Crashkurs

31 05 2012

„Lassen Sie es bitte wie einen Unfall aussehen. Das würde uns der Wähler noch am ehesten abnehmen. Einfach so ein – Sie wissen schon. Ein dummer Zufall. Verkettung unglücklicher Umstände. Das reine Pech. Unfall eben. Hauptsache, wir kriegen sie alle drei von der Backe, Steinmeier, Steinbrück und Gabriel. Sonst ist die SPD geliefert.

Nein, definitiv nicht. Wir wollen nicht Kanzler werden. Merkel macht das mit dem Euro gerade so schön, und alles außer Opposition ist doch Mist. Warum sollten wir jetzt wieder mit der Arbeit anfangen? Stellen Sie sich mal vor, der Kanzlerin würde kurz vor der Wahl ein Ziegelstein auf den Kopf fallen. Dann wäre die CDU geliefert. Die wären aber so was von am Ende – und wir erst!

Nein, lassen Sie es wie einen Unfall aussehen. Egal, was Sie machen, wir dürfen gar nicht erst in die Nähe der Kanzlerschaft kommen. Stellen Sie sich nur mal vor: das Gerede von Mindestlohn und Verbesserung des Arbeitslosengeldes und mehr Chancengleichheit für Frauen und Bildung und Kitaplätze und Energiewende und dann auch noch die Krankenkassen – sind wir denn bescheuert!? Das können Sie doch nicht ernsthaft wollen, dass wir diesen ganzen Kram, den wir seit drei Jahren verlangen, jetzt auch noch selbst machen würden?

Die letzte große Koalition hat doch schon ganz prima geklappt, da muss man doch nicht wieder das mit der Regierung anfangen. Wir sind doch inzwischen gut eingespielt – Gabriel macht den Umweltminister, Steinmeier darf Vize, das war ja ganz nett beim letzten Mal, und Steinbrück geben wir irgendwas, wo man nicht zu rechen braucht. Und schlimmer als dieser Saftladen mit der FDP kann’s doch gar nicht werden. Meinen Sie nicht?

Busunfall wäre vielleicht etwas. Wir machen so eine Troika-Tour, so wie damals mit Lafontaine und Scharping, die sind dann ja auch ziemlich schnell – nein, wir sollten sie diesmal gleich direkt erledigen. Großer Parteitagsauftritt, etwas durch die Provinz zotteln, und bäm! ist der Bus weg. Leitplanke, Geisterfahrer, Brandsatz. Gibt natürlich eine super Legende. Und eine astreine Verschwörungstheorie. Davon zehren wir dann für die nächsten – Sie meinen, der Mitleidseffekt könnte uns aus Versehen zum Sieg verhelfen? Au Backe!

Weil sie verbraucht sind? Meine Güte, seit wann ist das ein Kriterium? Die Merkel ist so verbraucht, die könnten Sie in der Asse einlagern. Deshalb wird die Frau trotzdem wiedergewählt. Und bevor wir die Nahles aufstellen, lösen wir die Partei lieber gleich auf.

Herzanfall? Gabriel ist zwar dick, aber gleich ein Herzanfall? Ach so. Ja, aber ich glaube nicht, dass er sich gleich so aufregt. Da müssten Sie schon andere Kaliber auffahren. Pofalla als persönlicher Referent. Oder Schröder als Kanzleramtsministerin. Dann haben Sie den innerhalb von drei Tagen in der Nähe einer Hirnembolie. Aber wir wollen ja, dass er gar nicht erst Kanzler wird.

Bei Steinmeier stelle ich mir das am leichtesten vor. Der ist momentan entschleunigt, der bleibt irgendwann ganz von selbst in der Gegend stehen. Dann sucht er in der Hosentasche nach einer Sonntagsrede, weil er sich immer noch für den Außenminister hält, und dann können Sie ihn einfach über irgendeine Brüstung kippen. Das kriegt der gar nicht mit. Der Mann ist trainiert, der ist alter Sozialdemokrat – der merkt keinen Aufprall mehr.

Steinbrück könnten Sie notfalls in irgendeiner Talkshow vergessen. Der sitzt da und wartet, bis er abgeholt wird. Andererseits, so als Opfer auf der Schlachtbank? Wir lassen ihn noch mal öffentlich seine Märchen über die Hypo Real Estate erzählen und dass Deutschland völlig immun sei gegen die Krise. Die Leute werden ihn hinrichten.

Das Problem ist ja nicht der Wähler. Ach was, der doch nicht! Die Leute können doch wählen, was sie wollen. Ist doch zumindest auch noch legal, oder habe ich etwas verpasst? Das Problem ist die Basis. Es ist ja okay, dass die Parteibasis der Führung absolute Inkompetenz attestiert und Verlogenheit und Intransparenz und Missachtung selbst geringster demokratischer Gepflogenheiten. Alles in Ordnung. Das machen die immer. Aber das geht doch erst, wenn die Wahl schon gelaufen ist! Wir können ja nicht schon vorher der Parteibasis klarmachen, dass sie uns vollkommen… Gut, wieso eigentlich nicht?

Die drei aufeinander loslassen? Hm, schwierig. Immerhin können sie nicht zusammenarbeiten, es sei denn, sie haben jemanden, der ihnen sagt, was sie zu tun haben – noch ein Grund für eine große Koalition.

Also ein Neuanfang? Was können wir denn da noch bieten? Es muss doch glaubwürdig sein und wenigstens halbwegs bodenständig. Wissen Sie, was ich meine? Und das ginge wirklich? Eine Frau, die bei der Basis über Rückhalt verfügt und nicht diese Machthaltung hat? So eine, die wirklich für die Partei steht und das beim Wähler auch noch glaubwürdig kommunizieren kann? Und dann auch diese Kombination aus Charisma und Kompetenz? Eine Kanzlerin, die zeigt, dass Sozialdemokratie mehr ist als diese joviale Arroganz der Herrenriege aus Wahlverlierern und Ex-Ministern? Das geht? Nahles!? Ich sagte doch, es soll nur wie ein Unfall aussehen!“





Sooo’n Hals

30 05 2012

Weil der komische Vogel seinen Schnabel nicht halten konnte. Und jetzt muss ich doch wieder die Siegerehrung alleine machen. Obwohl er nur am Freitagstexter hatte teilnehmen dürfen, wenn er hinterher artig Zettelchen pickt. Nichts. Dafür habe ich jetzt keine Reißzwecken mehr. Auch schön.

Wenigstens den goldenen Ehrenpokal hat das Tier nicht angepickt. Nicht einmal den Kopf reingesteckt. Dabei waren doch wieder jede Menge brillanter Kommentare vorhanden, Ein (Achtung, der Kalauer musste aufgebraucht werden) bunter Strauß an preiswürdigen Einfällen. Es hat mir großen Spaß gemacht – bis zu dem Augenblick, in dem ich das Urteil fällen musste. Aber sonst geht’s ja nicht weiter.

