Da ist der Knirps. Er sitzt beim Onkel Dokter,
und alles tut so fröhlich und so nett.
Er traut dem nicht. Im Wartezimmer hockt er,
und da kommt schon der Arzt, ganz klein und fett.
Er spricht so tief, so warm, und tut so harmlos,
dass man, wenn man nur brav sei, Lutscher kriegt.
Wer’s glaubt – und dann ist schon der ganze Arm bloß,
worauf er einen mit der Spritze piekt.
Die Bank ist hart. Da sitzt der Angeklagte.
Die Schlinge zieht sich schon um seinen Hals.
Reicht’s nicht, dass an ihm das Gewissen nagte?
Jetzt zieht der Richter an ihm ebenfalls.
Gesteh, spricht er, es sind ja goldne Brücken!
Gesteh, gesteh! mach uns die Arbeit leicht!
Ach was – er will uns nur ins Kittchen schicken,
indem er etwas Freundlichkeit erschleicht.
Da spricht er, spricht und säuselt, der Minister,
verspricht das Glück dem Säugling wie dem Greis,
lockt Vater, Mutter, Tanten und Geschwister,
es ist ja schließlich Wahlkampf, wie man weiß.
Mehr Freiheit, Licht und Luft! und weg die Steuer!
Das Volk versteht kein Wort, doch es hält fest:
Jawohl – der ist uns allen lieb und teuer!
Der spricht nur Wahres aus, wenn man ihn lässt.
Falls die Moral fehlt: unbekannt verzogen.
Das meiste ist gelogen. Ungelogen.
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