In deutscher Ferne

31 01 2013

„… im System des Braunen Zwergs den Exoplaneten 2M1207 b gefunden zu haben, dessen Radiowellen auf eine Besiedelung mit intelligentem Leben…“

„… könne für Deutschlands Exporte wichtig sein. Je mehr Absatzmärkte gefunden würden, so Merkel, desto schneller würde die Krise im eigenen Land sich…“

„… zu den ersten Dingen. Die Sachfragen würden ohnehin an die Ausschüsse verwiesen, wichtiger jedoch, so Ramsauer, sei die Vergabe neuer Autokennzeichen an die…“

„… habe FDP-Chef Rösler verkündet, die Bewohner des fernen Himmelskörpers seien ein Hoffnungszeichen für die Liberalen. Vor allem deren Unerfahrenheit sowie die Tatsache, noch nie von der Splitterpartei nach den Wahlen enttäuscht worden zu sein, mache sie zu einer Zielgruppe, um die ein leidenschaftlicher Wahlkampf…“

„… neue Arbeitsplätze in der Raumfahrt angekündigt. Von der Leyen gehe derzeit von einem starken Fachkräftemangel aus, der nur durch angelernte Arbeitnehmer aus der fremden…“

„… inzwischen erforscht habe, dass die planetare Spezies antworte. Die Aufnahme bilateraler Beziehungen mit der Bundesrepublik sei nur noch eine Frage der…“

„… habe Joachim Kardinal Meisner betont, er sei kein Feind außerirdischer Völker, wolle jedoch sicherstellen, bei einer Kontaktaufnahme nur mit nachgewiesen heterosexuellen Wesen zu…“

„… längere Flugdauern einzukalkulieren. Die Lebensmittelindustrie fordere daher eine Lockerung rechtlicher Bestimmungen, da sich für den Transport optimierte Produkte nur durch den Zusatz von…“

„… bereits erste Anzeichen, dass die Wachstumsprognose für das laufenden Jahr stark ansteigen würde. Vor einer endgültigen Bewertung wolle die Bundesregierung erst die Konföderation mit der außerirdischen…“

„… schlage Altmaier zur Konsolidierung der Raumfahrt ein Sofortprogramm vor, das den Strompreisanstieg nicht einseitig zulasten der Energieversorger…“

„… sei eine ausstehende Analyse der politischen Verhältnisse auf dem Planeten erforderlich. Erste Waffenlieferungen könnten allerdings bereits…“

„… die fiskalpolitische Zusammenarbeit nur dann erfolgreich sein, wenn die Weltraumgebiete sich einem strengen Spardiktat unterwerfen würde, da die langfristige Sicherung nicht über die Nettokreditaufnahme der EU…“

„… müsse zuvor geklärt werden, ob die interstellaren Bevölkerung sich für Gartenbau und Fußball interessiere, regelmäßig ihre Wagen wasche und braune Sandalen trage. Nur das Bekenntnis zu deutschen Werten sichere eine Integration in…“

„… auch vom technologischen Fortschritt zu profitieren. Platzeck wolle als Aufsichtsratsvorsitzender den Bau des zentralen Raumschifflandeplatzes maßgeblich…“

„… dass die Kultur der Außerirdischen auch als Bereicherung angesehen werden könne, jedoch nur auf deren eigenem Planeten. Dobrindt befürchte die Überfremdung, die sich vornehmlich in Bayern…“

„… rege Altkanzler Schröder (SPD) an, die exoplanetare Wirtschaftszone vorwiegend zur Ausweitung von Leiharbeit zu Niedriglöhnen…“

„… falls der Bahnkunde die Direktverbindung mit dem Himmelskörper zu günstigen Konditionen nutzen wolle. Das Unternehmen sei daher jetzt schon gezwungen, die …“

„… dass es nie eine deutsche Mondmission gegeben habe. Peter Hintze sei der Ansicht, hier räche sich die Weigerung der Bundeskanzlerin, die Raumfahrt mit einer milliardenschweren Spende…“

„… dürfe eine Ausweitung der Euro-Zone nicht die Grenzen des Sonnensystems überschreiten. Merkel wolle der Regierung von 2M1207 b daher eine privilegierte Partnerschaft…“

„… müsse von einer steigenden Terrorgefahr ausgehen. IM Friedrich wolle die Ausweitung der Antiterrorgesetze auch für den Fall, dass eine Invasion von Außerirdischen…“

„…Ronald Pofalla endlich auf den Mond zu…“

„… fordere Axel E. Fischer die Ausstattung von Raumsonden mit Überwachungskameras zur…“

„… den Freistaat Bayern bis zur letzten Patrone zu verteidigen. Weiterhin lehne es Seehofer ab, als Geberland Subventionen an einen Planeten zu zahlen, der noch nicht einmal…“

„… Rohstoffe zu liefern. Vorerst solle ein Handelsabkommen die deutschen Importe sicherstellen, später könne die Bundeswehr…“

„… sich mehrere Smartphone-Hersteller entschieden hätten, ihre Werke an Standorten in Ostasien abzubauen. Wirtschaftsexperten jedoch seien noch uneins, ob sich die Fertigung auf 2M1207 b länger als einige Jahre…“

„… drohe Deutschland eine Serie intergalaktischer Attentate. Der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei Witthaut rufe dabei zu besonderer Vorsicht auf. Wesen mit drei Beinen oder elf Ohren seien umgehend der nächsten Polizeidienststelle zu…“

„… sei die Sozialdemokratie frei von rassistischen Strömungen und mache keinerlei Klassenunterschiede. Sarrazin behalte sich aber vor, im Falle einer Wiedervereinigung ins Grundgesetz aufzunehmen, dass die Menschenrechte nur für…“





Mit gezinkter Karte

30 01 2013

Hansi schwitzte. „Wir sind geliefert.“ Brunos Schnurrbartspitzen vibrierten heftig. „Klotzmann.“ Die ganze Küchenbrigade blickte betreten zu Boden. „Ausgerechnet Klotzmann“, stöhnte Hansi. „Jeder weiß, dass der Alte nicht mehr alle Tassen im Schrank hat, aber wenn er uns besucht, sind wir verloren.“

Bruno, Chef des gleichnamigen Landgasthofs, den man mit Ehrfurcht Fürst Bückler nannte, wie er Schwarzsauer und Aal in Gelee kochte, stierte trostlos in die Weite. „Dass es so enden muss!“ „Na“, tröstete ich ihn. „Noch ist ja nicht alles verloren.“ Hansi, sein Bruder und deshalb für den Service zuständig, schüttelte voller Resignation den Kopf. „Machen wir uns nichts vor. Bei Holtgrefe hat er den preisgekrönten Hecht bestellt und fand ihn tranig. Im L’Artichaut hat er an den getrüffelten Perlhuhnbrüsten nach Luigi Marinotti kein gutes Haar gelassen. Alles, was er bestellt, muss wohl auf dem Weg verunglückt sein. Lies das.“ Er schob mir die Zeitung über den Tisch. Ich begriff.