Wie Frau Spätlese trocken kritisch bemerkt, passen Männer und Frauen bzw. Vögel einfach nicht zusammen. Rang 3, kurz und schmerzlos.

Typisch Kerl – guckt nur in die Zeitung und sieht gar nicht, was der Friseur tolles aus mir gemacht hat!

Auf dem 2. Platz nimmt uns Mona Liesbeth mit in eine bessere Welt, wo es noch Respekt und Rücksichtnahme gibt. Und keine herumliegenden Kugelschreiber.

“Junge, wenn du wieder mein sudoku verhunzt, gibt’s eins auf die Nuss!”

Eigentlich müsste ich den zweiten Rang doppelt besetzen, den ersten gleich dreifach, aber das ging nicht. Ich habe zum Schluss gewürfelt. (Ungefähr zwanzig Mal, aber das muss ja keiner wissen.) Und deshalb gebührt der Sieg diesmal dem Ruf von Wildnis und Empörung. Worte, wie sie mir täglich über die Lippen kommen. lamiacucina gibt dem Geflügel Worte – für ein geflügeltes Wort.

Politik ! ich wünschte mir eine Kiste Sand.

Damit begrüße ich zu meiner Freude einen neuen Gastgeber für den Freitagstexter, der am Freitag, den 1. Juni die nächste Runde in der Küche von lamiacucina bebildern wird. Wenn mir jetzt noch jemand freundlicherweise verraten würde, wie ich diesen halsstarrigen Vogel aus dem Arbeitszimmer…





Made in China

30 05 2012

„… aus dem Bundeskriminalamt. Das Leck sei durch den Kontakt mit einer Quelle entdeckt worden, so gebe es in …“

„… kein Anlass zur Besorgnis. Ein Ausfall des kompletten Fuhrparks im Kanzleramt könne auch aus Zufall…“

„… dürfte die Fertigung von Navigationsgeräten ein erfolgreicher Auftakt in den deutsch-chinesischen Handelsbeziehungen gewesen sein. Dank der satellitengestützten Datenübertragung wisse man nun jederzeit, wo sich die Fahrzeuge…“

„… das gleichzeitige Versagen aller Klimaanlagen in der ICE-Flotte auf die zu hohen Stundenlöhne der Hilfskräfte zurückzuführen…“

„… könne Gespräche mitschneiden, Daten kopieren und diese völlig unbemerkt versenden. Der Virus sei so perfekt programmiert, dass eine deutsche Beteiligung daran nahezu…“

„… erstmals in die Stromversorgung eingebaut worden. Der Deutsche Bundestag habe sich…“

„… seien bereits die chinesischen Schriftzeichen ein untrügliches Zeichen für eine islamistische Hackerbande, die…“

„… trotz mehrerer Abteilungsleiter, eines Hausmeisters und einem Praktikanten nicht möglich, den Quellcode des Schadprogramms offenzulegen. Das Ministerium habe intern die kostenfreie Vorlage zur Erstellung eines Bundestrojaners bereits als…“

„… in hochpreisigen deutschen Hörgeräten außereuropäische Chips verbaut worden seien. Dies könnte eine Erklärung dafür sein, dass die Sitzungen des CDU-Präsidiums wenige Stunden später im Wortlaut…“

„… auch weiterhin großes Vertrauen in die chinesische Wirtschaft. Uhl kündigte an, der Freistaat habe eine neue Telekommunikationsanlage in der Bayerischen Staatskanzlei…“

„… dass ein derartiges Versagen völlig normal sei oder zumindest nicht sehr viel häufiger auftrete als ein Sechser im Lotto. Die Steuerung der beiden Kernkraftwerke sei zu keinem Zeitpunkt…“

„… füge Industriespionage der deutschen Wirtschaft jedes Jahr erhebliche Schäden zu. Geistiges Eigentum gerate immer wieder in falsche Hände, bevor es patentiert werden könne. Zum Ausgleich regte der Verband der Phonowirtschaft an, Schreibblocks mit einer Pauschale von 1,40 Euro pro 100 Blatt zu…“

„… sei das Logo der Hackergruppe Occupy Beijing auf beliebigen Computern durch die Tastenkombination…“

„… habe Friedrich in einer Pressekonferenz im Februar die technische Unterlegenheit der arabischen Welt betont und von der islamischen Steinzeitkultur gesprochen. Das Bundesministerium des Innern spreche derzeit jedoch nur noch von einer potenziellen Bedrohung für die Online-Teile des Interwebnetzes, da islamische Terroristen nie rechtzeitige Sicherheitsupdates in ihre…“

„… dass in Zusammenarbeit mit BILD… der Volkscomputer in großer Stückzahl verkauft worden sei. Namentlich die Datenfernübertragung habe durch die Hardware ein erhebliches Plus an…“

„… eine neue Generation von Steuerungselektronik verbaut worden, die die Weltherrschaft des deutschen Automobilbaus auch für kommende Generationen…“

„… sei der Ausfall des Mobilfunknetzes lediglich auf eine Routineüberprüfung des Netzbetreibers zurückzuführen. Sie sei zwar dem Personal und der Geschäftsleitung zuvor nicht bekannt gewesen, dennoch sei dies ein ganz normaler…“

„… die Daten der Versicherten in der Cloud zu speichern. Chang Electronics Ltd. habe sich dabei als verlässlicher Partner der Krankenkassen…“

„… habe Occupy Beijing seine Botschaft inzwischen in jedes auf dem europäischen Markt erhältliche Smartphone…“

„… den Raketenabwehrschild nur in einer billigeren Variante zu bauen, da die Gelder bereits für den Euro-Rettungsschirm in Anspruch genommen worden seien. Dank eines neuen Angebots aus Fernost könne die Fertigung nun plangemäß in die…“

„… die temporäre Überlagerung der Fernsehübertragungen mit dem chinesischen Shoppingkanal nur auf eine astronomische Anomalie zurückzuführen sein könne. Die Unruhen nach dem Aussetzen des Euro-Finales hätten nicht nur unter Fußballfans für erhebliche…“

„… erstmals von einer Serie deutscher Waschmaschinen, die das Signet von Occupy Beijing auf dem Display…“

„… müsse man der Verbreitung von Raubkopien angloamerikanischer Schlagermusik in diesem Internet mit brutalstmöglicher Härte begegnen. Erst kürzlich habe die GEMA die Dateien Pokelface und…“

„… ein Leistungsschutzrecht für die Herstellung von Porzellan verhandelt worden sein. Eine bis auf Johann Friedrich Böttger zurückgehende Nachzahlung der Gebühren für das geistige Eigentum sei in diesem Falle…“

„… dass die Lichtreklame Merkel Du Opfer auf dem Potsdamer Platz sicher durch linksradikale Terroristen in die…“

„… man tolerieren müsse, dass die technische Ausstattung des ZDF nach 22:00 Uhr Ortszeit selbsttätig herunterfahre und die chinesische Nationalhymne spiele. Eine Verschlechterung des Programms sei durch den Wegfall der Lanz-Talkshow nicht zu…“

„… verhalte sich China weiterhin vorbildlich. Hermann äußert sich anlässlich der Einweihung einer neuen Serie von Überwachungskameras zuversichtlich, dass die Sicherheitspartnerschaft…“





Energiewendehals

29 05 2012

„Nein, wir sind uns da ganz sicher. Wir ziehen das durch. Diesmal ziehen wir das aber auch ganz bestimmt durch! Weil die Merkel das nämlich so will. Oder weil sie es nicht will. Dann ziehen wir das nämlich erst recht durch. Wir sind jetzt gerade – also wir sind so gut wie zu allem, oder wenigstens zu den meisten Sachen sind wir doch ein Stück weit ganz entschlossen sind wir. So in etwa. Deshalb wollen wir auch die Energiewende.

