„Hitlers Frauen?“ „Hitlers Hunde!“ „Der hatte doch nur eine.“ „Blondi?“ „Ich dachte, die hieß Eva?“ „Jetzt mal wieder etwas ernst, Leute, wir machen das hier nicht zum Vergnügen.“ „Hitlers – na, Dings!“ „Hatten wir bestimmt schon.“ „Leute, wir müssen dreimal eine Stunde Sendezeit voll kriegen, jetzt seid doch mal kreativ!“
„Berlin?“ „Wie, Berlin?“ „Na, Berlin halt. Hitler war doch in Berlin. Sogar zum Schluss noch.“ „Aber was soll man denn da machen?“ „Irgendwas über Berlin eben.“ „Genau, und dann irgendwie noch Hitler rein.“ „Nee, poppt nicht.“ „Leute, wir müssen doch…“ „Vielleicht so als Vorher-nachher-Story?“ „Also was von Berlin übrig war, nachdem Hitler…“ „Müssen wir ja nur die Einschusslöcher in den Fassaden im Osten filmen.“ „Quatsch, das bringt’s doch alles nicht!“ „Haben wir ’ne bessere Idee, Kollege?“ „Ja, was mit Hitler halt.“ „Leute, Ihr dreht frei! Jetzt kommt mal wieder runter, dann habt Ihr auch…“ „Oder Wien?“ „Was hat denn Hitler mit Wien zu tun?“ „Meine ich auch, der war doch Deutscher?“ „Ihr habt wohl alle gepennt im Geschichtsunterricht!?“ „Klar, und Du sagst uns jetzt, was Hitler mit Österreich zu tun hat.“ „Denk doch mal nach. Kommst schon drauf.“ „Na, sag schon.“ „Anschluss. Meine Güte, seid Ihr ungebildet!“
„Meine Güte, jetzt denkt doch mal quer!“ „Was mögen denn die Deutschen überhaupt?“ „Grillen?“ „Da sehe ich schon gewisse historische Parallelen, aber…“ „Schluss mit dem Unsinn!“ „Autos?“ „Hatte der Adolf eigentlich einen Führerschein?“ „Ich sagte, ich will diesen…“ „Ja, schon gut.“ „Volkswagen?“ „Haben die Verbrecher im Unternehmen?“ „Bis auf Peter Hartz fällt mir gerade keiner ein.“ „Verdammt, ich will hier keinen Slapstick! Arbeitet gefälligst ordentlich, sonst fliegt Ihr alle raus!“ „Die Käfer-Story?“ „Sehr gut, da könnten wir dann erzählen, wie Hitler die Idee des Kleinwagens von einer tschechischen Fabrik kopieren ließ und…“ „Das ist doch wieder so eine Fälschung, oder?“
„Könnten wir nicht etwas mit Sport machen?“ „Hitlers Fußball?“ „Oder Olympische Spiele.“ „Kraft durch Freude!“ „Und was macht man da mit Hitler?“ „Rudern?“ „Jetzt seid doch mal…“ „Also nicht, dass wir da noch irgendwas über Neonazis reinkriegen, das geht ja gar nicht!“ „Wieso?“ „Das ist doch gleich wieder so polarisierend. Außerdem, der Zusammenhang.“ „Wieso Zusammenhang?“ „Eben.“
„Krankheiten?“ „Klar, Hitler war eine.“ „Ihr sollt jetzt endlich mal…“ „Also dem Hitler seine.“ „Was hatte der nicht?“ „Können wir ja ’ne Sondersendung über Parkinson machen.“ „Oder Größenwahn.“ „Lass die FDP aus dem Spiel, irgendwer muss die Werbepausen bezahlen.“ „Der hatte doch irgendwie manische Depressionen?“ „Nee, depressive Manie.“ „Ist doch dasselbe.“ „Sagst Du.“ „Was denn noch? Magenkrankheit?“ „Soll der nicht Hypochonder gewesen sein?“ „Ist das eine Erbkrankheit?“ „Bestimmt nicht, dann hätte die NSDAP ihn doch euthanasieren müssen.“
„Warum überhaupt dieser blöde Hitler?“ „Hatte der Spiegel schon mal einen Titel mit Goebbels?“ „Aber warum immer Hitler? Das muss doch einen Sinn haben!?“ „Bei Goebbels würde eben keiner…“ „Ich habe nicht nach dem Grund gefragt, Kollege – ich frage nach dem Sinn!“ „Da sind Sie nicht der Einzige. Ich habe auch nie verstanden, was die Leute an diesem kreischenden Bettnässer…“ „Meine Güte! Warum wird immer dieser Hitler auf die Titelblätter geklebt? Warum machen wir ständig irgendwelche Features über diese Hackfresse!?“ „Weil wir es können?“