Klotzmann muss früher ein genussfreudiger Mensch gewesen sein, doch die Kollision mit einer Schranktür schickte ihn jäh zu Boden; als er das Bewusstsein wiedererlangt hatte, war er ein alter Griesgram, dem an der jetzigen Welt nichts mehr lag. Er kleidete sich nach der Mode vergangener Jahrzehnte, schalt die heutige Musik Krach für Halbstarke und beharrte auf Erbsen in dicker Mehlpampe. Manche wollten gehört haben, dass er vor dem Einmarsch der Russen warnte und Ludwig Erhard hinter vorgehaltener Hand als Umstürzler bezeichnete. Er war nicht einfach, und dazu noch der einzige Kritiker, der Bocuse seit seinen Anfängen abwechselnd gelobt und verdammt hatte.

„Wir könnten Fisch totbraten“, empfahl Petermann. „Oder verkochte Kartoffeln mit zerlassener Butter.“ Ich schüttelte den Kopf. „Lasst mal, ich habe das so eine Idee. Hansi, wir haben doch noch diese alten weißen Jacken?“ Er nickte. „Und eine neue Speisenkarte bräuchten wir auch. Aber nur ein Exemplar.“ Bruno war verwirrt. „Warum nur ein Exemplar? Sollen wir für ihn etwa eine vollkommen neue Küche machen?“ „Nein“, beruhigte ich ihn. „Nur ein paar Kleinigkeiten, Du wirst schon sehen.“

Kurz nach halb sieben erschien der erwartete Gast. Mit angeklebtem Scheitel und einer weißen Serviette über dem Arm standen Hansi und ich an der Wand. „Wenn ich dem Herrn eine Kleinigkeit vorweg anbieten dürfte?“ Schon griff Hansi nach den Champagnerflöten, doch ich schickte ihn mit einer Handbewegung auf Distanz. „Eine kleine Königinpastete vielleicht? Wir haben auch schöne Ochsenzunge auf Graubrot, dazu Remoulade?“ Hansi riss die Augen auf. „Das haben wir doch gar nicht“, zischte er. „Zumindest die Pastete haben wir“, zischte ich zurück. „Da lagen vertrocknete Reste in der Speisekammer, die sind bestimmt original aus der Zeit.“ „Die Pastete bitte, und einen Wein dazu?“ „Einen Pokal Mosel, der Herr?“ Er nickte gnädig. Hansi staunte. „Kipp ihm einen Riesling rein, mit zwei Stück Würfelzucker.“

Da also saß Klotzmann, löffelte eine Tasse Fleischbrühe mit Ei aus kritzelte verstohlen auf den Knien in einem Notizbüchlein herum. „Mit Ei kostet neunzig Pfennig“, informierte ich Hansi, „bitte die Rechnung diesmal von Hand ausstellen, sonst hält er sie nicht für echt.“ Er sah mich an, als hätte ich den Verstand verloren. Ich ließ mich nicht beirren. „Frag bitte mal Bruno, ob sie nicht auf die Schnelle noch ein Eisbein mit Butter und Toast hinkriegen. Sonst reicht auch ein Löffelchen verkochter Mischpilze auf Rührei.“ „Ich will damit nichts zu tun haben“, knurrte Hansi und drückte sich aus der Tür.

„Vorzüglich“, beschied Klotzmann. „Ganz vorzüglich. Wie bekommen Sie diesen grandiosen Kartoffelsalat zustande?“ Ich spielte den Geschmeichelten. „Ach, nicht der Rede wert. Wir haben einen kleinen Schrebergarten hinter dem Haus, da pflanzen wir die Kartoffeln an. Und natürlich die sauren Gurken. Wir nehmen ja nur Müllermeisters Gewürzte mit dem Frischeknack, verstehen Sie? Erstklassige Ware. Natürlich aus westdeutschem Anbau.“ „Natürlich“, nickte er. „Man schmeckt das sofort. Und jetzt könnten Sie mal etwas für hinterher bringen. Haben Sie einen anständigen Südwein?“ „Besser“, zwinkerte ich, „kennen Sie Mampe?“

Ich schwang die Küchentür auf. „Bereit zum Finale? Unser Gast möchte gerne etwas Exotisches. Bitte eine Portion Ananas mit Sahne. Und einen Schlehenlikör.“ Bruno hielt mich am Arm fest. „Ich will die Karte sehen.“ Bereitwillig schob ich ihm das schmale Ledermäppchen zu. In Schönschrift standen dort warme und kalte Speisen, Getränke, Kuchen, Torten und Desserts. „Buttercremetorte? Herrengedeck? Russische Eier? Wo hast Du den Krempel denn ausgegraben?“ „Wir hatten ja damals nichts“, gab ich lakonisch zurück. „Offensichtlich ist Klotzmann auf dem Level stehen geblieben, und genau das bekommt er hier. Der Geschmack seiner frühen Jahre, als man sich neben der Sättigung den kleinen Luxus von Tubenremoulade erlaubte. Das macht ihn zum unglücklichen Menschen, denn wer würde heute dieses Zeug anbieten. Also spielen wir mit gezinkter Karte. Wir werden die ersten mit einer guten Kritik sein.“ Bruno schluckte. Er schlug die Tür auf und schritt quer durch den großen Saal, wo Klotzmann unbeirrt in seinem Büchlein krickelte. „Bückler“, sprach er mit einer leichten Verbeugung. „Darf ich Ihnen einen echten Weinbrand-Verschnitt anbieten?“





Weg-Gefährten

29 01 2013

„Wir machen weiter wie bisher. Nein, wir machen weiter, aber nicht wie bisher, damit wir weitermachen können. Wie bisher.

Heißt im Klartext, wir retten die Koalition. Jetzt nicht, indem wir die Koalition in den Vordergrund stellen – das wollte die Chefin auch nicht unbedingt – aber wir müssen erstmal die Union wieder in den Vordergrund rücken. Wenn wir nicht die Chefin hätten, würden wird ja kaum noch wahrgenommen. Das müssen wir ändern, beziehungsweise: wir müssen das nicht ändern, damit sich das nicht ändert. Meint die Chefin.

Zunächst arbeiten wir an der Verbreiterung der Koalition. Wieso? Altmaier? Was hat der denn mit – jetzt hören Sie auf mit Ihren Kalauern, ich meine die Umweltpolitik! Das ist ja wohl etwas ganz anderes! Wir müssen die Union eben sehr viel breiter aufstellen, und dafür brauchen wir präventiv die Themen der Grünen. Ja, präventiv. Falls das mit Schwarz-Grün doch nicht hinhauen sollte, dann sind wir breiter aufgestellt und können das mit der FDP machen. Wieso? Unrealistisch? Was ist daran bitte unrealistisch?

