
Gernulf Olzheimer
Mein Name ist Gernulf Olzheimer und dies ist das Weblog aus dem Land der Bekloppten und Bescheuerten.
Der Drang einiger Primaten, sich durch Getöse unter ihresgleichen bemerkbar zu machen, offenbart uns ein putziges Sittengemälde der unschuldigen Kreatur. Der eine äfft, der andere äfft nach, und mit lautstarkem Nachweis ihrer Triebsteuerung bölkt sich schließlich das ganze Rudel heiser, da es keinem je einfiele, einfach die Klappe zu halten, wie ein Modell später die serienmäßig verbaute Hardware vorschlagen würde. Der im Adrenalinrausch gefangene Hominide macht Terz, und im Eifer des Gefechts greift er zu einer nicht ganz logischen, dafür aber sinnvollen List. Er hängt sich Lianen um den Hals, Blümelein und Farne, auf dass er als schönstes Exemplar der gerade verfügbaren Populationsdichte durchgeht – nicht ganz logisch, weil es die anderen Affen nicht im Mindesten interessiert, und daher sinnvoll, weil es die Monade in ihrer fensterlosen Isolation so weit wie möglich in Ruhe lässt; der Affe spiegelt sich in seiner subjektiv empfundenen Wichtigkeit, hält Nabelschau und geht der Mitwelt nicht mehr so sehr auf den Zeiger. Ein Beweis, dass Dummheit Glück erzeugt.
Die Burschenschaft funktioniert ähnlich, wenn auch nicht auf vergleichbarem Niveau. Nicht der edle Wilde, vor und nach Verlust der Muttersprache, nicht der Prähominide, der lebensuntüchtige Depp der Nationalistenzeit war die Blaupause für den kognitiv naturbelassenen Rand des akademischen Kompetenzimitats. Was sich da für Ehre, Freiheit und Vaterland – den üblichen Schmadder, der von jedem Wahlplakat heruntersuppt – als billiges Kanonenfutter in die Schlacht labern ließ, um deutsche Kraft und Zucht zu erwecken, wurde für einen Schmarrn geschlachtet. Gegen fremde Unterjochung und Despotenzwang trat das an, und für die eigene Deutungshoheit. Kein Wunder, dass die angehende deutsche Elite ihren liberalen Gründungsmythos mit dem besten Symbol feierte, das man für geistige Freiheit wählen kann. Mit einer Bücherverbrennung.
Was als Knallkopfia an deutschen Hochschulen heutzutage herumwatschelt, ist ein Zerrbild der historisch auch schon fehlbelichteten Hasenhirne. Aus den Temporallappen der geschlagenen Verbindung britzelt selten ein verwendbarer Funke. Tumbtassen stehen Schlange um eine Hirnspende, dazwischen hauen sie sich nach Hackordnung aufs Maul und führen ihre Knickfaltenfressen, eingeschmissen wie Schaufensterscheiben, durch Universitätsstädte spazieren, dass durchschnittliche Schwiegermutter vor Begeisterung in die Rabatten kotzen: peinliche Schuluniformen mit kurzer Hose und Ohrfeigenmütze, als kämen sie flennend zum Reenactment der Feuerzangenbowle. Deutsche Helden, schaumgebremst.
Dabei ist die Idee einer Kindertagesstätte für universitäre Minderleister zunächst einmal nicht unsympathisch. Sie, die für volkswirtschaftlich unentbehrliche Tätigkeiten wie Schreinerhandwerk und Müllabfuhr, Altenpflege und Zuhälterei keine Eignung bezeigt hatten, muss nun die züchtigende Hand der Autorität bei der Stange halten. Sinn der Burschenschaft ist es, Milchbübchen an die Patschhand zu nehmen, damit sie die feindliche Welt ohne Weinkrampf überleben. Wer würde ihnen das richtige Verhalten am Schnuffeltuch, die korrekte Körperhaltung beim Kriechen, das fehlerfreie Nachlallen dumpfigen Liedguts in die Birne schwiemeln, gäbe es nicht den Mann am Trichter, der das ungebildete Jungvolk frisch, fromm, fröhlich und frei macht von jeglichem Verstand, auf dass ein Quell verquirlter Vorurteile sich schmaddernd um die Synapsen legt. Ein Brei aus Revisionismus, Sexismus, Antisemitismus und alkoholinduzierter Beklopptheit sickert stinkend in den Cortex, Stirnhirnkirmes wird zum Normalfall, der fortpflanzungsfähige Sapiens degeriert zum Embryonen mit Testosteronüberproduktion.
Was also ist der Sinn der Korporationen, die den Stolz auf ihren Sozialentzug auch noch abfeiern? Sie tragen das, was sie nicht haben, wie eine Prozession des Versagens vor sich her. Alles, was nicht die Eier hat, sich den Schädel zu rasieren und einen Baseballschläger in die Griffel zu nehmen, greint seine nationalistischen Choräle vom Blatt, Schwarzbraun ist des Fasels Muss, und kapselt sich als sektiererische Pseudoelite von der Wirklichkeit ab, als Gruppe in der Gruppe in der Gruppe in der Gruppe in der Gruppe. Da spaddelt die Monade nun lustig vor sich hin, glorifiziert eine Zeit, in der die meisten Weichspüler sich permanent eingekotet hätten beim Versuch, dem Kugelhagel zu entgehen, und tut so, als würde ihr Maulheldentum die geistige Oberschicht auch nur ankratzen. Nichts als Zinnsoldaten im präzivilisatorischen Sandkasten.
Der Affe behängt sich mit Schlingpflanzen und Flitter, der Studiosus baumelt bunte Bänder an die Rübe und um den Wanst, um gegen den Orang nicht abzustinken. Beide fühlen sich recht überlegen, wie sie in der eigenen Subjektivität herumpopeln nach den Nabelflusen der Existenz. Fraglich, ob wir dafür die Evolution gebraucht hätten.
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