? Sollen wir hinter jedem von denen einen Gleichgewichtsbeauftragten herlaufen lassen? Und dann: Parkett. Am besten noch international verlegt. Da können Sie ja gar nicht so schnell nachbohnern, wie hier Liberale auf die Seite fallen. Machen wir nicht mehr.

Zahnpasta? Kartoffelwasser? Brauchen wir nicht. Wir haben unser Silber verkauft. Dann brauchen wir es nicht mehr zu putzen, und von den Zinsen, weil wir es ja zurückgemietet haben, und die Differenz, weil wir uns davon neues Silber kaufen wollten, das… Haben Sie Silberputztücher?

Dieses ganzen Schmierränder! Unser Altbundespräsident, der ja eine hervorragende Arbeit gemacht hat – ich frage mich manchmal, woraus der hervorgeragt haben soll, wissen Sie das? – der hat zu oft diese Springer-Blätter dabei gehabt. Die reinsten Schmutzfänger. Dreck und Lettern. Und das färbt ab, kann ich Ihnen sagen. Das färbt enorm ab auf die Umgebung. Wenn Sie damit Geld anfassen: alles schwarz. Schlimm!

Systematisch Putzen, darauf kommt es an. Wir haben uns nämlich jetzt dafür entschieden, den ganzen Langzeitschmutz endlich in den Griff zu kriegen. Diese ganzen Ablagerungen, die Sie nie wieder aus den Ritzen kriegen. Den hessischen Landesverband. Die Steinbach. Von der Leyen. Ich meine, was wir allein an Schimmel wegbekämen, wenn wir endlich die Kauders los wären!

Bitte auch die beiden anderen Drecksäcke hier. Da kommt zusammen, was zusammen gehört. NSU und die Überreste von den kaputten Trojanern. Das ist zwar alles Müll, aber das müssen Sie nicht extra trennen. Einfach schnell weg damit. Ach was, hier! Gleich unter den Teppich damit!

Dies Orangenspray gegen Fettfinger ist gut, aber diese blaue Lotion mit Putzkörpern kann auch was. Wir werden hier eine gemeinsame Lösung finden.

Gehen Sie bloß nicht zur FDP. Die macht Ihnen die Böden stumpf. Einmal mit diesem ‚Bruttonetto‘ gefeudelt – richtig Löcher im Laminat. Da können Sie zusehen, wie das versickert. Und teuer ist das. Teuer! Die verkaufen Ihnen ja auch immer nur Komplettpakete. ‚Wachstum & Kosmetik‘, gut, das war nur ein Doppelpack Heißluftreiniger, und dann dieses ‚Mild & Liberal‘ – Hände weg! ‚Mitfühlend zum Boden‘, pah! Das fräst Ihnen die Dielen durch!

Weil hier jeder seinen ganzen Mist liegen lässt, das sind doch die Tatsachen! Was hatte der Niebel angekündigt? Den ganzen alten Müll aussortieren und richtig Geld sparen? Hatte ich in Erinnerung. Und jetzt schleppt er uns seinen eigenen Hausmüll an, und wir dürfen das recyceln. Nicht zu fassen.

Das wäre dann hier der Sperrmüll. Dafür haben wir einen Container gemietet. Flexidingsbums, Betreuungsgeld, Atomausstiegsausstiegsausstieg. So Sachen halt. Fiskalpakt. Pendlerpauschale. Und wenn Sie schon mal dabei sind: können Sie nicht die FDP gleich mit reinschmeißen?“





Ponywerbung

29 04 2012

Nicht der Euro, nicht die Erderwärmung, nicht Millionen Tonnen Öl im Ozean werden uns in den Abgrund reißen. Philipp Rösler, Chefknalltüte der Regierungssplitterpartei FDP, hat die Gefahr für die irdische Zivilisation ausgemacht. Die Grünen haben Ponywerbung verboten. Sagt Rösler. Vermutlich hat das Hottehü bei ihm ein paar Mal zu oft den Kopf erwischt. Den übrigen Pferdemist wie immer in den Suchmaschinentreffern der vergangenen 14 Tage.

