„Es muss cool sein.“ „Hat er das gesagt?“ „Er wollte etwas Cooles.“ „Er hat gesagt, das Coolste.“ „Falsch, er hat gesagt, er wolle cool aussehen.“ „Wobei?“ „Keine Ahnung, er wollte nur cool dabei aussehen. Machen wollte er nichts dafür.“ „Das klingt wahrscheinlich.“ „Wieso?“ „Rösler halt.“
„Könnten wir mit der Aktion nicht wenigstens bis zum Wahlkampf warten?“ „Und was meinen Sie ist das hier gerade?“ „Naja, ich dachte, Rösler wollte einfach nur mal wieder cool aussehen.“ „Wieso mal wieder?“ „Der Job ist klar definiert: er soll cool rüberkommen, das muss man deutlich im Vordergrund sehen.“ „Wieso im Vordergrund?“ „Hintergrund gibt’s wohl keinen.“ „Leute, ich…“ „Wenn wir irgendwas Cooles zeigen, rückt Rösler automatisch nach hinten.“ „Auch wieder wahr.“ „Leute, ich habe es doch wohl deutlich genug gesagt!“ „Was denn?“ „Vielleicht beim Neustart der FDP?“ „Dann doch gleich den der Koalition.“ „Oder wollen wir ihn mit Merkel zeigen?“ „Im Dirndl?“ „Wer?“ „Ich bezweifle, dass er die Rolle ausfüllen könnte.“ „Leute…“ „Oder im Dirndl und neben Brüderle, und er bringt ihn dazu, keine blöden Sprüche zu machen.“ „Sie meinen so wie Chuck Norris?“ „Leute, jetzt mal ernsthaft! Das bringt doch alles nichts!“ „Wir könnten ihn zeigen, wie er einen Antrag auf Betreuungsgeld stellt.“ „Blödsinn, der doch nicht.“ „Oder als Clown unter Italienern.“ „Glauben Sie, er würde da auffallen?“
„Und wenn wir ihn an ein Bungeeseil hängen?“ „Warum nicht gleich mit Fallschirm?“ „Lassen Sie gefälligst diesen Unfug.“ „Aber das erregt doch Aufmerksamkeit, und die kann er jetzt brauchen.“ „Aber doch nicht die Partei, und schon gar nicht so!“ „Ja was denn dann!?“ „Meine Güte, dann lassen Sie sich halt etwas einfallen. Wozu bezahle ich Sie?“ „Sie wollen ja doch nichts hören. Ihnen ist immer alles zu abgedreht und realitätsfremd.“ „Ist doch auch so.“ „Finde ich auch.“ „Finde ich nicht. Außerdem, warum sollten wir Rösler nicht völlig wirklichkeitsfremden Mist vorschlagen? Das entspricht schließlich am ehesten seinem geistigen Horizont.“
„Rösler baut alleine den Hauptstadtflughafen zu Ende.“ „Geht’s nicht ’ne Nummer kleiner?“ „Nee, den Stuttgarter Bahnhof macht schon Merkel.“ „Und wo ist das cool?“ „Ist halt Berlin.“ „Arm, aber cool?“ „Cool, aber arm.“ „Aber sexy.“ „Dann kann es sich nicht um Rösler handeln.“ „Ist der denn nicht… okay. Hat sich erledigt.“ „Und wenn wir ihn im Flughafen an ein Bungeeseil hängen?“ „Sie immer mit Ihrem dummen Seil, was soll das denn bedeuten?“ „Gar nichts, aber…“ „Denken Sie jetzt gefälligst nach! Ich will das konzeptuell nach vorne bringen. Wir haben hier einen Consumer Insight vor uns, der erst noch zu definieren ist. Und außerdem brauchen wir die Kohle, kapiert?“
„Moment noch, dass wir uns jetzt hier nicht falsch verstehen: ‚cool‘ im Sinne von cool?“ „Was soll das denn?“ „Naja, im liberalen Sinne heißt ja ‚liberal‘ auch nicht nur liberal.“ „Was Rösler mit liberal meint, können Sie eh in der Pfeife rauchen.“ „Also heißt ‚cool‘ bei ihm, dass Sie Deutschland in der Pfeife rauchen können?“ „Solange Rösler Vizekanzler ist, auf jeden Fall.“ „Leute, jetzt mal mehr Stoff!“ „Um Deutschland in der Pfeife…“ „Quatschen Sie nicht, ich will Ergebnisse sehen. Wir brauchen ein Wunder!“ „Ja und? das braucht die FDP auch.“ „Sagen Sie mal, der ist doch katholisch – ob man Rösler nicht zum neuen Papst machen könnte?“ „Geht das?“ „Nach Ideologie der Neoliberalen geht alles, wenn man sich nur genug anstrengt.“ „Deshalb ist ja Rösler auch schon seit zehn Jahren Bundeskanzler.“
„Oder beim Versuch, sich neu zu definieren.“ „Ist das auch mit Bungeeseil?“ „Schluss jetzt, ich will das Wort nicht mehr hören!“ „Wir könnten ihn zeigen, wie er eigenhändig einen Armutsbericht zerreißt.“ „Cool wäre es, wenn er ihn vorher lesen würde.“ „Oder als Actionheld.“ „Klasse, welcher der zahlreichen Grabenkämpfe schwebt Ihnen da vor?“ „Finde ich nicht so gut, am Ende gewinnen da doch immer die anderen.“ „Und Brüderle traut sich nicht.“ „Und Niebel wird abserviert.“ „Und Westerwelle…“ „Ergebnisse, verdammt! ich will Ergebnisse sehen!“ „Oder wie er den Mövenpicks wieder die Mehrwertsteuer rauf setzt.“ „Blödsinn! Obwohl, warten Sie mal…“ „Vielleicht Tierheim?“ „Als was?“ „Irgendwas mit Hunden.“ „Mit niedlichen Hunden!“ „Au ja!“ „Das ist doch nicht cool, das ist…“ „Was kann der Mann eigentlich?“ „Schlips tragen, Sprüche klopfen. Und seinen Namen auf Englisch buchstabieren.“ „Und immer noch nicht Bundeskanzler?“ „Das führt uns doch nicht weiter.“ „Er hat eben kein Profil.“ „Meinen Sie?“ „Wenn er Profil hätte, könnte man ihn in den Stall stellen und da isst er dann Bioeier ohne Bio.“ „Oder Schimmellasagne.“ „Mit Schimmel?“ „Vom Schimmel.“ „Er hat aber mit Verbraucherschutz gar nichts zu tun.“ „Stimmt.“ „Ich meine das Ministerium.“ „Mit Wirtschaft hat er doch auch nicht viel am Hut.“ „Sie meinen, die Wirtschaft mit ihm.“ „Die behandeln ihn wie einen Wurmfortsatz, was sollen wir da große zeigen?“ „Ich finde…“ „Jetzt kein falsches Wort, sonst sind Sie gefeuert!“ „… wir könnten doch auch mal etwas Cooles aus der Wirtschaft zeigen.“ „Mit Rösler?“ „Wie soll das denn gehen?“ „Wenn er beispielsweise – ich meine jetzt nur als Beispiel, wenn er da…“ „Spannen Sie uns doch nicht auf die Folter, was soll er denn jetzt machen?“ „Arbeiten.“ „Bitte, was?“ „Arbeiten. Ganz normal für Geld, wie alle anderen.“ „Sind Sie vom wilden Mann gebissen worden?“ „Aber ich…“ „Hallo, Zentrale? Ja, wir können liefern. Wir hätten da etwas mit einem Bungeeseil.“
Satzspiegel