„Und Bomben werfen Sie auch keine? Nehmen Sie eventuell Geiseln? Ich muss das wissen, falls wir eine Bürgschaft für das Lösegeld eingehen müssen. Oder wenn Sie eine politische Organisation sein sollten, mit der wir noch nicht zusammengearbeitet haben. Für die NPD oder so, da haben wir immer ein paar Scheinchen in der Schreibtischschublade, aber wenn Sie jetzt so ein neuer Verein sind – mit al-Qaida assoziiert? und Sie haben auch alle Mitgliedsausweise? Dann ist das in Ordnung. Wir sind gerne für Sie da.
Nein, das haben Sie falsch verstanden. Wir sind keine Abteilung des Innenministeriums. Wir sind das Innenministerium. Das Ex-Innenministerium. Wir waren mal ein Bundesministerium des Innern, so ganz richtig und normal. Dann hatten wir diesen Innenminister, der war aber weder – ja, und jetzt ist hier das Bundesamt für terroristische Bedrohungen. Wir sind neu ausgerichtet worden. Nach Mekka? Verstehe ich nicht. Ach so, deshalb. Nein, wir sind für alle zuständig. Auch für Linksradikale, wenn die mal jemand finden sollte.
Streng nach Vorschrift. Das muss so sein, Sie müssen sich streng an die Vorschriften halten. Wenn Sie einen Anschlag melden, dann verwenden Sie bitte ausschließlich Vordrucke des Bundesamtes. Und fügen Sie sämtliche Belege bei, sonst wird das mit der Kostenerstattung nur unnötig in die Länge gezogen. Wie gesagt, streng nach Vorschrift. Wir sind schließlich in Deutschland hier, und ohne die ganzen Formblätter macht das Verfahren keinen –
Gerne auch zivil, das ist unsere Spezialität. Wir haben ja eine Menge Mitarbeiter, die keine Zeit hatten für eine fachgerechte Ausbildung. Die kriegen in drei Tagen die Grundanforderungen des Geheimdienstwesens rein, eine Doppelstunde Allgemeinbildung, und dann noch dies Faltblatt mit Kurzinfo zur Verfassung. Die Rückseite ist frei, deshalb wird das gerne als Notizzettel mitgeführt. Das verbessert unsere Arbeit. Vorher hatten wir manchmal Einsätze, bei denen unsere Mitarbeiter keine Aussagen über Tathergänge oder verdächtige Personen machen konnten, weil sie gerade keinen Notizblock zur Hand hatten, und das hat uns auf Dauer nicht befriedigt. Wir wollen da konstruktiv an unseren Fehlern arbeiten.
Nein, wirklich! Stellen Sie sich das mal vor: von dem NSU, da haben wir ja eigentlich erst aus der Zeitung erfahren. Das geht natürlich gar nicht. Wenn sich sogar das Fernsehen schon beschwert, dass sie von uns keine relevanten Informationen bekommen, dann müssen wir einfach mehr liefern.
Sie dürfen verfassungsfeindliche Abzeichen tragen, aber rechnen Sie damit, dass das in der Bildung einer terroristischen Vereinigungen bereits enthalten sein dürfte und nicht extra gewertet wird. Machen Sie sich und uns doch bitte nicht mehr Aufwand als nötig, dann können wir Ihnen in organisatorischen Fragen auch entgegenkommen. Gut, einverstanden. Dann kleben Sie das aber bitte auch ins Bekennerschreiben, ja? Wir haben dann weniger Probleme mit der Zuordnung.
Wollten Sie hier irgendetwas mit Flugzeugen machen? Nein, ich frage nur so, weil heute zufällig der 11. September ist. Ja, das müssten Sie natürlich beantragen, das sind dann zwei Formblätter extra wegen der Luftsicherheit. Sie müssten Flugroute und Zielgebiet angeben und ob Sie dafür Personal brauchen. Ja, das gehört auch zum Bürgerservice. Sie melden eine Demonstration auch ganz normal an und entscheiden, ob Sie als Nazi-Organisation gerne Polizeischutz hätten. Oder Schutz vor der Polizei. Ich frage wegen der Sondergenehmigung. Wissen Sie schon, ob Sie die brauchen? Ja, in der Theorie schon. Aber praktisch könnte das natürlich schwierig werden, da müssten Sie vielleicht beim Verwaltungsgericht noch einen Eilantrag stellen. Das Formblatt haben wir hier, das kann ich Ihnen auch gleich mitschicken. Die Deutsche Bank in Frankfurt? Schwierig, sehr schwierig. Haben Sie einen Rechtsanwalt, der Sie berät? Das wird sehr schwierig. Die werden noch gebraucht, die Türme. Fliegen Sie doch lieber gleich in den Reichstag.
Doch, das machen wir gern für Sie. Bürgernähe ist unser Auftrag – wir würden Sie gerne noch mehr entlasten und mehr Informationen ohne Ihr direktes Zutun sammeln, aber das birgt eben auch große Gefahren. Nein, nicht das. Es kommt eben nur so viel weg in diesem Haus. Es wird auch viel verwechselt. Oder es fällt unter den Tisch. Und wir können ja nicht ständig Terrorismusanträge prüfen, wenn wir nicht wissen, ob das wirklich stattfindet.
Geht nicht. Wir haben alles ausprobiert, auch in Bayern. Sie müssen uns das schon noch einreichen. Wir können die Kosten leider nicht einklagen, wenn Sie darauf vertrauen, dass der Staat seine Arbeit ordentlich macht.
Darum geht es ja auch. Mehr Transparenz. Niederschwellige Angebote. Einfach mal einen Weihnachtsmarkt sprengen – gerne, aber dann doch bitte auch rechtskonform. Und sicher. Oder dem Nachbarn die Bunde abfackeln. Splitterbomben am Bahnhof. Das muss schon professionell geplant sein. Sie können uns auch gerne vorher ein Exposé zusenden, wir prüfen das dann. Gerne auch mit rechtsverbindlicher Machbarkeitsstudie, wir haben da ein paar Fachkräfte aus Hessen an Bord.
Gut, habe ich notiert. Ein Sprengsatz, kleinere Sachschäden, eine Hundertschaft Polizei, Sperrung des Häuserblocks. Ja, habe ich. Und wen wollen Sie weghaben? die Bundesregierung?“
Satzspiegel