  • ertrinkender gartenzwerg: Rösler heißt der Frosch.
  • zahnspange body modification: Wollen Sie das Ding von hinten in Ihren Schädel implantieren lassen?
  • wasserbett mit schlauch leerbekommen: Das geht mit dem Taschenmesser viel schneller.
  • witzbild chemiker: Vorsicht, er wird leicht sauer.
  • drakonische mastkuren: Was isst man denn so in Drakonien?
  • chicken-haxen mit pommes frites rezept: Alternativ gibt’s Ochsenflügel.
  • klischee welche schokolade ist die gesündeste: Die mit ganzen Kalorien.
  • starkbier tanzäffchen: Für Kasatschok müssen Sie Hochprozentiges einfüllen.
  • dienstvorschrift dhl paketdienst: Denken gehört nicht dazu.
  • option quer eiche hell: Werden Särge nicht immer längst begraben?
  • erfahrungen mit erfahrungen: Das ist Metaware.
  • hampelmännchen dosierung: Fünf Prozent.
  • teppichkleber durchsichtig: Falls man mal Glasdecken einzieht.
  • akten sicher aus regal holen: Vorsichtshalber den Ordner gar nicht öffnen.
  • dr. guttenberg akne globuli erfahrungen: Bei ihm hat’s besser angeschlagen als bei Westerwelle.
  • meniskus knie klemmt: Wo auch sonst.
  • drecksack aufbewahrung: In Deutschland werden die nach der Karriere meist im Aufsichtsrat entsorgt.
  • bastelvorlage zwerg feuer: Planen Sie etwas mit Gartenbeleuchtung?
  • küchenkraftwagen versteigerung: Vom Kühlschrank bis zum Backofen schaffen Sie es doch wirklich zu Fuß.
  • organzabonbon grün: Fusselt.
  • käsespender: Da kommt dann pro knopfdruck ein halber Meter Emmentaler raus?
  • wo finde ich vorlagen für einen schützenvogel?: Hier nicht.
  • darf man das holbeinpferd freiburg einfach so bemalen?: Nein, nur mit Pinsel und Farbe.
  • kleines hampelmännchen für babys wieviel kügelchen geben: Eine reicht.
  • drano als abbeizer für holz: Bei Edelhölzern sollte es schon Domestos sein.
  • meniskusoperation wie lange strümpfe: Bis knapp unters Knie.
  • blechdosenritter: Litten manchmal unter Rostalgie.
  • maiglöckchen-polkanoten: Zur Not Blumenwalzer.
  • längsschnitt von der frisur: Und den Kopf beim Sägen bitte ruhig halten.
  • lobbyismus pflegeversicherung 2013: Wir zahlen bald Bahrgeld.
  • malvorlage ampel: Seit der Saarland-Wahl ist die Rot wieder unten.
  • auswaertiges amt 2012 dienstanweisungen: Waffenspenden werden nicht mehr entgegengenommen.
  • hamster türstopper: Drei Hamster sind ein Dackel.
  • klassismus hipster: Selbst Schuld.
  • kupferarmband dicke: Sport ist wirksamer.
  • reuth gartenzwergfabrik: War das ein FDP-Parteitag?
  • rasensprenger vom nachbar berieselt mein grundstück: Wir werden alle sterben.




In fünf Zeilen um die Welt. Limericks (LXXXIX)

28 04 2012

Frau Lorck wollte in Kopenhagen
den Weihnachtsbaum selbstständig schlagen.
Bei vier Metern Tanne
gab’s doch eine Panne:
sie musste ihn auch selber tragen.

Es fährt die Maria aus Gschwand
so gern mit dem Krad über Land.
Sie denkt nicht ans Tanken;
man sieht sie schon schwanken:
nimmt sie für die Fahrt Zwetschgenbrand?

Der Fischer Nu in Luang Prabang
belegte den Jahreshöchstrang,
da er die Sardinen
fischt mit Tüllgardinen.
Kein anderer hat solchen Fang.

Tesfay, der begann einst in Keren
die Mülleimer ständig zu leeren,
die Böden zu fegen,
mit Stroh zu belegen –
weshalb sich nun alle beschweren.

Renata vermisste in Salle
Linguine, Pici und Farfalle.
Die Pasta befand sich
am Boden. Dort wand sich
die Katze und zückt ihre Kralle.

Touré, der sich in Kérouane
vor Schmerzen wand, hatte den Plan,
mit Klinke und Schnüren
den Schmerz nicht zu spüren –
ganz gleich, nur heraus mit dem Zahn!

Der Schladerer Franzl in Pack
probiert sich mit Schleife und Frack.
Den Brautvater schmückt es.
Doch weh, Franzl drückt es
zum Tragen hinein in den Sack.





Gernulf Olzheimer kommentiert (CXLVIII): Das Vorurteil

27 04 2012
Gernulf Olzheimer

Gernulf Olzheimer

Mein Name ist Gernulf Olzheimer und dies ist das Weblog aus dem Land der Bekloppten und Bescheuerten.

Der Dschungel der vorzivilisierten Welt war voller Gefahren. Was an Ungeziefer aktenkundig war, hatte den Status nicht ohne Grund; wer sich nicht informierte, war schnell eine Inkarnation weiter. Schnell lernte der Hominide seine Umwelt zu kategorisieren, die geometrische Anordnung der Schubladen half ihm dabei: die mähliche Abstufung des Verdeppungsgrades half ihm, das andere Evolutionspersonal einzustufen, und war sein Raster auch grob und fehleranfällig, an manchen Eigenschaften sollte er die Welt doch erkennen. Die einfache Methode ist auch heute noch aktuell, sie steuert unsere Erkenntnisfähigkeit, indem sie sie schnell beiseiteschafft. Es ist das Vorurteil, das den Menschen in seiner Gesellschaft siegreich macht.

Das Vorurteil erleichtert dem Dummen nicht das Denken – gerade das will er ja vermeiden, sonst griffe der Bescheuerte nicht zur Engstirnigkeit, die ihn beim intelligenteren Teil der Normalverteilung zur Knallcharge werden ließe. Er richtet sich den gemütlichen Teil zwischen Geburt und Rücksturz zur Biomasse gerne stressfrei ein, dann bleibt der Blutdruck in erträglicher Höhe und keiner belästigt einen mit dieser Wirklichkeit, von der sie alle so viel reden. Der Beknackte braucht die geistigen Gehhilfen, sonst fiele er ansatzlos in sein Gesichtsübungsfeld. Und das wäre ja zu komplex.