Das hat doch bei der SPD auch schon ganz gut geklappt. Die Chefin hat einfach so lange die SPD nachgemacht, bis keiner mehr den Unterschied erkennen konnte. Dann haben wir sie um die Ecke gebracht. Sollte also klappen. Aber die Chefin macht es diesmal besser. Wir haben auch schon die optimale Strategie. Gucken Sie sich doch die Union mal an. Koch, Guttenberg, Jung, Wulff, dieser McAllister – alles Weg-Gefährten von der Chefin. Eben noch Gefährten, jetzt schon weg. Da muss man doch was unternehmen? Sehen Sie. Wir haben uns das so gedacht: beim letzten Mal haben wir der FDP eine Menge Stimmen gegeben, und dann haben wir trotzdem nicht gewonnen. Diesmal werden wir ihnen einfach so viele Stimmen wie möglich nehmen. Dann müssten sie doch rein theoretisch gewinnen, oder?

Klar haben wir ein Wahlprogramm. Sonst könnten wir doch den anderen nicht vorhalten, dass sie kein Wahlprogramm haben. Unser Wahlprogramm? Die Chefin halt. Schäuble hat alle Steuersenkungspläne plattgemacht, von der Leyen ist an der Rente gescheitert, der Rest ist nicht weiter erwähnenswert. Meinen Sie nicht, dass die Chefin da als Wahlprogramm vollkommen ausreichen dürfte?

Ich weiß nicht, ob Sie’s wussten, aber unser Markenkern ist eh futsch. Es gibt immer weniger Wähler, die schon als Rentner auf die Welt kommen. Kaum anständige Ausländerfeindlichkeit, die meisten von denen haben inzwischen eine Berufsausbildung, was soll man da sagen. Manche von denen fühlen sich auch gar nicht mehr richtig vertrieben. Schlimm! Steinbrück ist so ein alter Sack, und die FDP hat auch die letzte Reserve an die Front geschoben. Wir haben hier den Endgegner vor uns. Der kommende Bundestagswahlkampf wird von einer furchtbaren Heimsuchung geprägt sein, von der biblischen Strafe, von dem – wieso? Ich rede von Inhalten! Inhalte! Bei der Bundestagswahl! Das ist doch barbarisch!

Deshalb wollen wir diesmal auch viel differenzierter vorgehen. Die anderen haben wir schon durch, deshalb sollten wir diesmal die Grünen als Zielvorgabe. Wir machen alles nach, was bei denen im Programm steht, und dann werden wir gewählt, und die FDP kann sich wieder ganz klasse gegen Umweltschutz, Nachhaltigkeit und ökologische Wirtschaft absetzen. Schiefgehen? kann passieren. Dann haben die Grünen viel mehr Stimmen als erwartet, und dann müssen wir mit denen koalieren. Aber das macht dann auch nichts, wir haben ja im Wahlkampf schon gezeigt, dass wir uns voll mit ihren Inhalten identifizieren.

Ach was, bei der SPD wird das nichts bringen. Dass jemand die Grünen wählt, weil er sich für das Original entscheidet, das kann ja noch passieren, aber bei den Sozialdemokraten? Was ist denn da das Original?

Modernisierung eben. Es gibt eine Lohnuntergrenze, die ist zwar unterhalb jeder Lohnuntergrenze, aber es ist halt eine Lohnuntergrenze. Wir nennen die Frauenstilllegungsprämie nicht mehr Frauenstilllegungsprämie, wir nennen die Frauenstilllegungsprämie Betreuungsgeld. Das ist so zeitgemäß, da kann Steinbrück wer weiß was für ein Kanzlergehalt fordern.

Die asymmetrische Mobilisierung übernimmt jedenfalls wieder Pofalla. Bei einem extrem langweiligen Wahlkampf schlafen mehr SPD-Wähler ein als unsere Leute. Das sind die nicht gewohnt, die kennen nicht unser Personal. Wie gesagt, Pofalla. Der Mann ist derart aufregend, mit dem kriegen Sie einen tollwütigen Hund ins Koma gepredigt. Und wenn da noch ein paar Leute wach blieben, schieben wir Gröhe nach. Der lähmt jede Hirntätigkeit.

Überhaupt Asymmetrie. Wir machen das mit der Abwehr von Steuererhöhungen, die FDP macht das mit den Steuersenkungen. Im Ergebnis passiert gar nichts, aber es passt wenigstens auch nicht zusammen. Mindestlohn und doch kein Mindestlohn. Lebensleistungsrente und Rentenkürzung. Das kann man so gut miteinander kombinieren. Aus genau dem Grund wählen die Leute ja die Chefin immer noch. Die haben überhaupt keine Ahnung, dass sie hinter diesem ganzen Murks steckt, den die Regierung seit Jahren anstellt. Das ist doch das Wichtigste. Und darum machen wir weiter. Wie bisher.“





V2 wie Vendetta

28 01 2013

„… habe der Marschflugkörper eine Ortschaft in der Nähe von Potsdam beschossen. Merkel bezeichne deshalb alle Aktionen, bei denen Deutsche durch Waffen getötet würden, nicht nur umgangssprachlich als Krieg und rief zu…“

„… verurteile Außenminister Westerwelle den Luftschlag scharf. Er als FDP wolle der Aufrüstung nur zustimmen, wenn eine klare sicherheitspolitische…“

„… seien nach Ansicht der SPD geostrategische Interessen bedroht, dennoch spreche sich die Fraktion gegen den Einmarsch in…“

„… habe IM Friedrich die Waffen als besonders verabscheuungswürdig bezeichnet, da sie aus weiter Distanz abgefeuert würden, was nur äußert feige und niederträchtige…“

„… ein technisches Versagen des Flugkörpers nahezu ausgeschlossen werden. Der CSU-Sicherheitsexperte Uhl halte damit einen Vorsatz für erwiesen, so dass der Angriff als kriegerische…“

„… habe der Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz den Einsatz bewaffneter Drohnen als barbarischen Akt gegeißelt. Immer, so Zollitsch, entscheide ein Mensch, eine Rakete abzuschießen, worin sich die Minderwertigkeit der islamischen…“

„… dürften die islamistischen Attentäter keinesfalls dieselben Waffensysteme benutzen, die den UNO-Blauhelmen für…“

„… senke der Einsatz bewaffneter Drohnen die Hemmschwelle auch in der eigenen Bevölkerung. Besitz und Verkauf von Killerspielen, so Bosbach, seine eine zweifelsfrei feststehende Folge aus der Gefahr durch terroristische…“

