Hier kommt der Masterplan

2 01 2013

„Frohes Neues! Frohes Neues! Ja, danke. Ja, alles gesund und munter. Gut überstanden. Ja. Wir haben nicht so sehr gefeiert. Auf uns kommt ein gutes Stück Arbeit zu in diesem Jahr.

Haben Sie die Post mitgebracht? Bitte auf den Stapel nach links. Nein, nicht den. Den anderen. Gut, wenn Sie das Haufen nennen, ist das eben ein Haufen. Hier wird jedenfalls ordentlich gearbeitet. Man kann eine Bundsregierung ja nicht durch ein ganzes Jahr schicken, ohne sich Gedanken zu machen. Beispielsweise, warum wir das hier überhaupt machen. Oder was das alles noch soll. Oder ob das hier überhaupt einer liest. Nein, haben Sie recht. Interessiert keinen, und ist auch ganz gut so, und wenn man das vorher weiß, dann kann man sich auch darauf einrichten.

Natürlich das komplette Jahr. Zwölf Monate. Wir planen hier ganz durch, bis zum bitteren Ende. Der Getränkelieferant fürs Kanzleramt kommt also weiterhin – wenn Sie dieses Matezeugs haben wollen, sagen Sie rechtzeitig Bescheid, ja? – und die Büros für die FDP haben wir ab November schon mal an eine Krabbelgruppe vermietet. Dürfte ungefähr dieselbe Klientel sein. Vom Niveau her, meine ich.

Ist das aus dem Finanzministerium? Dann legen Sie das auf den großen Stapel da mit den ganz dringenden Sachen. Die lesen wir bis Ostern, oder wenigstens bis vor der – oder kurz nach der Wahl. Dann wissen wir, woran es gelegen hat. Haben wird. Würde. Griechenland? Dann brauchen wir das ja gar nicht zu lesen. Auch gut. Offensichtlich liest der Schäuble ja seine eigenen Sparpläne auch nicht mehr, da könnten wir eventuell warten, bis er nicht mehr im Amt ist. Alles hat irgendwann ein Ende.

Wie gesagt, die FDP. Muss ja geplant werden. Nicht, dass irgendwas durcheinander kommt. Drei Wahlen, wir dürfen da nichts verwechseln. Für dies Vietkingköngchen braucht man inzwischen eine Schadensbegrenzungseingreiftruppe, die ihm bei jeder sich bietenden Gelegenheit die Klappe zuhält. Aber ist ja nicht mehr lange hin, dann machen wir das umweltfreundlich nach dem Verursacherprinzip. Entsorgung in Niedersachsen. Wir stopfen Rösler da unter den Stein zurück, wo er herausgekrochen kam.

Ah, Sie auch schon hier? Frohes Neues, Ihnen auch! Wollte doch mal sehen, ob die Abteilung Bildung und Hochschulwesen schon wieder besetzt ist. Naja, so richtig auch nicht, aber Sie halten hier die Stellung, oder ist das – was ist das denn hier? Sammeln Sie etwa Zitate? Mein lieber Schavan! Das nenne ich mal Gründlichkeit! Wissen Sie denn schon, was am Ende rauskommt? Also abgesehen davon, dass sie es nicht war und dann doch und dann doch wieder nicht, weil die Kanzlerin sie nicht als Theologin eingestellt hat? Ach, Sie wissen auch noch nichts? Da sind Sie nicht alleine. Es werden ja Wetten angenommen, wann sie sich öffentlich dafür schämt, sich nicht heimlich geschämt zu haben.

Immerhin eins haben Schavan und die FDP gemeinsam: verzweifelt, aber ohne Chance. Das wird ein interessantes Jahr. Nur nicht für jeden.

Hallo, jemand zu Hause? Offensichtlich ist die Abteilung noch im Weihnachtsurlaub. Gut, dann suchen wir uns das eben selbst zusammen. So viel ist das ja nicht. Was? Die Erfolge der Koalition im vergangenen Jahr. Viel haben wir da nicht gerade vorzuweisen. Doch, es gibt tatsächlich ein paar Sachen. Nehmen Sie das mit dem Pflegedingsda. Pflegeauszeit. Familienpflegedings. Keine Ahnung, wie das heißt. Wurde keine 200 mal in Anspruch genommen. Ähnlich intelligent wie das Betreuungsgeld, dafür aber auch so sinnvoll wie kostenlose Haushaltshilfen für Besserverdiener. Na, machen Sie sich nichts daraus. 200 sind auch schon ganz hübsch, und wenn Sie sich den Rest der Gesetzgebung anschauen, dann ist die Zielgruppe der Regierungspolitik selten viel größer.

Warum wir das alles auflisten? Zu statistischen Vergleichszwecken. Sollte es der Regierung dieses Jahr aus Versehen gelingen, ein paar Gesetze zu machen, die nicht für die Tonne sind, dann haben wir schnell eine quantitative Steigerung von bis zu 100 Prozent erreicht. Wir können uns da nur noch verbessern. Großartige Perspektive, meinen Sie nicht?

Haben Sie die Angebote? Dann lassen Sie mal hören. Was, so viel kostet das? Na gut, ist ja nur gemietet. Wird ja wieder abgeholt. Aber dass man für einen roten Teppich derart – ich bitte Sie, den Steinbrück werden Sie doch sonst gar nicht ins Haus kriegen. Und den Chefsessel. Aber ist ja nicht gekauft, zwei Tage, dann ziert er sich und zickt ein bisschen, und dann lassen wir den Kram stiekum wieder abholen. Hauptsache, er latscht hinterher nicht mehr ständig durchs Kanzleramt.

Frohes Neues, meine Liebe, frohes Neues! Sie waren auch hier über die Feiertage, was? Ja, hatte ich mir gedacht. Referat Energiewende, da wird selten geschlafen. Sie sind ständig aktiv, bis Sie eines Tages radioaktiv – na, lassen wir das. Wie wollen Sie denn dieses Jahr die Energiewende torpedieren? Findet sich? Seien Sie mal nicht zu unvorsichtig. So hat das bei Röttgen seinerzeit auch angefangen.

Steht denn jetzt alles für den Masterplan? Die Armen sollen weniger klagen? Strompreise ziehen an? Mehrwertsteuer einheitlich und nach der Wahl erhöht? Brüderle erledigt die Reste der FDP, mehr Überwachungskameras, das NPD-Verbot geht schief und die zweite Hälfte vom Verfassungsschutz sind auch Nazis? Dann haben wir’s ja. Prost Neujahr!“