Natürlich hängt Beschränktheit nicht im luftleeren Raum, sie arbeitet ungefähr so effizient wie jede andere Infektion. Wer sie einmal gegen den Schädel bekommen hat, wird immer genug zu tun haben. Sein Umgang mit sachzwangreduzierter Realität entspricht ungefähr dem verschwiemelten Erfahrungshorizont des Halbaffen aus der Ursteppe: Blondinen sind geistige Kurzstreckenwürfe, Nerds sind Milchbärte mit Körpergeruch und ohne Sozialleben, Russen saufen den ganzen Tag Wodka, in den USofA leben lauter Amerikaner. Das reicht gerade eben, sich die Hose mit der Kneifzange aufzuzipfeln und die BILD-„Zeitung“ umzublättern. Mehr Differenziertheit verursachte sowieso heftigen Hirnschmerz.

Sicher unterscheidet der Bescheuerte politisch korrekte von verpönter Intoleranz – man hat ja so seine geschichtliche Erfahrung. Ungern zeigt der gemeine Dumpfschlumpf mit dem Finger auf weltanschauliche Minderheiten, da er sich dem Vorwurf des Rassismus nur ungern ausgesetzt sieht. Mit abnehmender Bereitschaft ist er geneigt, dunkelhäutige Nachbarn zu diskriminieren, weil sie Nachbarn und obendrein auch noch dunkelhäutig sind; es schleicht sich letzthin die gefährliche Art der Empirie ein, dass man Menschen zunächst in Augenschein zu nehmen hat, bevor man sie sich zum Feind macht, und das immerhin ist der gröbste Verstoß gegen das Prinzip. Ein Vorurteil ist ein Urteil, das man fällt, ohne sich ein Urteil gebildet zu haben. Was auch immer die Schädelinnenseite bewuchert, Strukturen hinterlässt es nicht. Faust kann sich trösten, auch die anderen Dussel sind ohne Studium doof wie im Auslieferungszustand. Damit nun nicht der Eindruck entsteht, das Vorurteil sei definitionsgemäß mangelnde Gelegenheit, die Synapsen durchzukauen, auch oberhalb des niederschwelligen Angebots grassiert Befangenheit; auch Kant hielt den Chinesen an sich für ein zitronenfarbiges Mischwesen, da er nie im Leben einen zu Gesicht bekommen hatte. Er hätte sich besser an sein Urteil gehalten.

Erleichtert es wenigstens den Alltag? Der Volksmund lallt, der Deutsche trenne manisch Müll und wasche sein Auto, bevor es vom Polen gemopst würde. Hilft das dem Nappel, unfallfrei über die Rasenkante zu kommen? Der Beweis bleibt aus. Derlei Fertigbausätze für neuronale Grobmotoriker ermöglichen vielleicht Sachschäden und entlasten die Versicherungswirtschaft, wenn Messer und Gabel im Spiel sind, aber das Zusammenleben in größeren Verbünden profitiert einzig davon, wenn der Honk in der Steilkurve taktisch günstig seine Klappe hält.

Furcht trifft Hass und Unvermögen, mangelndes ästhetisches Verständnis und einen überdimensional großen Klumpen an Borniertheit. Das Feindbild ist für den Hirnschrottadepten gleich doppelt dumm und wirkungslos, denn es gaukelt nur zu tückisch die ewige Wahrheit vor – und es insinuiert, dass es sich für dahergepopelten Embryonaldenk lohnt, mit großer Energie gegen Windmühlen zu reiten. Alle Araber sind Terroristenschweine? Hossa und auf in die Schlacht! Aber wehe, einer ist Zahnarzt und kriegt übers Wochenende die Wurzelentzündung aus dem Kiefer gefräst. Dann zeigt sich, dass Einzelfälle der Feind der Sicherheit sind, denn sie zerstören die Brandmauern der Statistik.

Das einfachste Mittel wäre es, sich zu verlieben (für den durchschnittlichen Schnappatmer eher über dem Anforderungsprofil), sauber versägt zu werden (weil es eben auch etwas über dem Durchschnitt geben muss, sonst wäre der Mittelwert ja sinnlos) und dann die Werte zu vergleichen: vorher vs. nachher. Wussten wir nicht immer schon, dass Objektivität flöten geht, wenn man die Birne ausknipst? Psychische Ökonomie mag die Barriere für die Querkämmer beseitigen, doch sie zahlen die Zeche selbst. Man zeigt mit dem Finger auf sie, wenn auch nur hinter vorgehaltener Hand. Sie sind vorurteilsbehaftet. Selbst schuld. Ausnahmsweise darf man als aufgeklärter Mensch sagen: mit Recht. Wobei auch das wieder mangelnder Einsicht geschuldet sein mag. Falls das nicht ein Vorurteil sein sollte.





Wer hat’s erfunden?

26 04 2012

„… müsse man eine Einwanderungsbeschränkung in Betracht ziehen. Die Fremdarbeiter seien nicht in die Bevölkerung integrierbar, unüberbrückbare kulturelle und weltanschaulich Differenzen seien an der Tagesordnung. Es könne nicht toleriert werden, dass noch mehr Immigranten aus Deutschland…“

„… zur Gelassenheit aufrief. Es gebe zwar eine gewisse Anzahl an sozial schwachen Deutschen, die in einer Parallelgesellschaft leben und ihr Lebensmodell auch gegen die Mehrheit durchsetzen wollten, doch sei dies nur eine extremistische Minderheit, die man nicht…“

„… auch als eine Gefahr für die sozialen Sicherungssysteme zu betrachten sein müssten. Die Deutschen seien eingewandert, um den Inländern ihre Arbeitsplätze streitig zu…“

