Bedauerlicherweise

14 05 2012

„Ja, tut uns echt Leid. Da fühlen wir ganz mit Ihnen. Richte ich gerne aus. Grüße an die Frau Kanzlerin vielleicht noch, oder eine… Gut, keine. Bitte sehr um Verzeihung.

Christdemokratische Seelsorge, was kann ich für Sie tun? Sie haben Röttgen gewählt? Ach, das ist ja traurig. Also ich meine, das ist ja traurig, dass Sie ihn… Nein, ich hatte mich da nur falsch aus-… Das war doch jetzt gar nicht ironisch gemeint, ich wollte Sie bloß…

Das können Sie als Trauerbewältigungsarbeit verstehen. Wir sind für den Bürger da, der muss nun aufgefangen werden, weil die Leute den Wechsel in Nordrhein-Westfalen wollten, und dann hat’s eben nicht geklappt. Bedauerlicherweise. Da können wir jetzt sehen, wie wir damit fertig werden. Diese Demokratie, das ist ja einfach nichts. Und dann auch noch Sozialdemokratie, da kann man ja nur noch depressiv werden!

Christdemokratische Seelsorge, was kann ich für Sie tun? Leider nein, das geht nicht automatisch. Als Bundesminister muss man extra zurücktreten, und ich wüsste auch nicht, wo wir so schnell die Doktorarbeit von Röttgen herbekommen sollten. Das müssen Sie schon im Präsidium zur Sprache bringen, Herr Pofalla. Ja, Sie mich auch. Auf Wiederhören.

Es ist schon eine Krux, dass nicht einmal die Partei selbst damit umgehen kann. Ich meine, wir haben doch alles getan, was wir nur konnten – beziehungsweise in dem Fall eben nicht, obwohl wir getan gehabt gekonnt gehaben hatten sollen können müssen! Da ist seit Wochen nichts mehr passiert, das Bundesamt für Naturschutz ist quasi schon im Weihnachtsurlaub, das Bundesamt für Strahlenschutz können Sie unter einer Staubschicht suchen, im Bundesamt geht gar nichts mehr. Hat sich die Frau Kanzlerin gesagt: machen wir kurz vor der Wahl in Nordrhein-Westfalen keine Politik mehr, hat ja letztes Mal auch schon so toll geklappt. Guter Plan, da kann man dann wenigstens die Sozialdemokraten nach dem Wahlsieg dafür verantwortlich machen, dass hier jede Menge unerledigte Arbeit herumliegt. Sehr guter Plan.

Christdemokratische Seelsorge, was kann ich für… Schreien Sie doch nicht so! Ja, wir sind natürlich auch ganz bestürzt. Furchtbar. So ein unglaublicher Dreck, eine Gemeinheit, solche Gerüchte über unseren geliebten Landespolitiker Röttgen, nein: Röttgers, halt: Rüttgers hieß der, Rüttgers. Ach so, Sie meinen das von uns? Nein, wir haben das gar nicht in die Welt gesetzt. Unglücklicherweise stimmte das ja auch gar nicht. Schlimm, oder? Ich bin untröstlich.

Also die Arbeit. Da war ja gar nichts mehr. Aber wir dürfen das auch nicht überbewerten, auf die Art hatte dann Rot-Grün auch viele Möglichkeiten, große Fehler zu machen. So theoretisch. Ich meine, diese Piraten hätten das damals nur kaputt gemacht. In den sechs Wochen hätten die ihre Mitglieder befragt und dann einfach irgendetwas gemacht. Die hätten da etwas entschieden! Politik! Ich meine, man geht doch nicht in die Politik, um einfach so mal etwas zu…

Christdemokratische Seelsorge, was kann ich für Sie tun? Ja, es ist ein Jammer. Ich kann Ihren Schmerz nachfühlen. Das ist wirklich eine herbe Enttäuschung. Da hatten Sie sich in Berlin schon so sehr gefreut, und jetzt kommt der Röttgen einfach zurück. Tragisch, tragisch.

Ungünstigerweise kriegt er ja auch nie wieder eine Chance, noch irgendetwas zu machen. Der ist wie Atommüll: ob Sie den hierhin packen oder dorthin, egal, der bleibt da. Bis zum bitteren Ende. Das kriegen Sie nie wieder weg. Nicht mal als Kanzler. Erst recht nicht als Kanzler.

Christdemokratische Seelsorge, was kann ich für Sie tun? Mein Beileid! Das wollten wir wirklich nicht! Ach Gott, wie konnte das denn bloß – Ihre Frau Mutter hat gar nicht gewusst, dass Röttgen der Kandidat von uns ist? Die wusste gar nicht, wen sie diesmal wählen soll? Nervenzusammenbruch!? Und dann hat sie was gewählt? Tierschutzpartei? Na, ist ja wenigstens nicht im Gulli. Wie bei der FDP.

Aber eins müssen Sie Röttgen doch lassen, er hat wirklich ein Händchen für die richtigen Signale. Diese Landtagswahl zu stilisieren als ultimative Abstimmung über Merkels Krisenpolitik, das ist ja echt ein Coup. Wirklich schade, dass er letztlich auch noch Recht hatte.

Christdemokratische Seelsorge, was kann ich für Sie tun? Ja, das mit den 40 Prozent ist nichts geworden. So traurig. Ach, Sie meinten die SPD?

Das Problem war ja, dass die Bürger in Nordrhein-Westfalen sich das Gesicht von Röttgen gar nicht merken konnten. Als Landeschef war er so gut wie nie da, bei den Plakaten musste man automatisch weggucken – aber schade auch, dass er erst recht weg vom Fenster ist. Scheint einer von seinen Sparvorschlägen gewesen zu sein.

Christdemokratische Seelsorge, was… Frau Kanzlerin? Nein, keine Ahnung. Gestern war er noch hier. Also wir haben jetzt nicht noch einmal überall durchgesehen, aber hier ist er nicht. Denke ich. In Berlin ist er nicht angekommen? Haben Sie mal bei Koch geguckt? bei Wulff angerufen? bei von Beust oder Merz? Nicht? Schade eigentlich.“