„… habe der Bundeswehrsprecher die ausländischen Flugkörper als Maximierung von Gefahr eingestuft, die nur in äußerst wenigen Fällen treffsicher…“

„… zeige der Einsatz, dass es sich nur um eine gezielte Tötung handeln könne. Alle Versuche, den Einschlag als Unfall zu erklären, seien lediglich Schutzbehauptungen oder nicht plausible…“

„… weise de Maizière an dieser Stelle nochmals darauf hin, dass die deutschen Drohnen nur der Abschreckung dienten, während die ausländischen als Kriegswaffen zur gezielten Tötung von…“

„… habe der stellvertretende Sprecher des Verteidigungsministeriums bewaffnete Drohnen für militärisch sinnlos erklärt. Sie seien geeignet, Soldatenleben zu retten, töteten dafür jedoch unschuldige Zivilisten und…“

„… eine sofortige Ächtung aller Drohnen. De Maizière rufe gleichzeitig dazu auf, sehr viel mehr deutsche Waffenexporte zu…“

*

„… habe der Marschflugkörper eine Ortschaft in der Nähe von Kabul beschossen. Merkel bezeichne deshalb Aktionen, bei denen Personen durch Waffen getötet würden, nur umgangssprachlich als Krieg und rief zu…“

„… begrüße Außenminister Westerwelle den Luftschlag. Er als FDP wolle der Abrüstung zustimmen, wenn eine klare sicherheitspolitische…“

„… seien nach Ansicht der SPD geostrategische Interessen bedroht, dennoch spreche sich die Fraktion gegen den Truppenabzug in…“

„… habe IM Friedrich die Waffen als besonders menschenrechtsschonend bezeichnet, da sie aus weiter Distanz abgefeuert würden, was nur äußert intelligente und zuverlässige…“

„… ein technisches Versagen des Flugkörpers als nahezu erwiesen bezeichnet werden. Der CSU-Sicherheitsexperte Uhl halte damit einen Vorsatz für ausgeschlossen, so dass der Angriff als friedenssichernde…“

„… habe der Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz den Einsatz bewaffneter Drohnen als Akt der Nächstenliebe begrüßt. Immer, so Zollitsch, entscheide ein Mensch, eine Rakete abzuschießen, worin sich das Verantwortungsbewusstsein der christlichen…“

„… dürften die deutschen Truppen keinesfalls andere Waffensysteme benutzen als die der UNO-Blauhelmen für…“

„… senke der Einsatz bewaffneter Drohnen die Hemmschwelle in der afghanischen Bevölkerung. Besitz und Verkauf von Killerspielen, so Bosbach, seine eine zweifelsfrei feststehende Voraussetzung für die Gefahr durch terroristische…“

„… habe der Bundeswehrsprecher die ausländischen Flugkörper als Minimierung von Gefahr eingestuft, die in so gut wie allen Fällen treffsicher…“

„… zeige der Einsatz, dass es sich nur um einen Unfall handeln könne. Alle Versuche, den Einschlag als gezielte Tötung zu erklären, seien lediglich Schutzbehauptungen oder nicht plausible…“

„… weise de Maizière an dieser Stelle nochmals darauf hin, dass die deutschen Drohnen nur der Abschreckung dienten, während die ausländischen als Kriegswaffen zur gezielten Tötung von…“

„… habe der stellvertretende Sprecher des Verteidigungsministeriums bewaffnete Drohnen für militärisch sinnvoll erklärt. Sie töteten unschuldige Zivilisten, seien dafür jedoch geeignet, Soldatenleben zu retten, und…“

„… eine sofortige Anerkennung aller Drohnen. De Maizière rufe gleichzeitig dazu auf, sehr viel mehr deutsche Waffenexporte zu…“





Auf Pump

27 01 2013

für Kurt Tucholsky

Am allerschönsten Tage,
wo Jüngling heult und Greis,
mit Kranz und Schleppentrage
kommt an die Braut in Weiß.
Es hing in Mutterns Schränkchen,
bis heute hell wie Schnee,
an ihrer Seite Fränkchen
trägt einen Cutaway.
Auch wenn das Ding ihn kleidet,
die Sache ist besorgt;
da man die Kosten meidet,
ist dieses Stück geborgt.
    Ja, lass die Jahre ziehen –
    schau an, das war das Glück.
    Geliehen ist geliehen
    und muss einmal zurück.

Der Paule braucht Moneten.
Kein Rauch im Schornstein drin.
Das Geld geht ihm stets flöten,
die Rennbahn macht Gewinn.
Dabei gab ihm vor Wochen
Herr Eisenbeiß Kredit.
Jetzt kommt Paul angekrochen.
Ob diese Nummer zieht?
Ach was. Der Herr will Zinsen,
bevor er Knochen bricht.
Das ging glatt in die Binsen.
Der kennt das Mitleid nicht.
    Ja, lass die Jahre ziehen –
    schau an, das war das Glück.
    Geliehen ist geliehen
    und muss einmal zurück.

Einst lag er krank zu Tode.
Der Fipsi triumphiert.
Der Laden war marode,
jetzt hat er sich kuriert.
Schon gibt er sich gesetzter.
Es sind fast zehn Prozent,
sonst wäre Muttis Letzter
Ministerpräsident.
Er kalkuliert für morgen.
Sie bleibt wohl nicht verschont.
Er will sich alles borgen,
damit sich Leistung lohnt.
    Ja, lass die Jahre ziehen –
    schau an, das war das Glück.
    Geliehen ist geliehen
    und muss einmal zurück.





In fünf Zeilen um die Welt. Limericks (CXXVI)

26 01 2013

Enrique, der kaufte in Montes
als Makler ein Haus, ein besonntes.
Für ihn aber hatten
die Bäume viel Schatten.
Es wurde verkauft. Ja, er konnt es.

Frau Freja sucht in Kerteminde,
ob sie noch das Herz in der Rinde
entdeckt in der Buche.
Die Liebesschwursuche
schlug fehl. Es war in einer Linde.

Alfonso versucht in Tambores
es mit Malerei, doch bevor es
zu Geld und zu Ruhm kam,
ein Messer er drum nahm
und schnitt ab die Hälfte des Ohres.

Wahid, der lief schnell in Chahab
die Treppen hinauf und hinab.
Anstatt eines Liftes,
der ihm Fitness-Gift ist,
hielt er sich mit Stiegen auf Trab.

Raúl kroch in Playa Parant
seit Tagen schon quer durch den Sand,
fand Kämme und Broschen
und Geld und Galoschen,
was er nicht fand: ein Diamant.

Ashari aus Percut Sei Tuan
spielt Skat. Dass er heut nicht gewann,
was trotzdem gerecht ist
und dazu nicht schlecht ist:
die anderen waren heut dran.