„… eben nicht nur Hochschulabsolventen, obgleich die Arbeitsbedingungen für Akademiker in der BRD immer schlechter würden. Die Verbände betonten, es seien vor allem Niedriglöhner, die aus Deutschland kämen. Sie seien zwar schlecht qualifiziert, könnten jedoch den Mangel als Fachkräften derzeit sehr gut…“

„… zunehmend verständnislos reagiert. Man könne die deutsche Masseneinwanderung nicht als Bereicherung empfinden, wenn sich inzwischen an jeder Straßenecke ein Wursthändler…“

„… seien die deutschen Arbeitssuchenden jene unqualifizierten Kräfte, die auf dem dortigen Arbeitsmarkt nicht mehr zu verwenden seien. Sie festigten durch ihren Wegfall das von der Politik propagierte Jobwunder. Es dürfe nicht der Eindruck entstehen, dass man tatenlos das deutsche Regime unterstütze, man müsse jetzt gemeinsam…“

„… die interkulturelle Kompetenz zu sehr strapaziere. Die Deutschen seien durch exotische Verhaltensweisen wie Autowaschen am Samstag um zwölf Uhr, das Tragen von Tennissocken in braungrauen Sandalen sowie den…“

„… einer schleichenden Überfremdung mit Deutschen Einhalt zu gebieten. Es gefährde den Zusammenhalt der Mehrheitsgesellschaft, wenn fruchtbare deutsche Einwanderer das Land mit immer mehr Lederhosenknaben zu…“

„… statistisch bereits im Jahr 7367 zu 99% aus Deutschen bestehe. Man müsse der Verdeutschung des Volkes mit entschiedenster Entschiedenheit…“

„… sich auch genetisch unterscheiden würden. Deutsche seien deshalb nicht in der Lage, die…“

„… müsse man vor einer schleichenden Verdeutschung warnen. Immer mehr interkulturelle Ehen würden geschlossen, und es sei noch nicht abzusehen, wie stark sich dadurch der Einfluss auch auf die inländischen Ehepartner…“

„… müsse man Deutschland auch als politisch instabiles Terrain ansehen. Die Anzahl der politisch aktiven Exilanten sei daher auch als eine Frage der inneren Sicherheit zu…“

„… da die Deutschen in der Mehrzahl überhaupt nicht arbeiten wollten. Sie seien nur eingewandert, um es sich in der sozialen Hängematte …“

„… nicht den gewünschten Effekt. Dass man als Kulturbotschafter der Bundesrepublik ausgerechnet Florian Silbereisen…“

„… müsse man ganz klar unterscheiden, denn es handle sich keinesfalls um populistische oder gar ausländerfeindliche Einstellungen. Man sei den Deutschen gegenüber sehr positiv eingestellt und begrüße sie durchaus, lehne aber ihre Anwesenheit vollständig…“

„… würden durch diese Kontakte bereits Kleinkinder für die deutsche Kultur gewonnen. Eine Trennung in inländische und deutsche Erziehung erfolge daher mit der Einschulung viel zu spät, da dann die sensible Phase der Frühprägung bereits vollständig…“

„… sei auch die Sprachkompetenz der deutschen Einwanderer ein maßgebliches Kriterium zur Integration. Viele Deutsche, vorwiegend auch Sachsen und Thüringen, würden das Deutsche zwar als ihre Muttersprache beherrschen, doch sprächen sie ein viel zu stark an der bundesdeutschen Hochsprache angelehntes Idiom, das die Verständigung mit der Bevölkerung nahezu…“

„…gefährlich, wenn deutsche Fremdarbeiter in großer Zahl tatsächlich wieder in ihre Heimat zurückkehren sollten. Die Rentenzahlungen gingen dann ins Ausland, so dass sie für den Konsum auf dem Binnenmarkt nicht mehr…“

„… zwar nicht alle Deutschen Verbindungen zu Terrornetzwerken wie RAF oder NSU unterhielten, doch sei eine besondere Vorsicht immer angebracht. Erste Warnzeichen könnten schon Oberlippenbärte oder verdächtige Filzhüte mit Gamsbart…“

„… sich inzwischen eine Bürgerinitiative gegründet habe, die auf nationaler Ebene die Präsenz der Deutschen zurückzudrängen versuche. Die Plakataktion Nein zu Einwanderung – Nein zu Bierzelten sei vor allem im ländlichen Raum mittlerweile zu großem Erfolg…“

„… dass zwei Drittel der Familien es ablehnen würden, wenn die Tochter einen deutschen Freund hätte. Die meisten seien bereits zwei- bis dreimal in Deutschland gewesen, seien aber der Meinung Deutsche sollten sich besser in ihrer Heimat…“

„… könne es keine andere Entscheidung geben als eine rigorose Ablehnung der bundesdeutschen Minderheit. Man werde das Territorium bis zur letzten Patrone gegen die teutonischen Horden…“





Völkische Beobachter

25 04 2012

„Gesetzesvorlage zur freien Meinungsäußerung? Was darf ich mir darunter vorstellen?“ „Damit in diesem Land jeder seine Meinung frei äußern darf.“ „Was hält Sie bisher davon ab?“ „Man wird ja zum Teil gar nicht ernst genommen.“ „Und das liegt sicher nicht an Ihnen.“ „Teilweise unterstellen einem die Leute sogar Ahnungslosigkeit.“ „Was Sie nicht sagen!“ „Oder diese Schweine wollen einen nur beleidigen.“ „Schlimm. Wollen Sie es nur als Gesetzesvorlage einbringen oder schwebt Ihnen gleich eine neue Partei vor?“

