Rhapsodie in Grau

5 05 2013

Zuerst bemerkt man es noch nicht.
Man kann die Welt gut leiden.
Schon immer war der Anzug schlicht
und der Geschmack bescheiden.
Dann aber hört man hin: Radau,
vom Wohlklang doch recht mager.
Man schätzt im Gegenteil genau
vielmehr die alten Schlager.
    Das ist der Lauf, die Dinge gehn,
    man wird auch nur im Wege stehn,
    wenn anderswo das Leben prallt.
    So langsam wird man alt.

Danach betrachtet man die Welt.
Die Jugend? sie ist reichlich
konfus. So auf sich selbst gestellt
scheint sie vor allem weichlich.
Es mangelt ihr an Sachverstand,
es mangelt ihr an Härte,
an Opfermut fürs Vaterland.
Und was ihr fehlt, sind Bärte.
    Das merkt nicht voller Tatendrang,
    was wurst ist und was von Belang.
    Man regt sich auf, die Faust geballt.
    So langsam wird man alt.

Zuletzt sieht man aus Zufall – sie.
Das Herz, es schlug so bange,
doch hat man sich getraut? Ach, nie.
Wie ist das her so lange,
wie ziehen alle Jahre hin,
und wie wird das erkalten,
was aus den Augen, aus dem Sinn…
Sie ist jetzt voller Falten.
    Jetzt ist es aus. Weg ist das Glück,
    das bringt Erinn’rung nicht zurück.
    Sieh sie nur an. So bist Du bald.
    Und damit ist man alt.