„Nein.“ „Sie sollten nicht vorschnell…“ „Nein!“ „… urteilen, schließlich könnten Sie durch uns wieder in die Regierung…“ „Nein! Die Basis will das nicht, die Wähler wollen das nicht. Nein.“ „Ach Gottchen, die Wähler? Sie sind mir ja einer – Sie interessieren sich ernsthaft für die Wähler? Denen ist das völlig wurst, ob es Schwarz-Grün gibt.“
„Wir haben uns da klar positioniert, es wird mit uns keine Unterstützung für die Politik von Merkel geben.“ „Welche Politik?“ „Hä!?“ „Selber hä. Die Politik von Frau Merkel werden Sie doch wohl nicht gemeint haben. Oder Sie haben eine ganz schön niederschwellige Auffassung, was man als Politik bezeichnen kann.“ „Deshalb werden wir das trotzdem nicht unterstützen.“ „Damit kommen Sie nicht durch. Die Kanzlerin wird sich unter Ihnen wegdrehen, während Sie noch ihren Standpunkt suchen.“ „Wie soll ich das bitte verstehen?“ „Sie können so viel gegen die Kanzlerin protestieren, wie Sie lustig sind. Am Ende holt sie Sie doch ein.“ „Mit ihrem Standpunkt?“ „Sie Witzbold, denken Sie doch mal nach. Standpunkt? sie hat doch gar keinen!“ „Und das soll uns jetzt davon überzeugen, eine Regierungskoalition mit ihr einzugehen?“ „Es wird Ihnen gar nichts anderes übrigbleiben.“ „Wie denn das?“ „Erinnern Sie sich an Fukushima?“ „Vage. Da war irgendwas mit Atomkraft.“ „Das war irgendwann mal Ihr Thema, wenn ich mich recht entsinne.“ „Falsche Perspektive! der Atomausstieg ist doch wohl viel zu wichtig, um ihn nur als innerparteiliche Machtperspektive…“ „Ah, ich sehe schon, Sie haben bereits aufgegeben. Wer mit dieser Einstellung gegen Merkel kämpfen will, kann’s nämlich auch gleich lasen.“
„Warum sollten wir eigentlich gegen Merkel kämpfen? Sie sagen doch, sie wollte mit uns koalieren?“ „Sie werden kämpfen, weil Sie kämpfen müssen. Ihnen bleibt gar nichts anderes übrig.“ „Und wenn nicht?“ „Dann überleben Sie die Legislaturperiode nicht. Sehen Sie sich doch an, in welchem Zustand Merkel die FDP überlassen hat.“ „Na gut, die sind auch selbst schuld. Man macht nicht so ein Theater, nur um ein paar Lobbyisten mit Wahlgeschenken zu…“ „Und die SPD.“ „Okay, das überzeugt mich.“
„Sie werden kämpfen, und wenn Sie nicht alles in die Waagschale werfen, werden Sie assimiliert.“ „Das heißt, wir werden Teil der CDU?“ „Erst im zweiten Schritt.“ „Und im ersten?“ „Da nehmen wir Ihnen die Eigenständigkeit.“ „Die Eigenständigkeit nehmen, wie soll das denn funktionieren?“ „Es funktioniert schon. Die Anfänge sind längst gemacht, denken Sie nur an Fukushima.“ „Aber wir haben in der letzten Bundesregierung auch klare Akzente gesetzt für den Atomausstieg mit den Sozialdemokraten.“ „Als Grüne.“ „Natürlich als Grüne, als was denn sonst?“ „Jetzt setzt die Kanzlerin die Akzente, und zwar nicht erst im Wahlkampf.“ „Sondern?“ „Es gibt eine Ausnahmeregelung.“ „Ausnahme? wovon?“ „Sie werden ausgenommen, zwar wie eine Weihnachtsgans. Schauen Sie sich heute die SPD an – Mindestlohn, höhere Spitzensteuersätze, Bankenregulierung, Finanztransaktionssteuer, Kita-Plätze, gleichgeschlechtliche Ehe, Abschaffung der Wehrpflicht, Atomausstieg, das ist jetzt alles Merkel.“ „Ich glaube kaum, dass die CDU…“ „Obacht, ich sagte: Merkel. Sie wollen mir doch nicht weismachen, dass die CDU freiwillig irgendetwas für Kinder und Schwule täte?“
„Und im zweiten Schritt?“ „Da wird’s dann ernst. Da regieren Sie mit, und dann brauchen Sie jeden Fußbreit, auf dem Sie stehen können.“ „Sie sagten, wir werden Teil der CDU?“ „Allerdings. Und das stellen Sie sich mal nicht zu angenehm vor.“ „Ach, wieso? Man ist Teil einer großen, traditionellen Volkspartei, die ein festes Weltbild aus konservativen Werten vertritt.“ „Man sitzt vor allem an einem Kabinettstisch mit realitätsfremden Populisten, die bei jeder sich bietenden Gelegenheit gefährlichen Unsinn verzapfen. Das färbt ab.“ „Sie meinen, wir werden auch so balla-balla?“ „Das nun nicht, aber wann immer einer von denen etwas äußert, wird es heißen: die Regierung.“ „Und?“ „Die Regierung sind dann Sie.“ „Aber das hieße ja, wir müssten für diesen Mist mit geradestehen!?“ „Nicht ganz. Sie kriegen das in die Schuhe geschoben.“ „Das ist ungerecht!“ „Das funktioniert wie die Bankenrettung. Verluste werden geteilt.“
„Wir werden diese Politik nicht unterstützen, sie zielt letztlich nur darauf, die linken Kräfte in Deutschland zu schwächen.“ „Wenn Sie mir noch verraten würden, wer damit gemeint sein könnte? Die Grünen oder die SPD ja wohl ganz bestimmt nicht.“ „Wir werden auf gar keinen Fall Merkel strukturell dabei unterstützen, eine neoliberale Politik der sozialen Ungerechtigkeit…“ „Hartz.“ „Hä!?“ „Das war nicht die Erfindung von Merkel, also kriegen Sie sich mal wieder ein.“ „Wir waren damals nur der Juniorpartner von Schröder, das ging nicht anders.“ „Sie waren im vergangenen entschieden gegen ein Sanktionsmoratorium.“ „Das hat nichts damit zu tun, aber die Idee kam von den Linken, das konnten wir nicht mitmachen.“
„Richten Sie sich darauf ein, dass Sie früher oder später in der Falle sitzen.“ „Vergessen Sie’s. Wenn wir uns weigern, wird die CDU inhaltlich und personell ganz einfach zu Boden gehen. Da passiert doch nichts mehr, seitdem Merkel alles wegbeißt, was intelligenter ist als Sägemehl.“ „Sie werden sich daran gewöhnen, dass ihre Moral flexibel und ihre Wertvorstellungen dehnbar sind.“ „Sicher, am besten noch mit der CSU zusammen.“ „Sie werden ihre strukturkonservative Seite zu schätzen lernen.“ „Pff!“ „Sie sind Außenminister.“ „Wann geht’s los!?“
Satzspiegel