Weil wir zur Kontinuität der CDU stehen. Die war schon immer so. So kontinuierlich. Zwar nicht immer durchgängig, auch nicht immer abwärts so wie jetzt, aber es ging immer irgendwie in die eine oder andere Richtung. Und wir haben unseren Partnern in der Wirtschaft immer eins versprochen: Kontinuität. Darum wäre es zu diesem Zeitpunkt in dieser Lage auch völlig verkehrt zu sagen: ja, wir wollen die Energiewende auf jeden Fall.

Das kostet nämlich auch alles. Haben Sie sich schon einmal ausgerechnet, was das alles kostet? Wir auch nicht. Das heißt, wir haben die Wirtschaft gefragt. Also wir haben nicht die Wirtschaft gefragt, aber die hat es uns gesagt. Dass das alles kostet. Und was das alles kostet. Das muss dann nämlich alles die Wirtschaft bezahlen, diese Energiewende. Im Gegensatz zu vorher – da war alles umgekehrt. Da gab’s keine Energiewende, und deshalb hätte das der Bürger bezahlt. Verstehen Sie das? Ich auch nicht. Und deshalb wollen wir die Energiewende.

Wir haben nicht rechtzeitig daran gedacht, die Stromnetze auszubauen. Die ganze Regierung hat geschlafen, das ist das Problem. Wir hatten halt gedacht, die Merkel hätte eine genügend lange Leitung. Sie hat jetzt ja beschlossen, dass die CDU das nicht beschließt, was sie mal zu beschließen beschlossen hatte. Und zum Ausgleich haben wir auch nicht beschlossen, dass wir noch irgendwas beschließen müssen wollen werden. Hätten wir das nämlich nicht jetzt beschlossen, dann hätten wir das mit den Stromnetzen nicht beschließen müssen, beziehungsweise man hätte jetzt beschlossen, es irgendwann mal zu beschließen. Das ist ganz und gar nicht beschlussfähig, und wir wollen darum eigentlich die Energiewende auch gar nicht.

Und schwebt da ein zweistufiges Modell vor – nein, das hat nichts mit Brückentechnologie zu tun. Auch nicht mit mehr Kohlekraftwerken. Stufe 1 wäre, dass wir herausfinden, worum es eigentlich geht. Das ist schon kompliziert genug. Der Röttgen hat es bis zum Schluss nicht herausgefunden, sein Nachfolger sucht noch nach einer Entschuldigung. Stufe 2 wäre dann der Grund, warum es, worum es geht, jetzt noch nicht oder doch nicht geht. Das ist die neue Flexibilität. Also diese neue Flexiquote, da entscheidet die Kanzlerin entweder, dass wir’s nicht machen, weil sie es kapiert hat, oder sie hat’s nicht verstanden, aber dann macht es die CDU. Dann ist sie nicht schuld. Oder die Merkel hat überhaupt keinen Plan, dann machen wir es natürlich alle zusammen. Wie zum Beispiel die Energiewende.

Ist natürlich auch nicht so ganz einfach. Die Merkel an sich, und dann auch noch die Probleme. Die, die wir ohne die Merkel nicht hätten. Und wegen der Energiewende. Und ohne sie. Weil jetzt nämlich immer mehr Solarstrom kommt, auch wenn wir den gar nicht wollten. Der Rösler hatte versprochen, ganz viele Arbeitsplätze aufzubauen – hat er ja dann auch gehalten, allerdings in China. Und die Merkel kriegt jetzt so einen – wegen der Energiewende nämlich. Energiewendehals. Nein, ist sie nicht! kriegt sie! Da kündigt man einmal etwas an und sagt, dass wir das auch ganz bestimmt, und möglicherweise nicht in dieser Legislaturperiode, und wahrscheinlich hält sie sogar ihr Versprechen – das ist doch unlauterer Wettbewerb! Das geht doch nicht! Ich meine, was soll da denn auf Dauer noch alles passieren? Wir müssen da sofort einschreiten, am wenigsten brauchen wir jetzt die Energiewende!

Weil wir nämlich eine konservative Partei sind. Wussten Sie wahrscheinlich. Deshalb haben wir uns auch entschlossen, Werte zu erhalten. Zum Beispiel die Zahlungen an die Energiekonzerne zum Erhalt der Stromnetze. Das geht schon seit 70 Jahren so, das kann nicht verkehrt sein, und es kostet ja auch nichts. Gut, es kostet den Verbraucher etwas, aber nicht uns. Und was nichts kostet, das ist ja auch nichts wert, und deshalb will die Merkel das auch erhalten. Verstehen Sie, das ist wie mit der GEMA. Sie zahlen Gebühren auf Festplatten, weil man da Sachen speichern könnte, und dann werden Sie verklagt, wenn Sie tatsächlich Sachen speichern, und das Geld, um Sie zu verklagen, das bezahlen Sie, indem Sie auf die Festplatten eine Gebühr – Sie haben das Prinzip verstanden? Ja, ist ja auch total logisch. Das gibt Rechtssicherheit, auch für die Zukunft. Darum brauchen wir ja auch unbedingt die Energiewende.

Wir haben nämlich die Zeichen der Zeit verstanden. Doch, haben wir. Ob die Merkel – nein, weiß ich gerade nicht. Aber wir haben das. Wegen der Arbeitsplätze und so. Wir setzen dabei ganz auf Bürgerbeteiligung. Und Transparenz. Die Bürgerinnen und Bürger müssen sich an einer gemeinsamen Lösung auch beteiligen können wollen. Wie bei den Autofabriken. Da haben wir auch keine Arbeitsplätze gerettet, weil die Bürger in den Vorstandsetagen das ja auch selbst hätten machen können. Wir beteiligen die Bürger. Die können jetzt auch mal schön selbst zur Tankstelle fahren, da halten wir uns raus. Also aus den Kosten. Das ist nicht unser Problem. Weil, wir sind ja nicht verantwortlich für die Bürger. Deshalb ist ja diese Energiewende auch vollkommen überflüssig.