Homero, der hört in Mercedes
von allen Gerüchten auch jedes.
Doch ist’s nicht sein Wille,
er schweigt darob stille.
Er ist kein Freund großen Geredes.





Gernulf Olzheimer kommentiert (CLXXXI): Alternativlosigkeit

25 01 2013
Gernulf Olzheimer

Gernulf Olzheimer

Mein Name ist Gernulf Olzheimer und dies ist das Weblog aus dem Land der Bekloppten und Bescheuerten.

Das ganze Leben besteht aus Entscheidungen. Hü oder hott, zu Dir oder zu mir, geschüttelt oder gerührt, der kleinste Entschluss kann Wohl oder Wehe bringen, fortdauerndes Glück oder ewige Verdammnis. Gut, wer Entscheidungsfreude seine Tugend nennt, wer frei von Zaudern und Zweifel einfach das Rechte tut. Doch was nützt es dem Impulstäter, der mit Axt und Bogen vor dem großen, brüllenden Tier steht, wenn er intuitiv zum einen Instrument greift und nicht recht bedenkt, welche Chancen ihm daraus erwachsen und welche Risiken. Reflektierend erst zeigt sich überlegen der Sieger im täglichen Kampf, wo zu seinen Füßen kraucht faselnd die soziale Zusammenrottung der Bessergewussten, wie sie Erleuchtung funzeln im Strahlungsbereich der Glühwürmchen und das Mantra der Verdeppten lallen: Alternativlosigkeit.

Wer während der Embryonalphase aus Versehen Wasser in die Birne bekam, fühlt sich beglückt über das Klickibunti des Systems. Die drängenden Fragen der Gesellschaft – weg, die einzig mögliche Entscheidung ist bereits präexistent in der Frage, die dann per Definition nur noch ein Nanodenker zu stellen wagte. Die Wissenden, die erkannt haben, dass es weder etwas zu wissen noch zu erkennen gibt, dürfen mit dieser Querkämmerweisheit die Geschicke der Gebietskörperschaften lenken. Es gibt nichts zu tun, sie aber packen es an. Wo auch immer.

Die Definition von Alternativlosigkeit beruht auf der eingeschränkten Sichtweise eines Panzerfahrers, der vor sich ein paar Sandhügel plattmacht und nicht weiß, dass ihn von hinten gerade eine Feuerwalze wegpustet. Je enger die Scheuklappen gezogen werden, desto logischer scheint der Schritt in den nächstbesten Abgrund. Wen nimmt es Wunder, dass das Laberpersonal sich vorwiegend da für die Alternativloslösung entscheidet, wo eine Auseinandersetzung auf argumentativer Ebene schnell einen Platten in der Hirnrinde brächte. Vorwiegend auf unsicherem Terrain blockt der postdemokratische Haufen die Beschäftigung mit unschönen Dingen wie der Realität und ihren ästhetisch unbefriedigenden Folgen ab, wie Eltern im kausalen Laberinth der Warum-Warum-Warum-Fragen irgendwann den Blagen das Dogma aufs Maul hauen, dass die Welt nu mal so ist, wie sie eben ist – halb aus purer Unwissenheit, da sie für den philosophischen Akt des Konflikts durch Überraschung noch zu viel Dünnluft unter der Kalotte haben, halb jedoch aus antrainierter Unterwürfigkeit unter die bloße Meinung, die um so heftiger verteidigt, wer sie nicht kapiert. Der Hominide hat ab Werk seine Anlagen, die ihm helfen könnten, die Zustände auf diesem Rotationsellipsoiden in der Lokalen Flocke hinlänglich zu kapieren, doch er preist als Erfolg der Evolution eher die Tatsache, dass er sich den Brägen schnell und unbürokratisch auszuknipsen in der Lage ist. Das schafft himmlische Ruhe, und was sonst würde den Beknackten interessieren.

Erst recht wird die Wahlunfreiheit greifbar als Feindin der Demokratie, wo sie erhoben wird zum politischen Konzept, ohne jedoch politisch zu sein, geschweige denn ein Konzept anbieten zu können. Was sich selbst Unfehlbarkeit zuschreibt, hat bereits den Boden des Parlamentarismus verlassen, weil es sich in seinem Größenwahn außerhalb der Debatte postiert. Wo die Alternative von vornherein nicht zur Diskussion steht, nimmt das Diktat die Stelle der Debatte ein. Das politische Personal jedoch degradiert sich selbst, wie es fortwährend am Selbstgleichschalter fummelt. Wozu bräuchte es in einer alternativlosen Welt überhaupt Entscheider, wozu Machtpositionen und fürstlich bezahlte Bedenkenträger, um sie auszufüllen? Wenn das Korrektiv des Kontingenten fehlt und sich die ganze Existenz zu einem Brei des Unverfügbaren schwiemelt, wer genau ist dann der Handelnde und wer das Objekt der Handlung? Die vermeintlich Handelnden, sie setzen nur um, was die überwertige Theorie ihnen befiehlt und werden zu Sklaven der eigenen Ergebenheit; Macht wird zwingend zu Ohnmacht, um die Vortäuschung von Macht noch länger inszenieren zu können.

Wird nicht ex post alles, was als unumgänglich bezeichnet wurde und dann doch in die Hose ging, zum Schicksal hochemotionalisiert? Den Politikern ist es egal, sie sehen nur anfallsweise, dass sie nicht unter hellseherischer Begabung leiden. Zudem sind sie jeder Haftung ledig – präventiv kloppt sich die Kaste der Dummschlümpfe den Freispruch-Stempel in den Gesichtsversuch, damit ihnen keiner planenden Vorsatz unterstellen könnte. Es ging ja nicht anders. Gerade hier beginnt die geistige Raumkrümmung die schönsten Blasen zu werfen, wie sie kein Weichstapler besser erfinden könnte: unter den unabänderlichen Gegebenheiten, Schwerkraft, die Erde ist keine Scheibe, wir haben das schon immer so gemacht, konnte es keine andere Entscheidung geben. Natürlich hätte man das eine oder andere Gesetz nicht erlassen, die Folgen bedacht, vorher die Verfassung konsultiert oder einfach mal die Klappe gehalten, aber wie soll man die Schwerkraft dafür abschaffen? Es klingt schon derart bescheuert, dann muss es wohl logisch einwandfrei sein.

Der Totalitarismus mit menschlichem Antlitz kann nicht vertuschen, dass er ein Auswuchs des Dogmas ist, das die Alternativlosigkeit gebiert, die billigend in Kauf genommene Wahnvorstellung der ideologischen Einbahnstraße. So bleibt nicht viel mehr als die öffentlich verkündete Gewissheit, man könne das Ergebnis des Stoßgebets einpreisen – wer sich nur genügend ohnmächtig macht, macht sich um so mächtiger. Selig sind die geistig Armen. Sie bedürfen keiner Alternative. Der Rest befindet sich, man entnimmt es der Verbraucherinformation der grassierenden Regierungen, gerne mal in der Hand metaphysischer Wesen. Hoffen wir, dass sie es sich nicht anders überlegen. Gründe gäbe es ja genug.





