Was die Glaskugel zeigt

24 02 2013

Suleika, bürgerlich: Frau Schmidt
geht morgens in Büro.
Ihr Kügelchen, das nimmt sie mit,
denn es verhält sich so,
dass dieses kleine Ding aus Glas
enthüllt, was sich versteckt
vor dieser Welt. Was sie drin las,
manch andern hat’s erschreckt.
    Zum Beispiel, was das Wetter macht:
    der Wind hält an, es friert zur Nacht,
    der Schnee schmilzt ab, es bleibt die Pfütze –
    wie sonst, dieselbe Grütze.

Ob sie der Herr von nebenan
wohl aus ins Kino führt?
An ihm ist obenrum nichts dran,
jedoch er stiert und giert.
Jetzt hat er freitags keine Zeit.
Dann kommt ein Blumentopf,
dann ist er wohl noch nicht so weit –
verflucht, was für ein Tropf!
    Die Kugel sagt, wie’s kommen soll,
    er hat die Hosen nämlich voll
    und schafft es nicht, der tumbe Freier.
    Wie sonst, dieselbe Leier.

Und in Berlin? das Glas beschlägt.
Suleika putzt und putzt,
weil Staub sich auf die Kuppel legt,
und jeden Spalt verschmutzt.
Da sind so viele, Grün und Rot
und Schwarz und Gelb dabei,
was sich da zeigt, ist große Not.
Bald ists’s damit vorbei,
    dann tun wir so, als sei es Wahl,
    und sie vollführen wieder mal
    uns die Koalition, die große –
    wie sonst. Dieselbe Soße.