„Auf jeden Fall einmal diese ganze Verrohung des Gemeinwesens.“ „Verrohung? wer verroht denn da?“ „Also der Staat als solches. Und die Justiz!“ „Der Staat sind doch Sie?“ „Das ist es doch, der Staat wird doch der Bevölkerung gar nicht mehr gerecht, wenn alles vor die Hunde geht!“ „Und die Justiz?“ „Die muss doch mal langsam an den normalen Maßstäben gemessen werden.“ „An welchen denn?“ „Dass sie sich eben nicht an die Gesetze hält!“ „Aber das tut sie doch?“ „Das ist doch die Schweinerei, auf gut Deutsch!“ „Das geschieht doch aber im Namen des Volkes?“ „Das ist es ja! Die Gerichte haben doch keine Ahnung, was das Volk denkt!“ „Und Sie sind der Ansicht, man sollte einfach den Gerichten sagen, was sie an Recht zu sprechen haben?“ „Das wäre doch eine Maßnahme. Ich meine, die etablierten Parteien und Verbände hören doch gar nicht mehr auf das Volk, und das nennt sich Demokratie?“

„Sie meinen also, dass man Strafgefangene, die zu Unrecht länger als vorgesehen im Gefängnis sitzen, nicht entschädigen dürfe?“ „Die sind doch selbst schuld daran!“ „Würden Sie einen Ladendieb zu zehn Jahren verurteilen und einen Mörder zu zwei Jahren?“ „Wo bleibt die Verhältnismäßigkeit?“ „Warum bekommt der Ladendieb nur zwei Jahre?“ „Damit er es sich merkt, dass man keine Sachen klaut.“ „Man darf ihn demnach also zwei Jahre lang wegsperren, damit er seine Lektion lernt?“ „Wenn das Gesetz es so vorsieht? Dazu haben wir es ja nun mal.“ „Und wenn man ihnen eine Woche vor der Entlassung mitteilen würde, dass man sie bis auf Weiteres im Gefängnis lässt?“ „Warum sollte das ein Gefängnisdirektor tun?“ „Das dürfte dem Mann ziemlich egal sein, das regelt die Bundesregierung.“ „Was hat denn die Regierung mit der Haftstrafe zu tun?“ „Denken Sie mal scharf nach. Von wem geht die Staatsgewalt aus?“ „Ich dachte, die Regierung muss sich selbst ans Gesetz halten?“ „Hören Sie mal, Ironie verkaufe ich.“ „Wollte ja gar nichts…“ „Ansonsten ist eine Regierung dazu da, Gesetze zu machen. Und wenn eine Regierung dann beschließt, die Höchstdauer der Haftstrafen aufzuheben und einfach mal die Strafen nach einem rechtskräftigen Urteil zu verlängern?“ „Warum sollte eine Regierung das tun?“ „Weil Strafverschärfungen bei Populisten ein probates Mittel, um sich an den Stammtischen beliebt zu machen.“ „Welche Regierung würde das tun? Das kann ich mir nicht vorstellen.“ „Das konnten ein paar Millionen SPD-Wähler auch nicht.“

„Vor allem diese Kinderschänder – das kann man doch gar nicht beurteilen, wenn man nicht selbst Kinder hat!“ „Sie meinen also, es bräuchte im Bundesjustizministerium, in den Amtsgerichten und in der Justizverwaltung eine Regelung, dass Strafsachen von Kindesmissbrauch ausschließlich von Eltern zu bearbeiten seien?“ „Das kann man doch nicht beurteilen, wenn man nicht…“ „Dann haben wir demnächst nur noch Mordkommissionen mit Beamten, die schon einmal ermordet wurden?“

„Aber der Rechtsstaat hat sich viel zu weit von den Bedürfnissen des Volkes entfernt.“ „Interessant. Wo denn?“ „Er siegt doch viel zu selten.“ „Er hat auch nicht zu siegen. Er hat zu existieren.“ „Er existiert auch nicht mehr. Wollen wir jetzt jeden Kindermörder laufen lassen?“ „Wie in Emden?“ „Der war doch kein Mörder.“ „Der sogenannte Rechtsstaat war nur recht lange davon überzeugt und hat keine Anstalten gemacht, marodierendes Volk in die Schranken zu weisen.“ „Die wussten es eben nicht besser.“ „Man darf also unter Umgehung der Verfassung Vermutungen anstellen und dann die Aufklärung von Verbrechen in die Hand nehmen?“ „Er hätte es ja sein können.“ „Sie wussten das ziemlich genau?“ „Die Polizei wusste es auch nicht besser.“ „Das rechtfertigt dann den Einsatz von völkischen Beobachtern?“ „Die Öffentlichkeit war jedenfalls der Meinung, dass er es gewesen sein könnte.“ „Wozu Beweise nicht nötig waren.“ „Aber sie hatten dann doch einen anderen, oder?“