Auge um Auge

24 01 2013

„Meinen Sie nicht, dass diese Schnüffelei bei den Linken langsam albern wird?“ „Keinesfalls. Man muss den Anfängen wehren.“ „Wie bei den Rechten?“ „Unfug, das ist etwas ganz anderes. Bei den Linken können wir nicht abschätzen, ob es sich um verfassungsfeindliche Bestrebungen handelt.“

„Das klingt logisch. Auch in Bezug auf die Nazis.“ „Wieso dies?“ „Da wissen Sie ja immerhin, dass es sich um Verfassungsfeinde handelt.“ „Und ob!“ „Und deshalb müssen Sie die ja auch nicht mehr observieren.“ „Warum auch, diese Rechten tun doch alles unter den Augen der Öffentlichkeit.“ „Was Sie nicht sagen!“ „Teilweise sind die auch in die Parlamente eingezogen.“ „Das spricht wohl für ihre Harmlosigkeit.“ „Und Sie werden mir wohl zustimmen, wenn eine Partei es bis ins Parlament schafft, dann muss es da doch wohl einen gewissen Rückhalt in der Bevölkerung geben, oder?“ „Was hat das mit der Verfassung zu tun?“ „Wenn jemand sich wählen lässt, um im Namen des Volkes, oder wenigstens für die Wähler, und dann auch noch in der Öffentlichkeit, ich meine, ist das denn nicht automatisch, oder kann man da von der Verfassung her, ich meine, das gesunde Volksempfinden, das spielt wohl keine Rolle mehr?“ „Man merkt, dass Sie für die Bundsregierung arbeiten.“

„Jetzt lassen Sie doch mal die Kirche im Dorf. Natürlich beobachten wir Rechte, genauso, wie wir auch die Linke beobachten.“ „Nur, dass es eben keine Partei Die Rechte gibt.“ „Wem sagen Sie das, alles muss man selber machen.“ „Und was kommt bei Ihrer Nazibeobachtung raus?“ „Nicht viel, wir hängen uns da wohl zu sehr rein.“ „Das hieße im Umkehrschluss, dass Sie die Linke nicht beobachtet haben, damit mehr Erkenntnisse dabei herauskommen.“ „Auch das, und wir haben einen besonderen Kniff angewandt.“ „Als da wäre?“ „Wir haben nur öffentlich zugängliches Material ausgewertet.“ „Großartig. Weshalb?“ „Damit uns keiner nachsagt, wird würden etwa mit denen unter einer Decke stecken und uns heimlich Material zu deren Verbot besorgen.“ „Sie denken ja an alles.“ „Nicht wahr? Das kann eben nur der Verfassungsschutz.“

„Aber mal Spaß beiseite, weshalb dieser ganze Zinnober?“ „Wissen Sie eigentlich, dass die Linke überwiegend aus der DDR stammt?“ „Das trifft auf ein paar Millionen Deutsche zu.“ „Aber die haben doch nichts zu sagen.“ „Das hatten sie damals nicht, und wenn Sie so weiter machen, wird sich auch heute nichts daran ändern.“ „Die sind doch nicht an der Macht!“ „Lassen Sie das mal bloß nicht Ihre Kanzlerin hören.“ „Am Ende kriegt die Heimweh nach der FDJ.“ „Das lässt sich doch alles nicht vergleichen!“ „Warum nicht?“ „Sie wollen doch nicht diese Kommunistin mit einer anständigen Staatsbürgerin vergleichen wollen?“ „Ach wo. Die eine konnte ja umgehend ihr Studium aufnehmen.“

„Sind Sie nie auf die Idee gekommen, wirkliche Radikale zu observieren?“ „Es gibt doch so wenige heutzutage.“ „Die FDP scheint spurlos an Ihnen vorbeigegangen zu sein.“ „Nein, aber man kann sich eben nicht um alles gleichzeitig kümmern. Außerdem ist die FDP in der Regierung, und ich kann ja schlecht jemanden beobachten, der mich bezahlt.“ „Das leuchtet ein.“ „Sonst hätte ich bei Schäuble längst – nein, ich sage da nichts mehr.“

„Sie kritisieren die Linke also dafür, dass sie den Kapitalismus abschaffen will?“ „Darf man das denn?“ „Sie sollten vielleicht mal den Papst observieren.“ „Um Gottes Willen!“ „Das trauen Sie sich nicht zu, oder?“ „Natürlich, aber der Vatikan ist eh voller Spitzel.“ „Einzusehen. Dann schnüffeln Sie halt mal bei Heiner Geißler.“ „Das macht man doch nicht!“ „Glauben Sie mir, der Mann meint das viel ernster als Gysi. Und der ist so alt, der nimmt auf nichts mehr Rücksicht.“ „Das mag ja auch alles sein, aber man kritisiert nicht den Kapitalismus!“ „Ist der denn verfassungsmäßig vorgeschrieben?“ „Natürlich nicht, das ist ja nicht mal die soziale Marktwirtschaft.“ „Dann wird man von den regierenden Lobbyisten also schon als Staatsfeind betrachtet, wenn man sich offen gegen den Kapitalismus ausspricht?“ „Das werden Sie schon, wenn Sie die soziale Marktwirtschaft verteidigen.“ „Und ich dachte immer, dies sei ein Rechtsstaat.“ „Rechts ja, aber Staat?“

„Warum geben Sie sich überhaupt her für eine solche Aktion?“ „Das muss eben sein. Wir brauchen ja auch Aufschwung und Wachstum und so.“ „Was hat das denn damit zu tun?“ „Es wird doch überall von NPD-Verbot geredet, von Auflösung des Verfassungsschutzes und diesen Dingen.“ „Ist doch auch richtig so.“ „Und wo sollen wir dann hin?“ „Suchen Sie sich halt einen vernünftigen Job. Wir stehen zwar wegen des Fachkräftemangels kurz vor der Katastrophe, aber solange Vollbeschäftigung droht, merken wir nichts davon.“ „Das geht aber nicht.“ „Und mit einer Charmeoffensive? Wenn Sie zugeben würden, dass Sie auf dem Holzweg waren?“ „Geht auch nicht. Wir hatten schon vorher beschlossen, recht zu haben.“ „Das erklärt natürlich vieles. Aber haben Sie noch nie bedacht, dass Ihnen das auf die Füße fallen könnte?“ „Ich fürchte, es wird bald so kommen.“ „Ich meine, nach Recht und Gesetz, da müsste man ja…“ „Was?“ „Spätestens nach der nächsten Wahl, könnte es da nicht sein, dass wir den Friedrich selbst…?“