Ach ja, bevor ich’s vergesse: nächste Woche kommen die Eurobonds dran.“





Ganz in Ruhe

28 05 2012

04:54 – Die ersten Sonnenstrahlen erheben sich über dem Mezzopiano tirilierender Vögel. Sanft beginnt der Morgen in der Siedlung Ulmenstieg, Knapp oberhalb der Hörschwelle raschelt eine Ahnung von Wind durch die Bäume, lautlos sirren Insekten in der frühlingskühlen Luft. Nichts ist, das den Frieden stören würde.

04:55 – Mit elegantem Schwung landet eine streunende Katze auf dem Mülltonnendeckel am Rand des Grundstücks Pappelredder 36. Ein klar definierter Schlag auf den Kunststoffschild, der wegen übermäßiger Füllung des Kehrichtbehälters schräg steht und einen exzellenten Resonanzboden abgibt, dringt ans Ohr von Josef P. (79). Der Rentner schrickt aus dem Halbschlaf, tastet sich ohne Sehhilfe durch den Raum und stößt sich den rechten Fuß empfindlich an einem Stuhlbein. In verbissener Wut, seine noch schlafende Gattin Emilie (76) nicht zu wecken, humpelt er ans Fenster und schlägt es zornentbrannt zu. Das dumpf hämmernde Geräusch bricht sich hart an der gegenüberliegenden Fassade.

05:03 – Schlaftrunken zieht Peter L. (42) die Rollläden hoch. Dank einer defekten Arretierung am Mechanismus der Wohnzimmerscheibe gleitet die Abdeckung mehrmals ungebremst wieder in die Ausgangslage zurück. Damit gibt er den Einsatz für den akustischen Prolog.

05:11 – Sonores Brummen, rumpelndes Rattern, ein Sound wie ein vertikaler Schüttelrost – Guido H. (53) öffnet seine Fensterläden motorisiert. Das ist zwar dreimal so laut, dafür dauert es aber auch doppelt so lange. Die rechte Straßenseite des Pappelredders ist wach.

05:33 – Verärgert beschließt Lothar M. (39), den verdorbenen Tag am See zu verbringen. Mit seiner kompletten Angelausrüstung will er die Siedlung hinter sich lassen. Der Anlasser seines 14 Jahre alten Kraftfahrzeugs hilft ihm, die Nachbarschaft mit einem Orgelkonzert zu beglücken.

05:59 – Marvin O. (7) probiert eifrig sein Geburtstagsgeschenk aus. Zwar sind Friedrichs des Großen Solfeggien anblastechnisch anspruchsvoll, doch wird dies durch kreativen Fingersatz mehr als ausgeglichen. Der junge Musiker, seit 24 Stunden in Besitz einer Sopranblockflöte taiwanesischer Provenienz, holt das Letzte aus Mann und Material.

06:03 – Lucy, die dreijährige Bracke der Familie O. und ansonsten den Schönen Künsten gegenüber eher gleichgültig, äußert sich zum Flötengetön. Die umliegenden Grundstücke machen die interessante Erfahrung, dass ähnliche Frequenzbereiche durch Interferenzen einander verstärken können.

06:29 – Das Licht reicht Guido H., um sich der sonntäglichen Gartenpflege widmen zu können. Nach einem kurzen Inspektionsgang holt er den Laubsauger aus dem Keller und sorgt auf der Zufahrt zur Garage für Sauberkeit und Ordnung bis in den allerletzten Winkel.

06:48 – Frühzeitig verlässt Bernd L. (17) das elterliche Haus, um im akustischen Windschatten der Nachbarn zu seiner Freundin zu fahren. Der Zweitakt-Verbrennungsmotor nimmt regulär seine Arbeit auf, der Auspuff seines Motorfahrrades aber versagt zuverlässig den Dienst und röhrt jenseits des Grenzwertes. Der Pappelredder ab Hausnummer 25 sowie die Straßenzüge Ulmenstieg, Eschenring bis Abzweigung Lindenweg sowie Kastanienallee sind vor dem Verschlafen gerettet.

07:03 – Vollkommen unmotiviert beginnt die Pulsglocke der evangelisch-lutherischen Pfarrkirche St. Lillebror ihr dünnes Geläut. Für den Gottesdienst ist es wesentlich zu früh. Einige unentwegte Bürger springen dennoch ruckartig aus der Bettstatt, werfen sich in gesellschaftsfähige Kleider, deren Sitz auf dem Weg bis zur Grundstücksgrenze penibel kontrolliert sein will, und hasten zum Andachtsort.

07:15 – Angeregt von diversen Laub- und sonstigen Bläserkonzerten beschließt Karsten W. (35), seinen Kombi innerlich einer genauen Säuberung zu unterziehen. Der zu diesem Zweck verwendete Industriewaschsauger mit einer Leistung von 4200 Watt verströmt die Geräuschkulisse eines belebten Markttages in der Innenstadt von Kandahar.

07:37 – Heftige Fallwinde, Erdstöße oder nicht frei fließendes Chi, wer weiß schon den Grund? Die preiswerte Alarmanlage, die Frank R. (28) im Internet geschossen hat, bricht schon einen Tag nach dem Einbau in die Familienkutsche in gellendes Gehupe aus. Auch beim vierten Mal.

08:31 – Die schüttere Gemeinde in St. Lillebror ist nachhaltig verstört, da trotz fortgesetztem Läuten noch immer kein Geistlicher erscheint. Auch sind die Altarkerzen noch nicht entzündet, da Küster Olaf T. (55), hauptberuflich Hausmeister, noch in seiner Dienstwohnung im Kellergeschoss der Christian-Wulff-Förderschule liegt und schläft – wie alle anderen rechtschaffenen Menschen.

08:34 – Die Schlaflosigkeit hat Josef P. fest im Griff. Er begibt sich in die Küche des Bungalows und bereitet sich einen Blasentee zu. Dann setzt der Alte den Fernseher in Betrieb; eine Aufzeichnung der volkstümlichen Show Lustige Musikanten nimmt seinen Lauf. Da P. sein Hörgerät nicht findet, passt er den Pegel des TV-Gerätes entsprechend an.

08:37 – Mit einem trockenen Fffumpp verschwindet ein Gegenstand in W.s Staubsauger. Nach einer kurzen Analyse der Situation stellt sich die Lage als bedrohlich dar: der für die Tochter besorgte Hamster, der aus Gründen der besseren Geheimhaltung vorerst im Fahrzeug verblieben war, muss im Staubsauger sein. W. ist verzweifelt.

08:45 – Sprechchöre hallen durch St. Lillebror: die Gemeinde beschließt, Abgesandte ins Pastorat zu schicken, um den Verbleib von Dieter D. (47) zu erfragen. Der Gottesmann befindet sich knapp zwei Kilometer Luftlinie entfernt bei seiner Geliebten und hatte vor, erst kurzfristig in die Pfarrkirche zurückzukehren.