„Inzwischen scheint es in Mode zu kommen. Als Polizeikommissarin kann man inzwischen auch mutmaßliche Straftäter ohne Beweiserhebung an den Prager stellen.“ „Die Friedrich ist doch im Hauptberuf Sportlerin, was wollen Sie von der?“ „Sie benennt jemanden als Straftäter. Nur, dass es zwei Personen gleichen Namens in derselben Stadt gibt.“ „Sie wusste es eben nicht besser.“ „Sie hat entweder ihre Ermittlungsergebnisse missbraucht – oder sie hatte gar keine.“ „Er hätte es ja sein können.“ „Wenn es sich um eine Straftat handelt, warum lässt sie dann nicht die Polizei ermitteln?“ „Die Polizei weiß es auch nicht besser.“ „Kann es sein, dass diese Polizistin nicht besonders viel auf rechtsstaatliche Ermittlungsmethoden gibt?“ „Die Öffentlichkeit ist jedenfalls der Meinung, dass der es gewesen sein könnte.“ „Deshalb haben sie also billigend in Kauf genommen, dass mindestens ein Unschuldiger öffentlich schwer belastet und als Straftäter hingestellt wird?“ „Aber sie hatten dann doch einen anderen, oder?“

„Ihr Problem mit dem Rechtsstaat scheint vor allem zu sein, dass es den Rechtsstaat überhaupt gibt.“ „Das ist gar nicht wahr!“ „Ihr Problem scheint zu sein, dass außer Kopf-ab-Geplärr, Selbstjustiz und dem üblichen Geschrei nach einem bisschen Folter in Ausnahmefällen nicht viel in Ihrer Vorstellung von Rechtsstaatlichkeit existiert.“ „Unser Problem ist, dass dieser Staat nicht hart genug durchgreift! Die Behörden machen sich doch lächerlich!“ „Trösten Sie sich, ich sehe Hoffnung. Es wird ein Exempel geben.“ „Das wollen wir aber auch hoffen!“ „Rechnen Sie damit, dass der Dienstherr von Friedrich durchgreifen wird, und zwar mit der vollen Härte des Gesetzes.“ „Sie meinen, die wird gefeuert?“ „Gut möglich.“ „Ohne Pensionsanspruch?“ „Auch das.“ „Kann man denn da nicht Gnade vor Recht ergehen lassen? Ich bitte Sie – sind wird denn nicht alle nur Menschen?“





Sicher ist unsicher

24 04 2012

Kümselkorn bedeckte den Tisch mit gelben Formularen, blauen Formularen, rosa Formularen, grünen und grauen Formularen, Prospekten, Falt- und sonstigen Blättern sowie Formularen. „Diese neue Gebäudelebensversicherung ist kombinierbar mit der Hausratshaftpflicht“, murmelte er. „Aber das kann ich ihnen erst sagen, wenn wir die Prämie berechnet haben.“

Der Teufel musste mich geritten haben; normalerweise hätte ich diesen Altmeister der nervlichen Zerrüttung nie in meine Wohnung gelassen, doch es klingelte, und ich öffnete die Tür im Glauben, Hildegard sei schon von ihrer Tagung zurückgekehrt. „Nur eben noch die Preisliste von der Dingsda-Versicherung“, tröstete er mich, in dem er auch das Sofa und die Hälfte des Stutzflügels mit bunten Tabellen bedeckte. „Die rosanen sind für Kfz und Hundehaftpflicht mit und ohne Pferd, Haus und Kfz, und die grauen Blätter sind für unsere Privatkunden.“ „Was sind bei Ihnen Privatkunden“, fragte ich irritiert, während Horst Kümselkorn an seinem Zeigefinger leckte. „Wenn ich Sie nicht in Ihrem Arbeitszimmer besuche, sondern im Wohnzimmer, dann ist das ja nichts Berufliches, oder?“ Und er schüttete das Parkett mit Zetteln zu.

„Was soll das denn jetzt bedeuten: ein ganz neues Versicherungskonzept?“ Er zupfte sich die Krawatte zurecht. „Wir haben uns da etwas vollkommen Neues für die Kunden überlegt. Wir haben nachgedacht!“ „Das ist immerhin eine Nachricht wert“, spottete ich, „und was ist dabei herausgekommen?“ „Dass wir die Glasbruch und die Gebäudehaftpflicht – ach, ich zeige es Ihnen einfach mal. Warten Sie!“

Kurz nach der zweiten Tasse Tee – ich hatte nur eben das Kräuterbeet umgetopft, die Wasserflecke aus dem Schleiflack gerieben und einen Korb Taschentücher gebügelt – fand Kümselkorn das betreffende Blättchen. „Die Risikohaftpflicht ist eine ganz neue Versicherung, die wir nur ganz ausgewählten Kunden anbieten.“ „Welchen denn“, fragte ich, „und bin ich etwa darunter?“ „Wird sich zeigen“, beschwichtigte mich der Hausierer. „Das entscheiden wir immer erst im Einzelfall. Bei Ihnen würde ich sagen: nein.“ Er machte eine ausladende Bewegung über den ganzen raum hinweg. „Alles das hier – der Stutzflügel, die Bücherregale, die Blumen, die auf dem Bücherregal stehen, die Bücher, die sich in den Bücherregalen befinden, sowie die – “ „Jetzt ist aber mal Schluss“, schnitt ich ihm das Wort ab. „Wonach wird man bei Ihnen beurteilt, Kümselkorn? Anzahl der Bücher?“ Er betrachtete aufmerksam das Brandschadenfall-Ausschlussformblatt für Agrarbetriebe und rutschte unruhig auf seinem Sessel herum.