Man spricht deutsh

23 01 2013

„… dass genau geklärt werden müsse, welcher Anteil an der Warenproduktion im Inland erbracht werde, um rechtmäßig den Herkunftsnachweis Made in Germany zu…“

„… alarmierendes Zeichen, dass durch den Rückgang wirklich deutscher Produkte die Exportbilanz gefährdet sei. Die Bundesregierung wolle vor der Ausrufung des nationalen Notstandes jedoch erst eine Expertenkommission…“

„… habe Aigner vorgeschlagen, auf allen in Deutschland hergestellten Waren einen Aufkleber mit einer Deutschland-Fahne anzubringen. Dies behebe das Problem nicht, sei aber eine schöne…“

„… zeitige die Globalisierung nun negative Folgen. Merkel lasse verlauten, sie wolle eine gemeinsame Lösung finden, die Entwicklung sei jedoch vorher nicht zu überblicken gewesen, da niemand ihr gesagt habe, dass die Globalisierung auch außerhalb der EU…“

„… eine Ausweitung des Reinheitsgebot auf alle national hergestellten Waren skeptisch sehe. Immerhin könne man dadurch sämtliche Importe unverzüglich mit hohen Strafzöllen belegen, so dass für die anderen Länder die Ausfuhr nicht mehr attraktiv…“

„… für eine sofortige Lösung. Seehofer habe angekündigt, keine in Bayern hergestellten Waren mehr zu exportieren, bis die Nehmerländer sich zu einer Eingliederung in den Freistaat…“

„… zeige sich die chinesischen Regierung außerordentlich interessiert an den Vorstellungen der Kanzlerin zur wirtschaftlichen Zusammenarbeit. Xinhua habe das Kommuniqué zwar für die Witzseite empfohlen, wolle aber…“

„… fordere Aigner, alle deutschen Lebensmittel mit einer schwarz-rot-goldenen Ampel auszustatten. Deren Informationswert sei zwar gleich Null, es sei aber ein starkes Symbol für die Entschiedenheit der besten Bundesregierung seit…“

„… durch Gründung einer Firma. Guttenberg betreue in dem Unternehmen, das sich der Kopie chinesischer Handelswaren für den deutschen Markt widme, zwar nur die Familienfinanzen, in denen er sich…“

„… da deutsche Autos noch immer mit Reifen aus fremdländischem Gummi betrieben würden. Kauder fordere daher die Errichtung deutscher Kolonien, um den Gummiarabikumhandel zum Schutz vor internationalen…“

„… habe Hans-Werner Sinn herausgefunden, dass nach seinen Berechnungen nur eine sofortige Lohnkürzung um mehrere hundert Prozent die hungernden deutschen Milliardäre…“

„… schlage Vizekanzler Rösler (FDP) die Annexion Griechenlands vor. Der Staat könne so nicht nur im Euro verbleiben, Deutschland würde als Erzeuger von Schafskäse und Olivenöl auch eine verbesserte Außenhandelsbilanz im…“

„… zu zahlreichen neuen Arbeitsplätzen im Niedriglohnsektor. Die Kräfte seien darauf spezialisiert, ausländische Waren in Deutschland in der Endfertigung zusammenzustellen. Im Regelfall genüge dazu das Aufbringen des Aufklebers Made in Germany auf dem…“

„… lehne die überwiegende Mehrheit der Leser ab. BILD beharre darauf, dass die Griechen ihre Inseln, die nach der Übernahme bundesdeutsches Territorium wären, nochmals zurückkaufen müssten, um nach einer erneuten Enteignung die volle…“

„… es mit der Übernahme von Mallorca als deutsches Bundesland nicht getan sei. CSU-Generalsekretär Dobrindt erhebe die Forderung auf das komplette spanische Territorium, da Bayern sich als Volk ohne Wirtschaftsraum keinen…“

„… dürfe man als Deutscher nur noch deutsche Bananen kaufen. Die SPD lehne das Gesetz entschieden ab und werde im Bundesrat…“

„… zu Schwierigkeiten, da die angedachte Eroberung von Griechenland, Italien, Spanien und Portugal in der ersten Expansionsphase zwar zu einer erheblich größeren Erzeugerzone führe, sich gleichzeitig aber die Absatzgebiete für die dringend benötigten Exporte drastisch…“

„… die Bundesbananenhandelsverordnung zu ratifizieren. Neben der SPD seien auch die Grünen einstimmig für die…“

„… wolle die deutsche Contentindustrie noch mehr darauf achten, dass deutsche Erzeugnisse vermehrt im Ausland konsumiert würden. Eine Petition von zwei Millionen Bundesbürgern, volkstümliche Schlagermusik nur noch außerhalb der Landesgrenzen anzubieten, sei jedoch nicht…“

„… würde der Warenverkehr zwischen Alt- und Neugebiet der Staatenagglomeration Deutschland einen verstärkten Binnenhandel erzeugen. Das Bundeswirtschaftsministerium sehe sich jedoch außerstande, dieses zur Kenntnis zu nehmen, da eine Stärkung der Binnenwirtschaft bisher jeglicher Kompetenz zuwider…“

„… verteidige sich Friedrich gegen Kritik aus dem Internet. Es sei nicht ungesetzlich, die Kampagne mit den Aufklebern Kauft nicht beim Ausländer vor allem bei türkischen Imbissbesitzern zu…“

„… sei Deutschland durch die stark angestiegenen Exportsubventionen inzwischen auf dem Weltmarkt so gut wie konkurrenzunfähig. Merkel sehe dies weiterhin als Bestätigung ihrer alternativlosen…“





Alles Essig

22 01 2013

Die Straßenbahn war fast pünktlich gewesen; ich kam mit einer knappen Viertelstunde Verspätung im Funkhaus an. „Schnell jetzt“, stöhnte Glockner, „es ist höchste Zeit – Sie verpassen noch Ihre erste Sendung!“ Er riss mir den Mantel aus der Hand und schob mich in den Flur. „Warten Sie hier“, rief er hastig. „Ich suche Ihnen eben noch den zuständigen Redakteur, falls Sie Fragen haben sollten.“ Dabei war doch die letzte Minute bereits angebrochen. Die letzte, die mich von meiner Karriere als größter Literaturkritiker der Radiogeschichte trennen sollte.