08:50 – In heller Panik ruft W. die Einsatzleitung der Berufsfeuerwehr an. Da der Beamte am anderen Ende der Leitung lediglich „Habe ihn eingesaugt“, „Kriege ihn nicht mehr heraus“ sowie „Meine Frau darf auf gar keinen Fall etwas davon erfahren“ versteht, beschließt er einen sofortigen Einsatz. Augenblicke später verlässt ein Rettungswagen die Hauptwache.

09:05 – Mit Hilfe seines mechanischen Rasenmähers Republic F-84 zieht Egon J. (66) seine Bahnen durch den jungen Morgen. Der Weg des quietschenden Gartengeräts endet abrupt nach knapp dreißig Zentimetern, wenn sich die Mähspindel turnusgemäß in der Aufhängung verhakt und mit einem metallischen Knirschen wieder löst. Einige Stunden meditativer Arbeit stehen J. bevor.

09:17 – Die Volksmusikbeschallung hat einen Grad erreicht, der die guten Sitten empfindlich touchiert. Frieder A. (51) öffnet die Flügel der Fenster in seinem Arbeitszimmer und legt eine fetzige Scheibe auf. Schon schallt Bruckners wuchtiges Fortissimo in die wehrlose Natur.

09:20 – Mit Blaulicht und obligatem Folgetonhorn brettern Rettungstransporter und Polizeifahrzeug den Pappelredder entlang. Quietschende Reifen und schumachereske Kurventechnik begleiten ihren Rücksturz in die Wirklichkeit des Wohnviertels. Sie brauchen nur wenige Sekunden, um imposant ihre Kampfbereitschaft gegen akute Erkrankungen und Unfälle unter Beweis zu stellen. Das klärende Gespräch nach der Diagnose – W. konnte den Hamster, der den Ansaugvorgang unbeschadet überstanden hat und mit zerzaustem Fell in einem leeren Vogelbauer hockt, mit eigener Hand retten und widmet sich nun wieder der Kfz-Hygiene – ist eine größere Lärmentfaltung als der abziehende Konvoi.

09:37 – Mustafa H. (37) kontert das aufreizende Spindelgeräusch des nachbarlichen Handmähers mit motorisierter Zweitstimme. Sonor brummt der Gartenrasierer über den gepflegten Zierrasen; eine Mahd ist derzeit nicht notwendig, das verringert den Schallausstoß jedoch nicht.

09:43 – Küster Olaf T. hat St. Lillebror erreicht. Er stellt sein Fahrrad am Pastorat ab und betritt das Gotteshaus durch die Sakristei, wo er das Läutwerk durch Herausdrehen der Sicherung abstellt. Innerhalb weniger Minuten verlassen die Gläubigen die Kirche und gehen nach Hause.

10:05 – Zwei Bruckner-Scherzi sowie das kontinuierliche Alarmhupen zermürben die Konzentrationsfähigkeit von Tobias B. (44). Der Lehrer kann trotz Doppelverglasung und Ohropax keine Sozialkunde-Klausuren korrigieren, daher beschließt er, die Frustration über seine scheiternde Beziehung mit anderen Mitteln auszuagieren. Er schnappt sich die Kettensäge und bearbeitet vor dem Haus das Brennholz für die kommende Wintersaison.

10:19 – Mustafa H. ist kaum mit der ersten Hälfte seines Gartens fertig, als er vom benachbarten Grundstück tatkräftige Hilfe bekommt. Folkhardt N.-R. (53) trimmt seinen Zierliguster chirurgisch präzise vermittelst seiner neuen benzinbetriebenen Heckenschere. Ein vierfach federgelagertes Griffgestell mit ergonomisch geformten Polstern garantiert ihm die vibrationsfreie Arbeit an der Eigentumsbegrenzungsflora.

10:32 – Das Hupen der Alarmanlage nimmt bedrohliche Ausmaße an. Schichtarbeiter Heiko A. (39) ist mit seiner Geduld am Ende und beschließt, dem Spuk ein Ende zu setzen. Mit einem Kuhfuß bewaffnet betritt er die Straße und drischt schreiend auf das Kraftfahrzeug ein.

10:40 – Vorgetrocknete Fichte in bester Qualität ist Gernot F. (40) gut genug für sein Gartenhaus. Der ambitionierte Hobbybauherr bringt seine elektrische Kreissäge in Stellung.

11:06 – Auf dem Bolzplatz am Rande des Rotbuchenstiegs landet ein Rettungshubschrauber. Es muss diverse Kommunikationsschwierigkeiten in der Abstimmung mit der Einsatzleitstelle gegeben haben, der Hamster schläft inzwischen friedlich in W.s Garage. Erhebliche Schallentfaltung begleitet den Wiederaufstieg des Helikopters, der zur Orientierung noch mehrere Runden über dem Wohngebiet dreht, knapp oberhalb der Dachfirste.

11:09 – A. hat das immer noch hupende Auto zur Hälfte in Trümmer gehauen. Aufgrund einer kognitiven Dissonanz halten die Anwohner den Krach für einen Bestandteil der Volksmusik und schreiten nicht ein.

11:21 – Nach mehrmaligem Nachmessen und ausgiebigen Trockenübungen setzt F. den ersten Schnitt. Bedauerlicherweise gerät die Stromleitung in den Arbeitsbereich der Tischkreissäge. Jäh erstirbt das muntere Geräusch. Der Häuslebauer bleibt ratlos.

11:33 – Entnervt von der andauernden Berieselung mit Heimatkitsch beschließt Dennis Z. (19), sein eigenes Musikprogramm mit den Nachbarn zu teilen. Der ans Fenster gerückte Subwoofer lässt die Sägezahn-Basslinien der Best-of-Schranz-CD klar definiert hervortreten. Die satt pumpenden Beats hinterlassen deutliche Spuren im Wohnumfeld; ein reizvolles Craquelé überzieht den Verputz der Nachbarhäuser.

12:03 – Gernot F. gibt nicht auf. Die Balken müssen gekürzt werden. Eine Pendelhubstichsäge ist das Instrument seiner Wahl. Tatsächlich gibt das altersschwache Gerät erst kurz vor der Vollendung des Schnitts auf.

12:24 – Heiko A. lässt von dem inzwischen total demolierten Auto ab und zieht sich unter düsteren Drohungen in sein Haus zurück. Die Nachbarn können sich später an nichts mehr erinnern; sie sagen aus, es sei einfach zu laut gewesen für ein klärendes Gespräch.