„Für die Wirtschaftlichkeit müssen wir uns entscheiden, die Versicherungsleistungen möglichst genau anzupassen.“ Er zog eine mehrfach gefaltete Tabelle hervor uns klappte sie auf. Es genügte, das Küchenfenster zu öffnen, das Papier hing bloß bis zum ersten Stock hinab. „Wir müssen also im Bereich Hausrat und Sturmschaden schauen, ob nicht zu viele einzelne Gegenstände betroffen sind – oder ob wir dafür die Kombi-Versicherungen nehmen.“ Ich war verwirrt, doch Kümselkorn behielt die Ruhe. „Natürlich ist das für Sie nicht einfach, aber schauen Sie: so viele Bücher, dazu zwei Fenster und ein Balkon, das ist für eine einfache Hausratversicherung zu viel. Das können wir gar nicht bezahlen.“ „Haben Sie nicht früher immer diese ganzen Ausschlussklauseln gehabt?“ Er nickte schuldbewusst. „Wir mussten sie leider abschaffen. Bei der Verkehrsrechtsschutz mit Reise-Kranken-Zahnzusatz haben wir den Schadenfall auf alles beschränkt, was atomare Einwirkungen hat – und dann bietet der Konzern das ausgerechnet in Japan an.“ Ich schwieg betroffen.

„Aber die neuen Kombi-Produkte“, ergänzte Kümselkorn hektisch. „Sie können natürlich eine Risikolebensversicherung für Ihren Glasbruch oder Berufsunfähigkeit bei Sturmschäden an Ihrem Hund absichern lassen, aber das ist nur der Anfang. Die private Pflege-Vollkasko mit Kfz-Sterbegeld, die müssen Sie mal probieren! Das schafft nicht mal die Demenz-Ausfallversicherung mit Garantie-Vorsorge-Ausschluss-Sparrückstellungsfonds!“ „Was ist denn nun an diesen Dingern kombi?“ „Wir versichern immer mehr als einen Bereich“, erklärte er, „Kfz oder Eigenheim oder wichtige Dinge wie Gesundheit und Rechthaben – Sie kombinieren einfach.“ „Und wenn ich jetzt Kfz mit dem Rechthaben kombiniere…“ Kümselkorn strahle. „… zahlt Ihre Versicherung immer den Schaden am Auto oder den Rechtsstreit. Falls es nicht anders vorgesehen ist.“ Ich stutzte; Horst Kümselkorn zuckte zusammen. „Wenn ein Schaden an Ihrem Fahrzeug entsteht, dann fällt automatisch die Kfz-Versicheung aus, und die Rechtsschutzversicherung gilt ja nur in Verbindung mit der Kraftfahrzeug. Und umgekehrt.“ „Sie meinen, ich habe davon überhaupt keinen Vorteil?“ „Doch“, strahlte er, „wenn Sie eine Versicherung abschließen, fallen im Schadenfall zwei aus. Das sind 100% Ersparnis! Außerdem können Sie ja frei kombinieren, Zahnzusatz und Reiserücktritt mit und ohne Kapital mit und ohne Lebensversicherung, ganz nach Ihrem Geschmack. Und da wir eine Direktversicherung sind, können Sie uns ohne Umwege Ihr Geld überweisen.“ „Und dann?“ Kümselkorn raffte den Stapel zusammen. „Haben Sie hoffentlich die Rechtsschutz mit Sturmschaden.“





Zum Abschuss freigegeben

23 04 2012

„Wir bräuchten da halt auch so einen Problembären, hätten Sie so etwas auf Lager? so einen wie M13? Das wäre ganz wunderbar, dann könnten die einen furchtbare Angst haben vor dem Tier, die anderen finden den süß und knuddelig, beide hauen sich den Schädel ein und wir können in der Zwischenzeit den ESM über die Bühne bringen.

Das mit dem Rederecht ist nicht optimal gelaufen. Jetzt kommt die Vorratsdatenspeicherung, die Migrantenstudie war doch erst bei der BILD, ACTA war auch so ein Flop und wir haben dieses Jahr kein EHEC. Gottschalk ist weg, Schmidt war schon weg, Lanz ist noch nicht richtig da, Heesters ist richtig aus dem Programm, Til Schweiger ist nicht ganz richtig im – lieber mit Tieren, wenn’s geht. Mit Kindern ist das in letzter Zeit immer so etwas –

À propos Vatikan, haben Sie eine Rome… ich meine Homestory von Ratzingers Geburtstag? Das lesen die Leute doch auch immer gerne, dazu eine kleine Serie: was wir von unserem Papst noch alles lernen können, paar Bilder, fertig. Macht jeder? Ist mir noch nicht aufgefallen.

Das mit der Spritpreiserhöhung ist uns leider in die Hose gegangen. Muss man schon so sagen. So eine Spritpreiserhöhung, das ist wenigstens etwas Verlässliches. Wenngleich, man weiß ja schon, dass die kommt. Aber trotzdem, das dominiert eine Woche, zwei Wochen lang die Schlagzeilen, jeder redet darüber – und dann passiert so ein blöder Fehler. Nur, weil dann irgendeiner dachte, jetzt müsse man aber ganz schnell von den Spritpreisen ablenken. Lästig.

Haben Sie sonst noch etwas mit Tieren im Programm? Pinguine? Wale? Verstehen Sie, irgendetwas, das zum Abschuss freigegeben wird. Für den schnellen, hysterischen Effekt. Haben Sie da nicht irgendeine Sache? Nicht schon wieder Eisbären! Das klingt so nach Ersatzprogramm. Außerdem wollen die Leute auch mal einen neuen Aufmacher. Irgendetwas Peppiges. Den Leguan im Baggersee haben sie doch spätestens im August wieder an der Backe.