„Äääh, Hitlers Rezepte!“ „War der überhaupt krankenversichert?“ „Der Doktor Morell hat ihm doch was gegen die Reizblase gespritzt.“ „Nee, der Göring war doch der Kokser.“ „Mann, Leute – Essen! Der war doch Veganer!“ „Höchstens Vegetarier.“ „Klar, der konnte doch keiner Fliege…“ „Blödsinn, sollen wir denn daraus eine Kochshow machen?“ „Wieso nicht?“ „Oder hier, Raumfahrt?“ „Irgendwie haben wir da noch Bilder von der Reichsflugscheibe.“ „Und von Hitlers Mondkolonie?“ „Quatsch!“ „Leute, es ist…“ „Aber jetzt ist doch gerade dies Ding da auf dem Mars gelandet.“ „Dann machen wir lieber etwas über Rote Riesen.“ „Hä!? der war doch höchstens ein Brauner Zwerg?“
„Hitler und die Politik?“ „Jetzt überfordern wir doch die Zuschauer nicht so!“ „Wieso überfordern? Das ist doch…“ „Mann, Hitler ist Unterhaltung!“ „Aber das ist doch nicht…“ „Na gut, irgendwo ist das auch Psychotherapie, wir haben ja mit den Neonazis gerade genug zu tun.“ „Und deshalb brauchen wir jede Woche eine Stunde Feature über den Gröfaz?“ „Sicher. Als Bildungssimulation.“ „Ich dachte, die Leute wollen vor der Glotze noch etwas über die NS-Zeit lernen?“ „Witzbold!“ „Ha, der war gut!“ „Guck, ein Idealist, hähähä!“ „Nein, aber wir können doch diese Figur nicht einfach so als Unterhaltung abfeiern.“ „Machen wir auch gar nicht.“ „Betroffenheit zählt.“ „Und Kultur?“ „Der soll ja eine Schwäche für Wagner gehabt haben.“ „Dann machen wir eine Serie: Adolf, der Opern-Führer.“ „Hehehe!“ „Verdammt, ich will jetzt endlich Ergebnisse sehen!“ „Wir können doch nicht ständig die Tagebücher wiederholen.“ „Wieso denn nicht?“ „Weil sich die Leute noch daran erinnern.“ „Ich hatte schon gefürchtet, sie hätten es vergessen und wir müssten noch mal ganz von vorne anfangen.“ „Hitlers letzter Aufguss!“ „Was soll das denn werden?“ „Irgendeinen Titel muss die Sendung doch haben, oder?“ „Verflucht, wie stehe ich denn jetzt da? Kein Inhalt, kein Konzept, nur leere Sendezeit – was machen wir denn jetzt?“ „Mal halblang. Wieso müssen wir ausgerechnet jetzt etwas über Hitler machen?“ „Hitlers Recycling?“ „Moment… Hallo, Intendantenbüro? Ja, wir haben es. Dreimal eine Stunde. Ja, Sie können die Kündigung endlich unterzeichnen. Damit ist Guido Knopp Geschichte.“
Na hoffentlich! Meine Weigerung es im Leben zu etwas bedeutendem zu bringen rührt nur daher, daß ich nie als Guido Knopp Dokumentation enden wollte.
Ich erinnere mich dunkel. Der Dreizehnteiler Leute, von denen Hitler aus naheliegenden und/oder logischen Gründen nichts wusste wurde ja auch bereits im Planungsstadium wieder gestoppt.
Aber auch nur, weil ich mit einer einstweiligen Verprügelung gedroht hatte. Am nächsten Tag lag ein Pferdekopf aus Halbbitterschokolade auf unserem Hundesofa, seitdem bin ich im Zeugenschutzprogramm. Übrigens, ich würde gerne mal mit Ihnen über Gott sprechen, dieses Heftchen lasse ich Ihnen schon mal hier…
Moment mal, der saß doch eben noch in der Küche? (Also nicht Hitler.) Und mit den Heftchen wird man bei mir auch nichts, ich habe seit dem achten Lebensjahr eine schwere Allergie gegen Hanni und Nanni. Nichts zu machen. Keine Chance.