12:34 – Unrhythmisch, aber gut hörbar fällt der Spielmannszug Groß Obereifelsbüttel 1873 e. V. in den Pappelredder ein. Mit Liedgut wie Rivers of Babylon und Einmal am Rhein macht sich das üppig besetzte Ensemble bemerkbar. Ewald K. (96) greift hektisch zum Fernsprecher, um den Einmarsch sowjetischer Truppen zu melden. Keiner bemerkt, wie A. im Klangschatten der Trompeten mehrere weiße Kanister auf dem Gehsteig abstellt.

12:55 – Ganz in seine eigene Welt versunken schwebt Julian C. (14) durch das Jugendzimmer; er imaginiert sich in ein virtuoses Gitarrensolo, träumt sich auf die große Konzertbühne und stellt sich vor, der bejubelte Star zu sein. Im Eifer der Luftgitarrennummer verhakt der Pubertierende sich mit dem Bein im Kopfhörerkabel. Die Klinke entgleitet im Nu der Buchse am Verstärker, und schon Sekunden später wummert ein Death-Metal-Inferno auf die Straße. Ingo S. (34) wird sich nach dem Erwachen aus dem Koma nicht mehr erinnern, warum er das Steuer verrissen hatte.

13:03 – Hektisch läuft Heiko A. den Pappelredder entlang, in der Hand eine Pappschachtel. An der Einmündung Zirbelkieferweg reißt er ein Zündholz an, wirft es zu Boden und rennt wie von Sinnen in Richtung Hauptstraße.

13:04 – Die Zündschnur ebnet den Weg, elf Kanister mit einer brennbaren Flüssigkeit explodieren im Abstand von jeweils wenigen Sekunden. Die Siedlung Ulmenstieg ist für einen Augenblick still, nur in den Ohren von Josef P. hält sich hartnäckig ein lästiges Pfeifen. Etwas verwirrt tschilpen einige Singvögel in den Überresten des Laubbaumbestandes. So endet der Morgen in einer gepflegten Reihenhaussiedlung, deren Bewohner einfach nur die beschauliche Ruhe eines Sonntags genießen wollten.





Umwälzminister

27 05 2012

Weil ja bis Mittwochvormittag der Röttgen voll supidupi war. Nur am Nachmittag, da war er dann schuld, dass die Kanzlerin die Energiewende (die sie übrigens immer schon gewollt hatte) nicht so klasse wie erwartet hinkriegt. Und so eine Kabinettsumbildung hilft auch immer – das weiß man aus dem Fußball. Die restlichen Nullnummern wie immer in den Suchmaschinentreffern der vergangenen 14 Tage.

  • veronica ferres zertritt: Hoffentlich Til Schweiger.
  • anstaltskittel nähen: Passiert auch in der Anstalt, allerdings in einer anderen.
  • angela merkel ohrenschmalz: Die hört eh nichts mehr.
  • erstkommunion frisur pabst: Halten Sie diese Rentnerrübe für pädagogisch vertretbar?
  • pokal zum ausmalen: Bei den Bayern brauchen Sie nur eine Farbe. Rot.
  • abmahnindustrie im einzelhandel: Es handelt sich eher um ein Großhandelsproblem.
  • häkel ananas anleitung gratis: Wir bevorzugen ja Klöppelkarotten.
  • tengelmann brennspiritus: Nicht, dass Sie Schlecker abfackeln…
  • komplett haarentfärbung: Das Ergebnis wäre dann also durchsichtig.
  • ampel sonne mond berlin: Was, wie alle anderen Ampeln auch, technisch unmöglich sein dürfte.
  • alphorn gebogenes zum tragen: Die zum Pusten sind auch nicht gerade.
  • dieter nuhr: Jedes Bildungssystem hat Verlierer.
  • schwein im fussballtor: Dabei stand der doch elf Meter davor.
  • konsequenzen wenn man etwas in der kirche klaut: Sie müssen nicht in den Himmel zu den anderen Langweilern .
  • flaschenpfandpreise holland: Man kann davon leben.
  • steissprellung arzt: Schicken Sie ihn zum Doktor.
  • tannenessig: Falls Sie mal Gehölzsalat anrichten.
  • töpfer salz und pfeffer streuer: Sie haben mich noch nie Jutebeutel nähen sehen.
  • ufftata überraschung brandeins: Veranstaltet das Getöse nicht immer nur das Handelsblatt?
  • dinner cancelling haarwachstum: Spätestens, wenn Sie mir das Haar vom Kopf gefressen haben.
  • schlecker blog: Und Sie sind Mitarbeiter des Monats.
  • barbie beine reparieren: Aufpumpen wäre eine Maßnahme.
  • hase kaut kabel vom wasserbett an: Dann müssen Sie es von Hand unter Strom setzen.
  • mäuse im rahmspinat: Chamäleons wären schwieriger zu erkennen.
  • kellerassel unter waschbetonplatten: Das können Sie hören?
  • türstopper schünemann: Zu mehr ist der Mann auch nicht zu gebrauchen.
  • ohrlochmarkierung hannover: Da wird scharf geschossen.
  • wozu wird die suchmaschine gebraucht: Finden Sie’s raus.
  • bananenstecker wiederzukommen bauen: Ziehen Sie am Kabel.
  • urinauffang gel: Womit klar sein dürfte, warum Guttenberg so aussieht, wie er aussieht.
  • netzhautablösung blasmusik: Führt bei mir nur zur Spontanverflüssigung des Innenohrs.




In fünf Zeilen um die Welt. Limericks (XCIII)

26 05 2012

Es trank Diego Rotwein in Ger.
Erst ein Glas, dann zwei. Und noch mehr.
Das Ende des Zechers
war nicht Schuld des Bechers.
Sein Kopf war zum Schluss viel zu schwer.

Verwundert sah Schorschl in Schnifis
im Spiegel: „Dass mein Bart so schief is!?“
Sein Sohn schließlich hört es,
er wacht und erklärt es,
dass er darauf, während er schlief, biss.

Verzweifelt rief Carlo in Jenne:
„Bevor ich die Mistviecher trenne,
verschenk ich den Haufen!
Wie konnte ich kaufen
zwölf Hähne und nicht eine Henne!?“

Wenn Paco zur Jagdzeit in Salt
mit Schrot Tag und Nacht um sich knallt,
so liebt er vor allem
dies lärmende Knallen.
Ob er etwas trifft, lässt ihn kalt.

Gamal sah, sein Weib kocht in Sues.
Er sprach: „Wenn ich das nicht im Nu ess,
dann wird’s kalt und fade,
und das wäre schade.“
Die Gattin, die seufzt: „Na, dann tu es.“

Estrella, die schneidert in Les
ein Kleid sich. Der Schnitt macht ihr Stress.
„Je mehr ich hier kürze“,
spricht sie von der Schürze,
„ist auch desto mehr, was ich mess!“

Zur Nachtzeit liegt Erwin in Warth
hellwach, weil er lauscht und er harrt.
Er ängstigt sich kläglich,
die Ruh – unerträglich.
Er schläft erst, wenn’s irgendwo knarrt.