Es liegt nur am Zeitpunkt. Wenn wir jetzt dieses verdammte Betreuungsgeld nicht durch den Bundestag kriegen, dann haben wir auch ein Problem. Die einen werden sagen, wir hätten uns irgendetwas einfallen lassen sollen, um den Quark in der Diskussion besser zu verstecken, die anderen werden meinen, wir hätten etwas Besseres als ausgerechnet das Betreuungsgeld nehmen sollen, um den ESM zu retten. Oder die Regierung. Oder die Merkel. Oder so.

Wenn es wenigstens schon Winter wäre, dann könnte man sich bei jeder Schneeflocke einzeln aufregen. Oder dass wir es diesmal erst so spät gemerkt haben. Oder sogar schon vorher hysterisch nachfragen, wann es denn nun schneit. Oder ob es überhaupt schneit, warum es nicht schneit und wer wieder das Streusalz vergessen hat. Das könnten wir sogar von der Bahn sponsern lassen – haben Sie eigentlich irgendwelche Kooperationen mit der Wirtschaft? Können wir das nicht präsentieren lassen, so kurz vor den Abendnachrichten? Oder die Sportschau? Katastrophen wären doch ein schönes Thema. Wie die Schweinegrippe. Da haben unsere Pharmahersteller ja auch ganz gut zugeschossen. Die haben bekommen? Das war mir neu.

Wie gesagt, es liegt am Zeitpunkt. Ist ja noch nicht Fußball. Oder Olympia. Wobei Fußball schon wichtiger ist. Das sind dann auch die schöneren Schlagzeilen. So richtig emotional – Deutschland in heroischer Pose, das kommt doch an! Man könnte das verbinden, meinen Sie nicht auch? nationale Katastrophe und ein wichtiges sportliches Ereignis? Meinen Sie, Ihnen fällt da etwas ein? Emotional und national und bisschen mit Angst, Angst ist ja die halbe Miete, das kommt immer hervorragend an in der – ach, der Ballack spielt gar nicht mehr in der Nationalelf? Na dann.

Oder doch irgendwie in Richtung Gesundheit. Schweinegrippe, Vogelpest, Hähnchenasthma. Kann man sich auch alles an Bären holen. Haben Sie wenigstens Vulkanausbrüche? ein Vulkanausbruch mit Aschewolken über Deutschland, so dass wir nicht mit der Nationalmannschaft nach Polen – da gibt’s eine Landbrücke? Das muss dieser Korridor sein. Ich muss mal nachfragen.

Irgendwas mit Dioxin – was, wie? Aigner hat Dioxin abgekriegt? Was die alles abkriegt, will ich gar nicht mehr wissen, aber das ist doch keine Schlagzeile! Hören Sie mal, wir haben da noch ein Vierteljahr, das wir bis zur Sommerpause – irgendetwas mit Pferden und – können Sie nicht wirklich noch einmal ganz schnell recherchieren, ob nicht ein Tsunami in der Nordsee – es gibt doch sicher irgendwo Vulkane in der Eifel, die muss man doch bloß von der Wahrscheinlichkeit her – also passen Sie auf, wir brauchen ein Gesprächsthema! Man kann doch nicht den ganzen Sommer über die ansteigenden Spritpreise –

Wie, Rösler? den Rösler!? Und Sie schaffen es auch garantiert, den jeden Tag in die Schlagzeilen zu kriegen? Bis er weg ist? Mit ESM und Vorratsdatenspeicherung? Ach so, wegen der Vorratsdatenspeicherung. Und wegen ESM. Und wenn Sie jetzt noch das Betreuungsgeld – perfekt! Ist gekauft! Wann können Sie liefern?“





Kleine Handreichung zum Staatsrecht

22 04 2012

für Erich Kästner

Will uns der Staat das Fürchten lehren –
um’s Wollen geht’s, nicht, ob er’s schafft –
so hilft es, mit vereinter Kraft
die Sache einfach umzukehren.





In fünf Zeilen um die Welt. Limericks (LXXXVIII)

21 04 2012

Dem Knöflinger ging in Bad Zell
der Umzug beileibe zu schnell.
Noch wochenlang Bücher
trug er, Tisch und Tücher
und Lampen und Eisbärenfell.

Ernesto in Guayaquil,
der schwitzt oft beim Tischtennisspiel.
Er stärkt sich nach Kräften
mit zahlreichen Säften –
dank ihnen pausiert er nun viel.

Herr Kivi, dem rutschte in Boose
wie immer vom Leib seine Hose.
Das machte, er schonte
den Gürtel; das lohnte
dem Gürtel, die Hose blieb lose.

Herr Tuturop schlich nachts Klaten
zum Garten mit Hacke und Spaten.
Man sah, wie er huschte,
und dabei vertuschte er
einige finstere Taten.

Guzman war Frisör, da in Flores
es keinen mehr gibt. Doch bevor es
so kam, hat man Kunden
von ihm schnell gefunden
anhand mancher Kerben des Ohres.

Frau Schnell, Regisseurin in Wilhering,
der viel im Theater um Schiller ging,
führt auf voller Hiebe
Kabale und Liebe
und macht aus den Räubern ein Killerding.

„Wie gut“, rief Umberto in Leffe,
„dass ich meinen Onkel hier treffe:
so kann ich ihm nützen
und ihn unterstützen.
Gesucht ist, ich las es, sein Neffe.“