Vollstes Vertrauen

24 04 2013

„Vollstes Vertrauen?“ „Ach du Scheiße!“ „Dann ist sie verloren.“ „Warten wir’s ab. Von der Leyen hat schon jede Menge Mist fabriziert und ist nie darüber gestolpert.“ „Aber vollstes Vertrauen? Hallo!? Das ist so gut wie ein Todesurteil!“

„Also lässt die Merkel das jetzt doch nicht durchgehen.“ „Wieso denn nicht?“ „Ich meine, es ist doch die Kanzlerin.“ „Ja und? Hat die sich je bewegt, wenn irgendwas passiert ist?“ „Aber das hier ist doch innerhalb der deutschen Politik.“ „Jetzt mach doch nicht so eine Welle.“ „Dann hätte sie die Koalition schon zehnmal platzen lassen müssen.“ „Aber das ist doch innerhalb der CDU!“ „Gut, das ist schon fast ein Argument.“ „Wieso fast?“ „Wenn die Merkel jedes profilneurotische Arschloch rauswerfen würde, warum ist dann Schäuble immer noch Minister?“

„Aber hier, vollstes Vertrauen.“ „Vollstes? hat sie nicht…“ „Nein, vollstes.“ „Dann gute Nacht.“ „Meine Güte, die ist doch nicht Wulff.“ „Aber vollstes Vertrauen – vollstes Vertrauen! das hat nicht mal der Papst lange überlebt.“ „Wieso, die hat doch…“ „Glauben Sie der Statistik, 100% der Päpste, der denen die Merkel ihr vollstes Vertrauen ausgesprochen haben, sind zurückgetreten.“ „Sag an!“ „Das ist doch…“ „Und hier, Röttgen. Der ist doch auch inzwischen irgendwo in der Pampa.“ „Der war ja mal Muttis Bester.“ „Auch so eine Planstelle, die die Bundesuschi sich ungern streitig machen lässt.“

„Ich glaube ja nicht, dass das so geplant war.“ „Dann hat von der Leyen das also nicht geplant?“ „Doch, die schon.“ „Aber dann war das ja doch geplant.“ „Wenn die was plant, merkt man meistens eh nicht, dass es geplant war.“ „Aber geplant war das eh nicht.“ „Doch, nur nicht von der Leyen.“ „Wie bitte?“ „Von der von der Leyen.“ „Ach so.“ „Vielleicht ist das ja irgendwie schief gegangen, und dann sollte es so sein, wie es geworden war.“ „Geworden ist.“ „Also wie es wurde?“ „Oder wird.“ „Also so, wie es ist.“ „Das kann aber nicht geplant gewesen sein.“ „Nein, aber das ist so passiert.“ „Das ist aber ein ganz schöner…“ „Wieso schön?“ „Jedenfalls ein Unterschied.“ „Ich meine, hat sie nicht dieses Ding mit der Hartzkarte auch so geplant?“ „Weil das derart in die Hose ging?“ „Dann kann sie es nur geplant haben.“ „Du meinst: dann kann nur sie es geplant haben.“ „Aber was hat die Kanzlerin damit zu tun?“ „Die hat doch den Auftrag gegeben.“ „Kann ich mir nicht vorstellen.“ „Naja, die sagt dann, macht doch, was Ihr wollt.“ „Und Uschi?“ „Macht, was sie will.“ „Was die Kanzlerin will?“ „Nein, was die… ach, egal.“

„Dann kann sie es ja bloß selbst gewollt haben.“ „Finde ich auch.“ „Sonst würde die Kanzlerin doch rapide einen Vertrauensverlust erleiden.“ „Und vor allem an Autorität.“ „Hä!?“ „Na, dieses Ding halt, wo man immer so hat, wenn man…“ „Ich weiß schon, was Autorität bedeutet, aber wie kann man das im Zusammenhang mit der Merkel sehen?“ „Wieso hat die denn jetzt keine Autorität mehr?“ „Und was ist mit der FDP?“ „Keine Tiefschläge, bitte.“ „Ist doch wahr, das ist die…“ „Keine Tiefschläge!“ „Sie muss es gewusst haben, sonst würde doch ihre Personalplanung gar nicht aufgehen.“ „Was ist denn das jetzt schon wieder für eine Verschwörungstheorie?“ „Sie will doch bis 2017 Kanzlerin bleiben.“ „Ja und?“ „Ja und danach?“ „Was weiß ich, vielleicht ist bis dahin de Maizière genauso durch wie Schäuble.“ „Oder die CDU hat mit der SPD fusioniert.“ „Dann schon lieber Schäuble.“

„Und die Frauen?“ „Wie, Frauen?“ „Was ist mit Frauen?“ „Es ging doch um die Quote, oder?“ „Ja und?“ „Die sind doch eh nur vorgeschoben.“ „Aber wenn das im Wahlprogramm…“ „Ruhig, Brauner!“

„Also die Merkel hat es gewusst.“ „Das glaube ich nicht.“ „Kann sie gar nicht, sonst wäre sie ja nicht mehr Kanzlerin.“ „Wieso?“ „So was Unprofessionelles würde sie doch nicht einmal in ihrer Nähe dulden, geschweige denn in ihrem Kabinett.“ „Und Schröder?“ „Verdammt!“ „So kurz vor der Wahl schmeißt man doch keine Ministerin mehr raus.“ „Richtig, und lahme Ente kann die Kanzlerin alleine.“ „Auf jeden Fall hat sie es gewusst, schließlich muss sie ja mal zurücktreten.“ „Sie will also nicht weiter kanzlern?“ „Schon, aber nicht bis zum Ende.“ „Also nach 2017.“ „Oder ab 2015.“ „Sie baut vor?“ „Sie will sich rechtzeitig von einer Frau ablösen lassen, die unerschrocken ihren Weg geht und die Partei im Handstreich in die Gegenwart führt.“ „Aha?“ „Das meint er nicht ernst.“ „Quatsch, ist doch die Bundesuschi.“ „Aber wer soll denn die CDU in die Zukunft führen?“ „Jedenfalls nicht die Merkel, die hatte schon ein paar Jahre Zeit, die CDU wieder ins Mittelalter zu bringen.“

„Ich finde ja, sie lässt sich stürzen.“ „Von der Leyen?“ „Von der Leyen von der Merkel?“ „Nein, von der Leyen.“ „Also doch.“ „Egal, auf jeden Fall will sie eine Nachfolgerin, die die amtierende Kanzlern wegmacht.“ „Damit sie sich in die Opferrolle fügen kann.“ „Wie Kohl.“ „Bloß ohne die historische Größe.“ „Unterschätz nicht Muttis Doppelkinn.“ „Was soll denn das bringen?“ „Denk doch mal weiter. Spätestens 2017 kann auch der letzte Deutsche die Merkel nicht mehr sehen.“ „Und dann kommt Uschi?“ „Genau.“ „Also weiß die Kanzlerin doch etwas davon.“ „Offiziell nicht.“ „Und inoffiziell?“ „Spricht sie schon mal ihr vollstes Vertrauen aus.“

„Ich kriege den Gedanken nicht weg, dass das nur ein Bauernopfer war.“ „Steinbach?“ „Wieso denn Steinbach?“ „Ist die schon zurückgetreten?“ „Ist die jemals zurückgetreten?“ „Die hat höchstens zurückgetreten.“ „À propos, vollstes Vertrauen.“ „Und?“ „Hat mal gerade jemand von der Leyens Dissertation zur Hand?“