Achtsam

25 05 2012

Freitagstexter

Allerdings. Acht. Allerhand. Ganz unerwartet ist der Freitagstexter wieder einmal hier, verliehen von Nehalennia für Anregungen zur körperlichen Ertüchtigung im modernen Strafvollzug. Herzlich willkommen!

Noch einmal kurz die Regeln: es gibt keine. Alles, was sich kreuz und quer mit Text machen lässt zu einem Bild. Einmal, zweimal, mehrfach. Gerne so, dass das Heißgetränk den geneigten Leser durch die Nase verlässt. Wir sind ja unter uns.

Wenn am Dienstag, den 29. Mai 2012 um 23:59 die Klappe fällt, werden wir (Hildegard, der Kollege Olzheimer, die Nachbarin und die Herren Bückler) und über die Kommentare hermachen. Wer den ins Schwärzeste treffenden Text hat, nennt die Trophäe sein Eigen. So ist’s der Brauch.

Und das Bild? Hier. Diesmal aus dem Nationaal Archief, Den Haag. Klick macht groß.





Schrecklich entzückend

24 05 2012

Doktor Dülfer war begeistert. „Wie schön, dass Sie zu uns gestoßen sind! Sie werden sich wohlfühlen in unserer Mitte – machen Sie es sich bequem, es geht auch jeden Augenblick los.“ Ich legte meinen Mantel über einen der ramponierten Stühle und machte es mir so bequem, wie es in einem muffigen Unterrichtsraum einer Volkshochschule eben möglich war. Aber was tut man nicht alles, um seine Mitmenschen glücklich zu machen. Notfalls durch Heuchelei.

„Wir wollen noch einmal die Lektion aus der vorigen Unterrichtsstunde wiederholen“, eröffnete Dülfer das Gespräch. Gut zwanzig Damen und Herren mittleren Alters hatten sich versammelt, sie alle schauten konzentriert auf den Pädagogen, wie er ein in graues Papier gehülltes Kästchen aus seiner Aktentasche zog. „Frau Grillenburger, bitte.“ Eine Dame im lindgrünen Kostüm erhob sich und nahm das Paket in die Hand. Sofort erschien ein begeistertes Lächeln auf ihren Lippen. „Wie schön verpackt das ist“, jubilierte sie, „und so ein dezentes Grau – wirklich, ich habe aber lange kein so nettes Grau gesehen, meinen Sie nicht auch?“ Beifall heischend sah sie mich an und hielt mir den Pappquader wie eine Monstranz entgegen. „Hmja“, murmelte ich unwillig, aber Frau Grillenburger ließ nicht locker. „Was ist das aber auch handlich“, gellte sie und schüttelte sich vor lauter Verzückung, „so ein schönes Päckchen, das ist ja wirklich ganz reizend!“ Ich musste mich in einer Ansammlung von Geistesgestörten befinden.

„Das Lob“, dozierte Doktor Dülfer, „das Lob öffnet uns Tür und Tor. Wer ein freundliches Wort hat für alles und jeden, dem sind die Menschen wohlgesonnen. Kein Schatten fällt auf den Scheitel dessen, der des Lobes voll ist, und kein Misston stört die zwischenmenschlichen Beziehungen, wenn Sie zu jeder Zeit Anerkennung zollen.“ Beifälliges Murmeln schlich durch den Raum. „Und wenn Sie uns vielleicht einmal eine Kostprobe Ihres Könnens zeigen möchten?“ Er stellte das graue Kästchen auf meinen Tisch. Ich blickte mich unsicher um. Dülfer hob ermunternd seine Augenbrauen. „Nur Mut! Stellen Sie sich vor, Ihnen schenkte jemand etwas – Sie legten aber gar keinen Wert auf dies Geschenk, es ist auch gar nicht so besonders hübsch, aber Sie wollen seine Gefühle keinesfalls verletzen. Na?“ Ich drehte das Ding zwischen den Fingern. „Es ist so angenehm leicht“, versuchte ich, „das muss ja etwas sehr Wertvolles sein, wenn schon das Paket –“ „Das war schon sehr hübsch“, schnitt mir Dülfer das Wort ab, immerhin mit einem leicht gereizten Unterton. „Aber Sie bekommen das doch bestimmt noch wesentlich besser hin. Oder!?“

Möglicherweise stellte ich mich gerade ein wenig ungeschickt an. Die Teilnehmer lobten einander und den Rest an verfügbarer Materie mühelos über den grünen Klee. Zwei junge Männer überboten sich gegenseitig darin, Doktor Dülfers Krawatte (ein leicht verfärbtes, dunkelblaues Stück aus stumpfem Stoff) zu rühmen. Ansatzlos schwenkten sie zu Frau Grillenburgers Frisur über, einer verzweifelten Talentprobe des Haarkünstlers. Ein Stimmengewirr umschwirrte mich. Das war also diese soziale Kommunikation. Wer sprach denn da? Irrte ich mich?

Rosenkötter. Horst Rosenkötter, Abteilungsleiter im Rundfunk. Ein Kulturenthusiast, der auf jeder Vernissage zu finden war, zu jeder Premiere erschien und für jeden Schmonzes rührendes Lob absonderte. Mein Feature über die peruanische Nasenflötenmusik des 19. Jahrhunderts hatte er in den höchsten Tönen gepriesen. Leider wurde es nie gesendet. So erging es auch der Serie „Nordhessen in Geschichte und Gegenwart“, einem zweiteiligen Hörspiel über Goethe in Teplitz und einem kritischen Magazinbeitrag über kritische Magazinbeiträge. Er hatte es ganz schrecklich entzückend gefunden und wortlos in der Schublade versenkt. Na warte.

„Rosenkötter“, jodelte ich und stürmte ihm entgegen. Er erhob sich irritiert. „Rosenkötter, alte Hütte – einer meiner ältesten Freunde und Förderer, richtig?“ Ich ergriff seine Hand und zerquetschte ihm herzhaft die Finger. „Sie haben sich doch immer für meine Arbeiten eingesetzt, richtig? Ja, Sie brauchen das gar nicht so zu betonen, Sie sind ja schließlich die Bescheidenheit in Person.“ Die Umsitzenden rückten schon ein wenig ab; ein untrügliches Zeichen, dass ich mich auf dem rechten Weg befand. „Sie müssen wissen“, teilte ich einem dicklichen Mann im braugrauen Sakko mit, „er ist ein ganz hervorragender Redakteur – die angenehmste Verbindung an Geschmack und Tatkraft, nicht wahr, Rosenkötter? Was Sie sagen, das hat Gewicht! Kein noch so geringes Talent bliebe Ihrem wachsamen Auge verborgen, keine Perle des zeitgenössischen Medienschaffens glitte Ihnen durch die stets zupackenden Hände, wenn die Gelegenheit für eine spektakuläre Sendung in Aussicht stünde, nicht wahr? So einen wie Sie muss man mit der Lupe suchen!“ „Was habe ich Ihnen denn getan“, stammelte der Funkmensch, „ich habe Ihnen doch nichts getan?“ Argwöhnische Blicke lasteten auf ihm, kalt und kälter, und die Teilnehmer hatten es längst verstanden. „So ein Schlawiner“, raunte es neben mir, und: „Er soll ja ein ganz hinterhältiger Kerl sein“, und: „Dem haben wir mal vertraut?“ Rosenkötter brach ächzend zusammen. Doktor Dülfer musste ihm ein Glas Wasser reichen. Offenbar hatte ich alles richtig gemacht, Frau Grillenburger nickte mir aufmunternd zu.