Die Sekretärin schüttelte energisch den Kopf. „Die Nachrichten haben schon angefangen, wir können Doktor Brettlein jetzt unter gar keinen Umständen stören.“ Glockner ballte die Faust. „Gut, dann müssen wir es eben so wagen. Sie wissen noch, was ich Ihnen eingeschärft habe?“ „Allerdings“, gab ich zurück. „Ich habe eine Stunde Zeit, um über Gegenwartsliteratur zu sprechen, gebe drei Lesetipps, die die Redaktion zufällig auch verlost, und darf ein Werk nach freier Auswahl in Grund und Boden stampfen.“ Glockner nickte. „Ja, das ist es. Sie müssen jetzt rein, es fängt sofort an. Und denken Sie daran: unsere Hörer legen großen Wert auf ein intellektuelles Programm, aber der Service steht im Mittelpunkt. Klar?“

Adelheid Trudebach-Hermsfelder, eine in bunte Filzreste gehüllte Endfünfzigerin, quiekte vor Fröhlichkeit. Ihrem Mitteilungsbedürfnis entnahm ich, welchen Sender die Hörer eingeschaltet hatten. Und warum. „Natürlich haben wir für Sie auch in dieser Stunde wieder viele Tipps für ein schönes Wochenende“, sprudelte sie ins Mikrofon, „und unseren Experten haben wir auch schon im Studio.“ Ein aufmunternder Blick traf ich. „Sagen Sie ‚Hallo‘“, zischte die Moderatorin. „Hallo“, gab ich zurück. Ihre Halsmuskulatur krampfte sich für einen Augenblick zusammen, doch sie hatte sich schnell wieder im Griff. Dem Vernehmen nach wäre ich gekommen, alle Fragen zu beantworten. Warum irgendein alternder Mann darauf den Vollmond der Liebe besingen musste, sei dahingestellt, jedenfalls rauschte es nach wenigen Sekunden in meinem Kopfhörer. „Achtung“, quäkte es, „wir können!“ „Und da haben wir auch unseren ersten Anrufer in der Haushalts-Sprechstunde. Wer ist denn da?“ „Pöppermann“, ließ sich die zaghafte Stimme vernehmen, „Pöppermann hier, und ich hätte da mal eine Frage.“ Bange Sekunden der Stille. Und dafür hatte ich zwei Kilo unerträglicher Romane gelesen?

Die bunte Adelheid riss den Regler runter. „Sie sind im falschen Studio“, keifte sie, „Sie sollten in Studio C, und das hier ist…“ „Studio C“, ergänzte ich. „Heute ist übrigens Dienstag.“ Sie erbleichte. „Dann ist das hier gar nicht…“ „Ich hatte da in der Wanne das Wasser nicht abgelassen“, brachte sich der Hörer in Erinnerung, „das gibt jetzt so Ränder, was kann man denn da machen?“ „Putzen“, knurrte ich entnervt. „Hallo?“ Die Moderatorin hatte mein Mikrofon gleich mit abgedreht; ich gab ihr ein Zeichen. „Bei solchen Streifen ist Essig immer ein gutes…“ „Apfelessig?“ „Ja“, zischte Adelheid, „labern Sie ihn voll!“ „Das wird gern genommen“, schwafelte ich los. „Aber auch mit Kräuteressig und verdünnter Essigessenz kann man gute Erfolge erzielen – aber bitte vorher zweimal aufkochen, das verstärkt natürlich die Wirkung.“ „Großartig“, strahlte Radiofrau, „Sie sind ein Naturtalent!“ Ich schüttelte den Kopf. „Ich kenne Ihre Sendung. Allerdings nur vom Abschalten.“

„Wen haben wir da in der Leitung?“ „Ich habe ein Problem mit Hornhaut.“ „Haferflocken“, soufflierte die Radiöse. Ich rümpfte die Nase. „Sehe ich das richtig, dass Sie das Problem an den Fußsohlen haben?“ Die Anruferin war geständig. „Dann würde ich Ihnen kein Haferflockenbad für die Finger empfehlen, sondern einen Bimsstein und mildes Seifenwasser.“ Die Trudefelder-Hermsdings runzelte die Stirn. „Das ist doch…“ „Ich bin heute als Haushaltsexperte für Sie da“, unterstrich ich, „ich! Ihre Frage, bitte?“ Es handelte sich um Hundeflecken. „Natürlich brauchen Sie dazu ein Vollwaschmittel mit einem Löffel Akazienhonig“, gab ich preis. Die Hörerin blieb skeptisch. „Es ist aber nur ein kleiner Hund.“ Ich seufzte. Was kann der Hörfunk heutzutage noch ausrichten.

„Das ist ja ganz schön“, stieß die Leiterin hervor, „aber woher nehmen Sie diese Tipps?“ Ich tat verwundert. „Sie wussten das nicht? Zu wem bitte setzt man mich hier ins Studio!?“ „Ich mache das doch sonst nie“, wimmerte sie, „normalerweise bin ich für das Literaturjournal zuständig.“ „Ach was“, knurrte ich. „Bücher, wer braucht so was? Sie sollten den Service-Gedanken in diesem Sender mehr betonen, sonst bringen Sie es nie zu etwas. Wer ist da in der Leitung?“ „Ich habe ein Problem mit – hallo? Ernstle, bin ich schon auf Sendung?“ „Ihre Frage bitte“, keuchte Adelheid gereizt. „Nur die Ruhe“, beschwichtigte ich, „etwas Öl, und dann lassen sich die Nägel rausziehen.“ „Woher…“ „Haben wir einen neuen Anrufer in der Leitung?“

Während der Zwischenmusik schaute Glockner durch die Tür. „Bedaure“, stammelte er. „Wir haben in der Eile den Sendeplan… wenn Sie morgen noch einmal…“ „Egal“, beschied ich, „man könnte diese Tischplatte mit etwas warmem Bier schnell wieder glänzend machen. Was meinen Sie?“ Er nickte.

„Abgemacht!“ Doktor Brettlein schüttelte mir die Hand. „Einmal die Woche in Studio C, und Sie machen die Haushaltstipps. Ich kann doch mit Ihrer Expertise rechnen?“ Geschmeichelt sagte ich zu. Glockner war selig. „Ich wusste, das nimmt ein gutes Ende.“ „Nicht“, unkte meine Kollegin Trudebach-Hermsfelder, „nicht, dass es uns so ergeht wie mit diesem Studenten!“ Der Redakteur starrte angestrengt auf seine Schuhspitzen. Brettlein betrachtete intensiv die Decke. „Wir hatten da wohl einmal einen Mitarbeiter, der sich angeblich mit der deutschen Gegenwartsliteratur auskannte. Den mussten wir letzte Woche hinaustun.“ Ich griff nach meinem Mantel. „Also dann bis nächsten Dienstag, und seien Sie pünktlich!“ Ich schüttelte Glockner die Hand. „Selbstverständlich“, beeilte ich mich. „Aber ich bin spät dran. Ich muss da noch etwas nachschlagen. Apfelessig, Sie verstehen?“