Übrigens was Rosenkötter nach dieser Stunde nie wieder gekommen. Was für eine Enttäuschung – schließlich hatte ich doch nur Gutes über ihn gesagt.





Marktkonforme Demokratie

23 05 2012

„… mehrfach deutliche Kritik an bestehenden Verhältnissen in Bezug auf die demokratischen Verhältnisse geübt worden. Man müsse, so Merkel und Rösler, den Parlamentarismus wieder von den Kräften bestimmen lassen, die ein Interesse an Wohlstand, Rechtssicherheit und Freiheit…“

„… habe der Koalitionspartner bemängelt, dass die neue Zusammensetzung der Listenplätze nicht wie verabredet von der Höhe der Parteispenden abhängig sei. Im Falle einer Verminderung der Bundestagsmandate befürchtete der FDP-Chef, seine Partei könne eine Rückzahlung der Spenden nicht aus eigenen Mitteln…“

„… kündigte der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie an, im Falle eines erneuten Dissenses mit der Bundeszahnärztekammer die Zuwendungen an die Parlamentarier zu streichen. Eine sachorientierte Politik dürfe nicht an den Interessen der Verbraucher…“

„… lehne Bundestagspräsident Lammert die Abschaffung von Wahlen bislang ab. Der Aufsichtsratsvorsitzende der Deutschen Bank Börsig habe sich indes zuversichtlich gezeigt, mit einer genügend großen Summe die…“

„… doch sehr dafür. Eine Verhinderung der Solarenergie als erfolgreiche Branche könne, so Wirtschaftsminister Rösler, nur in einer geistig-politischen Kontinuität erwachsen, die durch die Investitionssicherheit der Kernkraftkonzerne in ihrem Fundament gesichert sei. Wirtschaftsnahe Politik dürfe nicht durch die Partikularinteressen einzelner Bevölkerungsschichten…“

„… versprach Seehofer, die Finanzierung der Parteien möglichst transparent zu gestalten. Es dürfe nicht zu Interessenkonflikten kommen, nachdem schon mehrfach konkurrierende Pharmakonzerne sich um die CSU…“

„…würde auch eine Listenstruktur die bisherige Finanzierungsoffenlegung ersetzen können. Sollten Konzerne, Spendergruppierungen und Verbände sich nicht auf die Unterstützung bestimmter Wahlkreise einigen können, so habe der Bundesverband der Deutschen Industrie bereits eine Schiedsstelle eingerichtet, um eventuelle Konflikte auf basisdemokratische…“

„… könnten Mehrheitsverhältnisse und die daraus entstehenden Koalitionen auch durch die Koppelung an die Börsennotierungen eliminiert werden. Westerwelle schlug eine Sperrminorität vor, um Elemente auszumerzen, die sich der gesunden Volksbereicherung widersetzten. Insbesondere den Paritätischen Wohlfahrtsverband gelte es aus der nationalen…“

„… noch rechtzeitig eine gesetzliche Regelung zu schaffen, die vor einer feindlichen Übernahme schützen solle. Der SPD-Vorsitzende Gabriel zeigte sich zuversichtlich, vorerst vor Merkel in…“

„… lobte Steinrück das neue System. Es gebe keinerlei Interpretationsmöglichkeiten mehr, die im Widerspruch zur Demokratie stünden, da es gar keine Berührungspunkte mehr mit der…“

„… sich auch Merkel für den Erhalt der deutschen Souveränität in den Grenzen von 2012 ausspreche. Anlässlich einer Gala der Deutschen Bank, die weitere 1,2 Billionen Euro für Boni in Anspruch nehmen wolle, lobte die als Kanzlerin angestellte Aufsichtsratsvorsitzende die rasche und alternativlose Umsetzung der marktkonformen Demokratie in…“

„… dass NATO-Einsätze nun auch pauschal vom Bundestag beschlossen würden. Der Fraktionsvorsitzende der Heckler&Koch-Gruppe habe sich für eine Entbürokratisierung des…“

„… eine Energiewende zu teuer sei. E.ON-Sprecher Rösler habe bereits hingewiesen, dass…“

„… sich eine Gesundheitsreform nur lohne, wenn die Kassenbeiträge verdreifacht würden. GlaxoSmithKline ließ durch ihren Staatssekretär Bahr mitteilen, dass alle weiteren Verhandlungen ohne eine…“

„… sich für feste Parteienblöcke ausspreche, um etwaige Koalitionen nicht durch Sacharbeit zu erschweren. Um die traditionellen Verhältnisse zu wahren, schlug Merkel eine Aufteilung in Agrarsektor (Grüne), produzierendes Gewerbe (SPD), Handel (CDU), Brauereiwirtschaft (CSU) und Investmentbanking (FDP) vor. Um den Wettbewerb nicht mehr als unnötig zu verzerren, solle die IT-Branche per Gesetz ausgeschlossen…“

„… müsse man Kosten sparen. Eine weitere Alimentierung mit Transferleistungen sei der Wirtschaft nicht mehr zuzumuten, deshalb habe man sich entschlossen, nach der Regierung auch das Parlament nur noch mit eigenen Fachkräften…“

„… könne Bundesstrukturvertriebsminister Maschmeyer das Spardiktat nur unterstützen. Solange noch Mittel zur Finanzoptimierung der Besserverdienenden vorhanden seien, gebe es keinen Grund, den Spitzensteuersatz nicht zu…“

„… auch die Zusammensetzung des Parlaments nicht dem Zufall zu überlassen. Die Sitze seien in Zukunft nur von DAX-Unternehmen zu…“

„… stehe dem nicht entgegen. Sollte ein Austausch der Parlamentarier am gleichen Tag auf Grund veränderter Aktienmehrheiten stattfinden, so könne dies nur als gelungener Versuch gewertet werden, das Rotationsprinzip in die deutsche…“

„… bei leicht anziehenden Werten. Die Konservative Gruppe habe 0,23 Prozent auf 10672,81 Punkte verloren, die Liberale sei um 0,01 Prozent auf 4,68 Punkte gesunken. Eine weitere Talfahrt sei erwartungsgemäß nach dem Parteitag der Adam Opel AG in Bochum…“